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PCA3-Test: kein Ersatz für PSA, sondern Ergänzung

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    PCA3-Test: kein Ersatz für PSA, sondern Ergänzung

    Mit dem PCA3-Test werden wir wohl noch häufiger konfrontiert werden. Dazu nachfolgend ein interessantes Interview.

    Gruß Dieter

    Seit rund einem halben Jahr ist der erste genbasierte Test für eine verbesserte Biopsieentscheidung bei Verdacht auf Prostatakarzinom verfügbar, der PCA3-Test. Nach Überzeugung von Prof. Bernd Schmitz-Draeger (Fürth) ist er ein wichtiger Meilenstein in der Dia-gnostik des Prostatakarzinoms. Ebenso wie der PSA-Test definiert er das Risiko eines Prostatakarzinoms, gibt jedoch keine diagnostische Ja/Nein-Antwort.
    Die Expression des für Prostatakrebs hoch spezifischen PCA3-Gens wird – nach forcierter Tastuntersuchung – in Zellen aus Urin bestimmt und in Relation zur PSA-Gen-Expression gesetzt. Ähnlich wie beim PSA-Wert steigt das Risiko eines Prostatakarzinoms mit der PCA3 Expression.

    „Das Ergebnis kann oft weiter helfen, wenn nach PSA-Bestimmung weitere Fragen bestehen“, erklärt Schmitz-Draeger. Die Schwäche des PSA-Wertes ist seine Spezifität – und die daraus resultierende Überdiagnostik in Form von Biopsien oder aufwändigen bildgebenden Verfahren. „Er lässt eben keine weitere Diskriminierung zu“, so der Urologe.

    Bei erhöhtem PSA-Wert und negativer Stanzbiopsie ist der PCA3-Test dagegen informativ und liefert eine Entscheidungshilfe für oder gegen eine kurzfristige Rebiopsie, wie Schmitz-Draeger unter Berufung auf eine deutsche Studie ausführt. Die Studienergebnisse legen auch nahe, den Test bei Patienten mit einer sehr großen Prostata einzusetzen. „Hier finden sich oft erhöhte PSA-Werte, ohne dass ein Karzinom vorliegt. Die PCA3-Expression scheint jedoch nicht vom Volumen der Prostata abhängig zu sein."

    Hoher Score korreliert mit höherer Malignität


    Problematisch kann die Diagnostik bei Patienten unter 5-alpha-Reduktasehemmern sein. „Wir konnten zeigen, dass der Test auch bei Finasterid-Patienten aussagekräftig ist.“ Als weiteren Vorteil wertet der Experte die signifikante Beziehung zwischen Malignitätsgrad und PCA3-Score: Patienten mit aggressiven Tumoren weisen einen erhöhten PCA3-Wert auf und werden dadurch eher einer weiterführenden Diagnostik zugeführt als Patienten mit niedrigerem PCA3-Score und niedrigerem Malignitätsgrad. Dieser Vorteil ist für Schmitz-Draeger bei der Beurteilung von Sensitivität und Spezifität des Tests mit einzubeziehen, die sich in einer eigenen Studie bei Patienten mit einem erhöhten PSA-Wert und vorangegangener negativer Stanzbiopsie auf 63 bzw. 65 % beliefen. „Das klingt auf den ersten Blick nicht sehr eindrucksvoll, aber wir haben in dieser Situation keine bessere Unterstützung für unser weiteres Vorgehen.“

    Niedriger Score sorgt für Entspannung


    Wie sicher ist ein sehr niedriger Score, und wie lange kann sich der Patient dann in Sicherheit wiegen? Nach den Erfahrungen des Urologen selbst und den publizierten Daten sind die Ergebnisse bei wiederholter Untersuchung sehr stabil – eher ungewöhnlich für einen komplexen biologischen Test. Der Grenzwert – bei 35 festgelegt – entspricht einer Expression, die 35-mal höher ist, als die Expression von PSA. Unter 35 sinkt das Risiko für ein Prostatakarzinom, darüber ist es erhöht. „Nehmen wir einen Patienten mit einem sehr niedrigen Wert von z.B. 5: Dieser hat ein etwa 3-mal geringeres Risiko, als andere Patienten mit dem gleichem PSA-Wert. Setzen wir das Risiko eines Prostatakarzinoms bei Patienten mit einem PSA-Wert zwischen 4,0 und 10,0 ng/ml auf rund 25 %, so hat dieser Patient ein Risiko, das bei etwa 8 % liegt. Das ist zwar keine endgültige Sicherheit, bewirkt jedoch Entspannung bei Arzt und Patient.“

    Als hoch interessant schätzt der Urologe die Frage zum Einsatz des Tests bei der Überwachung von Patienten ein, bei denen ein niedrig malignes Prostatakarzinom vorliegt und die als Kandidaten für „watchful waiting“ in Frage kämen: Theoretisch könnte sich hier eine Option eröffnen, nachdem mehrere Studien den Zusammenhang zwischen PCA3-Expression und Malignitätsgrad gezeigt haben. Auch zwischen Tumorvolumen und PCA3-Expression dürfte ein Zusammenhang bestehen. „Insgesamt erscheint diese mögliche Indikation als plausibel. Aber es handelt sich bisher noch um reine Spekulation, Daten dazu existieren derzeit nicht.“
    Klar ist für den Experten allerdings, dass der PSA-Test – trotz aller Unzulänglichkeiten – in Zukunft definitiv nicht durch den PCA3 abgelöst werden wird: „Er ist kein Ersatz, sondern in einigen Bereichen eine wertvolle Ergänzung“, sagt Schmitz-Draeger überzeugt und wünscht sich weitere Untersuchungen, insbesondere Längsschnittstudien.

    Eine Reihe von Untersuchungen sind bereits auf dem Weg: In Deutschland wird der PCA3-Test derzeit vor der ersten Biopsie überprüft. Geplant ist eine Studie, bei der die Werte mit histologisch aufgearbeitetem Prostatagewebe verglichen werden, das bei Patienten mit Blasenkarzinomen gewonnen wurde, die sich einer kombinierten Zystektomie und Prostatektomie unterziehen mussten. In den kommenden Jahren könnten sich deshalb noch verschiedene Indikationen für den Test ergeben, spekuliert der Experte.

    Dr. Renate Leinmüller, Wiesbaden
    Prof. Dr. med.Bernd Schmitz-Draeger (Fürth)
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