Hallo an alle.
Schorschel hat dankenswerterweise in der Sektion "Gesundheitspolitik, Recht und Soziales" einen Bericht über eine neue Broschüre des Robert-Koch-Instituts ins Forum gestellt. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, gibt es doch Broschüren über PCa zuhauf, die mehr oder weniger alle dasselbe aussagen (und dieselben Irrtümer enthalten).
Bemerkenswert ist aber die von Schorschel per Link angehängte Kritik von Dr. Walter Samsel, deren wesentlichen Inhalt ich im folgenden kopiere:
"Der einfache Tatbestand, dass es sich bei den meisten Prostatakrebsen um eine nicht lebensbegrenzende Erkrankung handelt (sog. insignifikantes Karzinom oder "Haustierkrebs") und es sich bei den wenigsten um eine hoch aggressive Art ("Raubtierkrebs") handelt, sowie die Bedeutung für die Diagnostik und die Therapie, kommt nirgendwo im Heft 36 deutlich zum Ausdruck.
• Und doch gibt es im Gegensatz zur Meinung der Autoren des Heftes eine Methode (die DNA-Zytometrie, vgl. Prostatakrebs: Diagnose und Prognose), die einen wichtigen Beitrag zur Risikoabschätzung der Aggressivität des Tumors leisten kann und das auch noch für äußerst wenig Geld.
Hier liegt sogar eine bedenkliche Lücke in der Recherche vor. Ebenso wie nichts berichtet wird über die Feinnadelaspirationsbiopsie als Biopsiemethode, die bei höherer Trefferquote für die betroffenen Männer außerdem nebenwirkungsärmer und schonender ist sowie für die Kostenträger wesentlich preiswerter. Erwartet hätte man sich bei den avisierten Zielgruppen der Broschüre weiterhin selbstverständlich auch eine detailliertere Darstellung der Nebenwirkungen bei den verschiedenen Therapieverfahren, sollte der Inhalt des Heftes in irgendeiner Weise Betroffenen oder Informationsvermittlern Hilfen bei der Therapiewahl bieten sollen.
Unkritisch und undiskutiert wird auch einfach festgestellt, dass ein "kontrolliertes Zuwarten" als Therapieoption (wohlgemerkt sind die allermeisten Prostatakrebse auch ohne Therapie nicht lebensbegrenzend!) in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ selten verfolgt wird (Man fragt sich: Was könnte da wohl die Ursache sein?). Dass eine Hormonentzugs-Therapie in vielen Fällen und in Abhängigkeit vom Malignitätsgrad ausgesprochen lebensverkürzend sein kann (vgl. Tribukait 1993: Nuclear deoxyribonucleic acid determination in patient with prostate carcinomas: Clinical research and application. Eur Urol 23 (suppl 2), 64-76), bleibt ebenfalls unerwähnt, obgleich diese Therapieform allein oder in Kombination mit einer anderen hierzulande fast an der Tagesordnung ist - und das selbstverständlich nicht nur bei organüberschreitenden Prostatakrebs. Und, so möchte man im Gegensatz zum unkommentierten tabellarischen Dahinschreiben der Autoren hinzufügen (siehe Tab.2 in der Broschüre auf Seite 18): Sie ist noch reichlich teuer und wahrscheinlich trotzdem meist nutzlos und überflüssig.
Kurz: Nichts Neues aus dem RKI. Schade, eine Chance wurde vertan, endlich einmal gründlich zu recherchieren und etwas Fundiertes und Kritisches für den Umgang mit dem Thema zu schreiben, was dringend notwendig wäre angesichts der Bedeutung von Prostataerkrankungen und insbesondere angesichts des Problems des Prostatakrebses."
Dr. med. Walter Samsel
Ich finde, dass im Beitrag von Schorschel eines der Kernprobleme von Diagnostik und Therapie angesprochen wird und finde es richtig, dies hier in eine zentrale Position zu rücken.
Gruss, Reinardo
Schorschel hat dankenswerterweise in der Sektion "Gesundheitspolitik, Recht und Soziales" einen Bericht über eine neue Broschüre des Robert-Koch-Instituts ins Forum gestellt. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, gibt es doch Broschüren über PCa zuhauf, die mehr oder weniger alle dasselbe aussagen (und dieselben Irrtümer enthalten).
Bemerkenswert ist aber die von Schorschel per Link angehängte Kritik von Dr. Walter Samsel, deren wesentlichen Inhalt ich im folgenden kopiere:
"Der einfache Tatbestand, dass es sich bei den meisten Prostatakrebsen um eine nicht lebensbegrenzende Erkrankung handelt (sog. insignifikantes Karzinom oder "Haustierkrebs") und es sich bei den wenigsten um eine hoch aggressive Art ("Raubtierkrebs") handelt, sowie die Bedeutung für die Diagnostik und die Therapie, kommt nirgendwo im Heft 36 deutlich zum Ausdruck.
• Und doch gibt es im Gegensatz zur Meinung der Autoren des Heftes eine Methode (die DNA-Zytometrie, vgl. Prostatakrebs: Diagnose und Prognose), die einen wichtigen Beitrag zur Risikoabschätzung der Aggressivität des Tumors leisten kann und das auch noch für äußerst wenig Geld.
Hier liegt sogar eine bedenkliche Lücke in der Recherche vor. Ebenso wie nichts berichtet wird über die Feinnadelaspirationsbiopsie als Biopsiemethode, die bei höherer Trefferquote für die betroffenen Männer außerdem nebenwirkungsärmer und schonender ist sowie für die Kostenträger wesentlich preiswerter. Erwartet hätte man sich bei den avisierten Zielgruppen der Broschüre weiterhin selbstverständlich auch eine detailliertere Darstellung der Nebenwirkungen bei den verschiedenen Therapieverfahren, sollte der Inhalt des Heftes in irgendeiner Weise Betroffenen oder Informationsvermittlern Hilfen bei der Therapiewahl bieten sollen.
Unkritisch und undiskutiert wird auch einfach festgestellt, dass ein "kontrolliertes Zuwarten" als Therapieoption (wohlgemerkt sind die allermeisten Prostatakrebse auch ohne Therapie nicht lebensbegrenzend!) in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ selten verfolgt wird (Man fragt sich: Was könnte da wohl die Ursache sein?). Dass eine Hormonentzugs-Therapie in vielen Fällen und in Abhängigkeit vom Malignitätsgrad ausgesprochen lebensverkürzend sein kann (vgl. Tribukait 1993: Nuclear deoxyribonucleic acid determination in patient with prostate carcinomas: Clinical research and application. Eur Urol 23 (suppl 2), 64-76), bleibt ebenfalls unerwähnt, obgleich diese Therapieform allein oder in Kombination mit einer anderen hierzulande fast an der Tagesordnung ist - und das selbstverständlich nicht nur bei organüberschreitenden Prostatakrebs. Und, so möchte man im Gegensatz zum unkommentierten tabellarischen Dahinschreiben der Autoren hinzufügen (siehe Tab.2 in der Broschüre auf Seite 18): Sie ist noch reichlich teuer und wahrscheinlich trotzdem meist nutzlos und überflüssig.
Kurz: Nichts Neues aus dem RKI. Schade, eine Chance wurde vertan, endlich einmal gründlich zu recherchieren und etwas Fundiertes und Kritisches für den Umgang mit dem Thema zu schreiben, was dringend notwendig wäre angesichts der Bedeutung von Prostataerkrankungen und insbesondere angesichts des Problems des Prostatakrebses."
Dr. med. Walter Samsel
Ich finde, dass im Beitrag von Schorschel eines der Kernprobleme von Diagnostik und Therapie angesprochen wird und finde es richtig, dies hier in eine zentrale Position zu rücken.
Gruss, Reinardo
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