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Grund zur Besorgnis?

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    Grund zur Besorgnis?

    Guten Morgen,
    mein Mann (49) hat letzte Woche beim Hausarzt im Rahmen einer Routinekontrolle des Blutes erfahren, dass sein PSA bei 11,xx liegt. Im Dezember/Januar wurde der Wert vom Urologen im Rahmen der Vorbereitung einer Vasektomie bestimmt. Da lag er bei 1,84. (Vaso war im Januar).
    Die Hausärztin hat ihn gleich zum Urologen geschickt. Dieser hat weder beim Tasten noch bei einer Ultraschallkontrolle Veränderungen festgestellt. Die erneute PSA-Kontrolle hat allerdings einen Wert von über 19 ergeben. Wir sind stark verunsichert.
    Was sollten die nächsten Schritte sein? Biopsie oder MRT oder PET-MRT? Der nächste Termin beim Urologen steht noch aus. Ich wäre gerne vorbereitet um die richtigen Fragen zu stellen.
    Es darf einfach nicht sein, dass mein Mann Krebs hat. Wir haben einen Sohn von knapp 7 Monaten.

    #2
    Hallo Charlotte,

    es ist unwahrscheinlich, dass ein so rascher PSA-Anstieg auf Prostatakrebs zurückzuführen ist, sehr viel wahrscheinlicher auf eine Prostataentzündung (Prostatitis). Davon gibt es zwei Sorten:

    • die bakterielle (von eingedrungenen Bakterien hervorgerufene) Prostatatitis, die mit einem Antibiotikum behandelt wird,
    • die abakterielle Prostatitis, bei der die Ursache unklar ist. Sie ist schwerer zu behandeln. Es scheint derzeit nur ein Mittel zu geben, dass u. U. hilft, nämlich das rezeptfreie (und darum von den Kassen nicht erstattete) aus den Pollen einiger Gräser hergestellte Naturprodukt Pollstimol.


    Sprecht den Urologen darauf an, dass zunächst abgeklärt wird, ob eine bakterielle Prostatitis vorliegt. Dazu wird er ein Antibiotikum verschreiben, dass Dein Mann mindestens drei Wochen lang einnehmen wird. Zeitgleich kann er sich aus der Apotheke Pollstimol besorgen und es dazu einnehmen. Dann wird der PSA-Wert wahrscheinlich zurückgehen. Erst, wenn er das nicht tut, ist eine Biopsie angesagt.

    Gute Besserung für Deinen Mann und erstmal keine Panik!

    Ralf

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      #3
      Herzlichen Dank.

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        #4
        Liebe Charlotte
        Ralf hat dir alles gesagt, was ihr wissen müsst.
        Man fragt sich, warum der Urologe das nicht so gesagt hat, sondern ein
        glückliches junges Elternpaar einfach so in das tiefe Loch des Krebsverdachtes
        stürzen lässt.

        Trotz unvollständiger Datenlage hab ich das mal mit folgenden Annahmen durchgerechnet
        mit diesem ganz einfach zu benutzendem Tool:
        Labor-Budget berechnen, Medizinische Rechner, Medizinischerechner,


        Datum ........... PSA ng/ml ...... Verdoppelungszeit (VZ)

        28.12.2016 ...... 1.64
        16.05.2017 ..... 11.5 .............. 50 Tage
        25.05.2017 ..... 19 ................. 12 Tage

        Wäre der erste Anstieg mit einer PSA-VZ von knapp zwei Monaten bei einem
        extrem aggressiven Krebs gerade noch vorstellbar, ist die enorme Beschleunigung
        des PSA-Anstieges auf eine VZ von nur 12 Tagen auf keine Weise mit einem
        Krebsgeschehen zu erklären.

        Eine Prostataentzündung hingegen erklärt einen solchen Verlauf widerspruchsfrei.
        Was dagegen zu tun sei, steht in Ralfs Beitrag.


        Wenn es sich wirklich so zugetragen haben sollte, gehört diesem Urologen ein
        mächtiger Tritt in den ... naja.

        Ich wünsch euch frohes Elternglück, und auch für spätere Geschwisterchen
        seid ihr wohl bestens gerüstet.


        Carpe diem!
        Konrad
        Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

        [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
        [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
        [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
        [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
        [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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          #5
          Hallo Charlotte,

          Ralf und Konrad haben Dir schon alles verklickert. - hier - mal etwas zur bakteriellen Prostatitis und zur abakteriellen Prostatitis

          Gruß Harald

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            #6
            Danke Konrad,
            dem Urologen zuliebe muss ich kurz klarstellen, dass er beim ersten Termin nach dem Wert der Blutuntersuchung bei der Hausärztin auch ganz entspannt war und ein zweiter Besuch steht ja erst am Montag an. Es hat lediglich eine Sprechstundenhilfe angerufen, den Wert durchgegeben und einen neuen Termin ausgemacht. Insofern kann man ihm keinen Vorwurf machen. Ich wollte uns nur ein relativ entspanntes Wochenende verschaffen und habe deshalb hier um eine Einschätzung der Lage gebeten. Körperliche Probleme (Schmerzen, Wasserlassen,...) hat mein Mann übrigens nicht.
            Und danke auch für deine Wünsche an uns als Eltern. Ein späteres Geschwisterchen ist nicht mehr geplant - dazu sind wir zu "alt". Wir sind dem Schicksal sehr dankbar, dass wir noch auf natürlichen Wege Eltern eines pumperlgesunden kleinen Sohnes werden durften.

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              #7
              Hallo Charlotte,

              wie bereits von Ralf und Konrad gesagt ist auch aus meiner Sicht das Abklären der Prostatitis angesagt. Nach einigen Wochen der Antibiotika-Einnahme (bei mir waren es 3-4 Wochen) kann dann eine erneute PSA-Messung erfolgen, hierbei
              sollte man zusätzlich die "typischen" PSA-erhöhenden Faktoren wie GV, Fahrradfahren etc. 72 Stunden vor Blutabnahme vermeiden, um sicher zu sein. Der starke Anstieg innerhalb kürzester Zeit weist auch m.E. nach stark auf einen entzündlichen Prozess hin.

              Der PSA-Wert nach diesen Maßnahmen ist dann entscheidend. Sollte der zwar gesunken, aber immer noch erhöht sein, kann man die nächsten Schritte besprechen. Aus meiner Sicht ist nicht immer nur die PSA-Velocity, sondern auch der Absolutwert entscheidend für das weitere Vorgehen.

              P.S.: Alles Gute für Euren Nachwuchs und natürlich auch Euch!


              Viele Grüße
              Arne
              Meine Beiträge stellen KEINE FACHÄRZTLICHE AUSKUNFT, sondern die Meinung eines Betroffenen dar.

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                #8
                Charlotte, ich bin froh, dass ich mein Urologenbashing mit "Wenn" begonnen hatte.
                Ob es aber dort von genügendem Qualitätsbewusstsein zeuge, dass die Praxishilfe
                gerade diesen Wert am Telefon ausplaudern durfte, sei zumindest hinterfragt.
                Immerhin war das Anlass für bange Fragen in einer glücklicherweise rasch
                gefundenen Selbsthilfe-Organisation.

                Ralf und seinem Forum sei dank für einen ruhigen Sonntag einer glücklichen,
                nicht ganz so jungen Familie.

                Konrad



                @Arne
                Selbstverständlich hat auch die Höhe des PSA-Wertes Gewicht.
                Wäre das nicht so, könnte man den steigen lassen, wie immer man wollte.
                So aber ist er Ausgangspunkt jeder Überlegung zum Staging.
                Für Prognosen hingegen ist die VZ sinnvoller, oder die nur im engen
                Bereich um 4ng/ml herum aussagekräftige PSA-Velocity, einem Hilfs-Wert
                für alternde Urologen und Hausärzte, die ihre Fortbildung seit einem
                Jahrzehnt vernachlässigt haben.
                Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                  #9
                  Hallo Charlotte, lies hier den ähnlichen Fall im Forum: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...hoher-PSA-16-7
                  Seitdem hat sich beim MRT einiges getan: damals konnte man damit das PCa nicht so sicher ausschließen. Insoweit sehe ich das damals als Überdiagnostik - muss jeder selbst wissen, wie verrückt er sich macht. Zur Zeit meiner Vasektomie stand ein PSA-Test (noch) nicht zur Debatte (wenn überhaupt zur Verfügung).
                  Ob der Matze wirklich eine bakterielle Infektion hatte, ist unklar. Auch eine unspezifische Entzündung oder Reizung kommen in Frage. Aufgrund der langen Behandlungsdauer und dem allmählichen gleichmäßigem Absinken des PSA-Werts sagt mein Laiengefühl: der Körper hat's selbst gerichtet.
                  Wird der Urologe sich bemühen, eine bakterielle Infektion positiv zu bestätigen? Ich glaube eher nicht. Im Fall einer abakteriellen Entzündung kann man nicht viel machen (siehe Ralfs Post), bei PCa ist eine aufwendigere Diagnostik angesagt, also ist die mehrwöchige Antibiotikatherapie (in der Regel mit einem Reserveantibiotikum wie Ciprofloxaxin) ins Blaue hinein wahrscheinlich. Und der Patient ist zufrieden, denn es wird ja "etwas getan". Auch wenn weder Schmerzen oder Fieber/Schüttelfrost aufgetreten sind oder eine Blutvergiftung droht, sondern das einzige Symptom der PSA-Wert ist und die einzige Beschwerde die Angst vor dem Krebs ist.
                  Bei der Biopsieprophylaxe haben sich übrigens andere Antibiiotika als Ciprofloxaxin besser bewährt: https://link.springer.com/article/10...092-017-1416-7

                  Ansonsten

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                    #10
                    So ganz verstehe ich nicht, was du uns damit raten willst. MRT mit neuester Technik: ja oder nein?

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                      #11
                      Wenn man heute ein MRT zur PCa-Diagnose machen lassen will, sollte es ein multiparametrisches MRT sein. Die gesetzlichen Kassen zahlen das nur unter bestimmten Voraussetzungen (negative Biopsie), die privaten häufig bei erhöhtem PSA (über einen längeren Zeitraum erhöht und ansteigend). Ein solches MRT wäre sicher aussagekräftiger als das 2010 bei Matze gemachte.
                      Wie Konrad ausgeführt hat ist der PSA-Verlauf untypisch für PCa. Die Alternativen sind:
                      1. Ein untypisches PCa annehmen, welches ganz schnell wächst, daher keine Zeit verlieren und volle diagnostische Breitseite
                      2. Eine typische Entzündung annehmen und Antibiotikum schlucken, nach 4 Wochen weitersehen
                      3. Eine atypische Entzündung annehmen und 4 Wochen abwarten, ob PSA wieder sinkt
                      4. Ein "gewöhnliches" PCa annehmen: dann ist keine solche Eile geboten, Alternative 2. oder 3. wählen.
                      Raten kann und will und darf ich da nichts. Jeder hat seine persönlichen Vorlieben und Ängste. Nur soviel: Alternative 1 ist exterm unwahrscheinlich, alle anderen laufen auf 2. oder 3. hinaus.

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                        #12
                        mpMRT -> siehe hier

                        Horst Günter
                        Some days it's hard to find motivation .....
                        some days motivation finds you!

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                          #13
                          Kleines Update:
                          heute war Befundbesprechung mit dem Urologen. Der war sehr klar und auch entspannt und meinte, wir könnten im Prinzip zwischen 2 Möglichkeiten wählen. 2-3 Monate abwarten und dann den PSA neu bestimmen lassen oder aber eine mpMRT machen lassen. Je nachdem, wie wir damit umgehen können. Aufgrund der Vorgeschichte meines Mannes (Krebstod von Ehefrau Nr.1, der Mutter, und zahlreichen Krebserkrankungen in den Familien mütterlicher- und väterlicherseits) haben wir uns zur MRT entschlossen. Uns ist schon klar, dass die Erkrankungen nichts miteinander zu tun haben. Aber er musste psychisch viel mitmachen und soll sich jetzt das Kopfzerbrechen sparen.
                          In einem Monat sehen wir dann weiter.
                          Danke für eure zahlreichen Tipps und Einschätzung der Lage.

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