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Ein Mann plant seinen Tod

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    Ein Mann plant seinen Tod

    Liebe Mitstreiter,

    unter dieser Überschrift berichten heute die Blätter des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (sh-z) über einen Mann in Neumünster, bei dem vor zwei Jahren PK diagnostiziert wurde, und der nun seinen Freitod in der Schweiz plant. Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen. Wie ist Eure Meinung zu dieser Vorgehensweise?

    Ralf

    #2
    Hallo Ralf,

    Die Gedankengänge des Herrn Bartes sind schon verwunderlich. Ist dies Naivität oder Dummheit? Die spärlichen medizinischen Daten sprechen eher für einen Krebs im Anfangsstadium. Da wird Herr Bartels noch viel Rotwein trinken können, und wahrscheinlich kann er sich seine Autofahrt in die Schweiz mit einem lustigen Lied auf den Lippen aus Altersgründen nicht erfüllen.
    Gruß Knut.

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      #3
      Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen

      ...Wie ist Eure Meinung zu dieser Vorgehensweise?

      Ralf

      Hallo Ralf,

      irgendwie empfinde ich das Verhalten des Herrn Bartels als Effekthascherei, bei allem Verständnis für alle möglichen Reaktionen nach einer Krebsdiagnose (die allerdings bereits 2 Jahre zurückliegt). Genaueres über sein Stadium wissen wir nicht. Aber sein Uro hat ihm ja wohl eine RPE empfohlen, so dass er - vermute ich - eher noch nicht in einem fortgeschrittenen Stadium sein dürfte. Dafür spricht auch die 60 bis 80% "Heilungschancen", die ihm sein Uro offensichtlich genannt hat.

      Wenn jemand, der nach eigener Aussage nur "ab und zu ein leichtes Ziehen" verspürt (was wohl eher nicht vom PK kommt), seine dignitas-Absichten ziemlich locker vom Hocker (und sogar mit Bild) in der Zeitung darbietet - und das im eher zurückhaltend "gestrickten" Schleswig-Holstein -, dann halte ich das für sehr fragwürdig.

      Er sagt über sich: "Ich bin sterbenskrank, ich habe das Recht, mir das Leben zu nehmen. Für mich ist das die Erlösung." Das klingt schon sehr nach Selbstmitleid und - wie schon gesagt - Effekthascherei.

      Das Verhalten von Herrn Bartels ist m.E. auch unwürdig angesichts derjenigen Mitstreiter, die nach langer Quälerei mit ihrem PK und seinen Folgen die Freitod-Option als ihren letzten Ausweg ansehen, ohne ihre Absicht öffentlich zu zelebrieren.

      Ob Herr Bartels seine Fahrt über Bayern in die Schweiz mitsamt "lustigem Lied auf den Lippen" einem Reality-TV-Sender live anbietet?

      Schorschel

      Kommentar


        #4
        Ein Mann plant seinen Tod

        Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen
        ....

        Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen. Wie ist Eure Meinung zu dieser Vorgehensweise?

        Ralf
        Hallo lieber Ralf,

        da sich die Diskussion bisher lediglich um diesen, wegen mangelnder Angaben zur Historie als "harmlos" erkrankt einzustufenden Patienten dreht, frage ich zur Sicherheit bei Dir an, ob Du generell über die Vorgehensweise im Zusammenhang mit "Dignitas" oder Sterbehilfe diskutieren, oder ob Du wirklich nur diesen Fall aus Schleswigholstein einbeziehen möchtest?

        Immerhin hatte das Forum lange Zeit ein aktives Mitglied namens "Frihama", der vor dieser Freitodlösung immer wieder um anderweitige Hilfe bat, jedoch wegen seiner zunehmenden Beschwerden für sich keine andere Lösung als die Schweiz mehr akzeptieren wollte.
        Es war sehr schwer für diejenigen, die ihn kannten, mit seiner Entscheidung umzugehen, doch für ihn war es stets eine große Erleichterung, diese Option für sich selbst rechtzeitig sicher gestellt zu haben, anstatt eines Tages Ärzten, medizinischen Maschinen und Medikamenten hilflos ausgeliefert zu sein.
        Weil man seine Leidensgeschichte und die Biografie kannte und mit ihm offen sprechen konnte, war es einem auch möglich, seinen Entschluss zu akzeptieren.

        In dem Fall, den die von Dir zitierte Zeitung kolportiert, wurde viel zu wenig Hintergrundinformation zusammengetragen, um dem Leser ein Gesamtbild zu verschaffen, auf Grund dessen er sich eine Meinung bilden kann. Schlechter Journalismus, denn rein zu Unterhaltungszwecken ist dieses Thema zu ernst.

        Ansonsten habe ich bei Fritz geahnt, um wieviel besser es ihm zum Zeitpunkt seines Ablebens ging, als vergleichsweise meiner BK-kranken Freundin vor ein paar Jahren, als sie im Alter von 42 die letzen langen Monate ihres Lebens künstlich ernährt werden musste und schließlich dahindämmerte, vollgepumpt mit Morphium und Barbituraten, bis die Atmung von selbst nach zwei- wöchigem Krankenhausaufenthalt aussetzte.

        Im Ernstfall ist es immer eine individuelle Entscheidung, die man ohne Auseinandersetzung mit der Situation des Einzelnen nur oberflächlich für gut oder schlecht halten kann, sei es weil man selbst von moralischen oder christlichen Normen geprägt wurde oder dem Betroffenen nicht nah genug steht. Zu respektieren hat man seine Entscheidung allemal.

        Schöne Grüsse,

        Carola-Elke
        Man sollte dem anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, in den er hineinschlüpfen kann, und sie ihm nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren hauen.“ (Max Frisch)

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          #5
          Ein Mann plant seinen Tod

          In einem Telefonat mit der zuständigen Redakteurin der SHZ habe ich um Kontaktvermittlung mit Herrn Bartels gebeten. Sodann erhielt Sie von mir folgende Mail:

          Hallo Frau Beckwerment,
          ich hoffe zunächst, daß Sie Erfolg haben, Herrn Bartels zu bewegen, mit uns Kontakt aufzunehemen.
          Mit dem Eingefügten erhalten Sie meine Stellungnahme in Form eines Leserbriefes mit der Bitte, diesen an geeigneter Stelle zeitnah zu veröffentlichen.
          Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich recht herzlich.
          Mit freundlichen Grüßen
          Hinrich Börm
          -------
          Leserbrief:
          Ist die Diagnose „Prostatakrebs“ denn immer gleich ein Todesurteil? Meine klare Antwort: „Nein.
          Auch ich habe Prostatakrebs, festgestellt 2001, rein zufällig bei der Vorsorge. Ein schwerer Schlag, zumal mein Leben nicht immer ganz einfach verlaufen war. Doch sollte ich nun warten, was da kommt? Diese Krankheit hat mich eher herausgefordert.
          Mit vielen Betroffenen haben wir die Prostatkrebs-Selbsthilfe aufgebaut und gestaltet. Wir haben uns die große Aufgabe gestellt, miteinander Wege zu finden, gerade mit Prostatakrebs eine hohe Lebensqualität zu erreichen. Nicht immer ganz einfach, doch es ist möglich.
          Wir wissen heute, das es gut geeignete Therapien gibt, in vielen Fällen Prostatakrebs zu heilen oder über Jahre in der Entwicklung aufzuhalten. Mögliche Nebenwirkungen halten sich meist in Grenzen bzw. sind den altersbedingten Lebensqualitätsminderungen gleichzusetzen.
          Ich habe meinen Prostatakrebs trotz Op., späterer Bestrahlung und jetzt Hormontherapie, als ein Teil von mir angenommen. Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen. Dabei spielte eine Therapie zur Krankheitsbewältigung eine entscheidende Rolle.
          Mein großes Anliegen ist es, allen betroffenen Männer mit Ihren Angehörigen Mut zu machen: „Prostatakrebs ist eine Chance, dem Leben mit neuen anderen Farben auch weiterhin einen Sinn zu geben“. Hinrich Börm
          SHG Prostata-Erkrankte Schleswig
          Landesverband Prostatakrebs Selbsthilfe Schleswig-Holstein
          Tel. 04885 902471
          --------------

          Erster Erfolg: Herr Bartels hat mich angerufen. Ich denke, ich habe die richtigen Worte gefunden, der ihm den Weg zur geigneten PCa-Therapie geebnet hat. Ich bleibe am Ball.
          Schönen Gruß
          Hinrich

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            #6
            Zitat von Boerland Beitrag anzeigen

            ...Erster Erfolg: Herr Bartels hat mich angerufen. Ich denke, ich habe die richtigen Worte gefunden, der ihm den Weg zur geigneten PCa-Therapie geebnet hat. Ich bleibe am Ball.
            Schönen Gruß
            Hinrich
            Große Klasse, Hinrich! Und viel Erfolg!!

            Schorschel

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              #7
              Hallo Hinrich,

              Da kann ich mich nur Schorschel anschließen. Du hast die richtige Maßnahme ergriffen und uns gezeigt: Handeln steht über Diskutieren/Polemisieren.

              Meine Bewunderung und Anerkennung für Deine Vorgehensweise.
              Gruß Knut.
              Zuletzt geändert von Gast; 08.04.2008, 11:16. Grund: Rechtschreibung

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                #8
                Hallo!

                Das Verhalten von Herrn Bartels ist m.E. auch unwürdig angesichts derjenigen Mitstreiter, die nach langer Quälerei mit ihrem PK und seinen Folgen die Freitod-Option als ihren letzten Ausweg ansehen, ohne ihre Absicht öffentlich zu zelebrieren.
                Ist auch meine Auffassung. Inzwischen gibt es ja auch ein anderes Verhalten.

                Gut, wenn absolut nichts mehr geht und wenn ein weiteres Leben ganz klar nur aus dahinsiechen besteht.

                Allerdings stimmt es bedenklich, wenn wie nachfolgend der Termin von Dignitas zum letzten Weg vorgegeben ist, hier von dem Betroffenen um Verzögerung gebeten wird, weil neue Erkenntnisse vorliegen um evtl. diese Aktion nicht durchziehen zu müssen.

                Die Reaktion von Dignitas darauf, hier zitiert von dem Betroffenen.

                Zur Erklärung meines Hin und Her: Anfang August 07 bekam ich für mich überraschend den zwar angekündigten, aber in dem Moment unerwarteten Termin für die "Todesbegleitung". Da ein Arzt mir gerade ein neues helfendes Mittel angekündigt hatte, erbat ich bei dignitas 3 Tage Bedenkzeit. Als ich drei Tage wieder bei dignitas anrief, hieß es, der für mich bei Dignitas zuständige Arzt sei über mein Hinauszögern verärgert. Der nächste Termin könne erst Mitte Oktober sein.
                Scheint wohl Alles auch ein Geschäft zu sein.

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                  #9
                  Hallo Hinrich,

                  hoffentlich wird Dein Leserbrief veröffentlicht. Ein Interview/Bericht über die Prostatakrebs Selbsthilfe Schleswig-Holstein wäre der nächste Schritt. Vielleicht nimmt die Redakteurin die Anregung an, wenn Du am Ball bleibst. Denn Betroffene mit langjähriger Überlebenszeit wirken in hohem Maße angstreduzierend, wie wir es im Forum immer wieder erfahren. Die Breitenwirkung einer Zeitung sollte genutzt werden. Wer weiß, wie lange noch? ;-)

                  Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Du hast es wieder mal bewiesen.

                  Gruss

                  GeorgS
                  Bei www.myProstate.eu ist meine Geschichte hier einsehbar.

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                    #10
                    Hallo Ralf,

                    Du hast den Thread aufgemacht, daher muss der Schlusssatz lauten:

                    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Ihr habt es wieder mal bewiesen.

                    Gruss

                    GeorgS
                    Bei www.myProstate.eu ist meine Geschichte hier einsehbar.

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                      #11
                      Dieser Mail erging heute an die zuständige Redakteurin des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages:
                      ------------------
                      Leserbrief:

                      Wir möchten weder zum Recht eines Menschen auf einen selbstbestimmten Tod Stellung nehmen noch zum Geschäftsgebaren des Vereins Dignitas. Wozu wir aber Stellung nehmen möchten, und wo wir glauben, Kompetenz zu besitzen, ist die Begründung "Prostatakrebs-Diagnose" für Herrn Bartels' Entschluss, sich das Leben zu nehmen. Herr Bartels zieht zur Begründung das Erleben des Todes seiner Frau an Bauchspeicheldrüsenkrebs heran. Prostatakrebs ist mit Bauchspeicheldrüsenkrebs in Bezug auf die Schwere der Erkrankung und die restliche Lebenserwartung in keiner Weise vergleichbar. Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs beträgt das mittlere Überleben etwa sechs Monate. Ganz anders liegen die Dinge beim Prostatakrebs. In Deutschland wird derzeit jährlich bei etwa 50.000 Männern Prostatakrebs festgestellt, es ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Aber nur etwa 12.500 Männer sterben jährlich an Prostatakrebs. Das sind zum geringsten Teil die im betreffenden Jahr neu Diagnostizierten, sondern Männer, deren Krebsdiagnose schon Jahre zurückliegt und bei denen der Krebs bereits gestreut hatte. Viel mehr Männer überleben die Erkrankung und sterben irgendwann an etwas ganz Anderem. Im Frühstadium erkannt, ist Prostatakrebs in vielen Fällen heilbar, ja, bei einer geringen Aggressivität des Krebses ist oft jahrelang gar keine aggressive Behandlung erforderlich. Wir kennen nicht Herrn Bartels' Befund. Wenn er aber zwei Jahre nach der Diagnose nur ein Mittel gegen Miktionsbeschwerden einnimmt, die wahrscheinlich alters- und nicht krebsbedingt sind, und sein Arzt ihm eine Heilungschance von 60 bis 80 Prozent einräumte, dann kann es sich nach unserer Auffassung nicht um einen aggressiven Prostatakrebs im Spätstadium handeln. Herrn Bartels' Beschluss erscheint uns ein wenig wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Keineswegs sollten andere neu diagnostizierte Männer aus ihm den Schluss ziehen, dass nach einer Prostatakrebs-Diagnose eine Selbsttötung die beste Lösung ist. Zehntausende Männer in Deutschland, deren Diagnose bereits viele Jahre zurückliegt und die sich einer durchaus guten Lebensqualität erfreuen, sind lebende Beweise für das Gegenteil.

                      Unter der gebührenpflichtigen (14 ct/min) Sevice-Rufnummer 0180-5-287574 bieten wir von Dienstags bis Donnerstags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr Prostatakrebs-Beratung von Betroffenen für Betroffene und deren Angehörige. Auch die Prostatakrebs Selbsthilfegruppen in Schleswig-Holstein. können Ratsuchenden wertvolle Hilfen geben.

                      Der Vorstand
                      Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. (BPS)
                      Alte Straße 4
                      D-30989 Gehrden
                      Fon (+49) 5108.9266-46
                      Fax (+49) 5108.9266-47
                      Mail info@prostatakrebs-bps.de
                      Web www.prostatakrebs-bps.de
                      ------------------------
                      Ralf

                      Kommentar


                        #12
                        Leserbrief zu "ein Mann plant...."

                        Hallo,

                        heute liest man folgenden Leserbrief:



                        Gruß Dieter

                        Kommentar


                          #13
                          Ich versteh nicht warum jemand sein Tod planen würde. Ich finde das lächerlich. Vielleicht lebt er noch 20 Jahre, wenn der Weltuntergang nich früher kommt und er plant schon sein Tod.

                          Kommentar


                            #14
                            Ich kann nur Carola-Elke zustimmen. Dignitas sollte immer eine Option sein.

                            Kommentar


                              #15
                              Autonom

                              Weshalb sollte ein Mensch seinen Tod denn nicht selber planen dürfen?

                              bernhard

                              Kommentar

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