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    Thema Krebs ansprechen

    Hallo zusammen,

    ich habe mich eine Weile nicht mehr gemeldet. Der letzte Stand der Dinge: Der PSA-Wert meines Vaters steigt seit einigen Monaten wieder, was seither nur beobachtet wurde. Nun ist er bei 1,0 und der Ultraschall zeigt was auffälliges in der Prostataloge. Bestrahlung fängt in wenigen Wochen an. Welche Bestrahlung? Ich weiß es nicht.

    Er fühlt sich bei seinem Urologen gut aufgehoben. Auf das Angebot seines Hausarztes, sich in Heidelberg eine Zweitmeinung zu holen, ist er (laut meiner Mutter) wohl nicht eingegangen. Ihn auf das Thema anzusprechen, macht ihn - so mein Eindruck - gereizt und unsicher. Er scheint folgende Strategie zu fahren: Er vertraut dem Urteil seines einen Urologen, dem er vertraut. Der soll entscheiden, fertig aus. Ansonsten springt er im Moment eher auf Negativberichte an, zum Beispiel mögliche Nebenwirkungen und Folgen der Bestrahlung. Auf Beschwichtigungsversuche reagiert er eher gereizt.

    Ich würde gerne so einiges mit ihm besprechen. Ich würde gerne seine Befunde von Urologe und Krankenhaus sehen. Ich würde gerne wissen, welche Bestrahlungen er genau bekommt und ob und wann er ein Cholin-PET machen lässt. All sowas...Aber ich komme da irgendwie nicht an ihn ran. Wenn ich merke, dass es ihm nicht so gut geht, will ich es mit Fragerei nicht schlimmer machen. Geht es ihm gut, will ich ihn nicht verunsichern und ängstigen, mit dem Thema und der Tatsache, dass ich mich informiere und mir Sorgen mache. Ich freue mich immer, wenn er gut drauf ist und weiß, dass ich es mit dem Thema PK kaputt mache.

    Einige Infos habe ich hier ja schon erhalten, aber es besteht selten ein günstiger Moment, ihm davon zu berichten, zumal er offenbar sowieso dem Urologen vertrauen will, vermutlich aus Angst vor Unsicherheit und Konflikten, was die Therapie angeht. Ich bin ratlos. Meine größte Angst ist, dass er vielleicht zwar nicht falsch, aber unzureichend behandelt wird. Dass da viel mehr möglich wäre, und ich weiß davon, und sage es ihm nicht, weil es so schwer ist. Es klingt so blöd...ich könnte das alles offen ansprechen, "ganz einfach", aber es ist so schwer. Zumal ich selbst auch Schwierigkeiten damit habe, die ganzen Informationen richtig einzuschätzen. Manchmal verfalle ich auch in ein: "Der Urologe wird schon wissen, was er tut." Ich will meinen Vater ja auch nichts falsches raten oder ihn zu sehr verunsichern. Er will dem ganzen Thema glaub' ich gar nicht so viel Raum in seinem Leben geben.

    Vielleicht verschätze ich mich aber auch und er will uns Kinder da einfach nur heraushalten?

    Kurz auf den Punkt gebracht: Wie kann man als Angehöriger damit umgehen, wenn der Erkrankte "lieber nicht so viel wissen will" und seinen Weg geht, auch wenn man als Angehörige vermutet, dass vielleicht noch mehr möglich wäre in Sachen Diagnostik und Therapie. Wie geht man mit Ängsten um, den Erkrankten mit Informationen und Fragen zu ängstigen und zu verunsichern...aber dann doch das miese Gefühl zu haben, nicht alles für denjenigen zu tun.

    Bin für Tipps sehr dankbar.

    #2
    Ideen

    Liebe Tochter

    Konkrete Ratschläge kann ich Dir leider nicht geben; dazu ist die Ausgangslage zu schwierig, weil sich Dein Vater Deinen Versuchen, ihm zu helfen, widersetzt.

    Immerhin habe ich zwei Ideen. Die eine wäre, Dich einmal mit dem psychoonkologischen Bereich am Institut für Radioonkologie/Strahlentherapie in Darmstadt in Verbindung zu setzen, um herauszufinden, ob man Dir dort gute Ratschläge geben könnte. Der Bereich ist offen für alle Tumorpatienten.. Weitere Angaben findest Du unter



    Dann: Ich habe in einer schweizerischen Zeitschrift einen Artikel gefunden, dessen letzter Absatz Dich besonders interessieren dürfte. Wenn Du mir mit privater Nachricht Deine Mail-Adresse angibst, dann kann ich Dir das Papier übermitteln. Damit Du eine Ahnung hast, um was es mir geht: Der an Ärzte gerichtete Artikel (ein Interview mit einer Psychoonkologin) betont die Bedeutung, bei der Behandlung von Krebspatienten auch deren Angehörige einzubeziehen. Vielleicht wäre es Dir mit einer solchen Unterlage möglich, direkten Zugang zum Uro Deines Vaters zu bekommen.

    Liebe Grüsse

    Jürg
    Meine vollständige PK-Geschichte findet sich hier:
    http://www.myprostate.eu/?req=user&id=37

    Kommentar


      #3
      Liebe Tochter,
      meine Freundin ist zufällig auch Psychoonkologin. Sie hat das auch gesagt. Ich habe sie gefragt, weil ich Sorge hatte, dass ich selber mich zu viel einmische (ist nur mein Gefühl, hat mein Vater nicht gesagt, im Gegenteil). Er möchte auch nur so selten wie unbedingt nötig darüber sprechen/lesen und möglichst wenig Ärzte sehen. Meine Bedürfnisse sind ganz anders. Da ist es dann immer angesagt, den goldenen Mittelweg zu finden.

      Auf jeden Fall ist es für den Patienten besser, nicht nur von Fachleuten, sondern auch von einer Liebesperson beraten zu werden, die ihn als geliebten Menschen und nicht als Fall betrachtet. Und eine Begleitperson bei Arztgesprächen ist ungemein wichtig. Wenn man selber in Not ist, kann man nicht alle Informationen aufnehmen. Meine Eltern hatten manche Gespräche verdreht in Erinnerung, aber ich habe alles aufgeschrieben, da hat man es dann schwarz auf weiß. Dazu rät also meine Freundin, die Psychoonkologin, und ich fühle mich dadurch nachträglich sehr entlastet.

      WENN du seine Werte hättest, könntest du dich schlau machen, dir eine Meinung bilden und ihm besser helfen. Vielleicht ist sein Uro ja top?

      Da du die Werte aber nicht hast und er sich verweigert, hier mein Rat: schreib ihm einen Brief. Das ist weniger konfrontativ als ein Gespräch. Er kann es in einer ganz stillen Stunde lesen und in seinem Herzen bewegen. ;-) Schütte ihm dein Herz aus (Du warst immer für mich da, Papa, und ich wünsche mir so sehr, dass ich nun auch für dich da sein dürfte, weil...) Vielleicht ändert er dann seine Meinung.

      Ein etwas rührseliger Rat, aber das würde ich machen. Schließlich geht es ja auch um alles, oder nicht?

      Was ich noch für ganz bedenkenswert halte: Väter von Töchtern sind ja von lauter Weibern umzingelt, die alle auf ihn einreden wollen, weil sie meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Also wird entweder viel geredet (was dein Papa nicht will) oder es wird nicht geredet, aber unterschwellig ist ein gewisser Vorwurf in der Luft (was dein Papa auch nicht will). Das muss einem immer bewusst sein.

      Allerdings trägt dein Vater selber dazu bei, weil er die Infos nicht rausrückt. Er will sich so die Laberei vom Hals halten, erreicht aber das Gegenteil. Also versprich ihm doch, dass du zukünftig nur über die wichtigsten Fakten sprechen wirst (wenn Entscheidungen anstehen oder sich Änderungen ergeben), nicht vom Hölzken zum Stöcksken abschweifst, dich nicht ereiferst, dich kurz fasst. Und ansonsten respektierst, dass er darüber nicht andauernd reden will. Dann hättet ihr beide, was ihr wollt. Und das Unterschwellige, das immer durchs Wohnzimmer wabert, wäre verbannt.

      Rede auch mal mit ihm, wenn die Mama nicht dabei ist, damit ihr etwas Eigenes habt. Außerdem fühlt er sich sonst von euch in die Zange genommen.

      Du siehst, ich bin auch eine Plaudertasche! Aber ich kann mich auch zügeln!

      Alles Gute! Gib nicht auf! :-)

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        #4
        Zitat von Albena Beitrag anzeigen

        ...Du siehst, ich bin auch eine Plaudertasche!
        Hallo Albena!

        Eine sehr lesens- und bedenkenswerte "Plauderei", wenn ich mir das Urteil erlauben darf!

        Herzliche Grüße

        Schorschel

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          #5
          Hallo zusammen,

          danke für Eure wirklich schönen und hilfreichen Antworten! Um einem Missverständnis vorzubeugen: Es ist nicht so, dass mein Vater sich der Kommunikation völlig verschließt, immerhin wissen wir auch einiges. Ich weiß auch gar nicht, wie er reagieren würde, wenn ich ihn zum Beispiel mal um die genauen Befunde bitten würde. Die Unsicherheit ist eben auch auf meiner Seite sehr groß. Oft habe ich mir vorgenommen, das Thema anzusprechen und habe es dann doch nicht getan.

          Die Idee, es schriftlich zu probieren, mich quasi heranzutasten, finde ich sehr gut, Albena. Habe übrigens noch zwei Schwestern. ;-) Komischerweise ist aber auch die Kommunikation untereinander nichts so dolle. Jeder geht im Moment auf seine Art mit dem Thema um und es wird hinten rum gar nicht so viel gelabert, wie man es vermuten könnte.

          Das Thema macht eben alle unsicher. Aber danke schon mal für eure Antworten!

          Tochter

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