Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

HAROW-Studie: Neue Erkenntnisse zur Behandlung des lokal begrenzen Prostatakarzinoms

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    HAROW-Studie: Neue Erkenntnisse zur Behandlung des lokal begrenzen Prostatakarzinoms

    Tun Sie was für Ihre Söhne!

    Die HAROW-Studie der gemeinnützigen Stiftung Männergesundheit wird in den nächsten Jahren die Versorgungssituation von 5.000 Patienten mit einem neu diagnostizierten, lokal begrenzten Prostatakarzinom ermitteln. Neben der Tumorcharakteristik, dem Krankheitsverlauf, der Arzt-Patient-Beziehung und den gesundheitsökonomischen Faktoren steht vor allem der Patient, seine Lebensqualität und sein Krankheitserleben im Mittelpunkt. Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. (BPS) ist Partner der Studie.
    Für die begleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur HAROW-Studie bitten wie Sie als Patienten und Angehörige um Ihre Unterstützung!
    Die Stiftung Männergesundheit möchte Öffentlichkeit und Medien von der Notwendigkeit und den Vorzügen einer Versorgungsstudie zum Prostatakarzinom überzeugen. Deshalb bitten wir Sie um Zusendung eines oder mehrerer kurzer Statements z.B. zu folgenden Fragen:
    • Warum halten Sie die wissenschaftliche Untersuchung alternativer Behandlungsstrategien beim Prostatakarzinom für notwendig?
    • Weshalb sollten Überwachungsstrategien verstärkt im Behandlungsspektrum beim Prostatakarzinom berücksichtigt werden?
    • Warum kann aus Ihrer Sicht die HAROW-Studie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Prostatakrebspatienten leisten?
    • Wie kann medizinische Forschung helfen, Urologen mehr Sicherheit bei der individuellen Beratung und Behandlung ihrer Patienten zu geben?
    Wir freuen uns auf die Zusendung
    • Ihres Zitates (Länge max. 200 Buchstaben)
    • Ihres Vornamens sowie Ihres Wohnorts (wenn Sie möchten)
    • eines Porträtfotos (wenn Sie möchten)
    Bitte schicken Sie Ihr Zitat an: harow@stiftung-maennergesundheit.de.

    Durch die Zusendung Ihres Zitates erklären Sie sich mit dessen nichtkommerzieller Nutzung im Rahmen der HAROW-Studie (z.B. im Internet) einverstanden.

    Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

    __________________

    Stiftung Männergesundheit

    E-Mail harow@stiftung-maennergesundheit.de
    Internet www.stiftung-maennergesundheit.de
    Internet www.harow.de
    Mit freundlichen Grüßen
    Stiftung Männergesundheit

    E-Mail harow@stiftung-maennergesundheit.de
    Internet www.stiftung-maennergesundheit.de
    Internet www.harow.de

    #2
    Wiederholung

    Hallo, auch durch Wiederholung wird der obige Text nicht besser. Nach wie vor verunsichert er eher. Bislang hat es aber hierzu auch noch keine dringend notwendige zusätzliche Erläuterungen gegeben. Wer fühlt sich denn von dem oben Geschriebenen als PCa-Betroffener eigentlich angesprochen?

    "Alles, was uns veraltet vorkommt, war einmal neu"
    (Tacitus, römischer Historiker und Senator)

    Gruß Hutschi

    Kommentar


      #3
      Hallo Harald,

      es kommt besser, bald. Ein Mitarbeiter der Studie wird in Kürze hier in dieser Rubrik informieren und Stellung nehmen.

      Gruß
      Günter

      Kommentar


        #4
        Lieber Herr Feick,
        sehr geehrte Mitglieder des BPS,

        ich habe Ihnen beim Prostatakrebsgespräch in Magdeburg versprochen, auf die o.a. Fragen zu antworten:

        1) jede Behandlung/ Behandlungsstrategie muss exakt (=nach wissenschaftlichen Kriterien) bewertet werden, wenn man beurteilen will, in welchen Fällen sie geeignet ist und wann eine Anwendung notwendig oder zumindest vertretbar ist.

        2) Ein Teil der Männern mit Prostatakarzinom braucht keine Behandlung, zumindest über viele Jahre nicht, weil das Prostatakarzinom in manchen Fällen sehr langsam wächst. Es gibt aber keine Untersuchung, mit der man verläßlich für alle Zeit feststellen kann, wer nie behandelt werden muss. Erst eine Überwachungsstrategie, eine regelmäßige Folge von Nachuntersuchungen, ermittelt immer wieder neu, ob auf eine Behandlung weiter verzichtet werden kann. Eine geeignete Überwachungsstrategie macht einen Verzicht auf Behandlung sicher und verschlechtert nicht die Prognose der Erkrankung.

        3) Die HAROW Studie erfasst die Lebensqualität von Patienten unter verschiedenen Behandlungsformen und in verschiedenen (anonymisierten) Behandlungseinrichtungen, z.B. nicht ausschließlich universitären Einrichtungen. Diese Daten bilden dann eine Grundlage für ein Verbessern der Lebensqualität bei Männern mit Prostatakarzinom.

        4) Derzeit werden über 70% der Patienten mit neu diagnostiziertem Prostatakarzinom radikalisiert (operiert). Die Entscheidung erfolgt automatisch, weitgehend unabhängig von der Bösartigkeit des Tumors. Eine individuelle Beratung über in Frage kommenden Behandlungen/ Behandlungsstrategien ist nicht die Regel. Die HAROW-Studie soll dem Urologen Sicherheit bei der individuellen Beratung geben. Die Entscheidung für eine Therapie soll in höherem Maße die Biologie/Aggressivität des Tumors berücksichtigen. Wenn aggresive Tumortanteile nicht nachgewiesen sind, können weniger invasive Behandlungsverfahren oder Überwachungsstrategien geeignet sein. Das Interesse des Patienten ist stärker zu berücksichtigen.

        Herzliche Grüße,
        Dr. Schnell, München, Berlin

        Kommentar


          #5
          Da wäre ich nicht drauf gekommen

          Hallo, Dr. Schnell, Sie haben die vorgegebene Länge von 200 Buchstaben ohne nachzählen zu müssen weit überschritten. Zudem kann ich absolut nicht erkennen, was nun die Dateneinsammler der Harow-Studie mit Ihrer wohl bewusst braven Einschätzung anfangen sollen. Beifallklatscher lassen sich so nicht auf die Barrikaden locken und von Ja-Sagern andererseits gibt es auch schon genug. Trotzdem Dank dafür, dass Sie Ihr Versprechen eingelöst haben.

          Streitende sollten wissen, dass nie einer ganz recht hat und der andere ganz unrecht"
          (Kurt Tucholsky, deutscher Schriftsteller)

          Gruß Hutschi

          Kommentar


            #6
            Zitat von Schnell Beitrag anzeigen

            ...
            4) Derzeit werden über 70% der Patienten mit neu diagnostiziertem Prostatakarzinom radikalisiert (operiert). Die Entscheidung erfolgt automatisch, weitgehend unabhängig von der Bösartigkeit des Tumors. Eine individuelle Beratung über in Frage kommenden Behandlungen/ Behandlungsstrategien ist nicht die Regel...
            Danke, lieber Dr. Schnell, für diese Aussage, die einer Reihe von Mitstreitern hier in diesem Forum "aus der Seele spricht".

            Wenn unsereins aber so etwas anprangert, gibt es hier im Forum eine andere Fraktion, die dann - aus welchen Gründen auch immer - Partei für eben diese Ärzte ergreift und die Kritiker als pauschale Ärzteverunglimpfer beschimpft.


            @ Hutschi: Ich verstehe nicht so ganz, wieso Du die beiden Beiträge von Dr. Schnell, die ich beide sehr hilfreich finde, eher negativ bewertest!?


            Schorschel

            Kommentar


              #7
              Sehr geehrter Herr Dr. Schnell,

              es freut mich, dass Sie auf interessierende Fragen eingehen.

              Meine Frage lautet, ob Ihnen bekannt ist, dass Prof. Böcking aus Düsseldorf bereit sein soll, im Rahmen der HAROW-Studie, vorhandene Stanzbiopsien der zu beobachtenden Patienten mit dem Verfahren der DNA-Zytometrie auf die Ploidie der Krebszellen zu untersuchen?

              Dieses eröffnet beispielsweise die Möglichkeit im niedrigmalignen Bereich, wo der Gleason Score wegen seiner Einschränkungen per Definition keine Aussagen liefert und liefern darf, Patienten bei einem Active Surveillance zusätzliche Diagnostik und damit Sicherheit an die Hand zu geben.

              Das Verfahren ist äußerst preiswert und wird seit Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

              Sollte man diese Möglichkeit nicht interessierten Ärzten und Patienten parallel anbieten? Immerhin sammeln die Organisatoren der Studie Adressen von 5.000 Patienten.

              Mit freundlichen Grüßen

              Wolfgang aus Berlin
              Zuletzt geändert von Wolfgang aus Berlin; 05.06.2008, 15:48. Grund: Ergänzung
              http://www.myprostate.eu/?req=user&id=102

              Kommentar


                #8
                Negative Bewertung ?

                Hallo, Schorschel, so negativ ist das doch nicht:



                Der Schnell hat sich an zwei das gleiche Thema betreffende Fronten zu Wort gemeldet. Inzwischen habe ich aber auch erkannt, dass man mit Dr. Schnell wohl zukünftig rechnen kann, wenn es um fürsorgliche Behandlung von Patienten geht.

                "Die Herrlichkeit der Welt entspricht der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet"
                (Heine)

                Gruß Hutschi

                Kommentar


                  #9
                  Warum keine DNA-Zytometrie? Warum keine Prostata-Cytologie (Feinnadel)?

                  Der wissenschaftliche Beirat der HAROW-Studie hat aus mehreren Gründen entschieden, die Feinnadel-Aspirationscytologie der Prostata mit anschließender DNA-Zytometrie in der Studie nicht als Untersuchungsverfahren zur Diagnose und Überwachung eines Prostatakarzinoms aufzunehmen:

                  Guidelines und Leitlinien zur Primärdiagnostik des Prostatakarzinoms schreiben vor, dass nur aus einem histologischen Präparat (Stanzbiopsie, Resektionsspan oder Drüse selbst) die Diagnose eines Prostatakarzinoms gestellt werden kann. Das Ergebnis einer zytologischen Untersuchung, Untersuchungen im Urin oder Blut werden als Hinweis auf eine Krebserkrankung oder als Ergänzung bei der Beurteilung, nicht aber als Nachweis eines Prostatakarzinoms anerkannt.
                  Die DNA-Zytometrie wird von einigen Autoren als geeignetes, in bestimmten Fällen vielleicht überlegenes Untersuchungsverfahren zur Malignitätsbeurteilung des Tumors angesehen, aber nur von wenigen seriös beherrscht. Eine in ganz Deutschland angebotene Studie muss sich auf Verfahren stützen, die überall verfügbar sind.

                  Ob Stanze oder Feinnadel, die Nadel kann nicht jedes Areal der Prostata erreichen. Selbst bei vollständiger Entfernung der Prostata können nur Scheiben aus der Drüse (sog. Schnitte) untersucht werden. Eine 100%ige Untersuchung jedes kleinsten Drüsenanteils und damit jedes Karzinomanteils ist mit keinem Verfahren möglich. Ziel der Stanzbiopsie und der Wiederholungsbiopsie ist es, eine hinreichend große Übereinstimmung zwischen der Einschätzung des Tumors (aus dem Ergebnis der Biopsie) und dem tatsächlichen späteren Verlauf zu erzielen. Die Stanzbiopsie ist dazu geeignet. (Dr. Schnell)

                  Mit freundlichen Grüßen
                  Mit freundlichen Grüßen
                  Stiftung Männergesundheit

                  E-Mail harow@stiftung-maennergesundheit.de
                  Internet www.stiftung-maennergesundheit.de
                  Internet www.harow.de

                  Kommentar


                    #10
                    Warum keine DNA-Zytometrie?

                    Die AutorInnen der Studie haben ihre Entscheidung getroffen, wie sie diese durchführen wollen. Ich habe aber meine Probleme mit folgender Aussage:

                    "Ziel der Stanzbiopsie und der Wiederholungsbiopsie ist es, eine hinreichend große Übereinstimmung zwischen der Einschätzung des Tumors (aus dem Ergebnis der Biopsie) und dem tatsächlichen späteren Verlauf zu erzielen. Die Stanzbiopsie ist dazu geeignet. (Dr. Schnell)."

                    Wenn ich diesen Text richtig verstehe, so besagt er, dass Biopsie und Re-Biopsie das passende Medium für eine Verlaufskontrolle sind. Da für eine Re-Biopsie die Prostata natürlich noch vorhanden sein muss, ist die indirekte Aussage also, dass eine sofortige Operation - die ja bei vielen (vielleicht den meisten) Urologen noch als "Goldstandard gilt - nicht das Maß aller Dinge ist. Gut so!
                    Im konkreten Fall (d.h. meinem) ist die Frage allerdings, was die Wiederholungsbiopsie denn aufzeigen sollte? Eine DNA-Zytometrie an den Stanzen meiner Erst-Biopsie hat nämlich ergeben, dass ich eine diploide Zellkernverteilung habe, also eine von Prof. Hacketal einst als "Haustierkrebs" bezeichnete Variante. Der Gleason-Score hat dies aber nicht gezeigt; er war 3:3 (bzw. 4:3 in der Zweitbeurteilung).
                    Ich weiß natürlich, dass ein Einzelfall nicht die ganze Statistik beeinflussen kann und soll, aber ist mein Ergebnis wirklich so eine Ausnahme? Die bisherige Diskussion im Forum scheint dem nicht zu entsprechen.
                    Ruggero1

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Stiftung Männergesundheit Beitrag anzeigen

                      ...Die DNA-Zytometrie wird von einigen Autoren als geeignetes, in bestimmten Fällen vielleicht überlegenes Untersuchungsverfahren zur Malignitätsbeurteilung des Tumors angesehen, aber nur von wenigen seriös beherrscht. Eine in ganz Deutschland angebotene Studie muss sich auf Verfahren stützen, die überall verfügbar sind...


                      Hallo Herr Dr. Schnell!

                      Ein paar Fragen:
                      1. Was unternimmt die einschlägige Fachwelt, um diesen unhaltbaren Zustand zu verändern?
                      2. Was wird unternommen, von BPS bis DGU, damit das schonende FNAB-Verfahren von ausreichend vielen Urologen beherrscht wird?
                      3. Welche sachlich-wissenschaftlichen Gründe gibt es, dass die FNAB nicht als primärdiagnostisch relevantes Verfahren zur Malignitätsdiagnose anerkannt wird? Spielt da u.U. die Vergütungshöhe der Kassen eine Rolle?
                      4. Wie stehen Sie zum Angebot von Prof. Böcking (siehe Beitrag von Wolfgang)?
                      5. Würden Sie bei sich selbst als Betroffenem wirklich am laufenden Band Biopsie und Re-Biopsie zur Verlaufskontrolle machen lassen?
                      Schon jetzt danke für Ihre Antworten und Grüße aus Wiesbaden

                      Schorschel

                      Kommentar


                        #12
                        DNA-Bildzytometrie aus Stanzbiopsien

                        Sehr geehrter Dr. Schnell,

                        meine Frage, ob in der HAROW-Studie zusätzlich die DNA-Bildzytometrie zur Bestimmung der Ploidie als reprodizierbarer Marker für die Malignität eingesetzt werden könnte, bezog sich nur auf Diagnostik aus bereits vorhandenen Stanzbiopsien.

                        Wenn immer wieder von einigen Forumsfreunden die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) ins Spiel gebracht wird, führt dies an der Realität vorbei. Die FNAB kann nicht Diagnoseinstrument einer bundesweiten Studie sein. Da stimme ich Ihnen völlig zu.

                        Andererseits ist die Bestimmung der Ploidie in vielen Instituten möglich, wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt und kostet nur ein paar Euro.

                        Eine vorausschauende Diagnostik scheint leider nicht weit verbreitet, denn sonst würden Urologen die Anweisung zum Versenden von ein paar Stanzen und Ausfüllen einer Überweisung routinemäßig mitmachen.

                        Wenn die Gmünder Ersatzkasse, mit immerhin 1,5 Millionen Versicherten, mehrere umfangreiche Broschüren zu diesem Thema aufgelegt hat und die DNA-Zytometrie empfiehlt, kommen mir meine Überlegungen gar nicht außergewöhnlich vor.

                        Das Schöne am ärztlichen Beruf ist, dass er so frei in der Anwendung von Methoden ist.

                        Aber es ist ja noch nicht aller Tage abend und die Stiftung Männergesundheit kann den beteiligten Ärzten dies zur Kenntnis geben oder für eine spätere Studie anwenden.

                        Selbstverständlich ist mir bekannt, dass es andere Marker gibt, die wahrscheinlich Ähnliches leisten. Diese sind aber nicht seit 20 Jahren etabliert, weltweit anerkannt und werden nicht von den Krankenkassen übernommen.

                        Es ist mir auch klar, dass nun eine zufällige Studie nicht gleich alle Probleme auf einmal lösen kann. Das haben hunderte Studien seit Jahrzehnten auch nicht getan. Insofern erwarte ich auch keine Antwort auf diesen Beitrag.

                        Eitelkeiten, Missgunst und Konkurenzdenken zwischen wissenschaftlichen Persönlichkeiten, Unwissenheit und wirtschaftliche Interessen lasse ich bei meinen Überlegungen an dieser Stelle mal außen vor.

                        Mit freundlichen Grüßen
                        Wolfgang aus Berlin
                        http://www.myprostate.eu/?req=user&id=102

                        Kommentar


                          #13
                          Frage von ruggero1: Warum keine DNA-Zytometrie?

                          Sehr geehrter ruggero1,

                          nachfolgend übermittle ich Ihnen die Antwort von Herrn Dr. Schnell auf Ihre Frage:

                          Sehr geehrter ruggero 1,

                          ich beantworte Ihnen die Fragen,

                          - welche Kriterien sind für die Einschätzung geeignet, dass eine Behandlung bis auf weiteres, zumindest für lange Zeit, vielleicht für immer zurückgestellt werden kann und
                          - warum die DNA Zytometrie vom wissenschaftlichen Beirat der Studie HAROW nicht als Vorhersageparameter genutzt wird.

                          Ich möchte auch auf Ihren persönlichen, an uns übermittelten Befund eingehen.

                          Die Einschätzung, ob eine Behandlung bis auf weiteres oder für lange Zeit zurückgestellt werden kann, wird getroffen aus den Ergebnissen einer Eingangsuntersuchung und dann - ganz wichtig - wird sie abgesichert (bzw. rechtzeitig beendet) durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen im Rahmen einer Überwachungsstrategie, wie z.B. Active Surveillance. Es gibt nämlich keine Einzeluntersuchung, aus der für alle Zeit mit ausreichender Sicherheit eine Prognoseeinschätzung möglich wäre.

                          Der wissenschaftliche Beirat der Studie HAROW empfiehlt den PRIAS-Kriterien zu folgen, wenn Patienten eine Behandlung bis auf weiteres oder für lange Zeit, vielleicht für immer zurückstellen und einer Überwaschungsstrategie folgen wollen. PRIAS steht für Prostate Cancer Research International: Active Surveillance und ist der Name einer europäischen Studie, die die Behandlungsstrategie Active Surveillance untersucht.

                          Bei folgenden Eingangskriterien gelten Sie als geeignet für eine Überwachungsstrategie: organbegrenzter Tastbefund (max. T2), PSA max. 10 ng/ml, PSA-Dichte max. 0,2 ng/ml/ml, Gleason max. 3+3, höchsten 2 von 8-12 Zylindern (abhängig vom Prostatavolumen) dürfen tumorbefallen sein. Kontrolluntersuchungen finden in den ersten beiden Jahren vierteljährlich, dann halbjährlich statt. Sie umfassen regelmäßig ein Erfassen des Tastbefundes und der PSA-Verdopplungszeit (PSA DT). Nach 1, nach 4, 7 und 10 Jahren ist auch eine Re-Biopsie mit nachfolgender Bestimmung des Gleason Score vorgesehen.

                          Die Überwachungsstrategie Active Surveillance ist in Deutschland nicht etabliert und wird teilweise von Skepsis begleitet. Sie steht im Gegensatz zu der bisher üblichen Intention einer sehr frühen und sehr umfassenden invasiven Behandlung. In dieser Situation ist es vernünftig, nur solche Parameter als Grundlage für Entscheidungen zu wählen, die von Fachgesellschaften und in Leitlinien/guidelines empfohlen sind.
                          Feinnadelaspiration und DNA Zytometrie mögen in der Hand einiger Untersucher ein gut geeigneter Vorhersageparameter sein. Sie ersetzten aber die Stanzbiopsie nicht, das Verfahren steht nur begrenzt zur Verfügung und ist von Fachgesellschaften und in Leitlinien nicht ausreichend anerkannt. Der wissenschaftliche Beirat der Studie HAROW empfiehlt daher, den o.a. PRIAS-Kriterien zu folgen. Die DNA-Zytometrie gehört nicht dazu.

                          Mit einem Gleason Score von 3+3 wären Sie für eine Überwachungsstrategie Active Surveillance nach PRIAS Kriterien geeignet (wenn zugleich die anderen o.a. Parameter zu treffen). Befundet ein Referenzpathologe die gleiche Biopsie als 4+3, wären Sie nach PRIAS Kriterien für eine Überwachungsstrategie nicht geeignet. Wir würden Ihnen eine Behandlung, z.B. eine Bestrahlung oder eine Operation empfehlen.

                          Mit freundlichem Gruß
                          Schnell
                          Mit freundlichen Grüßen
                          Stiftung Männergesundheit

                          E-Mail harow@stiftung-maennergesundheit.de
                          Internet www.stiftung-maennergesundheit.de
                          Internet www.harow.de

                          Kommentar


                            #14
                            Fragen von Wolfgang und Schorschel an Dr. Schnell

                            Sehr geehrter Wolfgang,
                            sehr geehrter Schorschel.

                            nachfolgend übermittle ich Ihnen die Antwort von Herrn Dr. Schnell auf Ihre Fragen:

                            Lieber Wolfgang,
                            sehr geehrter Schorschel,

                            ich möchte auf Ihre Fragen gemeinsam antworten:

                            Es ist den Urologen, die HAROW geplant haben, nicht bewusst gewesen, mit welchem Eifer die Feinnadel-Saugbiopsie (FNAC, FNAB) gegenüber der Stanzbiopsie favorisiert wird. Wir sind überrascht. Fachlich können die damit zusammenhängenden Fragen am besten von einem Pathologen/Zytologen beurteilt werden.

                            Hier die Antwort aus urologischer Sicht:
                            Bis Ende der 80er Jahre ist die Stanzbiopsie von verhältnismäßig vielen Urologen regelmäßig zusammen mit einer Feinnadelsaugbiopsie gemacht worden. Die Saugnadel ist wesentlich dünner, durch die notwendige fächerförmige Aspiration ist das Verfahren aber kaum schonender. Anfang der 90er Jahre hat dann Prof. Huland die in den USA entwickelte Sextantenbiopsie in Deutschland eingeführt und auch die Vorteile einer pathohistologischen Beurteilung nach Gleason dargelegt. Inzwischen sind sowohl die Mehrfach-Biopsie als auch die Beurteilung nach dem Gleason-Score verfeinert und etabliert. Es liegen evidenzbasierte Daten vor, aus denen Einschätzungen zur Prognose und Therapieentscheidungen getroffen werden können. Hier ist die Zytologie zumindest in der breiten Anwendung unterlegen. Wäre die Zytologie zum Tumornachweis gemäß Leitlinie geeignet, würde sie von Urologen häufiger durchgeführt. Finanzielle Interessen weise ich als Motiv zurück. Die Dicke der Nadel spielt bei der Rechnungsstellung keine Rolle.

                            Aus urologischer Sicht wird eine Fehlentwicklung nicht in der Frage Stanznadel/Feinnadel gesehen, sondern vor allem in blinden "Sättigungs-" oder x-fach-Biopsien und den zu häufigen Wiederholungen (z.T. 3 Biopsien pro Jahr), angefeuert aus Sorge vor einem heimtückischen Krankheitsverlauf. Wir möchten den Patienten Argumente für mehr Gelassenheit geben bei langsam steigendem PSA oder auch einzelnen PSA-Ausreißern. Technisch sollte das zukünftige Interesse am ehesten einer verfeinerten Bildgebung gelten (z.B. Magnetspektroskopie?), die tumorverdächtige und unverdächtige Areale identifiziert und dann mit einer einzigen gezielten Biopsie (target biopsy) den Tumor bzw. gutartiges Gewebe nachweist. Ein vollständiger Verzicht auf die histologische Sicherung wird erst in ferner Zukunft möglich sein.

                            Der Beobachtungsarm Active Surveillance in HAROW fordert keine Biopsien am laufenden Band, sondern nach 1, nach 4, nach 7 und nach 10 Jahren. Ich kann nicht ausschließen, dass z.B. bei einem Verkürzen der PSA-DT (PSA-Verdopplungszeit) ein behandelnder Arzt die Notwendigkeit für eine zusätzliche Biopsie sieht und seinen Patienten entsprechend berät. Es ist aber ausdrücklich in das Studienprotokoll aufgenommen, dass mehr als 1 Biopsie pro Jahr unbedingt vermieden werden soll. Ein einziger suspekter PSA-DT Wert begründet keine Wiederholung der Biopsie. HAROW wird dazu eine Beratungsmöglichkeit (online und telefonisch) für die Ärzte einrichten.

                            Mit freundlichem Gruß
                            Dr. Schnell
                            Mit freundlichen Grüßen
                            Stiftung Männergesundheit

                            E-Mail harow@stiftung-maennergesundheit.de
                            Internet www.stiftung-maennergesundheit.de
                            Internet www.harow.de

                            Kommentar


                              #15
                              Sehr geehrter Herr Dr. Schnell
                              Zitat von Stiftung Männergesundheit Beitrag anzeigen
                              Es ist den Urologen, die HAROW geplant haben, nicht bewusst gewesen, mit welchem Eifer die Feinnadel-Saugbiopsie (FNAC, FNAB) gegenüber der Stanzbiopsie favorisiert wird. Wir sind überrascht. Fachlich können die damit zusammenhängenden Fragen am besten von einem Pathologen/Zytologen beurteilt werden.
                              Wenn es schon so ist, dass FNAC, FNAB die von Patienten zwar als sanfter, nebenwirkunsärmer empfunden werden und nachweislich weniger entzündliche Komplikationen hervorrufen, aber zur Erstdiagnostik weniger geeignet sind als die Stanzbiopsie, dann können doch in einer so groß angelegten Studie nicht einfach Aussagen von wichtigen Internationalen Forschern übergangen werden, die einen Beitrag leisten wollen AS und WW zu erleichtern.
                              Aus einer Übersetzung des amerikanischen Zyto-Pathologen Dr. Koss


                              Aus Studien der langfristigen Ergebnisse von konservativer Behandlung des lokalisierten PK wird geschlossen, dass ein Gleason-Score von 2 bis 4 prognostisch sehr gut zu bewerten ist. Der Gleason-Score ist allerdings ein höchst subjektiver Maßstab, der auf der Wahrnehmung von Gewebemustern durch den Pathologen basiert. Ein viel objektiverer Maßstab ist der DNA-Gehalt oder die Ploidie von Krebszellen.
                              Tumoren mit normalen, fast normalen oder diploidem DNA-Gehalt sind weniger aggressiv, und es ist weniger wahrscheinlich, dass sie die Prostata verlassen werden, als nicht-diploide (aneuploide) Tumoren. Wie von Lorenzato et al. kürzlich vorgeschlagen, können Therapieentscheidungen, die vom Ausmaß des PK abhängen (organbegrenzte T1 T2 oder nicht mehr organbegrenzte T3 T4 Stadien) durch eine DNA-Analyse des Tumors unterstützt werden. Dadurch kann möglicherweise die Rate unnötiger RPE`s mit ihren ungünstigen Begleiterscheinungen wie Inkontinenz und Impotenz reduziert werden. So waren z.B. bei Patienten mit einem PSA-Wert von 10 ng/ml oder weniger 96% der T1 T2 Tumoren diploid. Vielleicht könnte man bei den Gewebeproben der Patienten der Studie noch nachträglich eine DNA-Analyse durchführen, um zu überprüfen, ob die Langzeit-Überlebenden diploide Tumoren hatten.
                              Wenn dann ein renomierter Cytopathologe aus dem eigenen Land zu diesem Thema und damit zur HAROW-Studie schreibt,
                              Derzeit bieten in Deutschland etwa 40 Institute die diagnostische DNA-Bildzytometrie an (siehe www.sanfte-krebsdiagnostik.de), welche sowohl in der neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) als auch dem aktuellen einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) als abrechenbare Leistung aufgeführt ist. Die Methode ist mit vier Consensus Reports der "European Society for Analytical Cellular Pathology" (ESACP, heute ISCO) international standardisiert. Die "International Society for Cellular Oncology" (ISCO) hat derzeit unter Leitung von Privatdozent Dr. Gunter Haroske, Dresden, eine Kommission eingesetzt (der ich angehöre), welche sich weiterhin um die Standardisierung dieses diagnostischen Verfahrens kümmert.

                              Mehrere namhafte Institute für Pathologie in Deutschland, die über reichlich durch Publikationen belegte Erfahrung mit der diagnostischen DNA-Bildzytometrie verfügen, stehen bereit, für die vergleichsweise wenigen Fälle aus der HAROW-Studie eine DNA-Bildzytometrie nach enzymatischer Zellvereinzelung aus Prostata-Stanzbiopsien durchzuführen (z. B. PD Dr. Gunter Haroske, Dresden; Prof. Dr. Bollmann, Bonn; Dr. Oellig, Mülheim; PD Dr. Motherby, Frankfurt; Prof. Böcking, Düsseldorf u. a.).

                              Es kann doch nicht angehen, ein wissenschaftlich und biologisch begründetes, prognostisch valides, in der deutschen Gebührenordnung abgebildetes diagnostisches Routineverfahren ausgerechnet aus einer Studie mit wissenschaftlichem Anspruch mit dem unbewiesenen Argument auszuschließen, dass die Methode von noch nicht genügend Pathologen beherrscht würde. Es sollte doch gerade das Ziel eines solchen Projektes sein, hoffnungsvolle neue diagnostische Methoden auf ihre Validität hin zu überprüfen und nicht alte, als problematisch erkannte Verfahren, wie die subjektive Gleason-Gradierung, zu perpetuieren.
                              sollten Sie, verehrter Herr Dr. Schnell und die verantwortlichen der Studie nicht verwundert sein, dass Betroffene den Sinn der Studie hinterfragen. Bislang sehe ich in Ihren Antworten noch keine befriedigende Erklärung für aufgeklärte, in Selbsthilfegruppen organisierte Patienten.

                              Wir brauchen die Selbsthilfe dieses Forums um aufschreien zu können, damit in der Forschung mehr geschieht. Wenn sich das schon mal in Unmut äußert, wird damit nur zum Ausdruck gebracht, dass viele schon zu lange auf einen therapeutischen Durchbruch warten und sich von solchen Studien wie dieser, eben diesen Durchbruch erhoffen, selbst wenn die HAROW-Studie es nicht leisten kann.

                              Herzliche Grüße, Heribert

                              Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
                              myProstate.eu
                              Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
                              Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



                              (Luciano de Crescenzo)

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X