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Was bringt der PSA - Test

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    Was bringt der PSA - Test

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    #2
    Hallo Hutschi.
    Bist Du da j e t z t erst hintergekommen? in der Tat sind gut die Hälfte aller früh entdeckten Prostatakrebse harmlose "Haustierkrebse", die dem Wirt weder Beschwerden machen noch ihn lebensgefährlich bedrohen. Als Therapie käme entweder gar keine oder nur eine zeitlich begrenzte Hormontherapie (Leibowitz) in Frage.
    Dass diese Krebse z.Zt. mit einem bombastischen Aufwand an Apparatur und Ärztekönnen "therapiert" werden, ist ein Missstand im Gesundheitswesen, der hoffentlich bald abgestellt wird.
    Andererseits fehlen die Mittel für die Erfolg versprechende Behandlung der wirklich ernsten Varianten von Prostatakrebs, etwa ab Gleason 7.

    Es sollte eigentlich jedem Neubetroffenen geraten werden, die Malignität seines Krebses viel gründlicher untersuchen zu lassen als dies zur Zeit geschieht. Das könnte durch mehrmalige Messung des PSA-Wertes zur Ermittlung der PSA-Verdopplungszeit oder auch durch eine DNA-Analyse des Biopsiematerials zur Ermittlung der Ploidie und der S-Phase-Fraktion erfolgen. Auch eine weitergehende histologische Untersuchung des Stanzmaterials könnte Klarheit schaffen. Professor Helpap hat in den Magdeburger Gesprächen diese Möglichkeit eingehend erläutert.

    Leider werden hier wirtschaftliche Interessen der Urologenschaft tangiert, und wer hiergegen anschreibt, begeht entweder eine Häresie oder er kämpft gegen Windmühlen.

    Gruss, Reinardo

    Kommentar


      #3
      Hallo Reinardo, hallo Hutschi,

      das mag ja durchaus richtig sein. Doch wer garantiert denn den frisch Diagnostizierten, dass sie einen Hauistierkrebs haben? Die Biopsie erfasst doch nur einen kleinen Teil des Tumors (s.a. falsch negative Diagnosen), was ist mit dem nicht erfassten? Steckt da das Raubtier drin? Das gilt doch auch für die DNA-Analysen! Wer sagt dem Diagnostizierten, wie sein Tumor sich entwickelt? Kann es da nicht schon zu spät sein, wenn der PSA-Wert deutlich steigt?
      Ich muss auch in diesem ZUsammenhang wieder auf die Altersfrage zurückkommen. Ab etwa 70 lässt es sich einfach gelassener mit Haustieren umgehen, deutlich Jüngeren sei geraten, auch gegen vermeintliche Haustiere gezielt vorzugehen. In vielen Haustieren steckt noch manches Gen aus der Raubtierzeit. Auch HUnde und Katzen verhalten sich nicht immer wunschgemäß. Ich wurde als KInd von einem ach so friedlichen Neufundländer angefallen. Ich würde Haustieren nicht blind vertrauen.

      Fazit: PSA messen, bei Krebsnachweis gezielt handeln. Befindet man sich nicht allzu weit von der statistischen Lebenserwartung entfernt, kann WW sehr sinnvoll sein, auch weil Therapien nicht mehr so gut vertragen werden.
      Wenn 2 von 100 "profitieren", finde ich das gar nicht so schlecht. Wir sind ja auch nur 40000 PK-Kranke/Jahr bei 80 Millionen Einwohnern!

      Jetzt Sinn und Nutzen des PSA-Tests zu zerreden, deutet mir wesentlich offensichtlicher auf finanzielle Interessen (K-Kassen, G-Wesen etc) hin als die Therapierung einer nachgewiesenen Tumorerkrankung.
      Gruß
      Wassermann
      Die Prostata, des Mannes Drüse,
      Dient den Spermien als Düse.
      Doch will der Tumor sie zerfressen,
      Liegt's im eigenen Ermessen,
      Ob du lässt sie dir entfernen
      Oder bestrahlen; gar mit Kernen?
      Gehörst du zu den richtig Schlauen,
      Die den Doktoren sehr misstrauen,
      Bewahrst du dir deinen Hùmor.
      Und stirbst glücklich mit dem Tùmor
      Doch:
      Egal ob Raubtier oder Haus-
      tier,
      so leicht kriegst du das nicht raus
      hier.
      Somit komm ich zu dem Schluss:
      Der Krebs macht einigen Verdruss.

      Kommentar


        #4
        Hallo Wassermann,
        wer wollte da widersprechen - je jünger man bei der Diagnose ist, desto schwieriger ist die Entscheidung. Und "jung" heißt bei dieser Krankheit 55 oder weniger Jahre.
        Aber auch zwischen 60 und 65 kommt man bei einer Prostatakrebs-Diagnose in schwierige Abwägungen. Ich glaube, dass es bei dieser Gruppe zwischen 60 und 65 im Grunde zwei Handlungsweisen gibt (wenn es sich laut DNA-Analyse vermutlich um einen "Haustierkrebs" handelt) - und beide haben auf ihre Weise Recht:

        Der eine bekommt seinen peridiploiden Befund und ist sich sicher, dass er damit mindestens 15 Jahre leben kann, ohne dass der Krebs sich bemerkbar machen wird. Ja, manche in dieser Gruppe gehen sogar davon aus, dass es keinen einzigen dokumentierten Fall gibt, in dem ein Mann mit peridiploider DNA-Diagnose an (und nicht etwa mit) seinem Prostatakrebs gestoren ist. Das mag stimmen, aber vielleicht ist auch ein wenig positive Einstellung und Optimismus dabei.

        Der andere - mit derselben Diagnose - ist eher vorsichtig und denkt sich "Ja, aber was mache ich, wenn in 10 Jahren der Krebs den halben Körper befallen hat und ich dann daran qualvoll sterbe - selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, sehr klein ist? Lieber lasse ich mich jetzt behandeln (z.B. Operation, vielleicht auch Bestrahlung), damit ich mich später nicht gräme. Die Risiken und Nebenwirkungen (Sterblichkeit von ca. 0,5% während der Operation oder in den Wochen danach, Risiko der erektilen Dysfunktion, Risiko der Inkontinenz, anatomischer Effekt der Penisverkürzung durch die RPE usw.) nehme ich bewusst in Kauf."

        Die Urologen und die Wissenschaft sind, so scheint mir, mehr und mehr der Ansicht, dass man beide Ansichten bei diesen so genannten "Low Risk-Patienten" vertreten kann. Keine dieser beiden Auffassungen und Handlungsweisen ist offensichtlich falsch oder grob fahrlässig.

        Soweit ich sehe, gibt es durchaus ernstzunehmende Urologen, die ihren Patienten aus dieser Alters- und Risikogruppe die beiden genannten Möglichkeiten und Betrachtungsweisen klar machen und die sie bei ihrer persönlichen Entscheidung für die eine oder die andere Variante unterstützen. Und in den PCa-Selbsthilfegruppen sollten wir das auch tun. (Und wir sollten Männer, die möglicherweise in die Low-Risk-Gruppe gehören und die sich Wait-and-see möglicherweise für sich selbst vorstellen können, ermutigen, die DNA-Analyse machen zu lassen. Dümmer wird man durch diese Information nicht, wenn man sich entscheiden muss, und ein Arzt, der einem die Feinheiten der verschiedenen Ploidiegrade erklärt, wird sich auch finden lassen.)

        Ob allerdings ein "Screening" möglichst vieler Männer in welchem Alter auch immer per PSA-Test sinnvoll ist - darüber sollte man noch einmal in Ruhe diskutieren. Je mehr man das macht, desto mehr wird man große Mengen von diesen Low-Risk-Fällen finden und die jeweiligen Männer zumindest psychologisch schweren Belastungen aussetzen. Ob das durch den möglichen (bewiesen ist das meiner Ansicht nach nicht) Effekt aufgewogen wird, dass man auch ein paar schwere Fälle in einem frühen Stadium finden wird, deren Lebenserwartung durch rechtzeitige Therapie verlängert werden kann? Meine Zweifel sind da bei weitem nicht ausgeräumt, und ich glaube, wir werden diese Debatte noch sehr sorgfältig führen müssen, bevor wir mit fester Stimme sagen können, dass PSA-Reihenuntersuchungen an Gesunden im großen Stil eine gute Sache sind. Und das hat mit finanziellen Interessen der Krankenkassen nichts zu tun (von den finanziellen Interessen der Urologen ganz zu schweigen, die womöglich in die entgegengesetzte Richtung weisen), sondern das ist eine Argumentation, die den schwierigen Spagat versucht, zu überlegen was aus Sicht der Patienten nach Abwägung aller Vor- und Nachteile für eine große Gruppe von Betroffenen in der Summe sinnvoll ist. Wenn ich so was schreibe, bin ich mir durchaus bewusst, wie schwierig es ist, solche Abwägungen für eine "Summe" von Menschen und Menschenleben zu treffen, von denen jeder Einzelne vielleicht ganz andere Wertvorstellungen hat.
        Insofern ist es vielleicht gut, wenn heute jeder (allerdings auf eigene Kosten) die Freiheit hat, einen PSA-Test machen zu lassen. Niemand allerdings sollte sich als bisher Gesunder in Angst und Schrecken versetzen lassen, er gehe höchst riskant mit seinem Leben und mit dem Schicksal seiner Hinterbliebenen um, wenn er sich entscheidet, seinen PSA-Wert nicht wissen zu wollen. Eine Kampagne pro PSA-Test, wie sie z.B. vom Saarland aktuell wieder gefahren wird, hat aber auch diesen Beigeschmack, und damit bin ich nicht glücklich.

        Ich wünsche dir alles Gute
        Stefan

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          #5
          Was bringt der PSA Test

          Hallo Stefan,
          ich denke die von Dir beschriebenen zwei Handlungsweisen bei " low risk PK" bedürfen einer Ergänzung. Worauf es ankommt wenn man die WW Strategie verfolgt ist ja gerade zu verhindern, dass man nach 10 Jahren infolge von Metastasen einen qualvollen Tod stirbt. Es muss also eine ständige Überwachung des Verlaufs stattfinden, um rechtzeitig eine geeignete Therapiemaßnahme einzuleiten.Das Problem ist m.E. wie eine zuverlässige Verlaufskontrolle aussehen soll. Ob da eine engmaschihe PSA Kontrolle ausreichend ist möchte ich bezweifeln.Jährlich zu wiederholende Biopsien -auch FNA-finde ich auch nicht so toll.Was ich mir wünschen würde ist die Betreuung von WW Aspiranten durch ein mit allen erforderlichen Geräten ausgestattetes Tumorzentrum.
          Freundlichen Gruß
          Jürgen

          Kommentar


            #6
            PSA-Messung

            Hallo Stefan,

            Deine Vorbehalte gegenüber der Kampagne des Saarlandes, PSA-Messungen durchzuführen, kann ich in keinster Weise verstehen. Es handelt sich hierbei um eine Krebsvorsorge, ebenso wie die sehr erfolgreiche Kampagne "Darmspiegelung". Ganz wenige Frauen kämen auf die Idee keine Krebsvorsoge zu machen. Wenn wir Männer schon einmal die Möglichkeit haben auf so eine unkomplizierte Art Vorsorge zu betreiben sollten wir das auch tun. So manch ein unheilbar Erkarnkter hätte sich gewünscht, seinen PSA-Wert frühzeitig zu erkennen. Wenn ich nicht seit meinem 40. Lebensjahr zur Vorsorge gegangen wäre hätte ich mit meinem Gleason-Wert von 7 in einigen Jahren wahrscheinlich keine Chance mehr gehabt.
            Wenn man gegen Vorsorgeuntersuchungen ist um "keine schlechten Nachrichten" zu erfahren, ist das etwa so, als wolle man die Uhr anhalten um Zeit zu sparen.


            Gruß

            Wolfgang

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              #7
              Bericht in "Rheinpfalz"

              Hallo Hutschi,

              wenn die BPS-Zahlen zutreffen würden, wäre der Anteil der "Inkontinenten" nach einer OP plötzlich auf mindestens 30 % angestiegen. ( 6 von 20 Operierten, wobei die Quote noch höher wäre, weil es heißt: die meisten der 20 Patienten seinen operiert worden). Das widerspricht den bisherigen Veröffentlichungen, wo je nach Alter und OP-Methode von 3 % bis 15 % Inkontinenzfällen gesprochen wird.
              Hier werde ich wieder einmal in meinem Grundsatz bestätigt, der da lautet: "Ich glaube nur an die Statistik, die ich selbst gefälscht habe"


              Gruß

              Wolfgang

              Kommentar


                #8
                Hallo.
                Auf die Diskrepanz zwischen Tribukaits Erstveröffentlichung in englischer Sprache und seinem späteren Symposium-Beitrag hatte ich schon einmal hingewiesen. Schrieb er in der Erstveröffentlichung: "Follow-up of patients with diploid tumors up to 14 years in this study was, however, not enough to decide whether hormonally treated patients really have an advantage over untreated patients." So schrieb er im später veröffentlichten Symposium-Beitrag: "Langzeituntersuchungen machen deutlich, dass der Begriff eines klinisch insignifikanten Tumors nur unter Berücksichtigung einer Zeitangabe sinnvoll ist. Patienten mit lokalisierten diploiden Grad I Tumoren haben zwar eine 5-jährige Tumor-spezifische Überlebenserwartung von mehr als 95%, die jedoch nach 10 Jahren auf 75% abgesunken ist. Wiederholte Biopsien bestätigen eine zeitlich fortlaufende Dedifferenzierung des Tumors."
                Wieso Tribukait zu dieser eingeschränkteren Aussage kommt, erklärt er nicht.
                Al-Abadi hingegen schreibt in seinem Beitrag augrund von an der Charité behandelten Patienten: "Patienten mit diploiden Tumorzellkernen entwickelten innerhalb einer Beobachtungszeit von 14 Jahren keine Metastasierung und keine lokale Tumorprogression, während Patienten mit aneuploiden Tumorzellkernen eine Metastasierung und eine lokale Tumorprogression trotz Therapieumstellung innerhalb von 8 bis 22 Monaten aufwiesen."
                Aus diesen Aussagen nun eine Empfehlung abzuleiten, dass niedriggradige Tumore im Hinblick auf eine mögliche Dedifferenzierung vorbeugend operiert oder bestrahlt werden müssen, erscheint mir doch vermessen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, den Prozess zu kontrollieren und einem Progress ggfls. mit einer Hormontherapie zu begegnen.
                Neben dem Risiko einer möglicherweise irgendwann später entretenden Dedifferenzierung gibt es so viele Risiken im Leben, die wir wie von Gott gegeben hinnehmen und derer wir uns nicht durch so radikale, risiko- und nebenwirkungsträchtige Massnahmen zu erwehren versuchen, wie Prostatektomie und Bestrahlung es darstellen.
                Das Risiko, durch einen Autounfall zu Tode zu kommen oder verletzt zu werden, ist auch hoch. Aber den Führerschein geben wir trotzdem nicht zurück.
                Gruss, Reinardo

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                  #9
                  Hallo Wolfgang,

                  Dein folgendes Zitat: Hier werde ich wieder einmal in meinem Grundsatz bestätigt, der da lautet: "Ich glaube nur an die Statistik, die ich selbst gefälscht habe"


                  Gruß

                  Wolfgang

                  Lieber Wolfgang, alter Rotwein-Fan, leider konnte ich auch nur abschreiben, was "Die Rheinpfalz" gedruckt hat. Kaum anzunehmen, daß der BPS falsche Zahlen weiter gegeben hat. Vielleicht sind es ja auch neuere Ergebnisse?
                  Beim Anklicken des Fett - B fliege ich immer noch aus dem Forum heraus.
                  Aber wenigstens bin ich nun durch Austausch eines Fritz-Wylan mit einer Netzwerkkarte überhaupt wieder mit meinem alten Window 98 im Internet. Ein Lap-Top, wie ich ihn zwei Tage vom Nachbarn leihweise hatte, ist aber auch eine sehr bequeme Sache. Der Speedport W 700 V von der Telekom für das DSL-System mochte von heute auf morgen den Fritz-Wylan nicht mehr, d.h. er hat ihn nicht gefunden oder der andere hatte ihn nicht mehr erkannt. Du merkst schon, daß ich mich mit Computern nicht so gut auskenne, wie mit guten Pfälzer Rotweinen. Mein Nachbar wird hoffentlich auch meinen Explorer wieder auf die Reihe kriegen, damit alles wieder wird, wie es noch vor ein paar Tagen war. Um auf Deinen Zug aufzuspringen ohne Fettdruck:

                  "An drei Dinge glaube ich nicht: Kalorien - Vitamine und Demoskopie"
                  (Roman Herzog - ehemaliger Bundespräsident.

                  Und wie sagte Dieter Hildebrandt unlängst über das Alter: "Man ist manchmal nicht mehr so spontan wie später"

                  Gruß Hutschi

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                    #10
                    Hallo Hutschi,

                    ohne PSA-Test und den nachfolgenden Behandlungen säße ich wahrscheinlich jetzt nicht am PC.

                    Generell bin ich der Meinung, dass die Anstiegsgeschwindigkeit viel über die Agressivität des Krebses aussagt, weshalb Messungen erforderlich werden.

                    Viele Grüße

                    Hans

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                      #11
                      Zitat von marsjürg Beitrag anzeigen
                      Hallo Stefan,
                      ich denke die von Dir beschriebenen zwei Handlungsweisen bei " low risk PK" bedürfen einer Ergänzung. Worauf es ankommt wenn man die WW Strategie verfolgt ist ja gerade zu verhindern, dass man nach 10 Jahren infolge von Metastasen einen qualvollen Tod stirbt. Es muss also eine ständige Überwachung des Verlaufs stattfinden, um rechtzeitig eine geeignete Therapiemaßnahme einzuleiten.Das Problem ist m.E. wie eine zuverlässige Verlaufskontrolle aussehen soll. Ob da eine engmaschihe PSA Kontrolle ausreichend ist möchte ich bezweifeln.Jährlich zu wiederholende Biopsien -auch FNA-finde ich auch nicht so toll.Was ich mir wünschen würde ist die Betreuung von WW Aspiranten durch ein mit allen erforderlichen Geräten ausgestattetes Tumorzentrum.
                      Freundlichen Gruß
                      Jürgen
                      Hallo Jürgen,
                      danke für den Hinweis. Das ist tatsächlich eine wichtige Frage. Welche Kontrollintervalle setzt man bei einem peridiploiden Karzinompatienten an? Genügt eine Feinnadelbiopsie alle zwei Jahre? Wie oft lässt man den PSA-Wert bestimmen und welchen Aussagewert haben die Ergebnisse, wenn man berücksichtigt, dass der PSA-Wert aus vielen Gründen schwanken kann, nicht allein wegen eins Prostatakarzinoms?
                      Ob die "Wait-and-see"-Fraktion (also quasi die Optimisten mit guten Nerven) sonderlich groß ist, vermag ich nicht zu sagen, aber ich würde mich über Rückmeldungen in diesem Forum freuen, um Berichte von Patienten in der Low-Risk-Gruppe bekommen, wie sie mit solchen Fragen (welche Diagnostik in welchen Intervallen?) umgehen.
                      Gruß
                      Stefan

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                        #12
                        Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
                        Hallo Stefan,

                        Deine Vorbehalte gegenüber der Kampagne des Saarlandes, PSA-Messungen durchzuführen, kann ich in keinster Weise verstehen. Es handelt sich hierbei um eine Krebsvorsorge, ebenso wie die sehr erfolgreiche Kampagne "Darmspiegelung". Ganz wenige Frauen kämen auf die Idee keine Krebsvorsoge zu machen. Wenn wir Männer schon einmal die Möglichkeit haben auf so eine unkomplizierte Art Vorsorge zu betreiben sollten wir das auch tun. So manch ein unheilbar Erkarnkter hätte sich gewünscht, seinen PSA-Wert frühzeitig zu erkennen. Wenn ich nicht seit meinem 40. Lebensjahr zur Vorsorge gegangen wäre hätte ich mit meinem Gleason-Wert von 7 in einigen Jahren wahrscheinlich keine Chance mehr gehabt.
                        Wenn man gegen Vorsorgeuntersuchungen ist um "keine schlechten Nachrichten" zu erfahren, ist das etwa so, als wolle man die Uhr anhalten um Zeit zu sparen.

                        Gruß

                        Wolfgang
                        Hallo Wolfgang,
                        die Uhr anhalten um Zeit zu sparen würde ich nicht tun - das wäre ja total irrational. Mein Versuch einer Argumentation ging in eine andere Richtung, nämlich zu fragen, ob es rational sein kann, auf einen PSA-Test zu verzichten. Darüber habe ich auch mit Urologen und Krebsexperten schon viel diskutiert, und die vorsichtig positive Rückmeldung, die ich bekommen habe, bestärkt mich in meiner - zugegebenermaßen komplizierten - Argumentation. Es ist eine Überlegung, die aus der Betrachtung vieler Einzelfälle eine Gesamtschau versucht, ob der PSA-Test mehr Schaden als Nutzen anrichtet.
                        Vielleicht stößt schon allein ein solcher Gedankengang (Schaden-Nutzen-Abwägung bei der Krebsvorsorge) bei dir auf Unverständnis, denn aus deinem Beitrag vom 4.6.2007, 7:08 Uhr, kann man ein wenig herauslesen, Krebsvorsorgeuntersuchungen seien immer und überall etwas Gutes.
                        Das ist eine Auffassung, die ich teilen könnte, wenn solche Dinge wie falsch-positive Diagnosen, falsch-negative Diagnosen sowie Komplikationen und Nebenwirkungen bei der Diagnostik nicht existieren würden. Genau solche Dinge existieren aber (auch) bei der Prostatakrebs-Vorsorge per PSA-Test mit der Folge, dass es Gewinner und Verlierer gibt.
                        Der Beitrag von Hans in diesem Thread (4.6.2007, 16:23) ist natürlich ein gutes Gegenargument zu dem, was ich geschrieben habe und passt genau in diese Problematik. Es ist möglich, dass man Fälle identifizieren kann, in denen der PSA-Test (mit allem, was danach individuell an Therapie kam) lebensverlängernd gewirkt hat. Sowohl im Einzelfall als auch in der Summe vieler Schicksale ist das zwar schwer zu beweisen, aber wir können es ja im Fall von Hans annehmen, zumal er selbst davon überzeugt ist.
                        Dem stelle ich die Fälle gegenüber, in denen ein "klinisch insignifikantes" Prostatakarzinom Gegenstand einer Überbehandlung wurde und in denen zwar keine Lebensverlängerung erreicht wurde (weil das Karzinom den Träger niemals umgebracht hätte oder auch nur spürbar geworden wäre), dafür aber der Betroffene bis zu seinem Tod an den Therapiefolgen leiden musste. Hinzu kommen eine Reihe anderer Konstellationen, die auch unnötigen Schaden anrichten, indem sie z.B. psychologisch belastend sind. Ich nenne nur ein Beispiel, das in der Praxis durchaus vorkommt, nämlich das des Arztes, der eine Tastuntersuchung der Prostata vornimmt und danach Blut für einen PSA-Test abnimmt. Selbst wenn der Betroffene keinen Krebs hat und auch keine Prostatitis, kann in solchen Fällen durch die Tastuntersuchung der PSA-Wert erhöht sein und dem Patienten schlaflose Nächte bereiten.
                        Kann man positive Fälle wie den von Hans und negative Fälle der Übertherapie oder der aus anderen Gründen fälschlich erhöhten PSA-Werte aufaddieren und gegeneinander abwägen? Da ist man in schwierige ethische Fragen verstrickt. Der Dortmunder Mathematiker und Gesundheitsökonom Professor Walter Krämer spricht in solchen Fällen von "statistischen Menschenleben". Auf den PSA-Test angewendet heißt das: Wenn Krankenkassen den PSA-Test als Screening bei Gesunden nicht bezahlen, kann es passieren, dass bestimmte Personen, die jetzt noch niemand kennen kann, dadurch früher sterben (weil der Test bei ihnen nicht gemacht wurde). Zugleich kann es passieren, dass bestimmte Personen, die ebenfalls jetzt noch niemand kennt, irgendwann mit einem Prostatakrebs sterben, der wegen des nicht durchgeführten PSA-Tests nicht entdeckt wurde, und die auch nie von diesem Krebs erfahren und ihn gespürt haben. Für diese Gruppe ist die Abwesenheit des PSA-Tests in ihrem individuellen Fall paradoxerweise ein Vorteil (nur wissen sie es nicht).
                        Um zurück zu kommen auf die angehaltene Uhr und das Zeit sparen: Ich wollte zeigen, dass man bei der Beurteilung von Vorsorge- oder Screeningprogrammen in paradoxe Entscheidungssituationen und schwierige Abwägungen kommen kann - mehr nicht.
                        Viele Grüße
                        Stefan
                        P.S.: Der Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Screening gibt auch eine ganz gute Einführung in diese widersprüchlichen Probleme, ebenso das Buch "Mythos Krebsvorsorge" von Christian Weymayr und Klaus Koch.

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                          #13
                          Hallo Stefan,


                          ich danke Dir für Deine ausführliche Stellungnahme. Du akzeptierst meinen Standpunkt - ich akzeptiere Deinen. Recht geben muss ich Dir, dass es immer noch Urologen gibt, die in der Tat zuerst die Tastuntersuchung machen und erst dann Blut entnehmen. Hierfür ist dieses Forum auch gut, weil die Neu-Betroffenen von uns hierüber aufgeklärt werden. Bei all Deinen Argumenten ist aber eines klar, nur ein PK-Erkrankter mit "starken Nerven" kann diese Strategie überhaupt durchziehen. Ich könnte es nicht. Ich möchte nicht ewig mit dieser Ungewissheit leben, das würde meine Psyche einfach nicht mitmachen. Ich wünsche Dir einen weiterhin positiven Verlauf Deiner Krankheit und Drücke Dir die Daumen, dass Du für Dich die richtige Entscheidung getroffen hast.
                          (Vielleicht war unser Dialog ein Beispiel dafür, wie sachlich eine Diskussion laufen kann)


                          Herzliche Grüße

                          Wolfgang

                          Kommentar


                            #14
                            BPS - Magazin 3/2006

                            Hallo Wolfgang und alle Mitdiskutierenden zu dem Artikel in der "Die Rheinpfalz". Ich gehe mal davon aus, daß jeder hier beteiligte Forumsbenutzer über seine örtliche SHG im Besitz der obigen Broschüre ist, die ja über den BPS auch angefordert werden kann.
                            Hier wird in einer längeren Abhandlung unter der Überschrift: Wie ein Krimi: die Anti-PSA-Kampagne behandelt. Professor Dr. Jens Rassweiler von der Urologischen Klinik SLK Kliniken Heilbronn gibt hierzu auch unter besonderer Stellungnahme zu den Ausführungen des Prof. Windeler vom medizinischen Dienst Dienst der Krankenkassen seine Meinung wieder. Absolut lesenswert. Auch weitere Beiträge z. B. zu modernen bildgebenden Verfahren verdienen besondere Beachtung.

                            "Humor ist das Salz der Erde, und wer gut durchsalzen ist, bleibt lange frisch" (Karel Capek

                            Gruß Hutschi

                            Kommentar


                              #15
                              Hallo Wolfgang
                              Zitat:
                              Bei all Deinen Argumenten ist aber eines klar, nur ein PK-Erkrankter mit "starken Nerven" kann diese Strategie überhaupt durchziehen. Ich könnte es nicht. Ich möchte nicht ewig mit dieser Ungewissheit leben, das würde meine Psyche einfach nicht mitmachen

                              Ich habe so meine Zweifel, ob man nach einer " kurativen " Therapie ewig in der Gewissheit leben kann, den PK los zu sein. Unter" kurativ " wird eine PK freies Überleben von 5 Jahren verstanden. Also auch nach einer erfolgreichen Therapie wird für die ersten 10-15 Jahre immer noch ein Rest an Ungewissheit bleiben mit der man leben muss. Auch auf eine regelmäßige Überwachung des PSA wird man kaum verzichten können.
                              Herzlichen Gruß
                              Jürgen

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