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Positionspapier zum Thema Chemotherapie bei Pca

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    Positionspapier zum Thema Chemotherapie bei Pca

    Professor Martin Schostak hat mich heute früh darüber informiert, dass im vergangenen Monat ein Positionspapier zum Thema Chemotherapie bei Pca erschienen ist. Es versteht sich als Orientierungshilfe im Alltag. Die Genehmigung zur Einstellung in das Forum hat Prof. Schostak schriftlich zum Ausdruck gebracht.

    Hier - kann man es lesen.

    Prof. Schostak geht übrigens davon aus, dass Andi (LowRoad) ausführlich von der "Stampede"-Studie berichten wird, die ein weiteres Mal nach der Chaarted-Publikation im letzten Jahr zeigt, dass eine frühe Chemo bei Hochrisikopatienten im metastasierten, hormonnaiven Stadium einen massiven Überlebensvorteil (17 Monate!) bedeutet. Prof. Schostak ist sich sicher, dass diese beiden Paper die Leitlinien auf der ganzen Welt in der Weise beeinflussen, dass ab jetzt eigentlich drin stehen muss, dass Hochrisikopatienten eine primäre Chemo bekommen sollen. Was das für die deutsche Versorgungslandschaft bedeutet, kann man sich ja in Ruhe ausrechnen...

    Lieber Andi,

    auf Deinen Bericht von der ASCO freue ich mich schon.

    Über Meinungen hierzu würde nicht nur ich mich freuen.

    "Das Leben ist ein Leihwagen, den man irgendwann wieder abgeben muss"
    (Peter Ustinov)

    Gruß Harald

    #2
    Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
    ...
    Prof. Schostak geht übrigens davon aus, dass Andi (LowRoad) ausführlich von der "Stampede"-Studie berichten wird,...

    Danke Harald,

    dass du den Kontakt zu Prof Schostak aufrecht erhältst, das ist für die Betroffenen sicher von großem Interesse.

    Zu den neuen Daten der STAMPEDE Studie hatte ich ja schon in einem anderen Thread angefangen zu berichten. Mittlerweile gibt es einige Detailinformationen dazu, sowie eine Ergänzung durch die Daten der RTOG0521 so dass ich auch schon überlegt hatte es noch etwas weiter zu vertiefen. Auch gibt es einen Bericht einer neuen Französischen Studie (GETUG12), die wieder gegenteilige Ergebnisse generiert hat. Das könnte man alles sehr nett und interessant verbinden, aber wer interessiert sich dafür? Ist es nicht wichtiger, ob in Bad Wildungen oder Buxtehude der Nachtisch besser schmeckt?
    Who'll survive and who will die?
    Up to Kriegsglück to decide

    Kommentar


      #3
      Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
      , aber wer interessiert sich dafür? Ist es nicht wichtiger, ob in Bad Wildungen oder Buxtehude der Nachtisch besser schmeckt?
      Oder wo "Man(n)" sich am Besten aufgehoben fühlt......, die Therapieoption selbst spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

      Gruss Helmut

      Kommentar


        #4
        Zitat von LowRoad
        Das könnte man alles sehr nett und interessant verbinden, aber wer interessiert sich dafür? Ist es nicht wichtiger, ob in Bad Wildungen oder Buxtehude der Nachtisch besser schmeckt?

        Pulvis et umbra sumus.
        Lieber Andi,

        Deinen gelegentlichen Frust kann ich durchaus nachempfinden. Martin Schostak würde sich sicher sehr darüber freuen, wenn Du das alles zusammen schön verpackt in diesem Forum präsentieren würdest. Er wäre danach auch gern bereit, zusätzlich von der diesjährigen ASCO zu berichten, um Deinen Bericht gegebenenfalls zu ergänzen. Bei mir wurde in Anspielung auf den von Dir zitierten Nachtisch auch mal nachgekart, dass es nicht interessieren würde, wann und wo in China ein Reissack umgefallen sei. Solche geistigen Tiefflieger gibt es immer mal wieder. Bitte, vergiss aber nicht, dass es auch eine schweigende Forumsklientel gibt, die sehr wohl interessiert ist und Deine Berichte begeistert aufsaugt. Auch Google sorgt dafür, dass Deine überwiegend wertvollen und lehrreichen Beiträge einer noch größeren Lesergemeinde zugänglich gemacht werden. Und Google sorgt indirekt sogar für Werbung für dieses fast konkurrenzlose Forum zum Thema Prostatakrebs und alles, was damit zusammenhängt.

        Für das Forum, lieber Andi, sind Deine Beiträge unverzichtbar.

        "Wenn ich meinen Leuten die Liebe zur Seefahrt mitteile, und so ein jeder den Drang dazu in sich verspürt, weil ihn ein Gewicht im Herzen zum Meere zieht, so wirst du bald sehen, wie sie sich verschiedene Tätigkeiten suchen, die ihren tausend besonderen Eigenschaften entsprechen. Der eine wird Segel weben, der andere im Walde den Baum mit dem Blitzstrahl seiner Axt fällen. Wieder ein anderer wird Nägel schmieden, und irgendwo wird es Männer geben, die die Sterne beobachten, um das Steuern zu erlernen. Und doch werden sie alle eine Einheit bilden. Denn ein Schiff erschaffen, heißt nicht, die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meer wachrufen. Ich brauche nicht jeden Nagel des Schiffes zu kennen. Ich muß aber den Menschen den Drang zum Meer vermitteln"
        Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller)

        Herzliche Grüße

        Harald

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          #5
          Lieber Andi
          Es ist auch wichtig, ob man einen Tütenpudding oder ein frühlingshaftes
          Rhabarbermousse serviert bekomme in der AHT. Wohlfühlen trägt zum
          Erfolg dieses meist vollkommen unnötigen Rituals bei, an dem die meisten
          Foristen irgendwann mal teilnehmen wollen oder müssen.

          Für die Jene, die mit hohem PSA und metastasiert in die PCa-Welt
          geworfen werden, ist es aber viel wichtiger, die Botschaft der STAMPEDE-
          Studie rüberzubringen. Immerhin wird die übliche Therapieabfolge auf
          den Kopf gestellt. Ganz sicher lohnt es sich, dazu deinen Kommentar
          hier in das Forum einzustellen, in der Hoffnung, dass dieses Wissen
          an die Wenigen gelangt, für die das in Bezug auf OS so viel bedeuten kann.


          Harald hat da dieses schöne Zitat von Saint-Exupery eingestellt vom
          Segelweben, Nägelschmieden und Sternelesen. In Zeiten von
          Foliensegeln, Glasfaserkunststoff und GPS ist das alles platter geworden.
          Dennoch gibt es Seeleute, die ihre Reisen intensiv erleben.
          Will sagen, Deine durchaus schwere Kost ist in diesem Forum nicht
          vor die Säue geworfen!

          Mach bitte weiter.
          Konrad
          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

          Kommentar


            #6
            Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
            Ist es nicht wichtiger, ob in Bad Wildungen oder Buxtehude der Nachtisch besser schmeckt?
            Lieber Andi,

            Du weißt, wie sehr ich Deine Ausarbeitungen schätze und jetzt ist es wie meistens: Es gibt ein Pro und ein Kontra. Aber Du hilfst nicht nur mir weiter, wenn Du auch das Kontra bringst, denn Du kennst meine Einstellung zur Chemo.

            Vielen Dank im Voraus!

            Malte

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              #7
              Zitat von MalteR
              Du kennst meine Einstellung zur Chemo
              Lieber Malte,

              sicher nicht nur mich würde auch Deine Einstellung zur Chemo interessieren. Bislang würde ich z.B. lieber noch darauf verzichten wollen. Aber wer weiß, ob man nicht doch ab einem bestimmten Punkt seine Meinung ändert.
              Für 17 Monate bei noch erträglichen Nebenwirkungen würde es sich vielleicht doch empfehlen.

              "Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendbrot
              (Francis Bacon)

              Gruß Harald

              Kommentar


                #8
                GETUG-AFU15 – CHAARTED – STAMPEDE and beyond

                Chemotherapy in the Treatment of Prostate Cancer -- The Past, the Present, and the Future

                The Past – Ein Rückblick:
                Seit den 1940er Jahren wird eine Testosteronentzugstherapie (ADT) bei der Behandlung des metastasierten Prostatakrebses erfolgreich eingesetzt. Wie jeder hier weiß, ist die Wirkungsdauer begrenzt und abhängig von der Ausdehnung der Erkrankung und den genetischen Gegebenheiten. Versagen der ADT wird durch einen steigenden PSA Wert, bei Testosteronwerten die weiterhin im Kastrationsbereich liegen, definiert. Dieses ADT Versagen geht dabei meistens noch nicht mit radiologischer Progression, wie einem verschlechterndem Knochenszintigramm, einher. Trotzdem stellt das Ereignis aber den wichtigsten Zeitpunkt auf der Therapieleiter eines palliativ versorgten Prostatakrebspatienten dar. Ab jetzt wird über erweiterte bzw. alternative Therapien nachgedacht. Historisch gesehen war dann der Einsatz eines Chemotherapeutikums angebracht, welches bei anderen Krebserkrankungen schon Wirkung in Form von Lebenszeitverlängerung und/oder Reduktion von Komplikationen wie Schmerz zeigen konnte. Viel unterschiedliche Mittel wurden beim Prostatakrebs erprobt und eingesetzt[1]:



                In der Vor-Mitoxantrone Zeit war ein Therapieansprechen sehr schwer zu beurteilen. Man bezog sich fast immer nur auf ein verbessertes Knochenszintigramm (Bone-Scan), also ein radiografisches Ansprechen. Ab der Entwicklung des PSA Tests konnte man diesen als Surrogate Parameter einsetzen, um frühzeitig ein Therapieansprechen, bzw. Therapieversagen zu beurteilen[2].

                …In Phase-II trials, a ↓PSA of 50% appeared to correlate with an increased survival (Smith et al. J. Clinical Oncology 1998)
                In der Zeit vor Docetaxel (Taxotere®) war es sehr schwierig mit den bis dahin verfügbaren Chemotherapien eine Wirkung beim Prostatakrebs nachzuweisen. Viele Uro/Onkologen versuchten sich in Kombinationen, so auch der von uns geschätzte Dr.Strum. In einer Stellungnahme aus dem Jahr 2001[7] beschreibt er einen ganzen Haufen von optionalen Kombinationen wie z.B.
                • Cytoxan, Doxorubicin(Adriamycin) und Etoposide
                • Estramustine und Etoposide
                • Paclitaxel (Taxol) und Estramustin
                • Ketokonazol und Doxorubicin (Adriamycin)
                • Estramustin und Vinblastin
                • Usw. usw.


                Und er postulierte sehr optimistisch

                ...Die Möglichkeit das PK zu kontrollieren könnte in erreichbarer Nähe sein.
                Eine zu optimistische Annahme, wie wir zwischenzeitlich wissen, obwohl eine ganze Menge neuer therapeutischer Ansätze zur Verfügung stehen, die deutlich wirksamer und nebenwirkungsärmer als beispielsweise Doxorubicin (Adriamycin aka. the red devil) sind. Ich stelle mal die Hypothese auf, dass auch in weiteren 15 Jahren noch keine Chronifizierung des metastasierten Prostatakarzinoms gelungen sein wird. Wir müssen uns an kleine (Fort-)Schritte gewöhnen.

                Erst seit der Zulassung von Docetaxel (TAX327) im Jahr 2004 konnte man einen echten Überlebenszeitvorteil bei kastrationsresistenten Patienten durch eine Chemotherapie nachweisen. Versuche diese Wirkung durch Kombination mit allerlei anderen Medikamenten zu verbessern schlugen regelmäßig fehl, obwohl sie oft eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens oder eine Verbesserung der Bildgebung zeigen konnten. Das Gesamtüberlegen unterschied sich meist nur unwesentlich und darauf kommt es letztendlich an!

                Wenn also Docetaxel Kombinationstherapien kaum Aussicht auf Erfolg bieten, versuchen wir es doch mal mit der Änderung der Therapiesequenz – will heißen: "Let’s try it Upfront"!

                Stay tuned...
                Who'll survive and who will die?
                Up to Kriegsglück to decide

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                  #9
                  Therapiesequenz

                  "individuell und zielorientiert therapieren. in aller ruhe. ohne jeden zeitdruck. mit einem offenen ohr. für die aktuellen medizinischen beschwerden. für das emotionale befinden. von patienten. sowie deren umfeld. durch einen massgeschneiderten ablauf der behandlung. vom ersten termin für die basisuntersuchung. bis hin zur mehrtägigen therapiesequenz. fürsorglich begleitet durch ein hochmotiviertes team erfahrener spezialisten. aus unterschiedlichen naturheilkundlichen disziplinen. mit einem wachen blick für die effektivste behandlungsmethode"



                  "Believe in Yourself"

                  Gruß Harald

                  Kommentar


                    #10
                    "Let’s try it Upfront"

                    GETUG-AFU15:
                    Die erste Studie die sich mit hoher Qualität an diese Fragestellung wagte war die Französisch-Belgische GETUG-AFU15 Studie[3]. 192 bzw. 193 Patienten wurden zwischen 2004 und 2008 in die zwei Behandlungsarme ADT und ADT+CHEMO randomisiert. Das mittlere Gesamtüberlegen betrug 58.9 Monate im ADT+CHEMO Arm und 54.2 Monate im ADT only Arm, was statistisch nicht ausreichend signifikant war um einen Strategiewechsel zu begründen.




                    Selbst wenn man nur die Patienten betrachtet, die eine sehr weitreichende Metastasierung aufweisen, konnte kein signifikanter Überlebensvorteil gefunden werden (35 vs. 39 Monate). Damit war die Angelegenheit erst mal erledigt – Chemotherapie hatte beim Prostatakarzinom keine große Wirkung, dachte man.


                    CHAARTED:
                    Anders verhielt es sich bei der CHAARTED Studie, die auch im BPS Forum für ziemlich viel Wirbel sorgte. Hier nochmal meine Stellungnahme vom Juni 2014[4]:

                    “Heute Nachmittag [1. Juni 2014] werden die vorläufigen Daten der CHAARTED Studie auf dem ASCO Meeting präsentiert. Dies ist ein wirklich wichtiges positives Studien Ergebniss Prostatakrebs betreffend, wovon wir Kenntnis hatten, dass es auf diesem Treffen bekannt gegeben würde. Sweeney und Kollegen (…) versuchten zu ergründen, ob es ein Vorteil für die up-front chemohormonal Therapie (ADT+Chemo) für Männer mit neu diagnostiziertem, fortgeschrittenem Prostatakrebs im Vergleich zu einer alleinigen Testosteronunterdrückungstherapie (ADT) gäbe.

                    Die in Frage kommenden Patienten wurden in zwei Behandlungsarme randomisiert, entweder mit alleiniger ADT, oder mit ADT+Docetaxel (in einer Dosis von 75mg/m2 alle 3 Wochen über 6 Zyklen) ohne Prednison für 4 Monaten nach Beginn der ADT. Sie bildeten auch Untergruppen von Patienten, z.B.

                    • Männer mit High-Volume Disease (bedeutet viszerale- und/oder vier oder mehr Knochenmetastasen) vs. Low-Volume Disease
                    • Vorbehandlung mit ADT für >30 oder <=30 Tage
                    • Alter >=70 oder <70 Jahre

                    Um für sich für die Teilnahme in der Studie zu qualifizieren mussten bei den Patienten die Organ- und neurologischen Funktionen soweit vorhanden sein, das für sie eine Behandlung mit Docetaxel zugelassen wären. Weiterhin durften sie eine vorauslaufende ADT nicht länger als 2 Jahre durchgeführt haben, und sie durften während der letzten 12 Monate dieser adjuvanten ADT kein Krankheitsfortschritt erlitten haben. Der primäre Studienendpunkt war das Gesamtüberleben.

                    Hier sind die wichtigsten Studienergebnisse:
                    790 Patienten wurden in die Studie zwischen Juli 2006 und November 2012 aufgenommen.

                    - 393 Männer wurden randomisiert, für eine alleinige ADT.
                    - 397 Männer wurden für eine Behandlung mit ADT+Docetaxel randomisiert

                    Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 63 Jahre (im Bereich 36-91 Jahre)
                    Die überwiegende Mehrzahl der Patienten

                    - hatten einen "guten" ECOG -Performance-Status von 0 oder 1 (98 Prozent)
                    - waren Kaukasier (89 Prozent).

                    • 24 Prozent der Patienten hatten zuvor eine Strahlentherapie durchgeführt.
                    • 24 Prozent der Patienten hatten zuvor eine radikale Prostatektomie durchgeführt.
                    • 64 Prozent der Patienten im ADT-only Arm hatten eine “high volume metastatic disease“
                    • 67 Prozent der Patienten im ADT+Docetaxel Arm hatten eine “high volume metastatic disease“

                    Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 29 Monate, zu welcher Zeit
                    • 137 Todesfälle bei Männern bei alleiniger ADT aufgetreten waren
                    • 104 Todesfälle bei Männern mit Kombinationstherapie mit ADT+Docetaxel aufgetreten waren

                    Die mittlere Gesamtüberlebenszeit betrug für alle 790 Patienten in die Studie
                    • 42,3 Monate für Männer im ADT-only Arm
                    • 52,7 Monate für Männer im ADT+Docetaxel Arm

                    Diese Daten sind statistisch signifikant (Hazard Ratio=0,63).

                    Für die 520 Patienten mit “high volume metastatic disease“ betrug die Gesamtüberlebenszeit:
                    • 32,2 Monate für Männer im ADT-only Arm
                    • 49,2 Monate für Männer im ADT+Docetaxel Arm

                    Diese Daten sind statistisch signifikant (HR=0,62).

                    Die mittlere Gesamtüberlebenszeit für Männer mit “low volume Disease“ wurde bisher nicht erreicht, kann deshalb noch nicht bewertet werden."




                    STAMPEDE:
                    Auch hierzu hatte ich ein kleines Review verfasst[5]:

                    Nachdem die Daten der CHAARTED Studie vor knapp einem Jahr im Forum für einige Unruhe gesorgt hatten, wurde doch ein 17 Monatiger Überlebensvorteil für eine frühe Ergänzung der Testosteronentzugstherapie (ADT) durch Docetaxel postuliert, ist dieser Ansatz mittlerweile Leitliniengerecht, was bedeutet, dass sich der geeignete Patient gegebenenfalls dafür entscheiden kann. (Offiziell bedeutet eine “KANN Empfehlung“ eine relativ schwache Empfehlung, gefolgt von “SOLLTE“ und “SOLL“. Im den Gremien wurde darüber abgestimmt und es gab ein 50/50 Ergebnis, das bedeutet jeweils die Hälfte der abstimmenden Spezialisten wollte eine “KANN“ Empfehlung sehen, und 50% hielten sogar eine “SOLLTE“ Empfehlung für angebracht.)

                    Diese Vorgehensweise wird nun durch frühe Ergebnisse der UK-based STAMPEDE Studie unterstützt. Zur Erinnerung, die STAMPEDE Studie versucht zu verifizieren, welche Behandlungsform für Patienten mit “fortgeschrittenem Prostatakrebs“ am besten geeignet ist. Untersucht wird und wurde in der Stampede Studie u.a. der Einsatz von

                    Zoledronisäure (Zometa®)
                    Decetaxel (Taxotere®)
                    Celecoxib (Celebrex®)
                    Abiraterone (Zytige®)
                    Strahlentherapie (zwischenzeitlich Pflicht)


                    In der aktuellen ASCO Post wird speziell auf die Bedeutung von Zoledronsäure und Docetaxel UpFront eingegangen. Die Studienarme sahen wie folgt aus:

                    Standard-Of-Care (SOC), was bedeutet zumindest 3 Jahre ADT zusammen mit einer Strahlentherapie der geeigneten Patienten
                    Standard of care + 6 Zyklen Docetaxel Chemotherapy
                    Standard of care + 2 Jahre lang monatlich Zoledronsäure
                    Standard of care + 6 Zyklen Docetaxel Chemotherapy + 2 Jahre lange monatlich Zoledronsäure


                    Es wurden knapp 3000 Patienten aufgenommen, wovon etwa 60% eine metastasierte Erkrankung aufwiesen. Der Grad der Metastasierung wurde nicht dokumentiert. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 42 Monate.


                    Ergebnisse:
                    Das mittlere Gesamtüberleben (OS) betrug:

                    67 Monate für alle Studienteilnehmer im SOC Arm
                    77 Monate für Studienteilnehmer im SOC + Docetaxel Arm

                    Die Subgruppenanalyse für primär metastasierte Patienten zeige folgende OS Werte:

                    43 Monate für den SOC ARM
                    65 Monate für den SOC + Docetaxel Arm

                    Dies bedeutet ein 22 Monatiger Überlebensvorteil durch Ergänzung der primären ADT mit Docetaxel bei metastasierter Erkrankung, was ebenfalls durch eine 38%ige Verbesserung der Biochemischen Progressionsrate unterstützt wird.

                    Die Ergänzung von Zoledronsäure konnte weder im ADT-Only Arm, noch im ADT+ Docetaxel Arm irgendeinen Vorteil zeigen!


                    Fazit:
                    Dies ist nun schon die zweite Studie, die signifikante Vorteile bei der Behandlung von metastasierten Patienten mit einer Kombination aus ADT und Docetaxel zeigen konnte, weshalb das die klinische Praxis weiter verbessern könnte. Offen ist aber noch, ob nicht auch die frühe Ergänzung von Abiraterone (Zytiga®) geeignet wäre solche Verbesserungen zu verursachen, was für die betroffenen Patienten angenehmer wäre, da die Chemotherapie wirklich keinen guten Ruf in Bezug auf Lebensqualität hat.“





                    GETUG-12:
                    Nach den negativen Ergebnissen der GETAG-AFU15 Studie (siehe weiter oben), haben die Franzosen eine weitere Studie zu diesem Sachverhalt aufgelegt. 207 und 206 Hochrisikopatienten wurden in einen ADT+Docetaxel+Estramustine bzw. einen ADT-Only Arm randomisiert. Leider traut man sich noch keine Aussage zum Gesamtüberleben zu:

                    Docetaxel-based chemotherapy improves relapse-free survival in patients with high-risk localised prostate cancer. Longer follow-up is needed to assess whether this benefit translates into improved metastasis-free survival and overall survival.


                    Eigene Anmerkungen:

                    Jetzt haben wir 3½ Studien die sich einem potentiellen Vorteil im Gesamtüberleben bei primär metastasierten Prostatakarzinom beschäftigt hatten. Alle Studien konnten ein Vorteil beim progressionsfreien Überlebens zeigen, und zumindest zwei (CHAARTED & STAMPEDE) einen sehr deutlichen Vorteil beim Gesamtüberleben. Dieser Vorteil ist aber sehr stark davon abhängig wie weit die Metastasierung vorangeschritten war. Auch sind in den beiden positiven Studien relativ viele Patienten vorbehandelt worden, etwa 50% in der CHAARTED Studie durch Operation oder Bestrahlung sowie eine unbekannte Anzahl von Patienten durch ein vorauslaufende ADT, und 100% in der STAMPEDE Studie mittels Strahlentherapie+ADT. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur GETUG-AFU15 Studie, wo keine lokale Therapie erfolgte! Liegt hier ein Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse? Diese Möglichkeit bahnt sich auch in der RTOG0521 Studie[8] an, die leider erst 4 Jahre Nachbeobachtungszeit aufweisen kann, und wegen des nicht metastasierten Patientenkollektivs hier als Vergleich nicht unbedingt passend erscheint. Es wurden Patienten mit einer Hochrisikoerkrankung, allerdings ohne nachweisbarer Metastasierung, in einen RT+ADT und einen RT+ADT+Chemo Arm eingeteilt. Nach 4 Jahren lag das mittlere Gesamtüberleben bei 89% im RT+ADT und 93% im RT+ADT+Chemo Arm, was weniger als erwartet war. Hier darf man Zweifel haben, ob die Chemo wirklich notwendig ist, da wir zwischenzeitlich mit höheren Strahlendosen, erweiterten Feldern und gegebenenfalls mit einer ergänzenden ADT2 an dieses Krankheitsbild gehen[9].

                    Leider wissen wir momentan auch noch nicht, ob der (frühe) Einsatz von Zweitlinien-, Immun- oder anderen TKI Therapien auf die Reihenfolge der Verabreichung Einfluss hätten. Momentan sieht es aber doch so aus, dass zumindest primär erweiterter metastasierte Patienten eine ADT+CHEMO Upfront angeboten bekommen könnten, eventuell sogar sollten.

                    Leider wird es dann natürlich auch immer Patienten geben, für die das nicht der richtige Zeitpunkt wäre, die also auch mit einer alleinigen ADT erst mal gut zurecht kämen. Ein Musterbeispiel dazu ist mein Freund "BoroR". Wäre für ihn die Ergänzung mit Docetaxel in 2006 sinnvoll gewesen? Wohl eher nicht! Was fehlt ist also eine verbesserte Stratifizierung, wer für eine Upfront Chemohormonale Behandlung geeignet wäre und wer eher nicht, unabhängig von der Weite der vorhanden Metastasierung und dem Gleasonwert. Aber selbst bei relativ weitgehender Metastasierung erscheint die Kontrolle des Primärtumors eventuell sinnvoll[10].

                    Bei Patienten mit geringerer Metastasierung bei Primärdiagnostik halte ich momentan einen Ansatz bestehend aus einer Kombination von lokaler Therapie, bevorzugt IMRT, und der Beseitigung der größten Metastasen in Kombination mit einer ADT3 als eher geeignet.

                    Wo wir noch völlig im Dunkeln tappen ist die optimale Sequenz beim biochemischen Rezidiv. Hier wird im klinischen Alltag sehr zurückhaltend vorgegangen, selbst eine ADT wird teilweise erst bei Auftreten von Komplikationen angeboten. Gäbe es hier auch eine Subgruppe, bei denen einen ADT+Chemotherapie Upfront sinnvoll wäre?

                    Sundararajan & Vogelzang skizieren in [1] noch ein Bild der Zukunft:
                    Researchers also are exploring newer cytotoxic agents in the treatment of prostate cancer. Multiple phase 2 trials with newer chemotherapeutic drugs such as tesetaxel (a novel oral taxane), carfilzomib (a second-generation proteasome inhibitor), and olaparib (a PARP inhibitor, particularly in BRCA mutationassociated cases), and immune-modulating agents such as ipilimumab (a monoclonal antibody targeting CTLA-4 receptor), are ongoing in patients with mCRPC, and may result in newer therapeutic options in the future.
                    -------------------------------------------------------------------------------------------
                    [1]: Sundararajan & Vogelzang; Chemotherapy in the Treatment of Prostate Cancer -- The Past, the Present, and the Future
                    [2]: Sowery; Advances in Prostate Cancer Chemotherapy
                    [3]: Androgen-deprivation therapy alone or with docetaxel in non-castrate metastatic prostate cancer (GETUG-AFU 15): a randomised, open-label, phase 3 trial.
                    [4]: ADT vs. ADT+Chemo for Patients with high-volume metastatic hormon naive PCA
                    [5]: New STAMPEDE data support earlier CHAARTED trial results
                    [6]: Androgen deprivation therapy plus docetaxel and estramustine versus androgen deprivation therapy alone for high-risk localised prostate cancer (GETUG 12): a phase 3 randomised controlled trial
                    [7]: Stephen B.Strum & Jonathan E. McDermed; Prostata – Karzinom: Chemothe
                    [8]: A phase III protocol of androgen suppression (AS) and 3DCRT/IMRT versus AS and 3DCRT/IMRT followed by chemotherapy (CT) with docetaxel and prednisone for localized, high-risk prostate cancer (RTOG 0521)
                    [9]: Total androgen blockade versus a luteinizing hormone-releasing hormone agonist alone in men with high-risk prostate cancer treated with radiotherapy
                    [10]: Treatment of the Primary Tumor in Metastatic Prostate Cancer: Current Concepts and Future Perspectives
                    Who'll survive and who will die?
                    Up to Kriegsglück to decide

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                      #11
                      Tolle Zusammenfassung, Chapeau....

                      Wenn es jetzt noch Ergebnisse zu diesem Punkt gäbe....

                      "Wo wir noch völlig im Dunkeln tappen ist die optimale Sequenz beim biochemischen Rezidiv. Hier wird im klinischen Alltag sehr zurückhaltend vorgegangen, selbst eine ADT wird teilweise erst bei Auftreten von Komplikationen angeboten. Gäbe es hier auch eine Subgruppe, bei denen einen ADT+Chemotherapie Upfront sinnvoll wäre?"

                      denn die NW einer Chemo sollte man sich wohl nicht "auf Verdacht" antun.

                      Gruß

                      Uwe
                      http://de.myprostate.eu/?req=user&id=550&page=data

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                        #12
                        Lieber Andi,

                        Uwe ist mir zuvorgekommen, also möchte auch ich ein weiteres Mal den Hut ziehen vor so einer Demonstration von Fachwissen.

                        Nun bin ich gespannt, ob Prof. Schostak von der ASCO noch zusätzliche Informationen parat hat.

                        "Das Leben besteht nicht darin, dass man gute Karten hält, sondern, dass man mit denen spielt, die man für gut hält"
                        (Josh Billings)

                        Herzliche Grüße

                        Harald

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