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Fortschritte in der Chirurgie

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    Fortschritte in der Chirurgie

    Hallo.
    Ich suche noch immer in alten Schriften nach Informationen, wie in früheren Jahrhunderten Prostatakrebs diagnostiziert und behandelt wurde, konnte aber bisher nichts rechtes finden. Lediglich im Platen (Anfang des 20. JH) finde ich Ausführungen über "Männerbeschwerden" und dgl., denen man mit gesunder Ernährung, Gymnastik, Wasseranwendungen (Kneipp war in Mode gekommen) und einer allgemeinen Stärkungskur zu begegnen versuchte. Auch Ferdinand Sauerbruch schreibt in seinen Memoiren nichts explizit über Prostatakrebs.
    Am 20. Januar ist in Berlin ein Nachtflohmarkt, wo ich dann nochmals gezielt nach alten Medizinbüchern suchen werde.

    Über die frühe Behandlung von Brustkrebs scheint man hingegen mehr zu wissen, vermutlich, weil die weibliche Brust im Gegensatz zur männlichen Prostata ein sichtbares Organ ist und deshalb viel früher das besondere Interesse der Chirurgen gefunden hatte. So berichtet Professor Hermann Delbrück in seinem Buch "Brustkrebs" (NOVARTIS Oncology, 7. Aufl., 2006): "Die erste bekannte Operation wegen Brustkrebs soll Leonidas aus Alexandria um 100 n.Chr. durchgeführt haben. Nach der Entfernung der Brust benutzte er Brenneisen zr Blutstillung und zur radikalen Entfernung von Krebsresten. Diese oder ähnliche Formen der Operation wurden bis ins 18. Jahrhundert beibehalten.
    Im frühen Mittelalter beherrschten weitgehend die umfangreichen Schriften von Galen, dem Leibarzt von Kaiser Marc Aurel (129 bis 199 n.Chr.) die Brustkrebstherapie. Er führte den Brustkrebs auf eingedickte schwarze Galle zurück, die sich an bestimmten Orten sammle und über die Venen ausdehne. Er empfahl, die eingedickte schwarze Galle mit Medikamenten zu verflüssigen und abzuführen, um so den Brustkrebs zu behandeln. Bis ins späte Mittelalter existierten die unterschiedlichsten Rezepturen. Die Ingredienzen reichten von Blei- und Zinkkarbonat über Hirschkot bis zu Rosenöl.
    Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Josef Rotter und B.S. Halstedt (1894) die klassische Radikaloperation des Brustkrebses. Nicht nur die Brust, sondern auch die Achselhöhle, ja selbst das Schlüsselbein wurden entfernt. Die Vorstellung, je radikaler man den Tumor und das gefährdete Gewebe entferne, desto grösser seien die Heilungschancen, bestimmte die Bruskrebstherapie bis vor einigen Jahren.
    Erst in den letzten zwei Jahrzehnten setzte sich schrittweise díe Erkenntnis durch, dass Brustkrebs eher eine Systemerkrankung als eine lokale Erkrankung ist und dass die Radikalität der lokalen (chirurgischen und/oder strahlentherapeutischen) Entfernung der tumorbefallenen Brust und der Lympfknoten keine Überlebensvorteile bietet, ja nur zur Einbusse der Lebensqualität führt.
    Dank der Kombination mit anderen Therapieverfahren begnügte man sich immer mehr mit der Tumorentfernung und verzichtete auf eine verstümmelnde Brustamputation."

    Es folgen Ausführungen über das Konzept der "Sentinel-Node-Biopsie", die adjuvante Chemo- und Hormontherapie und die derzeitige Vorgehensweise bei Diagnose Brustkrebs: "In der Regel wird über die notwendige Therapie interdiziplinär entschieden, d.h. onkologisch erfahrene Ärzte der verschiedenen Disziplinen besprechen in einer gemeinsamen Konferenz die für die Patientin jeweils beste Behandlung. Die Entscheidung, ob eine zusätzliche Strahlen- Chemo- oder Hormontherapie durchgeführt werden soll, basiert auf der Kenntnis zahlreicher Details. Hierzu gehören neben Kenntnissen über diie Hormonrezeptoren, die Tumorausdehnung, die Grösse und Tiefe des Tumors und die bisherige Wachstumsgeschwindigkeit auch persönliche Angaben wie zum Beispiel das Alter der Patientin, ob sie noch die Periode hat und nicht zuletzt über ihren Allgemeinzustand. Erst nach Kenntnis all dieser Faktoren kann der Therapeut die individuell auf die Patientin zugeschnittenen, optimalen Therapien vorschlageen"

    Und da sind wir wieder beim Prostatakrebs.

    Gruss, Reinardo

    #2
    Geschichte der Behandlung der Prostata

    Hallo Reinardo,

    die Geschichte der Behandlung der Prostata ist eine recht spannende Angelegenheit.

    Wir haben im Dezember 2006 darüber einen Vortrag von Priv.-Doz. Dr. U. Ikinger, Salem-Krankenhausm, Heidelberg gehört und wollen versuchen ihn in 2007 zu einem Vortrag vor unserer Gruppe zu gewinnen.

    Vielleicht wendest Du Dich an ihn und erhälst weitere Infos.

    Kurz aus dem Gedächtnis:

    Das Wissen um die Prostata war schon vor 2000 Jahren in der Antike vorhanden. Ist aber verlorengegangen, wahrscheinlich durch den Brand der Bibliothek in Alexandria.

    Die Prostata wurde durch die ersten Sezierversuche, die damals von der Kirche verboten waren, wiederentdeckt.

    Medizinisch hat man sich mit ihr ab dem 18. Jahrhundert beschäftigt.
    Vor allen Dingen ging es um die BPH und die damit verbundenen Probleme beim Wasserlassen.

    Berühmte Patienten waren Karl V. und Zar Peter der Große, die mit teilweise barbarischen Mehtoden behandelt wurden.

    Aus Wikepedia:

    Giovanni Battista Morgagni beschrieb 1761 in seinem Buch De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis die Prostatahyperplasie. Die erste vollständige Entfernung der Prostata Prostatektomie zur Behandlung des Prostatakarzinoms wurde 1889 durch Vincenz Czerny in Heidelberg durchgeführt. Während er den Weg über den Damm wählte, führte Fuller ihn 1898 erstmals über einen Bauchschnitt aus. Diese Eingriffe begründeten den Beginn der Prostatachirurgie.

    Deshalb sind wir ein bißchen stolz darüber, dass die Wiege der moderenen Prostatchirurgie in Heidlberg stand:

    Gruß

    Hansjörg Burger
    Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar e.V.

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      #3
      Fortschritte in der Chirurgie

      Hallo Hansjörg, Hallo Reinardo,

      jetzt bin ich aber platt, wie ein Hamburger sagen würde. Beim Stöbern habe ich heute Eure obigen Beiträge entdeckt und mit Begeisterung gelesen. Es ist schön ,daß man bei all der Trübsal mit dem verdammten PK auch mal etwas Beschauliches sich einverleiben kann. Ihr lieben Beiden, bitte bringt weitere solche interessanten geschichtlichen Rückblicke.

      Beste Grüße Hutschi

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