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Jahrzehntelanges "Haustier" mutiert zum "Raubtier"

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    Jahrzehntelanges "Haustier" mutiert zum "Raubtier"

    Ich hatte gehofft, dass ich mit meinem vermuteten PCa sterben würden. Nach dem ich aber inzwischen das statistische Durchschnittsalter überschreiten konnte, werde ich vermutlich doch an meinen PCa sterben, da mit zunehmendem Alter ein Ableben infolge Krebs mehr und mehr zur Normalität wird. Immerhin konnte ich fast 20 Jahre, ohne jede Krebsbehandlung, mit guter Lebensqualität hinter mich bringen.


    Bei einem PSA von 44,06 ng/ml mußte ich im Herbst 2017 die Reißleine ziehen und eine Hormonblockade beginnen. Es war nicht einfach einen Arzt zu finden, der bereit war, ohne vorherige Biopsie und pathologischen Bericht, einer Behandlung zuzustimmen. Erst nach Einholung einer Zweitmeinung und mit professoralen Unterschrift konnte ich eine AHT beginnen.


    Seit sieben Monaten nehme ich Bicalutamid, inzwischen 150 mg täglich. Meinen PSA konnte ich dadurch stufenweise von 44,06 über 39,52 / 26,20 / 11,9 / 7,04 / 4,28 / 3,22 auf jetzt 2,99 (Stand 20.04.18) senken.


    Ich bin bisher davon ausgegangen, daß die Hormonentzugstherapie nicht nur die Wirkung sondern auch die Bildung des Testosterons blockiert. Daher überrascht es mich sehr, daß mein Testosteronspiegel nicht in Richtung Kastrationsniveau gesunken ist, sondern in Gegenrichtung von 4,86 ng/ml (vor der AHT) über 8,31 / 8,95 / 9,56 auf nunmehr 10,11 ng/ml (Stand 20.04.18) angestiegen ist und sich somit mehr als verdoppelt hat. Hat jemand mit Bicalutamid, bezüglich des Testosteronspiegels, ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Zwecks Senkung des Testosteronspiegels brachte nun mein Arzt eine Eligard 3-Monats-Depot Spritze ins Gespräch. Mit Bicalutamid 150 mg hatte ich Anfangs Verträglichkeitsprobleme. Nach Verringerung der Dosis auf 50 mg, über zwei Monate, vertrage ich die volle Dosis von 150 mg mittlerweile recht gut. Von einem Umstieg auf ein neues Medikament, mit vermutlich mehr Nebenwirkungen, bin ich daher nicht begeistert.


    Ursprünglich habe ich geplant, bei Erreichung eines PSA Wertes von < 2 ng/ml eine Therapiepause, bis zu einem PSA Anstieg auf 10 bis 15 ng/ml einzulegen. Mein Arzt hält dagegen eine Unterbrechung der Bicalutamid Einnahme nicht für sinnvoll, da das PCa durch eine Therapiepause weiter streuen könnte.


    Ein Ga-68-PSMA-PET/CT, vor Beginn der AHT, erbrachte einen „hochgradigen Verdacht auf Samenblaseninfiltration links“ sowie eine „intensive PSMA-Anreicherung im Proc. Transversus / Wirbelbogen des BWK 11 rechts mit hochgradigem Verdacht auf ossäre Metastase“.


    Neben der oben erwähnten Frage zum Anstieg des Testosteronspiegels stellen sich mir nun noch weitere Fragen.


    Sollte ich trotz der bereits bestehenden Metastasen eine intermittierende Hormontherapie anstreben um so evtl. die Androgen-Unabhängigkeit des Tumors herauszuzögern?


    Ist es ratsam die bisher einzige Knochenmetastase per Cyberknife auszuschalten?


    Ist eine sonstige Reduzierung der Tumormasse sinnvoll, z.B. Entfernung der linken Samenblase oder sollte ich mich ganz auf eine palliative Erst- und später Zweitlinienhormonbehandlung konzentrieren und mich wie bisher von jedem invasiven Eingriff fernhalten.


    Über entsprechende Meinungen würde ich mich freuen.


    Huskie

    #2
    Hallo Huskie,
    Zitat von Huskie Beitrag anzeigen
    Ich bin bisher davon ausgegangen, daß die Hormonentzugstherapie nicht nur die Wirkung sondern auch die Bildung des Testosterons blockiert. Daher überrascht es mich sehr, daß mein Testosteronspiegel nicht in Richtung Kastrationsniveau gesunken ist, sondern in Gegenrichtung von 4,86 ng/ml (vor der AHT) über 8,31 / 8,95 / 9,56 auf nunmehr 10,11 ng/ml (Stand 20.04.18) angestiegen ist und sich somit mehr als verdoppelt hat. Hat jemand mit Bicalutamid, bezüglich des Testosteronspiegels, ähnliche Erfahrungen gemacht?
    Warum muss man eigentlich fast täglich aufs Neue auf das Basiswissen verweisen? Auf Seite 101, rechte Spalte, letzter Absatz (aktuelle Ausgabe vom 31. März 2018) ist Deine Frage beantwortet.

    Ralf

    Kommentar


      #3
      Danke Ralf für den prompten Hinweis.

      Ich wundere mich weniger über meine Unwissenheit, dafür aber umso mehr darüber, dass mein Arzt auf meine gleiche Frage keine Antwort wußte.
      Ich werde mir hinter die Ohren schreiben, dass eine Hormonblockade nicht gleichbedeutend mit einer Hormonreduzierung ist.

      Allerdings ist in dem Basiswissen auf Seite 101 zu lesen: "Das Gegenteil kann der Fall sein, nämlich dass der Testosteronspiegel leicht steigt.

      Bei mir ist der Testosteronspiegel aber nicht leicht gestiegen, sondern hat sich gar verdoppelt. Ich frage mich daher weiter, ob bei einer Monotherapie auch ein so starker Anstieg noch als normale Reaktion der Hoden anzusehen ist.

      Huskie

      Kommentar


        #4
        Ein paar Antworten

        Hallo Huskie

        Zunächst mal mutierte dein "Haustier" keineswegs zum "Raubtier", sondern es
        wächst halt stetig. Zwar langsam, aber doch mit einer Verdoppelung alle etwa 3.3 Jahre.
        Das ist keineswegs schnell oder aggressiv, aber mit der Zeit häuft sich halt einiges an.
        Dein Minimalansatz, jahrelang nur zuzuschauen und dann mit der einfachsten aller
        Therapien zu beginnen, ist ein voller Erfolg. Warum solltest Du da was ändern,
        solange das PSA weiter sinkt oder nicht wieder steigt?


        Einige Antworten:
        Zitat von Huskie Beitrag anzeigen
        I 1. Hat jemand mit Bicalutamid, bezüglich des Testosteronspiegels, ähnliche Erfahrungen gemacht


        2. Sollte ich trotz der bereits bestehenden Metastasen eine intermittierende Hormontherapie anstreben um so evtl. die Androgen-Unabhängigkeit des Tumors herauszuzögern?


        3. Ist es ratsam die bisher einzige Knochenmetastase per Cyberknife auszuschalten?


        4. Ist eine sonstige Reduzierung der Tumormasse sinnvoll, z.B. Entfernung der linken Samenblase oder sollte ich mich ganz auf eine palliative Erst- und später Zweitlinienhormonbehandlung konzentrieren und mich wie bisher von jedem invasiven Eingriff fernhalten.
        1. Alle Patienten, die Bicalutamid nehmen, machen die Erfahrung, dass das Testosteron nicht sinkt,
        weil das Medikament das gar nicht bewirken kann und will. Nur merken sie es nicht, weil bei
        dieser Therapie die Messung des Testosterons üblicherweise nicht erfolgt. Wozu auch?
        Blöd ist daher, überhaupt das Testo zu messen und dich unnötig zu beunruhigen.
        Was hat sich dein Uro dabei gedacht?
        Bica blockiert die Androgenrezeptoren der Krebszellen. Die könnten in Testo schwimmen, es aber
        nicht mehr aufnehmen. So wird die Zellteilung bei dir erfolgreich verhindert.
        Was willst Du mehr?

        Nachtrag:
        Weil dein Krebs mit Bica kein Testosteron mehr binden kann, ist es nun überschüssig.
        Das ist egal, mit 10ng/ml bist Du immer noch im Normalbereich.


        2. Mit einem Therapieunterbruch änderst Du an der Gefahr einer Kastrationsresistenz nichts.
        Wenn Du testosteronunabhängige Zellen bereits tragen solltest, wüchsen die längst und genauso,
        ob die mit Testo gefüttert werden oder nicht. Bicalutamid wird im allgemeinen nicht unterbrochen,
        weil die Nebenwirkungen damit nicht wirklich unterbrochen werden, wie dies bei der 'Spritze'
        der Fall wäre mit ihren andersartigen NW.


        3. Eine Knochenmetastase auszuschalten, die trotz längerer Antihormontherapie im PET noch sichtbar ist,
        ist immer eine gute Idee, weil sich das aggressivste Zellmaterial üblicherweise in den Metastasen befindet.
        Das muss nicht zwingend Cyberknife sein. Moderne Rotationsmaschinen wie Tomotherapy, Rapidarc
        sind dazu genauso oder besser geeignet, und kommen sehr viel öfter vor.
        Damit wird so eine Metastase in einer bis fünf Sitzungen weggestrahlt.
        Solange Du keine Prostatabeschwerden hast und keinen PSA-Anstieg, kannst Du wohl auf eine
        weitergehende Therapie in diesem Bereich verzichten. Wenn der Krebs in die Samenblase
        eingewachsen ist, ist das halt so. Zurzeit wächst er ja derzeit nicht, sondern schrumpft.


        4. Falls wider Erwarten doch mal ein PSA-Anstieg unter Bica eintreten sollte, kannst Du erstmal
        mit der 'Spritze' antworten und dann, falls das nix bringen sollte mit Abirateron oder Enzalutamid.
        Bei einem derart langsam wachsenden Krebs sind nur wenige Mutationen zu erwarten,
        sodass Therapieresistenzen wohl sehr lange Zeit auf sich warten lassen.


        Du hast zwei Jahrzehnte mit deinem Minimalansatz gut durchgestanden,
        da liegt auch noch ein Drittes drin.


        Carpe diem!
        Konrad



        @Ralf
        Das Basiswissen wird halt trotz des gelben Links immer noch nicht gefunden.
        Ob das 'vernünftig' sei, oder die User doof, ist nicht die Frage, sondern wie dein
        enorm wichtiges Werk auch für flüchtige Mitbetroffene besser auffindbar wäre.
        Wer eine so wichtige Botschaft hat wie Du, sollte auch etwas Eigenwerbung
        dafür machen.

        Warum setzt Du nicht einen Reiter 'Basiswissen' neben 'Forum' und 'Was ist neu' bzw.
        ersetzt den ohnehin überflüssigen Reiter 'Aktivitäten'?
        Gelb kann er auch noch sein.
        Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

        [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
        [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
        [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
        [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
        [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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          #5
          Hallo Huskie,
          Zitat von Huskie Beitrag anzeigen
          Ich wundere mich weniger über meine Unwissenheit, dafür aber umso mehr darüber, dass mein Arzt auf meine gleiche Frage keine Antwort wußte.
          Ich werde mir hinter die Ohren schreiben, dass eine Hormonblockade nicht gleichbedeutend mit einer Hormonreduzierung ist. Allerdings ist in dem Basiswissen auf Seite 101 zu lesen: "Das Gegenteil kann der Fall sein, nämlich dass der Testosteronspiegel leicht steigt.
          Für Deinen Arzt ist dieses Unwissen ein absolutes Armutszeugnis, zumal er aus dem vermeintlichen Nichtfunktionieren der Androgenmanipulation keinerlei Konsequenz zieht.

          Es gibt im "Ersten Rat" seit Kurzem ein eigenes Kapitel "6.3 Das Testosteron" (S. 17, rechte Spalte). Darin heißt es "Der Testosteronspiegel schwankt im Tagesverlauf. Die Blutabnahme zu seiner Bestimmung sollte darum immer zur selben Tageszeit geschehen." Kann das bei Dir eine Rolle gespielt haben? Den Satz auf Seite 101 werde ich ändern.

          Ralf

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