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Triamcinolon - neuer Wachstumshemmer ?

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    Triamcinolon - neuer Wachstumshemmer ?

    Liebe Mitstreiter,

    Ende Mai 2006 führte ein Forumsteilnehmer eine interessante eMail-Diskussion mit Professor David Feldman von der Stanford University/USA, School of Medicine, Endocrinology Division. Prof. Feldmann arbeitete seinerzeit an Untersuchungen beim hormonunabhängigen Prostatakarzinom unter Anwendung des Glukokortikoids Triamcinolon.

    Es ging in der eMail-Diskussion unter anderem um Fragen an Prof. Feldman
    1. ob das von ihm eingesetzte Triamcinolon die Hypothalamus-Hypophyse- Niere-Achse hemmt,
    2. ob durch Triamcinolon endogenes Kortikosteroid unterdrückt wird,
    3. ob und welche schädlichen Nebenwirkungen bei PCa-Patienten erzeugt werden, wenn Triamcinolon eingesetzt wird und
    4. ob bei Nutzung von Ketokonazol gegen PCa oder niedrigeren
    physiologischen Glukokortikoidspiegeln Triamcinolon verwendet
    werden sollte.

    Die Verabreichung von Triamcinolon an die Versuchpersonen erfolgte oral oder intravenös. Die Fragen 1, 2 und 4 wurden mit „ja“ beantwortet, Frage 3 ergab, daß schädliche Nebenwirkungen nicht auftreten. Zwei sehr wichtige Anmerkungen von Prof.Feldman aber waren aus meiner Sicht:

    „Als Glukokortikoid könnte es (d.i.Triamcinolon) eine Wirkung bei allen PCa´s haben. Es gibt jedoch ernsthafte Nebenwirkungen bei Langzeitgebrauch von Kortikosteroiden, die mit ihren potentiellen Vorteilen ausbalanciert werden müssen......“.

    Hieraus habe ich folgende Überlegungen entwickelt:
    Ich werde seit 6 Jahren wegen einer chronischen Zweiterkrankung von einem sehr erfahrenen Mediziner mit jeweils 40 mg einer symptomatisch wirkenden, intrathekal (in den Liquorkanal) injizierten Triamcinolon-Acetonid-Kristallsuspension (TCA) behandelt. Diese Injektionen wurden seit Oktober 2001 bis heute etwa 70 x (alle 6-8 Wochen) durchgeführt, stets erfolgreich und ohne wesentliche Nebenwirkungen. Es ist bekannt, daß die Kristalle dieser Triamcinolon-Acetonid-Suspension sich sehr langsam im Gehirngewebe auflösen und dabei ständig aus diesem TCA-Depot geringe Mengen von TCA durch die Blut-Hirn-Schranke (BHS) in die Blutbahn abgeben. Es ist denkbar, daß dieser konstante Fluß geringer Mengen von Triamcinolon-Acetonid (TCA) auch die Blutzellen im Prostatatumor erreicht und dort wachstumshemmend wirken kann.

    Mir liegt eine Dissertation der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg vom August 1990 vor: „Vergleich der Wirkungen intrathekaler Triamcinolon-Acetonid- und oraler Triamcinolon-Acetonid-Gaben .....“, in der unter anderem zum Übertritt von Triamcinolon aus dem Liquor in die Blutbahn ausgeführt wird:
    1. Da auch nach intrathekaler Injektion eines Depotpräparates ein kontinuierlicher Übertritt freier Kortikosteroidmoleküle in die Blutbahn erfolgt ......
    2. Nach intrathekaler Verabreichung von Triamcinolon-Acetonid war ein Liquorspiegel von 250 – 2000 µg/dl (n=29) und ein Blutserumspiegel von 0,2 – 1,7 µg/dlm (n=31) zu messen.

    Es stellt sich die Frage, ob das in sehr geringer Konzentration wirkende TCA oder/und seine Langzeitwirkung eine wachstumshemmende Wirkung auf den lokalen Prostatakrebs haben könnte. Denn meine PSA-Entwicklung ist seit 2001 mit den üblichen Schwankungen konstant und eine PSA-Verdopplungszeit nicht zu errechnen. (PSA im Mittel 4-5 ng/ml; GS 3+4 =7/II b; 2 Stanzen von 8 mit 10% bzw. 20% Infiltration; fPSA 25%; PAP 1,6).

    Soweit die Theorie. Ich würde die fachliche Meinung von Mitstreitern sehr begrüßen, d.h. ob hier eine weitere Chance zur Wachstumshemmung des lokalen PCa gesehen wird oder welche Argumente dagegen sprechen.

    Vielen Dank für Rückantworten
    HWL

    #2
    Hallo HWL,

    ich nehme seit einigen Tagen auch Ketokonazol + Triamcinolon. Beide Medikamente wurden über das ESV-System getestet. Ketokonazol ist für mich gut geeignet, Triamcinolon noch besser. Meine HP empfahl mir sehr die Einnahme und will mi. August den "Erfokg" testen.

    Gruß Hans

    Kommentar


      #3
      Dr.Strum: Warnung von Cortison bei mutiertem Androgenrezeptor

      Zitat von HWLPORTA Beitrag anzeigen
      Liebe Mitstreiter,

      Ende Mai 2006 führte ein Forumsteilnehmer eine interessante eMail-Diskussion mit Professor David Feldman von der Stanford University/USA, School of Medicine, Endocrinology Division. Prof. Feldmann arbeitete seinerzeit an Untersuchungen beim hormonunabhängigen Prostatakarzinom unter Anwendung des Glukokortikoids Triamcinolon.
      ich nehme hier den Faden von HWL bzgl. Triamcinolon wieder auf,
      weil ich den Hinweis auf die Arbeit von Prof.Feldman weiterführen möchte.

      Anlass ist die erneut ausgesprochene Warnung von Dr. Strum, Cortison-Präparate einzusetzen, ohne genau den Rezeptor-Status der Androgenrezeptoren zu kennen.

      Im Vortrag in Bielefeld gab es an dieser Stelle durch den Übersetzer, Prof. Eickenberg, eine Gegenüberstellung, die die Brisanz des Themas erst richtig klar machte: Er erzählte, dass es derzeit in Deutschland 32 Prostatakarzinom-Studien gibt und dass davon 5 Studien mit Cortison arbeiten. Wenn man also die Warnung von Dr. Strum, der schon länger beispielsweise in der Ketokonanzol-Therapie kein Hydrocortison mehr gibt, sondern Triamcinolon (Dr. Eichhorn auch), ernst nimmt, dann müssten die Studien-Designs dieser 5 Studien in Frage gestellt werden.
      Ich fand diese Hervorhebung ausgerechnet durch einen Uro-Prof sehr bemerkenswert. Da wir in unserer Gruppe ausserdem einen Kollegen haben, der kürzlich 4mg Cortison als Begleit-Medikation bekommen hat und jetzt mit Nebenwirkungen belästigt wird, ist dieser Punkt bei uns hochgespült und in der SHG-Sitzung diskutiert worden.

      Ich habe mal in dem DVD-Vortrag von Dr. Strum in München nachgesehen, welchen Literatur-Hinweis Strum an dieser Stelle gibt.
      Unter der Minute 1:15:23 zeigt Strum auf das Dia 29 ( Titel: "Androgen Receptor (AR) Related Dysfunction"). Auf der rechten Seite steht die Warnung:
      "2) Avoid Drugs Stimulating “Promiscuous” AR".

      Unmissverständlich steht da:

      Avoid or use cautiously standard glucocorticoids such as prednisone & dexamethasone
      Zwar konnte ich nicht genau verstehen, welchen Lit-Tipp Dr. Strum gibt, aber
      Dr. Eichhorn als Übersetzer ist zu hören, dass Strum auf Stanford verweist und auf Arbeiten von "Trinivas" oder so ähnlich.

      Zum Glück haben wir das Forum.
      Der Suchbegriff "Triamcinolon" bringt allerhand und irgendwie war das Thema ja auch nicht neu.
      HWL verweist in diesem Diskussionsfaden auf Feldman und schon bringt die nächste Suche im PubMed die Quelle:

      Suchbegriff "feldman triamcinolone prostate cancer" ergibt 2 Treffer:

      Phase II study evaluating oral triamcinolone in patients with androgen-independent prostate cancer.
      von 2006

      Autoren: Srinivas S, Krishnan AV, Colocci N, Feldman D.

      und, schon von 2002:
      A Glucocorticoid-Responsive Mutant Androgen Receptor
      Exhibits Unique Ligand Specificity: Therapeutic
      Implications for Androgen-Independent Prostate Cancer


      Autoren: ARUNA V. KRISHNAN, XIAO-YAN ZHAO*, SRILATHA SWAMI, LARS BRIVE†, DONNA M. PEEHL,
      KATHRYN R. ELY, AND DAVID FELDMAN

      Der im Strum-Vortrag gehörte Name "Trinivas" stellt sich als Srinivas heraus.

      Die grundlegende Arbeit aus 2002 ist im fulltext von der Zeitschrift herunterladbar, hier ist der link.

      Soweit erstmal,
      in der anstehenden Debatte über die Vortrags-Reise von Dr. Strum, aber auch in der erneuten Aufnahme der "Bonkhoff-Debatte", zu der ich endlich mal einen Bericht von dem Vortrag vom 25.3. beisteuern muss, wird dieses Thema fortgesetzt werden.

      Rudolf

      Kommentar


        #4
        Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
        ich nehme hier den Faden von HWL bzgl. Triamcinolon wieder auf, weil ich den Hinweis auf die Arbeit von Prof.Feldman weiterführen möchte.
        So, nun habe ich auch den Ursprungs-Diskussions-Faden aus Mai 2006 wiedergefunden, schon 3 Jahre her:
        Carola hatte angefangen, Dr. Eichhorn hatte den Lit-Tipp von Strum als Abstract reingestellt, Günter hatte ihn übersetzt und HWL war auch schon dabei.

        Nun hätten wir also auch noch den fulltext und können ihn allen für die möglicherweise falsche Studien-Design-Gestaltung Verantwortlichen mit Eil-Post und "Dringend"-Stempel zuschicken.

        Kommentar


          #5
          Negative Wirkung von Glukokortikoiden

          Hallo Rustra,
          liebe Mitstreiter

          Die Diskussionen zur ungünstigen Wirkung von Glukokortikoiden, also etwa von Hydrocortison als begleitende Medikation bei der Behandlung von PCa und die ersatzweise Verwendung von Triamcinolon (Triam) wurden durch die nachstehende Mitteilung von Rustra neu belebt.


          > Anlass ist die erneut ausgesprochene Warnung von Dr. Strum, Cortison-Präparate einzusetzen, ohne genau den Rezeptor-Status der Androgenrezeptoren zu kennen.
          Im Vortrag in Bielefeld gab es an dieser Stelle durch den Übersetzer, Prof. Eickenberg, eine Gegenüberstellung, die die Brisanz des Themas erst richtig klar machte: Er erzählte, dass es derzeit in Deutschland 32 Prostatakarzinom-Studien gibt und dass davon 5 Studien mit Cortison arbeiten. Wenn man also die Warnung von Dr. Strum, der schon länger beispielsweise in der Ketokonanzol-Therapie kein Hydrocortison mehr gibt, sondern Triamcinolon (Dr. Eichhorn auch), ernst nimmt, dann müssten die Studien-Designs dieser 5 Studien in Frage gestellt werden.
          Ich fand diese Hervorhebung ausgerechnet durch einen Uro-Prof sehr bemerkenswert. Da wir in unserer Gruppe ausserdem einen Kollegen haben, der kürzlich 4mg Cortison als Begleit-Medikation bekommen hat und jetzt mit Nebenwirkungen belästigt wird, ist dieser Punkt bei uns hochgespült und in der SHG-Sitzung diskutiert worden. >

          Die Mitteilung von Prof. Eickenberg, daß offenbar bei 5 von 32 PCa-Studien immer noch mit Cortison gearbeitet und daß in Hamburg ein SHG-Mitglied von seinem niedergelassenen Urologen mit Cortison als Begleitmedikation behandelt wird, halte ich für ein Zeichen dafür, daß sowohl in manchen Instituten als auch bei bestimmten Urologen die fachliche Weiterbildung unterentwickelt ist. Denn dieses Thema ist nicht erst seit 2006 bekannt, als Dr.F.E. Triam statt Hydrocortison einsetzte und andere folgten. Mir liegt eine Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg vor, datiert vom 16. Juni 2003 (!). Dort wird über eine Studie der DKFZ und der Universitäten Ulm und Heidelberg berichtet, daß Glukokortikoide, (Anm.: also insbesondere Hydocortison, Prednisolon und Dexamethason; heute weiß man:mit Ausnahme von Triam) Zellen von Gebärmutterhals- und Lungentumoren gegen die Behandlung resistent machen. Inzwischen wurde bekannt, daß auch andere Tumorarten, wie etwa das PCa, analog reagieren.

          Ich bin also gleichfalls der Meinung von Rustra, daß ein dringender Hinweis an die betreffenden Institute mit Forderung nach Abbruch der Untersuchungen gehen sollte, um Schaden von den Probanden und den Instituten abzuwenden. Auch ist zu diskutieren, ob eine entsprechende Anfrage bei der Deutschen Urologischen Gesellschaft DGU sinnvoll ist, ob und in welchem Umfang Glukokortikoide in den urologischen Praxen noch als Begleitmedikation bei der PCa-Behandlung eingesetzt und wo Triam verwendet wird.

          Nachfolgend der Inhalt der DKFZ-Pressemeldung aus dem Jahr 2003.

          Freundliche Grüße
          HWL

          __________________________________________________ ____________

          Wohl und Wehe von Glukokortikoiden in der Krebsbehandlung
          - Steroidhormone können den Erfolg einer Chemo- oder Strahlentherapie verhindern.-

          Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen – diese unerwünschten Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie lassen sich häufig durch Glukokortikoide abmildern. Die begleitende Verabreichung dieser Steroidhormone gilt bisher als unverzichtbar in der Krebsbehandlung. Doch dieses Therapiekonzept muss möglicherweise bei bestimmten Krebsarten überdacht werden. Dies legen die Forschungsergebnisse nahe, die Privatdozentin Dr. Ingrid Herr, Deutsches Krebsforschungszentrum, sowie Prof. Klaus-Michael Debatin* und Prof. Magnus von Knebel Doeberitz* in der Fachzeitschrift Cancer Research** veröffentlicht hatten. Die Wissenschaftler stellten zusammen mit weiteren Kollegen aus Heidelberg fest, dass Glukokortikoide Zellen von Gebärmutterhals- und Lungentumoren gegen die Behandlung resistent machen.

          Glukokortikoide wirken sich positiv auf das Allgemeinbefinden der Patienten während einer Therapie aus. Zudem lösen diese Steroidhormone bei Leukämiezellen den programmierten Zelltod, die Apoptose, aus und unterstützen somit den Therapieerfolg. Dies ist jedoch nicht der Fall bei soliden Tumoren, im Gegenteil: Gebärmutterhals- und Lungenkarzinome wachsen unter Glukokortikoidhormonen sogar schneller. An Zellen und an Mäusen untersuchte Ingrid Herr, wie die Substanz Dexamethason auf molekularer Ebene in die Signalkaskade des programmierten Zelltods eingreift. Sie fand heraus, dass das Glukokortikoid direkt und indirekt die Aktivität vieler Signalmoleküle beeinflusst und letztlich auch zwei entscheidende Komponenten, die Caspase-8 und -9, hemmt. Die Blockade dieser Enzyme ist offensichtlich der Hauptgrund dafür, dass die Zellen solider Tumoren nicht mehr auf die Therapie ansprechen. Diese Annahme hat Ingrid Herr mit einer weiteren Untersuchung untermauert: Bringt man die Gene der Caspasen oder ihre funktionsfähigen Produkte in die Tumorzellen ein, so werden diese wieder empfänglich für das Apoptosesignal und sterben ab.

          Bislang sind die molekularen Abläufe nicht im einzelnen geklärt, und klinische Untersuchungen müssen sich anschließen, dennoch könnten die Ergebnisse weitreichende Auswirkungen auf den Einsatz von Glukokortikoiden in der Krebsbehandlung haben. Ingrid Herr und Kollegen überprüfen jetzt die Wirkung von Glukokortikoiden bei jeder einzelnen Krebsart, um eine differenzierte Aussage machen zu können.

          *Prof. Klaus-Michael Debatin, der frühere Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Molekulare Onkologie/Pädiatrie, ist derzeit Ärztlicher Direktor der Universitäts-Kinderklinik in Ulm.
          *Prof. Magnus von Knebel Doeberitz ist heute Ärztlicher Direktor des Instituts für Molekulare Pathologie der Universität Heidelberg.
          **"Glucocorticoid co-treatment induces apoptosis resistance towards cancer therapy in carcinomas", Ingrid Herr, Esat Ucur, Kerstin Herzer, Stella Okouoyo, Rüdiger Ridder, Peter Krammer, Magnus von Knebel Doeberitz and Klaus-Michael Debatin, Cancer Research, 63 (12), June 15, 2003.

          DKFZ-Pressemitteilungen Nr. 31, 16. Juni 2003

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