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    #61
    Verdopplungszeiten

    Hallo,
    vor einigen Tagen hatte ich darauf hingewiesen, dass bei der Berechnung der Verdopplungszeit Fehler möglich sind, die zu Fehlinterpretationen führen können. An einem Beispiel möchte ich dies aufzeigen bzw. erläutern.
    Ein 70 jähriger Mann lässt zum ersten Mal seinen PSA-Wert bestimmen. Das Ergebnis ist 6,0. Der Urologe rät zur Absicherung, zwei weitere Messungen im Abstand von je zwei Monaten durchzuführen und hängt noch eine weitere dran. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Grafik aufgeführt



    Die Verdopplungszeiten liegen um die vier Jahre. Unser Proband ist doch etwas beunruhigt und sucht im Internet und stößt auf unser Forum und stellt sich mit seinen Werten vor. Wie üblich, bilden sich sofort zwei Lager. Die einen raten zur sofortigen Biopsie und bei der Diagnose PK, dann sofort raus mit dem Ding. Das andere Lager sieht bei der Verdopplungszeit von vier Jahren überhaupt keinen Anlass zur Hektik und sieht in AS/WW eine empfehlenswerte Alternative.
    Der PSA-Wert von 6, 0 unseres Probanden setzt sich aus dem Anteil der Prostata plus dem Anteil des Karzinoms zusammen. Bei einem 70-jährigen ist eine Annahme von 2,5 für die Prostata ein vernünftiger Kompromiss. Noch besser/genauer wäre es gemäß Ludwigs Vorschlag die Prostata beim Urologen über US zu vermessen, und die ermittelte Größe in ml mit der empirischen Konstante 0,066 zu multiplizieren.
    Im Beispiel habe ich den Wert von 2,5 für die Prostata abgezogen, d.h. der erste Wert ist dann nicht 6,0 sondern 3,5 und die Folgewerte wurden ebenfalls entsprechend korrigiert. Das Ergebnis zeigt das nächste Diagramm




    Die korrekte Verdopplungszeit liegt bei 2,4 Jahren, so dass in diesem Fall Handeln doch die bessere Alternative als Abwarten wäre, wobei dies aber nicht suggerieren soll, dass ich gegen AS/WW bin, denn ich bin ein Befürworter von Letzterem, wenn die Daten dies zulassen.
    Dies Problem stellt sich nicht bei Beurteilung eines Rezidivs nach Ektomie, da im Allgemeinen der PSA-Ausgangswert Null ist und somit die PSA-Entwicklung direkt das Wachstum des Rezidivs widerspiegelt.
    Beim Rezidiv nach Bestrahlungstherapie sehe ich dies differenzierter. Helmut (i) hatte in diesem Thread schon nachgefragt, so dass ich einmal seine Werte, aus seiner PK-Historie entnommen, analysiert habe. Da Helmuts PSA-Werte eine relativ große Streuung haben, habe ich die Werte herausgepickt, die den Trend anzeigen, um auch die Tabelle kürzer und übersichtlicher zu halten. Die Tabelle startet mit dem nach Bestrahlung erreichten Nadir von 0,98 am 15.1.2006.



    Die Verdopplungszeiten liegen etwa bei 3,3 Jahren. Helmut hatte dann in 2011 mit einer 5alpha-Reduktasehemmung begonnen, die aber nicht den gewünschten Erfolg brachte. Die beiden letzten Werte in der Tabelle sind nach dieser Zwischentherapie und signalisieren mit den kürzeren Verdopplungszeiten eher einen Misserfolg, wobei die nächsten Werte zeigen werden, ob Streuung der Grund oder tatsächlich ein Misserfolg zu verzeichnen ist.
    In der nächsten Tabelle habe ich den Nadirwert abgezogen und damit so getan, dass dieser Restwert der bestrahlen Prostata zu zuordnen ist, und das Rezidiv sich neu etabliert und wächst.



    Die Tabelle zeigt nun einen steten Anstieg der Verdopplungszeiten- die beiden letzten Werte müssen, wie oben begründet, gesondert gesehen werden. Dieser Anstieg signalisiert, dass die letzte Annahme falsch ist, und der Nadirwert dem Rest-PCa zu zuordnen ist, das nun nach Überwindung der Strahlentherapie wieder zu wachsen beginnt mit der Verdopplungszeit von 3,3 Jahren. Diese Zuwächse beziehen sich auf das Rest-PCa, so dass, wie in dieser Tabelle angenommen, von Null ausgehend, sich anfangs relativ große Zuwächse und damit kurze Verdopplungszeiten ergeben, die sich dann mit den Folgemessungen asymptotisch der korrekten Verdopplungszeit von 3,3 Jahren annähern.
    Helmuts Verlauf signalisiert somit, dass die Bestrahlung nicht ausreichte das PCa zu zerstören, oder es bestanden schon Metastasen. Bei Harald scheint sich ein ähnlicher Verlauf abzuspielen, denn auch bei ihm erfolgt nach Erreichen des Nadirs wieder der PSA-Anstieg. Ich hoffe bzw. nehme an, dass Herr Schmidt aufgrund seiner Erfahrungen uns Erläuterungen geben kann, was hier voraussichtlich die Gründe sind.
    Gruß Knut.

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      #62
      Hallo Knut!

      Danke für Deinen überzeugenden Hinweis auf die Gefahr der Fehlinterpretation bei der PSAVZ. Ich hatte gelegentlich flüchtig darüber nachgedacht, dass der Anteil des benignen PSA nicht im gleichen Maß ansteigt und deshalb die Bewertung ungenau macht, aber ich hatte nicht erwartet, dass sich dies so deutlich auswirken kann. Da ich nicht über Excel verfüge, habe ich meine Werte auf der Seite des Labors Limbach automatisch berechnen lassen, wo diese Möglichkeit geboten wird. Ein Vergleich zeigt, dass sie (ohne Korrektur) mit den von Dir ermittelten Werten übereinstimmen.

      Ich bin sehr erstaunt, dass dieses Thema bisher unerwähnt blieb und offensichtlich auch von den Ärzten nicht angesprochen wird, obwohl es in vielen Fällen von großer Bedeutung sein kann. Ich bin auch überrascht, dass es hier (bisher) keine weiteren Reaktionen gibt.

      Wie von Dir erwähnt (und von mir ohne Ergebnis nachgefragt), ist es natürlich bei einer bestrahlten Prostata schwierig, einen Sockelwert für den benignen Anteil festzulegen. Meine Situation ist insofern überhaupt schwierig zu beurteilen, als meine Werte eine große Streuung aufweisen. Ob der Versuch mit der 5AR-Hemmung so lange nachwirkt und noch immer zu Schwankungen führt oder aber die Progression verstärkt hat, wird sich in der Zukunft zeigen. Im April ist die nächste Messung fällig.

      Grüße Helmut.

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        #63
        Hallo Helmut,

        obwohl Knut meinen PK-Verlauf in seinem letzten Beitrag auch erwähnt hatte, wollte ich Deiner geschätzten Meinung nicht zuvorkommen. In einem anderen Beitrag am heutigen Tage kündigte ich schon an, dass auch ich wieder eine PSA-Messung in der kommenden Woche eingeplant habe. In diesem Beitrag hatte Knut meine Kurven eingescannt. Es ist schon bemerkenswert, was Knut so alles unter Berücksichtigung diverser Details aus den Excel-Tabellen herauszuzaubern vermag, wie er das mit Deinen Werten realisiert hat. Ich möchte Dir gern zustimmen, dass auch ich von der Tatsache überrascht bin, dass sich bislang niemand zu diesen eklatenten, möglichen Abweichungen zu Wort gemeldet hat. Ich bin gespannt, was er aus Deinen und meinen neuen Werten herauslesen wird.

        "Das einzige Mittel gegen Aberglauben ist Wissenschaft"
        (Henry Thomas Buckle)

        Gruß Harald.

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          #64
          Plausible Zahlenturnerei mit PSA-Werten

          Zitat von knut.krueger Beitrag anzeigen
          dann hoffe ich, dass Du nicht über Nacht in Deiner Hütte eingefroren bist.

          Nein, bin ich nicht.
          Zwei von drei Strom-Phasen gingen ja noch, sodass eine Notheizung eingerichtet werden konnte.
          Die Mannen von 'Enontekiön Sähkö' haben eine Sicherung an der Freileitung ausgetauscht, sodass nun sogar
          die Bodenheizung in der Küche, dem einzig wirklich heizbaren Raum neben der Sauna, wieder geht.

          Was noch fehlt, ist das Gemeindewasser, aber die Grundleitung friert immer zu, wenn man im Frühwinter
          nicht fleissig Wasser braucht. Dafür hab ich ja noch den alten Ziehbrunnen ...
          Der alte, von der Familie verlassene Hof ist eben nicht als Ferienhaus gebaut.
          Wasser ist dann im Juni wieder zu haben, wenn der Boden aufgetaut ist - Permafrost gibt es erst 100m höher
          in den 'Tunturi'-Bergen, in denen ja das Wort 'Tundra' versteckt ist.


          Mein Grund Dir zu schreiben, ist aber ein anderer, und zwar beschäftigt mich Dein PSA-Verlauf, ...
          Haralds Beitrag rief mich zur Ordnung und ist der Anlass, nun endlich doch noch meinen Dank und
          Zustimmung zu Deinen Überlegungen zu meinem PSA-Verlauf auszusprechen.
          Der Einbezug eines PSA-Sockels bei Männern, die (noch) eine Prostata haben, erbringt in der Tat
          plausible Zahlenreihen, die wohl öfter eine Früherkennung möglich machen, bevor die Metastasen
          schon unterwegs wären.

          Mir hätte diese Zahlenturnerei vielleicht gar geholfen, aber es bleibt
          natürlich wieder die Frage, ob mit der vorverschobenen Diagnose nicht noch mehr
          Überdiagnosen und in der Folge Übertherapien verbunden wären.


          Ich belasse es mal bei dieser Frage
          und werde bei künftigen Beiträgen zur PSA-VZ einen Sockel-PSA mit einbeziehen.


          Carpe diem!
          Hvielemi
          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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            #65
            Statistik kann vielleicht noch mehr!

            Als alter Betriebswirt
            macht mir der Umgang mit der Zahlenturnerei eigentlich Spass, man darf ihn nur nicht überbewerten. Wir wissen ja: "Der Dorfteich ist im Durchschnitt nur 1/2 Meter tief - und trotzdem ist die Kuh ersoffen!" Aber aus Allem lassen sich Erkenntnisse bzw. Erfahrungen gewinnen.
            Ich hatte vor Kurzem anhand von Daten aus den Erfahrungsberichten ermitteln wollen, ob sich Aussagen zur Qualität von RPE hinsichtlich "saubere Wundränder" treffen lassen. Dabei musste ich feststellen, dass die zu diesem Zeitpunkt verwertbaren Angaben für offene Operationen bei 98 Patienten,sich auf 56 verschiedene Kliniken verteilen. Da lässt sich natürlich kein Trend erkennen bzw. eine Berwertung ableiten. Interssant war, dass in 28 Fällen ein R1 bzw. R2 Status im postoperativen Befund ausgewiesen wurde. Nicht verstanden habe ich, dass dies auch bei lokal begrenzten Tumoren (T2) der Fall war. Allerdings müssen die von den Betroffenen selbst eingestellten Daten kritisch hinterfragt werden, denn oft sind sie unvollständig bzw. nicht plausibel. In nur 11 Fällen von 98 waren die TNM-Angaben nach Biopsie identisch mit den postoperativen Befunden, ansonsten immer besser, aber das ist ja keine neue Erkenntnis. Wenn in den Therapiebeurteilungen bei RPE manchmal angeben wird, dass selbst während der Therapie Kontinenz und Potenz bestand, dann kann das so nicht stimmen. Den Operatuer würde das bestimmt behindern und die Op-Schwestern belustigen (Scherz). Ich will nur sagen, wie schwierig es werden kann, statistische Auswertungen exakt vorzunehmen, denn die Ausnahmen müsssen vorher ausgegliedert werden.
            Aber zum Thema hier ist mir der Gedanke gekommen: Wenn man die Werte nach PSA-Messungen in Sicht auf die Verdopplungszeiten und Velocity einmal mit den nach der RPE ermittelten Gleasonwerten in Korrelation bringt, dann müsste doch eigentlich ein Punkt erkennbar sein, an dem die Aggressivität des PK berwertet werden kann. Dazu bräuchte man allerdings eine Vielzahl von Daten aus einem vor der RPE durchgeführten PSA-Screening und der Pathologie nach Op. Und erst wenn dieser Punkt beim PSA-Screening im Rahmen der Früherkennung erreicht ist, sollte biopsiert werden und nicht immer gleich sofort bei ungewöhnlich hohem PSA-Wert. Auch Urologen sind nur Menschen und nicht unfehlbar , machen es sich vielleicht auch oft leicht. Mich haben drei verschiedene Urologen abgetastet und nichts festgestellt und erst ein auf eigenen Wunsch durchgeführtes PSA-Screening führte zur Biopsie mit verharmlosendem Ergebnis, dem ich aber zum Glück nicht traute, wie dann der postoperative Befund ergab. Alles Andere in meinem Profil.
            Danke an alle (Mit)streiter hier im Forum, die durch ihre Meinungen und Erkenntnisse auch oft dem Laien ein besseres Wissen über seine Krankheit vermitteln.
            Streit ist eigentlich die ursprünglichste Form wissenschaftlicher Arbeit, so er nicht persönliche Züge annimmt. Und, ich muss das ja nicht lesen!

            In diesem Sinne

            Fohe Ostern und viel Spaß beim Eiersuchen

            Roland
            Mein Profil und meine Krankengeschichte auf www.myProstate.eu

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              #66
              Hallo Roland,

              es macht richtig Spaß, Deinen Bericht zu lesen, und die klaren Aussagen am Ende Deines Beitrages tun angesichts immer mal wieder ausufernder Techtelmechtel ein Übriges in Richtung Aufforderung zur Harmonie und Loyalität im Forumsablauf.

              Fröhliche Ostern wünsche ich Dir, wenn`s auch eher ungemütlich werden sollte.

              Gruß Harald.

              "Es gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird, je weniger Zähne er hat"
              (Stefan Heym)

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                #67
                Hallo Harald,

                zum Gück trifft obiges Zitat auf mich nicht zu. Vor zwei Wochen hatte ich eine RZE (Radikale-Zahn-Extraktion)! Nehme es aber mit Humor und bereite mich auf Ersatz vor. Bei der Prostata geht das leider nicht - warum eigentlich nicht? Es werden doch alle möglichen Organe transplantiert!

                Gruß

                Roland
                Mein Profil und meine Krankengeschichte auf www.myProstate.eu

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                  #68
                  Ich habe versuchsweise meine Excel-Tabelle um die Berechnung der PSAVZ, basierend nur auf dem malignen PSA, aufgebohrt. Wer's ausprobieren möchte, hier ist sie zu finden:



                  Ferner hatte ich diesbezüglich heute eine Korrespondenz mit Dr. Strum, die ich mit seiner Genehmigung hier wiedergebe:

                  Re: Origin of the formula tPSA x .066 = benign PSA?

                  Dear Dr. Strum,

                  in a multitude of publications and responses in the p2p forum you referred and keep referring to the above formula for the calculation of the portion of benign PSA (benPSA) within the total PSA (tPSA).This formula is – if at all known to doctors – not accepted in German acedemic medicine. Would you have some information as to the origin of that formula?

                  The reason why I'm asking you this is that we have at present a lively discussion in our German PCa forum as to the correct calculation of PSADT. Traditionally, PSADT is calculated bases on total tPSA, neglecting the fact that in the presence of PCa essentially only the malign PSA will grow. Basing the calculation on tPSA will hence fudge the result, which may lead to "innocuous" PSADT values. Basing the calculation on malign PSA (malPSA = tPSA - benPSA) only might result in much shorter PSADTs. Would you have an opinion on the matter?

                  Thank you in advance for your reply.

                  Best regards,

                  ---

                  Dear Ralf,

                  The formula comes from 2 or 3 papers combined together that led to the tumor volume Excel software program that i created. The program and the references are listed within the program. You need to have Microsoft Excel to run it.

                  I have used this many times and was surprise at how good an approximation it has been over the years.

                  Regarding your heated controversy below on PSADT, the growth rate or PSAV of benign PSA is in the order of 0.1 ng/ml/yr at most. Although some of the literature uses a PSAV cutoff of 0.75 ng/ml/yr it is way too generous for the individual man being followed. The KEY issue is the slope and if the rise in PSA is serial. If so, then the burden of proof is to show it is NOT PC. This gets then into the difficulty of "if it is PSA then do we need to treat it". The answer is YES, YOU DO, but that does not mean to perform a RP, RT, Cryo or HIFU. It means to realize that something is amiss in the patient's biology and to look at what is FUELING the growth of the PC: lipids like LDL, Glucose, Glutamine and aspartates, Lipid rafts, pro-inflammatory cytokines, etc. This is what is missing in the world of PC, and in the world at large: rationale, common sense, follow-up, etc.

                  Good luck.

                  Stephen
                  ---
                  Übersetzung von Dr. Strums Antwort:

                  Die Formel stammt aus zwei oder drei Artikeln, die ich miteinander kombiniert habe, und die zu meiner Excel-Tabelle führten. Das Programm und die Literaturverweise sind in dem Programm [gemeint ist die Excel-Tabelle] aufgelistet. Zum Benutzen brauchst Du Excel.

                  Ich habe das häufig benutzt und war überrascht, eine wie gute Näherung es über die Jahre war.

                  Bezüglich Eurer hitzigen Debatte zur PSAVZ, die Wachstumsrate PSAV von gutartigem PSA liegt bei höchstens 0,1 ng/ml*a. Auch wenn in der Literatur häufig ein PSAV-Grenzwert von 0,75 ng/ml*a benutzt wird, so ist das viel zu großzügig, um den Verlauf eines individuellen Mannes zu verfolgen. Der Schlüssel ist die Steigung und ob der PSA-Anstieg stetig ist. Dann liegt die Beweislast darin zu zeigen, dass es kein PK ist. Das führt dann zu dem Problem "wenn es PK ist, müssen wir es dann behandeln?". Die Antwort lautet ja, allerdings, aber das heißt nicht RP, RT, Kryo oder HIFU. Es bedeutet, sich zu gegenwärtigen, dass mit der Biologie des Patienten etwas nicht stimmt, und zu schauen, was das Krebswachstum anheizt: Lipide wie LDL, Glukose, Glutamin und Aspartate, große Mengen Lipid, entzündungsauslösende Zytokine usw. Das fehlt in der Welt des PK und in der Welt überhaupt: Gesunder Menschenverstand, Verlaufskontrolle usw.

                  Alles Gute,

                  Stephen

                  Die von Dr. Strum angesprochene Tabelle kann hier heruntergeladen werden, auf der Web-Seite des PCRI habe ich sie nicht gefunden:



                  Ralf
                  Zuletzt geändert von RalfDm; 26.03.2013, 11:27. Grund: Korrektur, Ergänzung

                  Kommentar


                    #69
                    Hallo Ralf,
                    wirklich toll, dass Du Deinen Vordruck so schnell erweiterst hast. Ich habe es ausprobiert, und es funktioniert fehlerfrei!



                    Und ganz hervorragend sind Deine Erläuterungen zum PSA, die ich nur jedem empfehlen kann, sehr sorgfältig zu lesen.
                    Gruß Knut

                    Kommentar


                      #70
                      Hallo,

                      die diversen Beiträge bestätigen, dass es sinnvoll ist, bei der PSA-Messung zur Berechnung der aussagefähigen Verdopplungszeit den benignen Prostataanteil abzuziehen. Nachstehend habe ich dies grafisch dargestellt



                      Die blaue Kurve zeigt den Verlauf der Verdopplungszeit mit der bisher üblichen fehlerhaften Bestimmung mit dem PSA-Wert aus der benignen Prostata und dem PSA-Wert aus dem malignen Anteil (PCa).

                      Die grüne Kurve ist gemäß dem Hinweis von Herrn Dr. Strum um eine fiktive Standardkorrektur von 0,75 erstellt worden.

                      Die rote Kurve ist die korrekte Darstellung mit dem Abzug des realen, benignen Prostataanteiles.

                      Die Grafik zeigt schön die asymptotische Annäherung der fehlerhaften blauen und grünen Kurven an die korrekte rote Kurve, und man erkennt auch, dass der Festkorrekturwert 0,75 ein unbefriedigender Kompromiss ist. Man erkennt auch weiter, dass bei längeren Beobachtungszeiten sich die Kurven annähern und der Abweichungsfehler irgendwann bedeutungslos wird. Das Problem ist aber bei uns in Deutschland, dass das PSA-Screening als Vorsorgemaßnahme leider die Ausnahme darstellt, und es damit meistens keine längere Beobachtungszeit gibt. Der Einzelwert ist die Norm, und wenn dieser auffällig ist, dann erfolgen 1 bis 2 Kontrollmessungen in kurzen Abständen, und dann kann es lebenswichtig werden, die korrekten Verdopplungszeiten zu kennen.
                      Meine Vorstellungen wie ein PSA-Screening mit grafischer Darstellung aufgebaut sein sollte, werde ich in einem Folgebeitrag noch darlegen.
                      Gruß Knut.

                      P.S. Vorsorge ist ein sehr positiv besetztes Wort. Deshalb verwende ich dies in meinen Beiträgen auch lieber als Früherkennung. Wörter haben oft Mehrfachbedeutungen und so steht Vorsorge auch für „Vorsorge durch Früherkennung“ oder Vorbereitung für spätere Entwicklung/Maßnahmen.

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                        #71
                        Ich weiss nicht, was du gerechnet hast, Knut, aber die 0,75 von Dr. Strum bedeuten einen PSAVelocity-Grenzwert von 0,75 ng/ml/Jahr, die er für zu groß hält, um sie mit gutartigem Wachstum (BPH) erklären zu können.
                        Er schrieb in seinem Forum über die Jahre, dass etwa 0,1 ng/ml/Jahr PSA-Zuwachs, also in 10 Jahren 1 ng/ml PSA-Anstieg als unbedenklich bez. Prostatakrebs angesehen werden kann.
                        Wenn es schneller geht, sollte man die Sache mal nicht aus den Augen verlieren.

                        Gruss Ludwig
                        Wer nichts weiß ist gezwungen zu glauben.

                        https://drive.google.com/file/d/1IVQ...w?usp=drivesdk

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                          #72
                          Hallo Ludwig,

                          gerechnet habe ich schon richtig, aber die Begründung mit Bezug auf Strum war falsch. Ich hatte morgens auf die Schnelle, bevor ich wegen diversen Terminen außer Haus ging, noch Ralfs neuen Vordruck getestet, habe mich über seine An/Nachfrage bei Strum gefreut und die 0,75 als fiktive Standardkorrektur in die Berechnung aufgenommen. Frage mich nicht warum, denn die Antwort von Strum ist die eines Politikers ohne direkten Bezug zu Ralfs Fragestellung.

                          Bei der grünen Kurve ging es mir darum zu zeigen, dass bei nicht einigermaßen korrekter Ermittlung des benignen Anteils zu Beginn der Messungen immer noch ein relativ großer Fehler vorliegt, und dieser in der Praxis auch gegeben sein wird, denn wie Ralf in seiner PSA-Erklärung ausführt, variiert die Prostatagröße von Kastanie bis zur Apfelsine, wobei sicherlich trendmäßig die Apfelsine eher beim 60 – 70jährigen anzutreffen sein wird aber eben nur trendmäßig. Deshalb halte ich es für wichtig, bei auffälligem PSA-Wert auch beim Urologen die US-Untersuchung mit Bestimmung des Prostatavolumens durchführen zu lassen, um gemäß Deinem Vorschlag dann den benignen PSA-Anteil zu berechnen.
                          Noch einmal danke für Deinen Hinweis.

                          Gruß Knut.

                          Kommentar


                            #73
                            Hallo Diskutanten,

                            leider bin ich nun doch nicht darum herumgekommen, ein Antibiotikum einzunehmen, obwohl bekanntermaßen Erkältungsviren sich nicht dadurch beeindrucken lassen. Die total verklebten Bronchien mit ständiger Schleimblockierung und die geschwollenen Mandeln führten zu dieser Entscheidung. Den für gestern im 3-Monatsrhythmus vorgesehenen Termin zur Blutabnahme in Sachen PSA & Co. mußte ich zumindest bis 2.4.2013 verschieben, um keine verfälschten Ergebnisse zu bekommen. Dabei war ich doch schon so gespannt auf die neue Auswertung anhand der neuen Excel-Tabellen. Also weiter in Geduld üben.

                            "Bereit sein ist viel, warten können ist mehr, doch erst den rechten Augenblick nützen, ist alles"
                            (Arthur Schnitzler)

                            Gruß Harald.

                            Kommentar


                              #74
                              Hallo Forum!

                              Die Tatsache, dass der von Knut beschriebene systematische Fehler bei der Ermittlung der PSA - Verdoppelungszeit bisher offensichtlich nicht berücksichtigt wurde, bringt mich in erhebliche (Verständnis-)Schwierigkeiten.


                              Der Fehler ist so offensichtlich, dass......

                              ..... es einfach nicht vorstellbar ist, dass die gesamte urologische Welt (Ärzte und Patienten) einen Parameter, der für viele Therapieentscheidungen von elementarer Wichtigkeit sein kann, jahrzehntelang falsch interpretiert.

                              ......ich dazu neige, an meinem Verstand zu zweifeln, denn man hätte selbst schon lange so weit denken können. (Aber offensichtlich bin ich nicht der Einzige!)

                              Die richtige Bewertung ist so wichtig, dass.....

                              ......es ist für mich nicht verständlich ist, dass diese Korrektur hier im Forum nicht mehr Resonanz findet. Es kann jeden betreffen.

                              Dieses wichtige Thema ist hier ohnedies denkbar unglücklich platziert und sollte als eigener Thread behandelt werden, um die nötige Aufmerksamkeit zu finden.


                              Grüße Helmut

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                                #75
                                Zitat von knut.krueger Beitrag anzeigen
                                Und ganz hervorragend sind Deine Erläuterungen zum PSA, die ich nur jedem empfehlen kann, sehr sorgfältig zu lesen.
                                Danke für die Blumen, Knut!

                                Ich habe diese Erläuterungen noch etwas überarbeitet und ergänzt; der Text, der ja eigentlich ein Kontext zu der Excel-Tabelle ist, ist hier zu finden. Für die noch inoffizielle modifizierte Excel-Tabelle habe ich auch den Text geringfüg ergänzt, dieser modifizierte Text ist hier zu finden.

                                An Deinem Beispiel fiel mit auf, dass die PSAV überhaupt nicht berechnet wurde, und ich musste feststellen, dass aus irgendeinem Grunde aus den betreffenden Zellen die Berechnungsformel verschwunden war. Ich habe sie wieder eingefügt, diese korrigierte Tabelle kann bei KISP heruntergeladen werden. Nebenher treibt mich Excel (Version 2000, eine neuere habe ich nicht, da ich sonst generell LibreOfficeCalc benutze) zum Wahnsinn, weil es partout einige Zellenbegrenzungen nicht in der Strichstärke darstellen will, wie ich sie haben möchte. Ich hab's aufgegeben.

                                Ralf

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