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    28.02.2008 Drucken | Versenden | Kontakt


    Erschreckende Selbstdiagnose

    Erstmals brechen Ärzte und Schwestern ihr Schweigen und bekennen sich zu ihrem persönlichen Versagen
    Von Guido Bohsem


    Berlin - Matthias Schrappe erinnert sich genau an die Patientin. Sie war 50 und klagte über Herzrasen. Sie hatte einen hohen Puls, war unruhig und voller Angst. Schrappe ist zu der Zeit noch junger Assistenzarzt auf Bereitschaft. Es ist Nacht, und er muss noch andere Stationen betreuen. Er verordnet ein Beruhigungsmittel. Wenige Stunden später wird er wieder gerufen. Die Patientin kann kaum noch atmen, bekommt im Liegen keine Luft mehr. Auf der Intensivstation wird klar, was Schrappe sofort hätte erkennen müssen: Die Frau hat einen schweren Gefäßverschluss in der Lunge, eine Embolie. Sie überlebt, aber der Mediziner ist schockiert. Am nächsten Tag will Schrappe über die Fehldiagnose sprechen, doch sein Vorgesetzter geht nicht darauf ein.

    Es ist ein Beispiel aus der Vergangenheit, doch es ist weiterhin relevant. Immer noch werden in deutschen Kliniken, in Arztpraxen oder Pflegeheimen viele Fehler verschwiegen, verwischt und sogar vertuscht. Zu groß ist die Furcht vor Klagen, zu schwer das Eingeständnis der Fehlbarkeit in einem Berufszweig, dem der Mythos der Unfehlbarkeit anhaftet, nicht zuletzt weil er davon profitiert. Schrappe und 16 andere anerkannte und prominente Mediziner, Schwestern und Pfleger haben sich jetzt entschlossen nicht mehr zu schweigen. Sie geben ihre persönlichen Irrtümer zu, ihr Versagen. Sie übernehmen in aller Öffentlichkeit Verantwortung. Sie sprechen über Fehler, die ihren Patienten Schmerzen und Leid brachten, einige sogar das Leben kostete. Sie brechen ein Tabu, das immer noch die Ärzteschaft, den ganzen Medizinbetrieb regiert.

    "Aus Fehlern lernen", heißt eine vom AOK-Bundesverband finanzierte Broschüre, in der Ärzte ihre Erlebnisse schildern und die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird. Schrappe ist heute Professor, Facharzt für Innere Medizin. Er arbeitet an der Uniklinik in Frankfurt, und er ist Vorsitzender des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, das die Broschüre herausgibt. "Über Fehler in der Medizin wird auch heute nur sehr zögerlich gesprochen", sagt er. Die öffentlichen Bekenntnisse sollen helfen, das zu ändern. "Ich bin der Meinung, dass eine Enttabuisierung, die Möglichkeit über Fehler zu sprechen, eine enorme Entlastung für die Arbeit von Ärzten, Schwestern und Pflegern bringt. Das wollen wir fördern."

    In nahezu allen Bereichen des Arbeitslebens ist eine strenge Fehlerkontrolle üblich. Sie dient dazu, die Arbeit für die Mitarbeiter und Kunden sicherer und das Unternehmen profitabler zu machen. Das gilt beispielsweise für die Luftfahrt. Ausgerechnet aber in der Medizin, in der es oft um Leben und Tod geht, wird erst seit gut zehn Jahren intensiver über Fehler gesprochen. Es begann 1999 in den USA. Damals erschien dort eine breit angelegte Studie mit dem Titel "To Err is Human" - Irren ist menschlich. Sie lieferte erschreckende Ergebnisse. Mindestens 44 000 Menschen, so die Autoren, sterben jährlich in den Vereinigten Staaten durch falsche Behandlungen. Schlimmer noch: Die Hälfte der Todesfälle ist vermeidbar.

    "Wir haben uns damals gefragt, ob die Zahlen auch auf Deutschland übertragbar sind", sagt der Mediziner Kai Kolpatzik, der sich für die AOK im Aktionsbündnis um das Thema kümmert. Es stellte sich heraus, sie sind es, wenn auch genaue Daten weiter fehlen. Nach einer 2007 veröffentlichten Studie des Aktionsbündnisses kommen pro Jahr rund 17 000 Menschen durch medizinische Fehler ums Leben. Die Zahl ist dreimal höher als die der Toten im Straßenverkehr. Frauen trifft es häufiger als Männer. Zu den Erkenntnissen gehört auch: Die spektakulärsten Fehler passieren bei Operationen, in der Chirurgie. Oft werden aber auch Röntgenbilder zum Beispiel bei der Behandlung von Brustkrebs fehlinterpretiert. Menschen sterben auch, weil sie falsche Medikamente erhalten oder weil ihre Medizin zu hoch oder zu niedrig dosiert wurde. Als bedeutsame Fehlerquelle gilt auch schlechte Kommunikation, zum Beispiel bei der Übergabe von Patienten. In immer mehr Klinken werden deshalb Meldesysteme, eingerichtet. Dort kann jeder, vom Pfleger bis zum Arzt, anonym Fehler oder Beinahe-Fehler angeben. "Wichtig ist, dass es danach eine unmittelbare Reaktion, bestenfalls sogar eine Änderung gibt", sagt Kolpatzik. Für Hausärzte gibt es eine Internetseite, auf der Irrtümer berichtet und diskutiert werden (www.jeder-fehler-zaehlt.de).

    Oft sind es einfache Regeln, die das Schlimmste zu vermeiden helfen. So erkranken in deutschen Kliniken im Jahr rund 500 000 Menschen durch Krankenhauserreger. Bis zu 50 000 gelten als vermeidbar. Wie? Durch eine gründliche Reinigung der Hände mit Desinfektionsmitteln. Dazu läuft seit Ende 2007 die Kampagne "Aktion Saubere Hände". Schrappe fasst es wie folgt zusammen: "Wenn Händedesinfektion ein Medikament wäre, würde es jeder Arzt sofort verschreiben."

    (SZ vom 28.2.2008)
    Die Prostata, des Mannes Drüse,
    Dient den Spermien als Düse.
    Doch will der Tumor sie zerfressen,
    Liegt's im eigenen Ermessen,
    Ob du lässt sie dir entfernen
    Oder bestrahlen; gar mit Kernen?
    Gehörst du zu den richtig Schlauen,
    Die den Doktoren sehr misstrauen,
    Bewahrst du dir deinen Hùmor.
    Und stirbst glücklich mit dem Tùmor
    Doch:
    Egal ob Raubtier oder Haus-
    tier,
    so leicht kriegst du das nicht raus
    hier.
    Somit komm ich zu dem Schluss:
    Der Krebs macht einigen Verdruss.

    #2
    Heute auch "Bild"

    Hallo, Wassermann, siehe hierzu auch:



    Die Bild-Zeitung berichtet heute sehr umfangreich mit Großbildern der betroffenen Ärzte und eingehenden Schilderungen der zugegebenen Fehlabläufe.
    Auch der "Stern" schreibt hierzu in seiner heute erschienenen neuen Ausgabe.

    "Wenn 50 Millionen Menschen eine Dummheit machen, bleibt es dennoch eine Dummheit" (Unbekannt)

    Gruß Hutschi
    Zuletzt geändert von Gast; 28.02.2008, 19:31.

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      #3
      Mut zur Wahrheit

      Gedanken am Sonntag
      von Peter Hahne



      Gruß,
      Horst

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        #4
        Hallo:-
        Diese Bekenntnisse erinnern mich allzu sehr an die im Kommunismus geübte "Selbstkritik", welche Abweichlern abverlangt wurde, damit sie im System überleben oder weiter geduldet werden können. Eine mildere Variante ist die bei uns von Politikern oder Historikern geforderte "Entschuldigung", wenn sie in ihren Äusserungen gegen Dogmen der "Political Correctness" verstossen.
        Bei den Ärzten würde ich Fehler, die jedem Arzt, besonders während der Ausbildung passieren können, - leider zuweilen schwere Folgen haben - gar nicht so hochhängen. Viel mehr Sorge macht mir, speziell bei den Ärzten der Urologie, eine Geisteshaltung und Tendenz hin zur Radikalisierung von Diagnose und Therapie und eine Tendenz weg von Sensitivität und ärztlicher Fürsorge. Das fiel mir erstmals auf, als ich vor Jahren wegen Nierensteinen in einer Universitätsklinik (als Kassenpatient) lag. Bei den jungen Assistenzärzten glaubte ich einen Touch von Freude am Quälen zu spüren, und bei Oberärzten und Chefarzt eine Einstellung von "Wenn Du nicht willst wie wir, sieh zu, wo Du bleibst. Nach einer routinemässig vorgenommenen Tastuntersuchung durch einen Assistenzarzt hatte ich tagelang Druckschmerz im Prostatabereich. Auch einige der auf DVD vom BPS erhältlichen Vorträge vom Prostataseminar in Bad Reichenhall bestätigen mein (Vor-)Urteil. Da wird ganz selbstverständlich über die Erhöhung der Anzahl der Stanzen und Stanzrebiopsien referiert, ohne auch nur einen Satz über Belastung und Gefahren zu verschwenden, die auf Patienten und Neubetroffene da zukommen und in neuen Behandlungsrichtlinien möglicherweise festgeschrieben werden. Alternativen, die für uns schonender und in ihrer Aussage sogar viel besser sind, werden gar nicht erwähnt. Bisher galt die Regel, dass fortgeschrittener Krebs nicht mehr operiert wird. das soll nun auch anders werden, und diese Tendenz zur Radikalisierung findet sogar Befürworter in den Selbsthilfegruppen. Ohne Zweifel sterben die Patienten aber nicht am Primärtumor, sondern an den Metastasen.
        In der Prävention des Prostatakrebses läuft es hinaus auf eine Suche nach dessen Vorstufen, dem HG-Pin. Was hat das anderes zu bedeuten als neues Kanonenfutter für eine Behandlungsindustrie zu rekrutieren, die mit hohen Investitionen ausgestattet, sich alimentieren und amortisieren muss?
        Das wird verbrämt mit Vokabeln wie "Salvage-", "Benefit", "profitieren", "nicht vorenthalten", "Sättigungsbiopsie", "Tumorlast befreien" und dgl.
        Dem gegenüber steht der Mensch, der mitmacht und alles glaubt, was man ihm erzählt. Er glaubte ja auch, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt und der Jugoslawienkrieg geführt wurde, um eine "humanitäre Kartastrophe" zu verhindern. Da wundert es nicht, dass er auch glaubt, was die offizielle Urologie ihm erzählt. Es geschieht doch alles zu seinem Besten.

        Gruss, Reinardo

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