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    Bitte um Rat

    Die Krankengeschichten scheinen sich leider ja alle zu ähneln. Und so muss ich mich einreihen in die lange Reihe derer, die Rat suchen: bei meinem Vater (80 Jahre) wurde PK (ICD C 61) diagnostiziert und nachdem ich mich durch dieses Forum und die Website gearbeitet habe, muss ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass es dieses Forum hier gibt, denn es nimmt einen dann doch ein wenig die Ratlosigkeit un die Angst. Wer weiß schon, was zu tun ist bei all den Begriffen und den Verwirrungen und und und???
    jedenfalls die Diagnose lautet:
    pTX (mind. pT2a),
    G 2 (uniformer Typ)
    pNX, pMX, R1
    Gleason Score 3+3=6
    PSA 5,84
    So wie ich das jetzt verstanden habe, ist das jetzt nicht sooo schlimm, aber auch nicht sooo ungefährlich. Irgenwo zwischendrin.
    Gemacht wird jetzt noch eine DNA-Ploidiebestimmung (um Metastasen zu untersuchen???)

    Jetzt hat der Urologe vorgeschlagen, eine Hormonbehandlung zu versuchen. Mein Vater soll zweimal eine Spritze bekommen, die dann drei Monate anhält. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann wird dem Körper Testosteron entzogen und damit den Tumorzellen die Nahrung. Das klingt plausibel, aber reicht das?

    Es wäre sehr nett, wenn jemand Tipps geben könnte, was jetzt zu tun ist. Denn die Diagnose ist das Eine, aber dann .... ??????

    Schöne Grüße an alle,
    Christoph b

    #2
    Hallo Christoph,

    zunächst eine kurze Interpretation des pathologischen Befundes:

    ICD C 61 - ist nur eine Art Typenbezeichnung und bedeutet schlicht "Prostatakrebs" ohne jede weitere Aussage.
    pTX (mind. pT2a) - die Ausdehnung des Tumors konnte nicht genau bestimmt werden, mindestens ist ein Lappen zu weniger als 50 % befallen, der Tumor ist tastbar.
    G 2 (uniformer Typ) - uniform (von gleichmäßigem Aussehen) ist gut; wenn die Krebszellen vielgestaltig (pluriform) wären, wäre das weniger gut, denn dann wären sie stärker entartet.
    pNX, pMX, R1 - pathologisch kann nichts über etwaige befallene Lymphknoten oder bestehende Metastasen ausgesagt werden; "R1" wird vergeben nach einer Prostatektomie (die hier aber nicht stattfand) und würde "positiver (d. h. krebsbefallener) Schnittrand" bedeuten. Vielleicht hat der Pathologe bei einer Stanzprobe Krebszellen außerhalb der Kapsel gesehen, dann wäre dies aber ein klinisches Stadium T3x. Die Aussage ist mir also unklar.
    Gleason Score 3+3=6 - das ist mittleres Risiko, also gerade noch ein "Haustierkrebs".
    PSA 5,84 - das ist ein PSA-Wert, den ein Achtzigjähriger auch ohne Krebs haben kann, also gar nicht alarmierend.

    Was der Urologe vorschlägt, nämlich eine Hormontherapie (vornehmer: Androgendeprivationstherapie) ist durchaus richtig und altersgemäß. Durch den Testosteronentzug wird dem Krebs die Nahrung entzogen, und nach einiger Zeit sterben die Krebszellen ab, die das Testosteron zum Leben brauchen. Diese Zeit wird aber mit mindestens neun Monaten angegeben, in denen das PSA unmessbar sein muss (<0,05 ng/ml). Zwei Drei-Monats-Spritzen und das war's ist daher nach meinem Verständnis zu wenig, wenn die Therapie einen Sinn haben soll. Dann kann Dein Vater auch gleich Watchful Waiting (vornehmer: ""objektivierte Überwachung") machen, nämlich erstmal gar nichts, außer alle etwa drei Monate seinen PSA-Wert messen zu lassen.

    Hier kannst Du Dir eine Excel-Tabelle herunterladen, die Dir die PSA-Verdoppelungszeit (PSAVZ) ausrechnet. Eine PSAVZ von länger als einem Jahr würde ebenfalls auf einen wenig aggressiven Krebs deuten, wie ihn die meisten Männer in diesem Alter haben; viele, ohne überhaupt davon zu wissen und ohne, dass er ihnen irgendwelche Beschwerden bereitet oder für den Rest des Lebens bereiten wird.

    Bei diesen Werten ist es sehr unwahrscheinlich, dass Dein Vater bereits befallene Lymphknoten oder gar Metastasen hat, und es ist dagegen wahrscheinlicher, dass er in Jahren an irgendetwas anderem sterben wird, nur nicht an Prostatakrebs, selbst wenn er jetzt gar nichts an aktiver Behandlung macht. Ein Testosteronentzug läuft nicht ohne Nebenwirkungen (insbesondere körperliche Schwächung) ab, und wenn man sich das ersparen kann, sollte man dies ernsthaft in Erwägung ziehen.

    Hier findest Du einen Text, der sich in erster Linie an gerade frisch Diagnostizierte und/oder deren Angehörige richtet, und in dem ich versucht habe, alles einigermaßen verständlich zusammenzufassen, was der "Anfänger" über unsere Krankheit wissen sollte, bevor er sich für irgendeine Art der Behandlung entscheidet. Vielleicht hilft Euch dieser Text ein bisschen. Alles Gute!

    Ralf

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      #3
      Hallo Christoph,

      Ralf hat schon alles Wichtige geschrieben. Ich möchte noch auf einen Aspekt aufmerksam machen, und zwar dient die DNA zur Bestimmung der Aggressivität des Krebses. Sollte das Ergebnis peridiploide oder peritetraploide Verteilung sein, so ist, wenn sonst keine Beschwerden wie z.B. beim Wasserlassen vorliegen, „Wait and Watch“ die zu favorisierende Therapie bei Deinem Vater auch aufgrund des Alters. Wenn man dann noch ganz sicher gehen will, kann man ein PET-Cholin-CT machen, um Lage und Ausdehnung des PKs zu ermitteln und um auch Metastasen auszuschließen. Hierzu dann meine Standardempfehlung, das PET-Cholin-CT bei Prof. Reske in Ulm machen zu lassen.

      Gruß Knut.

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        #4
        Danke

        Danke für die schnellen und kompetenten Antworten.
        Allen ein frohes Fest,
        christoph b

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