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Selbsthilfegruppen werden unterwandert

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    Selbsthilfegruppen werden unterwandert

    Hallo>/

    Da faellt mir dieser Tage wieder ein Beitrag der Berliner Zeitung in die Haende, mit dessen Inhalt ich mich noch immer auseinandersetze.

    # Im Prinzip ist eine Selbsthilfegruppe etwas sehr Positives@ schreibt Wolf/Dieter Ludwig, der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Aerzteschaft, @ Es gibt Organisationen, die grossen Wert auf ihre Unabhaengigkeit legen, aber leider gibt es immer weniger unabhaengige Gruppen#.

    Ab und an finde ich in der Berliner Zeitung Beitraege, die von der Meinungsmonotonie und den von der Springer/Presse vorgegebenen Sprachregelungen abweichen. Mit dem Kauf der Ausgabe vom 26.1.2007 und dem Interview von Wolf/Dieter Ludwig ist mir ein solcher Treffer gelungen.

    Ob Ludwigs Feststellungen auch auf Prostatakrebs/Selbsthilfegruppen zutreffen, kann ich aus eigener Beobachtung nicht bestaetigen. Die mir persoenlich bekannten SHG/Leiter sind zweifelsohne hommes comme il faut, jedoch kann ich mir vorstellen, dass SHG/Leiter, die sich zu Uebersee/Kongressen von der Pharma/Industrie einladen lassen, ihre Unabhaengigkeit verlieren und nicht mehr geneigt sein koennten, Zweifel oder Kritik an Medikamenten wie z.B. Casodex zu aeussern. Auch wird, wer mit den Groessen der Urologie diniert, dieselben nicht mehr kritisieren wollen.

    Was Ludwig mit seinem Beitrag angestossen hat, ist jedoch nur ein verhaeltnismaessig kleiner Aspekt aus dem weiten Bereich der Moeglichkeiten zwischenmenschlicher Beeinflussung. Das zeigt sich schon in der Vielzahl von Begriffen wie> Beeinflussung, Unterwanderung, Kaufen, Vereinnahmung, Gleichschaltung, Korrumpieren bis hin zu Korruption und Erpressung. So ist hier an der spanischen Costa die Vergabe von Baulizenzen durch korrupte Politiker, eigentlich gewaehlt und berufen zum Handeln fuer das Gemeinwohl, staendiges Thema in den Zeitungen.

    Jedoch nicht nur Einzelpersonen, auch Parteien, Verbaende, Vereine sind staendig der Gefahr der Beeinflussung, der Korrumpierung, ja der Pervertierung ihres urspruenglichen und satzungsmaessigen Gruendungsauftrags ausgesetzt. So habe ich den Niedergang des Bundesverbandes der Vertriebenen miterlebt, dem ich einst angehoert hatte. Gegruendet als Interessenvertretung der Vertriebenen ist er durch Unterwanderung zu eher gegenteiliger Zielsetzung pervertiert und zu einer politisch bedeutungslosen Organisation abgesunken, eine Kirche, die Abtreibungen toleriert und Kriege segnet, eine Gewerkschaft, deren Spitzenvertreter sich vom Unternehmen bestechen lassen, sind weitere Beispiele.

    So wird jede Vereinigung, jeder Verband, der angetreten ist, die berechtigten Interessen seiner Mitglieder zu vertreten, sich staendig fragen muessen und sich fragen lassen muessen, ob er seinem Gruendungsauftrag noch gerecht wird.

    Gruss, Reinardo
    Zuletzt geändert von Gast; 08.05.2008, 22:39.

    #2
    Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
    So wird jede Vereinigung, jeder Verband, der angetreten ist, die berechtigten Interessen seiner Mitglieder zu vertreten, sich staendig fragen muessen und sich fragen lassen muessen, ob er seinem Gruendungsauftrag noch gerecht wird.
    Wirklich jeder, Reinardo?

    Ich bin 2008 in den Sozialverband VdK eingetreten. www.vdk.de

    Werbung / Marketing gibt es viel.

    Wie ist Deine Meinung zu diesem Verband?

    Gruß, Horst

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      #3
      Liebe Besucher der BPS homepage,

      Prof. Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Aerzteschaft hat Recht mit seiner Feststellung -

      "Es gibt Organisationen, die großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legen“

      Das entspricht den Tatsachen und trifft auch zu für den Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. (BPS).
      * Der BPS gestattet keine Einflussnahme auf seine gemeinnützigen Ziele und ehrenamtlichen Handlungen durch nicht dem Verband angehörende Personen oder Institutionen
      * Die gemäße Satzung des BPS ist auf dieser homepage einsehbar in der Rubrik „Über den BPS“.
      * Der BPS legt seine gesamte Förderung im Haushaltsplan offen.
      * Der BPS hat eine Petition an den Deutschen Bundestag unterzeichnet, die eine Veröffentlichung aller Fördermittel von Firmen an gemeinnützige Vereine fordert.

      Günter

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        #4
        Erfahrungsbericht

        Als Mitglied einer Selbsthilfegruppe erlebe ich unseren Selbsthilfegruppenleiter immer wieder als gebildet, verantwortungsbewusst, integer und in der Meinungsäußerung äußerst differenziert. Das gleiche gilt für die im Forum verankerten Leiter.

        Die Quellen aus denen diese Hilfen stammen, speisen sich aus permanenten Weiterbildungen. Diese werden vom BPS und sicher von vielen anderen Organisationen angeboten.

        Aufgrund meiner Berufserfahrung, wage ich zu behaupten, dass man allerneueste Erkenntnisse i.d.R. aus den Kreisen erfährt die diese entwickeln bzw. vertreiben. Auf dieser Basis setzt dann die individuelle Gewichtung und Entscheidung an.

        Das Handling meiner Krankheit fußt auf Erfahrungsberichten der Selbsthilfegruppenleiter und ich bin dankbar darum.

        Ich denke wir können froh sein, dass es Leute gibt, die ihrer Freizeit und Restlebenszeit Kongresse und Seminare besuchen und dieses Wissen in Selbsthilfegruppen und im Forum multiplizieren.

        Weiterhin bin ich der Meinung, dass es besser wäre die Autorität der SHG-Leiter zu stärken.

        Viele Grüße
        Hans (GL)
        Zuletzt geändert von Hans (GL); 09.05.2008, 09:26. Grund: Ergänzung

        Kommentar


          #5
          Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
          Hallo>/

          Da faellt mir dieser Tage wieder ein Beitrag der Berliner Zeitung in die Haende, mit dessen Inhalt ich mich noch immer auseinandersetze.

          # Im Prinzip ist eine Selbsthilfegruppe etwas sehr Positives@ schreibt Wolf/Dieter Ludwig, der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Aerzteschaft, @ Es gibt Organisationen, die grossen Wert auf ihre Unabhaengigkeit legen, aber leider gibt es immer weniger unabhaengige Gruppen#.

          Ab und an finde ich in der Berliner Zeitung Beitraege, die von der Meinungsmonotonie und den von der Springer/Presse vorgegebenen Sprachregelungen abweichen. Mit dem Kauf der Ausgabe vom 26.1.2007 und dem Interview von Wolf/Dieter Ludwig ist mir ein solcher Treffer gelungen.

          Ob Ludwigs Feststellungen auch auf Prostatakrebs/Selbsthilfegruppen zutreffen, kann ich aus eigener Beobachtung nicht bestaetigen. Die mir persoenlich bekannten SHG/Leiter sind zweifelsohne hommes comme il faut, jedoch kann ich mir vorstellen, dass SHG/Leiter, die sich zu Uebersee/Kongressen von der Pharma/Industrie einladen lassen, ihre Unabhaengigkeit verlieren und nicht mehr geneigt sein koennten, Zweifel oder Kritik an Medikamenten wie z.B. Casodex zu aeussern. Auch wird, wer mit den Groessen der Urologie diniert, dieselben nicht mehr kritisieren wollen.

          Was Ludwig mit seinem Beitrag angestossen hat, ist jedoch nur ein verhaeltnismaessig kleiner Aspekt aus dem weiten Bereich der Moeglichkeiten zwischenmenschlicher Beeinflussung. Das zeigt sich schon in der Vielzahl von Begriffen wie> Beeinflussung, Unterwanderung, Kaufen, Vereinnahmung, Gleichschaltung, Korrumpieren bis hin zu Korruption und Erpressung. So ist hier an der spanischen Costa die Vergabe von Baulizenzen durch korrupte Politiker, eigentlich gewaehlt und berufen zum Handeln fuer das Gemeinwohl, staendiges Thema in den Zeitungen.

          Jedoch nicht nur Einzelpersonen, auch Parteien, Verbaende, Vereine sind staendig der Gefahr der Beeinflussung, der Korrumpierung, ja der Pervertierung ihres urspruenglichen und satzungsmaessigen Gruendungsauftrags ausgesetzt. So habe ich den Niedergang des Bundesverbandes der Vertriebenen miterlebt, dem ich einst angehoert hatte. Gegruendet als Interessenvertretung der Vertriebenen ist er durch Unterwanderung zu eher gegenteiliger Zielsetzung pervertiert und zu einer politisch bedeutungslosen Organisation abgesunken, eine Kirche, die Abtreibungen toleriert und Kriege segnet, eine Gewerkschaft, deren Spitzenvertreter sich vom Unternehmen bestechen lassen, sind weitere Beispiele.

          So wird jede Vereinigung, jeder Verband, der angetreten ist, die berechtigten Interessen seiner Mitglieder zu vertreten, sich staendig fragen muessen und sich fragen lassen muessen, ob er seinem Gruendungsauftrag noch gerecht wird.

          Gruss, Reinardo
          Hallo Reinardo,

          Deine Threaderöffnung hat nur einige wenige Antworten erhalten, obwohl Dein Thema wichtig und eigentlich immer aktuell ist.

          Es ging Dir wohl darum, Marketingstrategien mit dem Ziel der Unterwanderung von Selbsthilfegruppen aufzuzeigen und die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Und das nicht ohne Grund.

          Und in der Tat, diese Marketingstrategien sind seit Anfang der 90er existent und wurden auch z.T. erfolgreich umgesetzt. Eines von vielen Beispielen ist möglicherweise Mxxxzone.

          Der Vorschlag, Selbsthilfegruppen mit dem Ziel der Umsatzausweitung zu unterwandern, stammt offensichtlich aus den Außendiensten diverser Unternehmen, deren Marketingstrategen diesen Gedanken aufgriffen und entsprechend weiterentwickelten. Anfangs wurde der Außendienst aufgefordert, sich in Selbsthilfegruppen zu engagieren. In der weiteren Entwicklung trat man sowohl offen als auch verdeckt als Unternehmen in Aktion.

          So ist z.B. Mxxxzone zeitnah zur Einführung von Herceptin gegründet worden. Natürlich kein Beleg!
          Ein großer Teil der Auflage des ersten Buches von Frau Goldmann-Posch wurde von Roche aufgekauft und entsprechend unter die (Onkologie)Leute gebracht. Auf der aktuell noch verfügbaren Sponsorenliste ist auch Roche u.a. aufgeführt.



          Die Medien hatten sich schon verschiedentlich mit dem Thema beschäftigt. Jedoch weiß man, daß sich ein Thema nur so lange hält, bis es von anderen Schlagzeilen verdrängt wird.
          Als Beispiel hier ein Spiegel-Artikel zum Thema:



          Daraus:
          (...)
          Ebenso wenig wird dort darauf hingewiesen, dass der wichtigste Geldgeber von Mamazone, der Pharmakonzern Roche, Hersteller eines der erwähnten Epo-Medikamente ist. Stattdessen erklärte Mamazone noch im Januar im Internet, die erhältlichen Präparate seien sehr teuer: "Daher neigen manche Ärzte dazu, sie zu spät einzusetzen. Ermutigen Sie Ihren Arzt, rechtzeitig mit einer Erythropoetin-Behandlung zu beginnen."

          "Was Mamazone hier bis vor kurzem gemacht hat, grenzt an Körperverletzung", sagt Wolf-Dieter Ludwig, Hämatologe an der Berliner Charité und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.
          Mamazone betont, die Empfehlung beziehe sich auf die "onkologisch zugelassene Indikation". Man habe sich an ärztlichen Leitlinien orientiert; die Studienlage zu Epo sei nach wie vor unklar. Von Roche erhalte die Organisation zwar jährlich mehr als 40 000 Euro als Spende, eine inhaltliche Beeinflussung gehe damit indes nicht einher. "Wir sind nicht käuflich", betont die Gründerin Goldmann-Posch.
          Für den Arzneimittelexperten Ludwig ist dagegen klar: "Hinter Mamazone steht die Industrie." Als verlängerter Arm der Medikamentenhersteller betreibe die Selbsthilfegruppe Werbung für einen umstrittenen Wirkstoff.
          Es wäre nicht der einzige Fall, im Gegenteil. Bemühte sich die Pharmabranche bislang vor allem darum, die Ärzte mit allerlei Geschenken und Aufmerksamkeiten zu umgarnen, rücken bei den Werbestrategen nun die Patienten ins Blickfeld. Kranke sind so unabhängig wie glaubwürdig. Und der schnellste Weg zum Endverbraucher führt über Patientenorganisationen.
          (...)


          Es geht hier also, ich betone ausdrücklich, nicht darum, Patientenorganisationen an den Pranger zu stellen, sondern die Vermarktungs- und Einflußstrategien zu beleuchten. Schließlich zeigt das Beispiel EPO, daß mit diesen Strategien Patienten nicht nur potentiell, sondern auch tatsächlich Schaden zugefügt werden kann.
          Es kann also durchaus hilfreich sein, das Augenmerk auch einmal auf diesen Aspekt zu richten.

          Viele Grüße
          hans

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