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OP oder Bestrahlung ?

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    OP oder Bestrahlung ?

    Liebe Forenteilnehmer,

    zuerst einen großen Dank für die zahlreichen Infos, die sich hier finden.
    Eine unersetzliche Quelle, um sich zu informieren und mit den Ärzten diskutieren zu können.

    Ich würde gerne das geballte Wissen hier nutzen, um besser einen Entscheidnung treffen zu können, welche Ersttherapie ich wählen soll.


    49 Jahre,verheiratet, zwei Kinder


    PSA
    09.12.2016 5,03
    16.01.2017 3,85 (8,3% freies PSA)
    06.04.2017 4,23 (6,6% freies PSA)
    04.08.2017 6,17 (5,5% freies PSA)


    Tastuntersuchung:normal, weich


    Ultraschall:gutartige Vergrößerung, 40g, leichte Verkalkungen im Zentrum, ohnesonstige Auffälligkeiten.
    Restharn 64cm³


    Harnprobleme: keineProbleme mit Ausnahme des Restharns (fast nur abends; zweimalhintereinander Wasserlassen).
    Kein nächtlicher Harndrang; keineProbleme, Wasser zu lassen.


    multiparametrisches3T MRT
    Prostata ca. 35g
    VerdächtigerBereich vorne links. 11mm x 5mm. ADC 0,9.10-3.
    Mit Kapselkontakt ohneDurchbruch. Evtl. Verlängerung der Zone nach hinten ADC 1.10-3.
    Reste vonProstatitis. Kleines Adenom. Samenleiter+Lymphdrüsen normal.
    PI RADS 4.




    Fusionsbiopsie


    15 Stanzen aus 13Positionen.


    Stanze Position 2.1 GS 3+3 = 6
    13.1 GS 3+4 = 7
    13.2 GS 3+4 = 7


    118 mm Gewebeprobeuntersucht. Davon 15mm aus drei Proben mit Adenokarzinom.
    GS 3+4 = 7.
    ImmunohistochemischesErgebnis: PIN Cocktail P36/P504S


    Das Krankenhaus, bei dem ich bin, bietet fast alles an: OP (offen und da vinci), Hifu, Bestrahlung perkutan, Brachytherapie.

    Mein Fall wurde dem Tunmorboard vorgelegt.
    Hifu und externe Betrahlung wurde abgeraten.

    Empfehlung: Brachytherapie (oder OP, wenn ich das nicht wolle)

    Was meinen die Experten hier dazu?

    Ganz vielen Dank
    Peter

    #2
    Hallo Peter,
    2010 war ich in der gleichen Ausgangssituation. ( Befund,Alter,...) Habe mich nach langer Überlegung für eine OP in HH entschieden und bin damit bislang sehr gut gefahren.
    Bestrahlung und Op bieten dir in etwa gleiche Erfolgsaussichten. Probleme machen sich bei OP sofort bemerkbar, wenn sie denn eintreten , Bestrahlungsfolgen bauen sich meist langsam auf. Nach einer Op ist das Staging meist sehr gut , da das corpus Delikti komplett auf dem Tisch des Pathologen liegt. Wichtig: ist derjenige der dich bestrahlt,operiert ein absoluter Fachmann ( sollte den Vorgang schon oft >100 praktiziert haben) , mit transparenten Erfolgszahlen ( Heilungsquote, Kontinenzrate/ Potenzerhaltungsquote / kleinen Komplikationsraten.
    Du solltest bei deiner Entscheidung ein gutes Gefühl haben und deinem gewählten Fachmann vertrauen.
    Wünsche dir viel Glück!
    Gruß Skipper
    http://www.myprostate.eu/?req=user&id=244

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      #3
      Hallo Peter, bin kein Experte, sondern nur Laie mit etwas ähnlicher Diagnose (mir später gestellt mit größerem Tumor bei gleichem Grad).
      Zitat von skipper Beitrag anzeigen
      Nach einer Op ist das Staging meist sehr gut...
      Das T-Staging sicher, für N (Lymphknoten) werden zumindest ein paar Knoten untersucht (alle werden ja nicht herausgenommen, ob das überhaupt ohne weiteren Anhaltspunkt gemacht werden soll, darüber wird gestritten), für M ist man so schlau wie zuvor.
      Der Gleason kann sich ändern (das ist das "Grading"), je nach Güte der Biopsie. Die Fusionsbiopsie hat hier bereits das Optimum herausgeholt, eine Veränderung ist trotzdem möglich.
      Die Frage ist: was nützt mir das Wissen um eine Umstufung von T1 auf T2c? Oder von 3+4 auf 4+3? Und was mache ich mit einem positiven Resektionsrand? Wird dann sofort die Bestrahlung eingeleitet? Oder will ich abwarten, was der PSA-Wert macht (vielleicht machen die paar Zellen am Rand nichts)? Zunächst einmal erfährt man eine Prognose laut Statistik - die kann beruhigend sein, das ist dann schön (trotzdem gibt es Rezidive).
      Wenn man blind der Leitlinie folgt, stellen sich diese Fragen natürlich nicht. Aber du willst ja dein Schicksal selbst in die Hand nehmen.
      Besser wäre es, vorher mehr zu wissen - ein M1 oder M2 oder N1 oder R1 vorher bestimmt stellen eine RPE zumindest in Frage. Hätte ich mich für RPE entschieden, wäre weitere Diagnostik angesagt gewesen: PET/CT, weitere Marker im Blut.
      Zitat von skipper Beitrag anzeigen
      Probleme machen sich bei OP sofort bemerkbar, wenn sie denn eintreten , Bestrahlungsfolgen bauen sich meist langsam auf.
      Genau. Und: nach der RPE besteht die Option der Bestrahlung und auch anderer lokaler Verfahren, umgekehrt ist es schwierig, HiFU etc. gehen nach Bestrahlung nicht und RPE ist erschwert.

      Die Brachytherapie bewirkt ein langsames Absinken des PSA bis zum Nadir; somit werden frühe Rezidive nicht erkannt. Auch bei Brachytherapie wäre also eine extensive Diagnostik vorher zum Ausschluß von Metastasen sinnvoll. Siehe dazu: 350324.pdf
      Einen Überblick bezüglich HiFU gibt v07p0225.pdf und älter Rewcastle-TCRT-2007.pdf
      HiFU hatte ich verworfen wegen (a) Problemen mit der Wärmeableitung (entweder wird es zu heiß, dann leiden die Nerven (Impotenz), oder das Gewebe leitet zu gut ab, dann bleiben Resttumore) und (b) Einschränkung der Optionen für eine Zweitbehandlung (und schwierigere spätere Bildgebung). Unter günstigen Umständen und Top-Operateur ist das OK, bei mir saß der Tumor vorne, das war suboptimal für HiFU.

      Eine sofortige ADT ist auch denkbar. Zusammen mit einer Strahlentherapie soll das wirksamer sein (findest du hier in Foren unter "adjuvant").

      Da sich die Therapien bezüglich Rezidivrate nicht so gravierend voneinander unterscheiden bei Gleason 3+4 (und bezüglich "Aktiver Überwachung" auch nicht so sehr...) sind ein wichtiges Kriterium die Nebenwirkungen. Schön, wenn man keine hat, aber wenn vorher eine 50%-Wahrscheinlichkeit besteht, spielt das schon eine große Rolle.

      Eine Strahlentherapie hatte ich wegen der möglichen späten Folgen abgelehnt. Eine schnelle Entfernung des Tumors erschien mir wichtig, und da eine schonende Methode zur Verfügung stand, habe ich diese gewählt (siehe mein Profil).

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        #4
        Ergänzung: zu IRE gibt es keine Langzeitergebnisse und ist auch nicht Leitlinienkonform - eher experimentell.
        Wer das mag -bitte.
        Gruß skipper
        http://www.myprostate.eu/?req=user&id=244

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          #5
          Zitat von skipper Beitrag anzeigen
          Ergänzung: zu IRE gibt es keine Langzeitergebnisse und ist auch nicht Leitlinienkonform - eher experimentell.
          IRE der Prostata wird seit 2007 durchgeführt: 10.1.1.924.1907.pdf
          Nach meinem Eindruck waren die Experimente in 2016 abgeschlossen (Weiterentwicklung gibt es immer).
          Sicherheit: emss-59749.pdf nihms826269.pdf
          Feldstärke: Prostate 2014 Neal.pdf
          Lebensqualität: quality-of-life-and-safety-outcomes-following-irreversible-electroporation-treatment-for-prostate-cancer-results-from-a-phase-iiistudy-1948-5956-1000369.pdf
          Nomenklatur: poljradiol-81-54.pdf
          Andere krebsarten: 10-1055-s-0034-1373785.pdf
          (diese Links sind Auszüge, darin finden sich weiterführende Links und Studien).
          IRE hat in keinem Fall zu Tod oder schwerwiegenden Nebenwirkungen geführt und gilt als sehr sicher. Bei Anwendung der heute üblichen Spannungen von 1500V/cm wurden bei nachfolgender RPE (und auch bei Biopsie und/oder MRT) keine lebenden Zellen mehr nachgewiesen. Siehe u.a. boscorrelation2015.pdf
          Seit 2015 läuft die CROES Studie europaweit: Protocol CROES IRE Registry V1.pdf
          An der nimmt zumindest Offenbach teil: https://www.prostata-center.de/index.php/de/
          Ob die Charite die eigene Studie beendet hat, weiß ich nicht, jedenfalls haben sie das Profil upgedatet: http://www.radiology-berlin.de/mitt-...kale-therapie/

          Ich gehe davon aus, dass die IRE bei sachgerechter Anwendung (bis hin zur Totalablation) den Tumor lokal entfernt. Je nach Erfahrung des Operateurs kann auch zuwenig weggenommen werden (wie bei RPE), nur ist hier das Risiko, dass bei großzügiger Bemessung des Operationsgebietes umliegende Nerven und Muskeln endgültig geschädigt werden, geringer (da Gewebestrukturen erhalten bleiben, an denen entlang sich Nerven und Muskeln wieder bilden).

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            #6
            Hallo Martin,
            Zitat skipper: "Ergänzung: zu IRE gibt es keine Langzeitergebnisse und ist auch nicht Leitlinienkonform - eher experimentell.
            Wer das mag -bitte".
            ich kann mich den Anmerkungen von Skipper nur anschließen.

            Dein Werben für die IRE und deine Belege für deren Wirksamkeit in allen Ehren, aber "Studien" mit 16 Teilnehmern sind jenseits jeglicher Evidenz. Wir haben uns an anderer Stelle bereits eingehend über die IRE und ihren nach wie vor experimentellen Charakter unterhalten, dieses Fass brauchen wir nicht nochmal aufmachen. Auch deine persönliche Einschätzung der etablierten Therapiemöglichkeiten, der in dieser Weise behandelnden Ärzte und der zugehörigen Leitlinien hast du bereits in zahlreichen Beiträgen zum Ausdruck gebracht. Deine Bekundungen haben diesbezüglich oft einen von grundlegendem Misstrauen geprägten Unterton und sind für eine vernünftige Arzt-Patient Beziehung nicht unbedingt zuträglich. Dies ist jedenfalls meine Auffassung.

            In deinem letzten Beitrag an Peter schreibst du:
            Zitat MartinWK: "Wenn man blind der Leitlinie folgt, stellen sich diese Fragen natürlich nicht. Aber du willst ja dein Schicksal selbst in die Hand nehmen".
            Ich glaube jeder Betroffene will sein Schicksal ein Stück weit selbst in die Hand nehmen. Aber auf welcher Grundlage?
            Auf der Basis von evidenten Daten oder propagierten Vorhersagen? Auf dem Fundament des Vertrauens in die etablierte Medizin und dem Rat der behandelnden Ärzte oder mit der Einstellung eines generellen Misstrauens gegenüber dem ganzen System?

            Bin ich als Laie überhaupt dazu in der Lage mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Ich glaube - nein.
            Dass ich nicht einfach nur hinnehme was mir gesagt wird, sondern mich vernünftig und umfassend informiere, versteht sich von selbst. Aber irgendwann muss ich dann Vertrauen in Ärzte und Behandlung fassen. Ich kann und sollte auch mein Schicksal mitbestimmen, es ganz in die eigenen Hände nehmen zu wollen, scheint mir in Zusammenhang mit schwerwiegenden Erkrankungen und den daraus resultierenden teilweise komplexen Überlegungen doch mehr als fragwürdig.

            Hier ein paar plakative Links, die zum Nachdenken über das Verhältnis zwischen Arzt und Patient anregen könnten:

            http://slideplayer.org/slide/561/1/i...er+Medizin.jpg
            http://www.medical-tribune.de/fileadmin/Imported/Cartoons/Arzt-Patienten-Beziehung/Kommunikation6.jpg



            Roland
            Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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              #7
              Hallo Roland, ich habe in diesem Forum schon einmal zur Sachlichkeit gemahnt. "...dieses Fass brauchen wir nicht nochmal aufmachen" - da spricht jemand für die schweigende Mehrheit und will mir den Mund bzw. die Tastatur verbieten, angeblich, weil ich Werbung mache und weil ich nicht genug Vertrauen in das System und die Ärzte habe.
              Ich halte das hier nach wie vor für ein Forum der betroffenen Patienten ("Selbsthilfe"), die aus ihrer Interessenlage heraus argumentieren. Die Interessen der anderen Akteure im Medizinbetrieb sind andere. Dass dann trotzdem für den Patienten häufig das Beste erreicht wird, bestreite ich nicht.
              Ich kann nicht verstehen, wie man einerseits zum Gebrauchtwagenkauf den befreundeten Fachmann mitnimmt, der höchst mißtrauisch jede Zusicherung des Verkäufers überprüft, andererseits aber dem Arzt unüberprüft zutraut, dass er alles richtig macht. Natürlich kann ich während der Op dem Arzt nicht auf Finger schauen; aber ich kann mir wenn ich es für nötig halte jeden Vorgang erklären (lassen) und versuchen zu verstehen, was da passiert.
              Gerade bei schwerwiegenden Erkrankungen ist das doch wichtig. Wenn mir bei Schnupfen gesagt wird: es ist ein Virus, da machen wir nichts, dann glaube ich das unüberprüft, weil der Schnupfen mich so oder so nicht umbringen wird.
              Du schreibst: "Auf der Basis von evidenten Daten oder propagierten Vorhersagen?" Ich sage: beides, wenn die Vorhersagen belegt erfolgversprechend sind.

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                #8
                Bin ich als Laie überhaupt dazu in der Lage mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Ich glaube - nein.
                Ich denke das muss man einfach, der Arzt kann es einem nicht abnehmen.

                Ein Arzt interessiert sich nur so lange für meine Probleme wie ich vor ihm sitze. Dann heißt es: "der Nächste bitte". Wenn man zwei Ärzte fragt bekommt man drei Meinungen. Woraus kommt das Vertrauen zu einen Arzt? Lächelt er freundlich? Hat er ein schickes Büro? Ob ich dem Arzt vertrauen kann stelle ich erst fest wenn ich die Nebenwirkungen der Behandlung erlebe.

                Georg

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                  #9
                  Lieber Martin,

                  es ist nicht meine Absicht dir den Mund bzw. die Tastatur zu verbieten. Ich habe lediglich zum Ausdruck gebracht an dieser Stelle nicht nochmals in die alte Diskussion einsteigen zu wollen. Was soll daran bitte unsachlich sein.
                  Ebensowenig habe ich für blindes Vertrauen in ärztliche Empfehlungen/ärztliches Handeln plädiert. Ich hatte geschrieben: "Dass ich nicht einfach nur hinnehme was mir gesagt wird, sondern mich vernünftig und umfassend informiere, versteht sich von selbst. Aber irgendwann muss ich dann Vertrauen in Ärzte und Behandlung fassen".
                  Dein Beispiel 'Gebrauchtwagenkauf' ist zumindest für die Option IRE unpassend. Die IRE ist kein Gebrauchtwagen, sondern ein neuartiger noch nicht zugelassener Prototyp für den es keine verlässlichen Erfahrungswerte gibt, insofern ist bei dieser Therapie schon eher ein Stück weit "blindes" Vertrauen angesagt.
                  Bei einem Schnupfen gehe ich erst gar nicht zum Arzt. Schwerwiegende Erkrankungen erfordern dagegen eine ärztlich geleitete Intervention und da gilt zumindest für mich das was ich schon gesagt habe: ich versuche mich so umfassend wie möglich zu informieren, hinterfrage ärztliche Empfehlungen/Behandlungen und muß am Ende auf einen Experten/Arzt vertrauen, dessen Aussagen für mich am glaubwürdigsten/überzeugendsten erscheinen - aber am Ende steht Vertrauen und nicht Mißtrauen, sonst wird die Sache zu einer schwierigen Angelegenheit.

                  Roland

                  Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

                  Kommentar


                    #10
                    Stimme Georg völlig zu - ich muss mich um mich selbst kümmern, als Minimum heißt das, dass ich den Fachleuten solange auf den Nerv gehe, bis sie sich ernsthaft mit mir beschäftigen.

                    Allerdings: bei der Ausführung einer konkreten Behandlung muss ich dem Arzt bzw. der Klinik vollständig vertrauen - wie dem Piloten/Bodenpersonal oder dem Lokführer/Bahntechnik. Ich informiere mch ggfs. vorher, wie gut die sein sollen. Fehler werden trotzdem gemacht, das muß ich akzeptieren.

                    Bei Vorsorge und Therapiewahl könnte ich das, was von der Kasse bezahlt wird, und was in der Leitlinie steht, und was dann davon noch "mein" Arzt empfiehlt, als alleinige Richtschnur nehmen. Das ist bequem, in vielen Fällen erfolgreich und erlaubt mir die angenehme Passivität ("Behandelter"). Als Patient ist man ja zunächst mal in der schlechteren Position, man braucht Hilfe, es geht einem schlecht, man kann vielleicht nicht für sich selbst sorgen. "Vertrauen" ist daher erstmal erzwungen, "Kluges Vertrauen" muss von beiden Seiten erarbeitet werden, "Augenhöhe" muss in der Regel vom Patienten eingefordert werden, wozu er einigen Sachverstand benötigt (soviel zu Rolands Grafiken).
                    "Augenhöhe" wird zum Beispiel erreicht, wenn man den Medizinbetrieb als Dienstleistung ansieht wie jede andere auch, die man gegen Geld in Anspruch nimmt (das Beitrags-Vorsorgesystem täuscht uns darüber hinweg, dass auch die teuerste Behandlung von uns bezahlt wird und nicht umsonst ist). Das Berufsethos, das gerade im Medizinbereich so gerne erwähnt wird, haben andere Berufe auch, bei denen es um das Leben anderer Menschen geht (Bauingenieure, Piloten, Polizisten, usw.).
                    Wie bei jeder Dienstleistung gibt es verschiedene Anbieter mit diversen Methoden, teure Geräte müssen amortisiert werden, Klinikeigentümer wollen Profit sehen, Pharmafirmen pushen Produkte. Klar ist da zunächst Mißtrauen angesagt, als kritischer Konsument! Verkauft wird mit üblichen Methoden: nette ältere Herren mit grauen Haaren, die ihre Klinikabteilung repräsentieren, Zertifizierungen, die Qualität suggerieren, freundlich gestrichene Korridore, Technik vom Feinsten, Leitlinien ("DIN-Normen") für alles und jeden, moderne Internetauftritte - nur über Geld wird nicht geredet, außer man ist "privat". Da gilt es, klaren Kopf zu behalten.
                    Und hoppla stellt man die Empfehlung vom Arzt um die Ecke oder die Leitlinie in Frage. Und wird häufig feststellen, dass sie optimal sind. Aber eben nicht immer.

                    Mal abgesehen von diesen eher abstrakten Gründen hat mein generelles Arztvertrauen einige konkrete Dämpfer bekommen
                    - als mein Kind mutmaßlich die Minimaldosis eines schwachen Betabblockers bei Bekannten geschluckt hatte und von 4 Ärzten 3 Unsinn empfohlen haben ("sofort in notärztliche Behandlung")
                    - als der Hausarzt (ein sonst wirklich gründlicher und korrekter Heiler) die Dosis eines Antibiotikums auf das Körpergewicht umrechnen mußte und am Dreisatz scheiterte
                    - als eine Frauenärztin Knoten in der Brust sah und voll die Panik veranstaltete - der von ihr empfohlene Spezialist schüttelte nur den Kopf
                    - als der Augenarzt als habilitierter Pionier der Behandlung der Netzhautablösung eine solche durchführen ließ, die ein Jahr später von einem professoralen Gutachter als unnötig bezeichnet wurde (und 30 Jahre lang ist keine weitere Ablösung erfolgt)
                    - als bei einer Hornhautverätzung 3 Augenärztinnen der gleichen Schwerpunktklinik an 3 aufeinanderfolgenden Tagen jeweils eine neue Medikamention vornahmen (Anmerkung: sowas heilt mit etwas Pflege von selbst)
                    u.a.
                    Dabei war hier bisher niemand von uns ernsthaft krank, es waren immer nur solche Bagatellen.

                    Kommentar


                      #11
                      Lieber Roland,
                      bin halt auch Kaufmann und nicht nur Ingenieur: auch beim liebsten und besten Kunden oder Lieferanten muss man aufpassen, es kann immer was schiefgehen (und wenn es die Helferin ist, die die Proben verwechselt oder das falsche Bein zur Amputation markiert...), insoweit eher Mißtrauen und immer wach bleiben außer bei Narkose! Da sind wir uns wohl einig.

                      Dass ich so verblendet bin, zu glauben, ich könne mir wirklich nach genügender Einarbeitung (und einiger wissenschaftlicher Vorbildung) ein eigenes Urteil erlauben, hast du schön herausgearbeitet. Tatsächlich kann mir der Prof. Stehling so viel von der IRE vorschwärmen wie er will (ich kenne ihn garnicht) - ich habe ihm nur eine Sache geglaubt: dass er seit 2011 einige Hundert Behandlungen durchgeführt hat. Davon hat er auf diversen Kongressen berichtet, und hätte er das als "Studie" deklariert, wäre es auch nicht glaubwürdiger, denn die Zahlen kämen immer noch von ihm. Diese Erfahrung war mir wichtig, zusammen mit Erfahrungsberichten in myprostrate und den diversen Papers und Studien. Und ich habe geprüft, dass Stehling kein Scharlatan ist: er weiß wohl mehr über die MRT als viele andere (hat promoviert bei Mansfield während der Entwicklung der MRT, hat etliche Male dazu publiziert), er ist Physiker und Arzt. Das Erstaunlichste war allerdings, dass ich keine negativen Dinge über die IRE gefunden habe (meistens findet man zu neuen oder "Außenseiter"-Therapien kritische Studien oder Patientenberichte). Die einzige Kritik lautet: "zuwenig Evidenz" - Evidenz heißt hier Langzeitstatistik. Das hilft mir jetzt und hier nichts und irgendwie muss es ja mal anfangen (dafür bin ich jetzt Studienteilnehmer). Experimentiert wurde an mir jedenfalls nicht, das war alles Routine und professioenll organisiert.
                      Ich kann verstehen, dass du dich nicht im Detail damit auseinandersetzen magst, denn für dich ist diese Behandlung nicht mehr interessant. Als Alternative nicht nur zur AÜ oder bei low oder intermediate risk PCa sondern auch als Ergänzung bei high risk (wo häufig nicht operiert wird, aber man schonend die Tumorlast reduzeiren möchte) sind diese und ähnliche Verfahren vielversprechend.

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                        #12
                        Hinweis in die Runde: Peter3 ist schon gestern aus der Diskussion ausgestiegen.
                        Ansonsten ist es ganz einfach: Zwei Fragen, zwischen denen man sich entscheiden muss.
                        Wie will ich in Zukunft leben? Oder
                        Wie lange will ich in Zukunft leben?

                        soll heißen: Tausche PS gegen Sparsamkeit. Oder auch nicht!

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                          #13
                          Liebes Glückskind,

                          Peter3 ist mit seinen Fragen erst vorgestern eingestiegen(zum Zeitpunkt deines Postings noch gestern). Ich glaube kaum, dass er schon wieder ausgestiegen ist, sondern er liest bestimmt mit. Skipper hat ihm seine Überlegungen mitgeteilt. Anschließend hat Martin die IRE ins Spiel gebracht. Woraufhin Skipper auf den experimentellen Status dieser Therapie hingewiesen hat.
                          Auch ich sah mich veranlasst den Beiträgen von Martin zu widersprechen, da hier so getan wird als wäre die IRE ein bzgl. ihrer Wirksamkeit gleichwertiges Verfahren zu Stahl und Strahl, nur eben mit weniger Nebenwirkungen. Dies wird von den Anbietern so propagiert, doch weder Gleichwertigkeit noch Nebenwirkungsprofil wurden bisher vergleichend erfasst und nachgewiesen. Deshalb sollte ein Fragesteller auf diese Sachlage hingewiesen werden. Außerdem sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass durch den Verzicht auf ein etabliertes Verfahren zugunsten einer IRE ggf. die Chance auf eine jetzt noch mögliche kurative Behandlung verspielt werden könnte. Peter ist 49 Jahre alt und hat normalerweise einen noch recht großen Teil seines Lebens vor sich. Hier auf komplett neue Therapieansätze zu vertrauen bei denen keine längerfristigen Daten vorliegen halte ich für sehr gewagt.

                          Wie man sich auch immer entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen - man sollte allerdings die Fakten kennen.

                          Zitat Glückskind: "
                          soll heißen: Tausche PS gegen Sparsamkeit. Oder auch nicht!"
                          Bei dieser Aussage stehe ich auf dem Schlauch oder hab eine zu lange Leitung. Wäre dir dankbar, wenn du dich hierzu nochmals klärend einbringen könntest.

                          Roland
                          Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

                          Kommentar


                            #14
                            Liebe Mitstreiter,

                            vielen Dank für die bisherigen Anregungen !!

                            IRE wäre eine ganz neue Option, die bisher gar nciht auf dem Optionsplan steht....

                            Ich frage mich momentan erstmal, ob ich der (intern wohl kontrovers diskutierten) Empfehlung des Tumorboardes für LDR Brachytherapie folgen soll oder doch die klassische OP.

                            Kommentar


                              #15
                              Lieber Peter,

                              ich gebe nur zu bedenken das die IRE in der Regel keine Kassenleistung ist. Da ist man dann mal schnell mit 10 bis 15 tsd. Euro dabei.
                              Und ich kann es mir nicht verkneifen, aber mich wurdert das die Verfechter der Protonen noch nicht aufgeschlagen sind.

                              alles Gute
                              Dieter

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