Liebes Forum,
Dr. „Snuffy“ Myers, Onkologe, Prostatakrebsexperte und selbst Patient hat in seinem letzten Rundbrief auf Nebenwirkungen von Dostinex aufmerksam gemacht. Es gibt Berichte über Untersuchungen an Parkinson-Patienten die unter einer Dostinex-Therapie Herzklappenerkrankungen bekamen. Da ich in den letzten Jahren bei einigen Patienten zusammen mit Dr. Strum zur Dostinex-Therapie geraten habe, bat ich ihn um eine Stellungnahme zu diesem Problem.
Hier seine Antwort:
„Ich bin mir darüber im Klaren, dass es mit Dopamin Agonisten wie Dostinex möglicherweise Probleme gibt. Berichte, die sich auf Herzklappenerkrankungen beziehen, wurden über Männer mit Parkinson’scher Krankheit publiziert die eine durchschnittliche Dosis von 3mg am Tag bekamen. Die Männer, bei denen ich zur Einnahme von Dostinex geraten habe, nehmen dieses Medikament ein, wenn ihr Nüchtern-Prolaktin-Spiegel über 5 ist. Ich weiß von keinem Patienten, der mehr als 0,5mg 3 x/Woche eingenommen hätte; viele nehmen 0,25mg 2x/Woche. Deshalb würde ich davon ausgehen, dass die durchschnittliche Dosis Dostinex die von Prostatakrebs-Patienten eingenommen wird ca. 1mg/Woche ist. Im Vergleich dazu nehmen Parkinson-Patienten 21mg/Woche !!
Aus den Studien lassen sich folgende Rückschlüsse ziehen:
Die Nebenwirkungen von Dostinex auf die Herzklappen sind dosis- und zeitabhängig. Der pathologische Befund an den Herzklappen kann durch Echokardiographie festgestellt werden. Möglicherweise sind nur Parkinson-Patienten von diesem Problem betroffen, weil sie unter einer Dauertherapie mit Dopamin-Agonisten stehen. Am häufigsten wird L-Dopa verwendet.
Ich würde vorschlagen die Patienten über die neueste Literatur zu Dostinex zu informieren, damit sie diese Informationen an ihren Arzt weitergeben können. Zusätzlich sollte ein Echokardiogramm durchgeführt werden wenn die Patienten Dostinex einnehmen oder Sie sollten diese Untersuchung im Sinne einer Basline-Untersuchung machen lassen wenn eine Dostinex-Behandlung diskutiert wird. Zusätzlich würde ich dazu raten, jährliche Kontrolluntersuchungen mittels Echokardiogramm durchzuführen.
Außerdem sollte man eine intermittierende Dostinex-Therapie in Erwägung ziehen -genauso wie wir eine intermittierende Androgenentzugstherapie (ADT) durchführen. Wenn also der Patient eine ADT-Pause einlegt, sollte er auch eine Dostinex-Pause einlegen und Prolaktinhemmer nur dann einnehmen, wenn es die klinische Situation erfordert.
Zusammenfassend halte ich das Risiko eine Herzklappenerkrankung aufgrund einer Dostinex-Therapie zu bekommen bei Prostatakrebspatienten für sehr gering, weil nur sehr kleine Dosen verordnet werden ( s.o.) Trotzdem sollte man die Indikation von Fall zu Fall überprüfen.“ Soweit Dr. Strum.
Dostinex hat sicher positive Wirkungen bei Patienten mit Prostatakrebs. Wir haben die Einnahme diese Medikamentes in den letzten Jahren vorwiegend dann diskutiert wenn die übliche Dreifachhormontherapie nicht oder nur sehr schleppend zu PSA-Zielwerten von <0,05ng/ml und einem Testosteronnadir
<0,2ng/ml führte.
Bei Patienten die Casodex 50mg 2 – 3x tgl. einnehmen kommt es gelegentlich zu einer unangenehmen Schwellung des Brustdrüsenkörpers. Als Gegenmittel bietet sich bei Patienten die nicht bestrahlt sind Tamoxifen an – oder auch Dostinex.
Mehr als die Hälfte aller Männer über 70 hat einen Herzklappenschaden durch Verkalkungen. Die Herztöne kann man mit dem guten alten Stetoskop hören. Genauer ist die Échokardiografie .
Alles Gute
Dr. Frank Eichhorn
Literatur:
Rana A, Habib FK, Halliday P, et al: A case for synchronous reduction of
testicular androgen, adrenal androgen and prolactin for the treatment of
advanced carcinoma of the prostate. Eur J Cancer 31A:871-5, 1995.
University Department of Surgery/Urology, Western General Hospital,
Edinburgh, U.K
The new england journal o f medicine
n engl j med 356;1 www.nejm.org january 4, 2007 39
original article
Valvular Heart Disease and the Use of
Dopamine Agonists for Parkinson’s Disease
Renzo Zanettini, M.D., Angelo Antonini, M.D., Gemma Gatto, M.D.,
Rosa Gentile, M.D., Silvana Tesei, M.D., and Gianni Pezzoli, M.D.
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