Liebe Mitstreiter.
Vor einigen Tagen wies Werner unter Diagnostik, Therapien & Co. auf eine Veröffentlichung von Prof. E. Altwein, München hin, in der über Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungen berichtet. Ich habe den betreffenden Artikel aus MedReview 13/2007, Seite 12 beschafft und halte ihn für so wesentlich, daß über einige Passagen berichtet werden soll.
Professor J.E. Altwein ist Urologe und war langjähriger Chefarzt der Abteilung Urologie des Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München, war u.a. in den Jahren 2001/2002 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), ist manchen Forumsmitgliedern vom bps-Kongreß 2005 in Timmendorf bekannt und dürfte mit 68 Jahren heute wohl in Ruhestand sein. Er wird in Fachkreisen, inbesondere bei den niedergelassenen Urologen, wegen seiner Basisnähe und seines Mutes geschätzt, auch kontroverse Themen der Urologie und sogenannte Randgebiete aufzugreifen, darunter auch zum Einfluß der Ernährung auf den Prostatakrebs. Ich hatte mit ihm im Jahr 2005 über das Thema Granatapfelextrakt korrespondiert,
Der Artikel behandelt unter der Überschrift „Was ist sinnvoll und was ist schädlich“ die Nahrungsergänzung beim Prostatakarzinom. Dabei wird ausgeführt, daß beim Einsatz von Nahrungsergänzungen zur Primärprävention, zur Sekundärprävention und zur komplementär
alternativen Therapie (CAM) unter den evidenzbasierten (beweisbaren) Phase II-Studien die Studien zum Granatapfelsaft und zu Lycopin führend seien. (Anm.: Lycopin als PCa-Hemmstoff aus der Schale von Tomaten). Insbesondere gewinne die Sekundärprävention bei der „Active Surveillance“ an Bedeutung, d.h. bei der aktiven Überwachung der PCa-Entwicklung durch periodische PSA-Messungen und Einsatz geeigneter Nahrungsergänzung
Dabei wird auf die derzeitige kontroverse Diskussion über die sog. „Multivitaminstudie“ hingewiesen, in der seit 1995 die erstaunliche Zahl von 295.344 Männer mit PCa prospektiv befragt wurden zur zusätzlichen Einnahme von z.B. Tomatenprodukten, Fisch, rotem Fleisch, a-Linolensäure, Kalzium, Vitamin D, Vitamin E und Zink. Unter anderem wurde die Häufigkeit der Einnahme befragt (z.B. weniger oder mehr als 7 x/Woche), ob man körperlich aktiv sei, ob man das PSA-Screening regelmäßig nutze u.dgl. Dabei ergaben sich wichtige Erkenntnisse, u.a., daß durch starken Multivitamin-Gebrauch das relative Risiko eher steige, an einem Prostatakarzinom zu sterben. Das Auftreten von fortgeschrittenem Prostatakrebs und sog. fatalem PCa sei um einen bestimmten Wert höher, als bei den Anwendern von geringeren Mengen von Multivitaminen. Sofern die starken Multivitamin-Anwender noch zusätzlich Selen, Vitamin E und Folsäure zu sich nehmen, würden diese Stoffe alle signifikant hinsichtlich des fortgeschrittenen und fatalen PCa interagieren. Das höchste Risiko eines fatalen PCa hätten die starken Multivitamin-Verwender, die gleich oder mehr als 800 Internationale Einheiten pro Tag (IU/D) von Vitamin E zusätzlich zu sich nehmen (p= 0,019).
Unter den Möglichkeiten der Prävention des PCa dominiere der Granatapfel-Extrakt. Er enthalte Polyphenole wie Anthozyane, Tannine wie Ellagsäure und Punialgin und wirke antioxidativ, proapoptotisch und wachstumshemmend. Dabei fallen PSA und der Androgenrezeptor dosisabhängig. In einer CAM-Phase II-Studie von Patienten mit steigendem PSA noch lokaler Primärtherapie zeigte sich eine Verlängerung der PSA-Verdopplungszeit von 15 auf 54 Monate (p < 0,001).
In einer weiteren Studie fand man, daß Vitamin C + ß-Karotin + Selen + Zink bei einem PSA-Wert < 3 das Risiko halbiere, aber bei einem Ausgangs-PSA von > 3 das Risiko (Anm: daß eine erhöhte Krebsaktivität eintritt) auf 1,52 steigere. (Literatur: Int.J.Cancer 116:182; 2005). Die Untersuchung über die Auswirkung von Vitamin E + Selen (SELECT-Studie) mit 27.000 Teilnehmern würde erst im Jahr 2014 abgeschlossen sein. Erst dann sind sichere Aussagen zu erwarten. Wesentlich scheint auch zu sein, daß Selen nach 8 Jahren das Diabetes-Risiko erhöhen kann. (Ann.Intern.Med 147:217; Aug 2007).
Starke Multivitamin-Verwender dürfen also nicht zusätzlich Selen, beta-Carotin oder Zink als Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Auch dürfen diese Anwender keine Tomatenprodukte im Übermaß nehmen, da dadurch des Risiko eines fortgeschrittenen PCa-Risikos signifikant erhöht wird (p = 0,043). Insgesamt werden von 40 Nahrungsergänzungsmitteln heute Vitamine auf häufigsten verwendet gefolgt von Zink, Kalzium, Selen, Sägepalmfrüchten, Soja, Isoflavonen und Leinsamen, wodurch unerwünschte Effekte bei Multivitamin-Verwendern eintreten können.
Schlußfolgerungen:
1. Multivitamine mit gleich oder mehr als 7 x pro Woche scheinen
unzweckmäßig zu sein, da sie offensichtlich das PCa-Wachstum
fördern.
2. Praktisch bedeutsam sei die Zufuhr von Polyphenolen des
Granatapfels.
Quelle: MedReview 12/2007, S. 12
www.schroeders-agentur.de/medpdf07/medreview13_07.pdf
Freundliche Grüße
HWL
Vor einigen Tagen wies Werner unter Diagnostik, Therapien & Co. auf eine Veröffentlichung von Prof. E. Altwein, München hin, in der über Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungen berichtet. Ich habe den betreffenden Artikel aus MedReview 13/2007, Seite 12 beschafft und halte ihn für so wesentlich, daß über einige Passagen berichtet werden soll.
Professor J.E. Altwein ist Urologe und war langjähriger Chefarzt der Abteilung Urologie des Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München, war u.a. in den Jahren 2001/2002 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), ist manchen Forumsmitgliedern vom bps-Kongreß 2005 in Timmendorf bekannt und dürfte mit 68 Jahren heute wohl in Ruhestand sein. Er wird in Fachkreisen, inbesondere bei den niedergelassenen Urologen, wegen seiner Basisnähe und seines Mutes geschätzt, auch kontroverse Themen der Urologie und sogenannte Randgebiete aufzugreifen, darunter auch zum Einfluß der Ernährung auf den Prostatakrebs. Ich hatte mit ihm im Jahr 2005 über das Thema Granatapfelextrakt korrespondiert,
Der Artikel behandelt unter der Überschrift „Was ist sinnvoll und was ist schädlich“ die Nahrungsergänzung beim Prostatakarzinom. Dabei wird ausgeführt, daß beim Einsatz von Nahrungsergänzungen zur Primärprävention, zur Sekundärprävention und zur komplementär
alternativen Therapie (CAM) unter den evidenzbasierten (beweisbaren) Phase II-Studien die Studien zum Granatapfelsaft und zu Lycopin führend seien. (Anm.: Lycopin als PCa-Hemmstoff aus der Schale von Tomaten). Insbesondere gewinne die Sekundärprävention bei der „Active Surveillance“ an Bedeutung, d.h. bei der aktiven Überwachung der PCa-Entwicklung durch periodische PSA-Messungen und Einsatz geeigneter Nahrungsergänzung
Dabei wird auf die derzeitige kontroverse Diskussion über die sog. „Multivitaminstudie“ hingewiesen, in der seit 1995 die erstaunliche Zahl von 295.344 Männer mit PCa prospektiv befragt wurden zur zusätzlichen Einnahme von z.B. Tomatenprodukten, Fisch, rotem Fleisch, a-Linolensäure, Kalzium, Vitamin D, Vitamin E und Zink. Unter anderem wurde die Häufigkeit der Einnahme befragt (z.B. weniger oder mehr als 7 x/Woche), ob man körperlich aktiv sei, ob man das PSA-Screening regelmäßig nutze u.dgl. Dabei ergaben sich wichtige Erkenntnisse, u.a., daß durch starken Multivitamin-Gebrauch das relative Risiko eher steige, an einem Prostatakarzinom zu sterben. Das Auftreten von fortgeschrittenem Prostatakrebs und sog. fatalem PCa sei um einen bestimmten Wert höher, als bei den Anwendern von geringeren Mengen von Multivitaminen. Sofern die starken Multivitamin-Anwender noch zusätzlich Selen, Vitamin E und Folsäure zu sich nehmen, würden diese Stoffe alle signifikant hinsichtlich des fortgeschrittenen und fatalen PCa interagieren. Das höchste Risiko eines fatalen PCa hätten die starken Multivitamin-Verwender, die gleich oder mehr als 800 Internationale Einheiten pro Tag (IU/D) von Vitamin E zusätzlich zu sich nehmen (p= 0,019).
Unter den Möglichkeiten der Prävention des PCa dominiere der Granatapfel-Extrakt. Er enthalte Polyphenole wie Anthozyane, Tannine wie Ellagsäure und Punialgin und wirke antioxidativ, proapoptotisch und wachstumshemmend. Dabei fallen PSA und der Androgenrezeptor dosisabhängig. In einer CAM-Phase II-Studie von Patienten mit steigendem PSA noch lokaler Primärtherapie zeigte sich eine Verlängerung der PSA-Verdopplungszeit von 15 auf 54 Monate (p < 0,001).
In einer weiteren Studie fand man, daß Vitamin C + ß-Karotin + Selen + Zink bei einem PSA-Wert < 3 das Risiko halbiere, aber bei einem Ausgangs-PSA von > 3 das Risiko (Anm: daß eine erhöhte Krebsaktivität eintritt) auf 1,52 steigere. (Literatur: Int.J.Cancer 116:182; 2005). Die Untersuchung über die Auswirkung von Vitamin E + Selen (SELECT-Studie) mit 27.000 Teilnehmern würde erst im Jahr 2014 abgeschlossen sein. Erst dann sind sichere Aussagen zu erwarten. Wesentlich scheint auch zu sein, daß Selen nach 8 Jahren das Diabetes-Risiko erhöhen kann. (Ann.Intern.Med 147:217; Aug 2007).
Starke Multivitamin-Verwender dürfen also nicht zusätzlich Selen, beta-Carotin oder Zink als Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Auch dürfen diese Anwender keine Tomatenprodukte im Übermaß nehmen, da dadurch des Risiko eines fortgeschrittenen PCa-Risikos signifikant erhöht wird (p = 0,043). Insgesamt werden von 40 Nahrungsergänzungsmitteln heute Vitamine auf häufigsten verwendet gefolgt von Zink, Kalzium, Selen, Sägepalmfrüchten, Soja, Isoflavonen und Leinsamen, wodurch unerwünschte Effekte bei Multivitamin-Verwendern eintreten können.
Schlußfolgerungen:
1. Multivitamine mit gleich oder mehr als 7 x pro Woche scheinen
unzweckmäßig zu sein, da sie offensichtlich das PCa-Wachstum
fördern.
2. Praktisch bedeutsam sei die Zufuhr von Polyphenolen des
Granatapfels.
Quelle: MedReview 12/2007, S. 12
www.schroeders-agentur.de/medpdf07/medreview13_07.pdf
Freundliche Grüße
HWL
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