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Heldenleben - Heldensterben

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    Heldenleben - Heldensterben

    Hallo an RPE-ler und die es werden wollen.

    Über das Heldenleben des Giovanni delle Bande Nere, Sohn der Katharina Sforza, gäbe es viel zu erzählen. Ich will jedoch nur über dessen Heldensterben berichten.
    Giovanne delle Bande Nere war der Einzige aus der Dynastie der Medici, der sich nicht den Bank- und Regierungsgeschäften und dem Mäzenatentum verschrieben hatte sondern mit Leib und Seele Soldat war und nichts anderes sein wollte. Mit 28 Jahren hatte er es innerhalb von 10 Jahren zum bedeutendsten Condottiere Italiens gebracht.
    Er starb jedoch nicht auf dem Schlachtfeld, sondern unter der Hand des Chirurgen.
    Es war die Zeit der Entwicklung der Kanonen, welche in jener Zeit eine neue furchtbare Waffe war, der Burgmauern nicht standhielten und die auch gegen Reitertruppen und Fussvolk eingesetzt wurde.
    Am 14. Februar 1525 wurde Giovanni delle Bande Nere vom Geschoss einer solchen Feuerwaffe verwundet und stürzte vom Pferd. Die Genesung schritt nur langsam voran. Als man im Jahre 1857 die Medici-Gräber in San Lorenzo öffnete, stellte sich heraus, dass der Schenkelknochen gebrochen und nicht richtig wieder verheilt war. Kaum genesen und wieder an der Spitze seiner Kompanien traf bei einem Ritt entlang dem Ufer des Flusses Mincio ein Geschoss dasselbe Bein, das schon bei Pavia verwundet worden war.
    Aretino, ein Freund, wurde vom Arzt mit der unangenehmen Aufgabe betraut, Giovanni mitzuteilen, dass das zerschmetterte Bein amputiert werden müsse.
    Es gab zu jener Zeit weder Antiseptik noch Anästhesie, und die Amputation galt nicht nur als sehr schmerzhaft sondern auch als besonders schwierig, weil der Patient festgebunden und von mehreren Männern festgehalten werden musste.
    Giovanne delle Bande Nere nahm die Nachricht mit stoischem Gleichmut entgegen und weigerte sich, sich festbinden zu lassen. Er bestand darauf, dem Arzt bei der Arbeit zu helfen. Während der ganzen Operation hielt er dem Arzt die Kerze und es wird berichtet, dass seine Hand nicht zitterte, als die Instrumente tief in sein Fleisch und in den zerschmetterten Knochen eindrangen.
    Als man 1857 die Medici-Gräber öffnete, fand man den Knochen, der von dem Geschoss buchstäblich pulverisiert worden war und die stümperhafte Arbeit des Chirurgen, der den Stumpf brutal abgesägt hatte. Das brandig gewordene Bein hatte vermutlich zum Tode geführt.
    Der Condottiere nahm nach der Operation Abschied von seinen Freunden, legte sich zur Seite, um zu ruhen und starb im Schlaf.
    Quelle: Marcel Brion, Die Medici, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1969.

    Die Geschichte der Renaissance ist reich an ungewöhnlichen Charakteren und Geschehnissen. Es ist die Zeit des christlichen Gottesstaates unter Savonerola in Florenz und des Cesare Borgia und der Dynastie der Medici, welche die Geschicke der Stadt Florenz bestimmten und Unsterblichkeit erwarben durch Förderung genialer Künstler wie Leonardo da Vinci und Michelangelo. Es war auch die Zeit der italienischen Stadtrepubliken mit ihren absolut, willkürlich und grausam herrschenden Fürsten. Von den Nöten und der Drangsal des gemeinen Volkes liest man in den Geschichtsbüchern allerdings weniger. Dazu gehört auch in allen Gesellschaftsschichten das frühe Sterben.

    Gruss, Reinardo

    #2
    Hallo Reinardo,

    Im allgemeinen schätze ich ja Deine Beiträge sehr. Aber auch in der Rubrik „Plauderecke“ ist Dein Humor mit Deiner Anrede zum nachfolgenden Text mehr als gewöhnungsbedürftig.

    Gruß Knut.

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      #3
      Lieber Knut. Ich meinte das gar nicht "humoristisch", sondern wollte nur einmal - Vertrauen schaffend - darstellen, welche grossen Fortschritte die Chirurgie im vergangen halben Jahrtausend gemacht hat. Was heute dank Antisepsis und Anästhesie ein fast risikoloses Unternehmen ist, war bis ins späte Mittelalter hinein ein Ritt mit dem Tode. Noch im 1. Weltkrieg starben viele Verwundete am Wundbrand. Als der Vater meines Schwiegersohns vor etwa 30 Jahren nach einer Operation wegen Wundbrand starb, geschah dies, weil die Ärzte im Kreiskrankenhaus das Krankheitsbild gar nicht mehr kannten und erst in der Uniklinik Bonn richtig diagnostiziert wurde - als es schon zu spät war.
      Gruss, Reinardo

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        #4
        Hallo Reinardo,

        mal wieder ein Volltreffer von Dir. Schön, daß Du wieder Muße hast, solche geistreichen Ergüsse uns zugänglich zu machen.

        "Allen ist das Denken erlaubt. Vielen bleibt es erspart" (Curt Goetz)

        und:

        "Die Erinnerung ist das einzige Gefängnis, aus dem man nicht entlassen wird" (Thomas Stein)

        Gruß Hutschi

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          #5
          Lieber Reinardo,

          es freut mich, dass ich Deinen Beitrag nun nicht in der Rubrik "Schwarzer Humor" einordnen muss und noch mehr, hoffe ich, werden sich alle RPE-ler über Deine neu entdeckte Fürsorge für sie freuen. Ich wünsche Dir weiter schönen Aufenthalt in Moraira verbunden mit der schöpferischen Kraft zu weiteren literarischen Volltreffern. Bei mir geht es am Samstag zurück in die neue Heimat Andalusien.
          Viele Grüße
          Knut.fficeffice" />

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