Orgasmusfähigkeit, Brachytheraphie

[FrankH]

Hallo,
bei mir (59 Jahre alt) wurde ein Prostatakarzinom T1c Gleason 3+3 = 6, PSA 3,7, festgestellt. Nach vielen Gesprächen plane ich eine Brachytherapie mit Seeds vornehmen zu lassen. Hat jemand Erfahrungen mit dem Westdeutschen Prostatazentrum in Köln, Dr. Neubauer?
Mir scheint, es gibt einen Unterschied zwischen der Erektionsfähigkeit und der Orgasmusfähigkeit. Hat man nach einer Brachytherapie neben der Erektionsfähigkeit noch das Gefühl einen Orgasmus zu bekommen. Ist es dazu notwendig, noch eine Prostata zu besitzen, auch wenn sie bestrahlt wurde? Ein Urologe sagte mir, nach einer radikalen Prostataektonomie könnte man - wegen der fehlenden Prostata - keine Orgasmus mehr bekommen, und wenn das jemand behaupte, dann sei dies Einbildung?
Wer hat eine Brachytherapie schon einige Jahre hinter sich und kann dazu etwas sagen? Geht es jedes Jahr mehr abwärts? Spielt die Art der Seeds eine Rolle? Ist es nötig voher ein MRT und ein PET-CT machen zu lassen?
Danke.
Euer Frank

[BurgerH]

Hallo,
Ein Urologe sagte mir, nach einer radikalen Prostataektonomie könnte man - wegen der fehlenden Prostata - keine Orgasmus mehr bekommen, und wenn das jemand behaupte, dann sei dies Einbildung?

Euer Frank

Hallo Frank,

ich lasse mich selten zu so einer Äußerung hinreißen . Dein Urologe redet schlichtweg Unsinn, wenn er dies so gesagt hat.
Ich bin Prostatektomiert und extern bestrahlt und erlebe nach wie vor einen Orgasmus, der nicht nur aus "Einbildung" besteht. Obwohl der Kopf ganz wesentlich dazu gehört.

Du hast richtig zwischen Erektionsfähigkeit und Orgasmusfähgkeit unterschieden.

Da die Nerven, die für den Orgasmus notwendig sind, anders verlaufen, als die für die Erektion, bleibt nach einer Prostatketkomie die Orgasmusfähigkeit erhalten. Allerdings verändert, weil Ejakulation und Kontraktion der Prostata fehlen.

Daher dürfte auch nach einer Brachytherapie die Orgasmusfähigkeit erhalten bleiben.

Die Erektionsfähigkeit kann auch durch eine Brachtherapie gestört werden; meist aber als Langfristfolge Jahre später.

Hansjörg Burger

PS: Betroffene, die unter einer Hormonblockade stehen, bei der die Testosteronproduktion unterdrückt wird, sind in der Regel nicht mehr Orgasmusfähig.

[Bernhard A.]

Hallo Hansjörg !

Von Dir ein

Die Erektionsfähigkeit kann auch durch eine Brachtherapie gestört werden; meist aber als Langfristfolge Jahre später.

Allgemein wird doch immer wieder berichtet, daß es keine Langzeiterfahrung für die Brachytherapie gäbe. Warum weiß man dann, daß mit Lanfristfolgen, für die Potenz, bei der Brachy zur rechnen ist ? Sind daß nicht wohl nur "uralte" Erfahrungen aus den Anfängen der Äußeren Bestrahlung ?
Ich kann 3 Jahre nach der Therapie noch nichts Negatives berichten !
Von Dir ein weiteres

Betroffene, die unter einer Hormonblockade stehen, bei der die Testosteronproduktion unterdrückt wird, sind in der Regel nicht mehr Orgasmusfähig.

Diese Erfahrung habe ich so nicht gemacht. Auch unter HB war bei mir, ohne Erektion, ein Orgasmus möglich. Er war genau so wie Du es bei Prostataoperierten beschrieben hast: Ejakulation und Kontraktion der Prostata fehlten.
Bei mir ist die Ejakulation nicht vollständig wieder gekommen. Die Kontraktion der Prostata fühle ich jedoch wie früher.



Hallo Frank !

In der Klinik in Köln habe ich vor 3 Jahren meine Therapie erhalten. Allerdings nicht HDL- sondern HDR-Brachy und Äußere Bestrahlung.
Zur Zeit sieht es so aus, daß meine Behandlung trotz des hohen GL 4+3 ein Erfolg gewesen sein kann. Nebenwirkungen waren gering und sind nicht mehr vorhanden.
Hansjörg hat es Dir schon beschrieben die Erektion und die Orgasmusfähigkeit sind zwei verschiedene Abläufe. Bei mir ist beides noch gegeben.
Zu HDL-Brachy (Seeds) können Dir vielleicht andere etwas sagen.
Es ist schon sinnvoll eine MRTS oder ein PET-CT vor der Behandlung zu machen. Es besteht immerhin die Möglichkeit, das bei der Biopsie nur die Randbereiche des Tumors getroffen wurden, somit Dein GL 3+3 unterbewertet sein kann. Durch eine weitere bildgebende Untersuchung kannst Du mehr Diagnosesicherheit erhalten und evt. eine stärkere Therapie wählen.
Wenn Du mehr über meine Erfahrungen hören möchtest, kannst Du mir eine E-Mail senden.
Gruß
Bernhard A.

[BurgerH]

Hallo Frank,

ich habe ja geschrieben "in der Regel". Es gibt vereinzelt Berichte von Betroffenen, die unter Hormonblockade mit Testosteronunterdrückung noch Orgasmusfähig gewesen waren.

Anfänglich war ich unter der Hormonblockade auch noch orgasmusfähig. Das dauert einige Monate, bis sie voll wirkt. Und bei Dir war der Zeitraum von 6 Monaten recht kurz.

Die Wirkung der Strahlentherapie - sei sie extern oder intern - auf die die Prostata umgebenden Nerven wird gleich sein.

Meine Kenntnisse habe ich in diesem Punkt aus Vorträgen von Urologenkongressen in den vergangenen Jahren gewonnen.

Es blieb mir deshalb im Gedächtnis, weil ein interesantes Phänomen auftrat: Operierte haben die ED leichter verkraftet, vermutlich weil sie sofort auftrat; Bestrahlte nicht so gut; vermutlich weil sie erst Jahre später auftrat, als sie nicht mehr damit gerechnet haben.

Trotzdem will ich Dir keine Bestrahlungsspätfolgen einreden und wünsche Dir, dass es weiterhin so gut klappt.

Unter Langzeiterfahrungen was die Therapie betrifft, spricht man beim Prostatakrebs von 20 - 30 Jahren.

Als langfristige Folge von Bestrahlungen habe ich einige Jahre gemeint.

Gruß

Hansjörg Burger

[Juergen Hamburg]

Hallo Frank,

hier meine Erfahrungen:

Diagnose Sommer 2004: Prostata-Ca. T1c, PSA 6,62

Seed-Implantation 04.09.04, Charite Berlin, 39 Seeds

Auf Geschlechtsverkehr sollte man 2 Wochen nach der Implantation verzichten. Danach ging es wieder fast so gut wie vorher, nur dass die ersten Male noch etwas dunkles Blut herauskam. Im Verlaufe der nächsten zwei Jahre war die Erektionsstärke und -dauer manchmal nicht ganz so gut wie vorher, aber ausreichend. Inzwischen (nach 4 Jahren) ist die Erektion aber wieder wie früher. Zu Anfang kam kein Ejakulat (verständlich, nach dem, was man der Prostata angetan hat). Inzwischen kommen wieder ein paar Tropfen, aber nicht so viel und so kräftig. Dadurch ist das Orgasmusgefühl etwas weniger intensiv, aber der Verkehr mit meiner Partnerin (1 bis 2 mal pro Woche) ist völlig ok. und kaum anders als früher.

Das ist natürlich nur mein persönliches Einzelschicksal. Vermutlich gibt es auch Patienten, denen es nicht so gut geht. Laut Statistik haben 20 bis 30 % mehr oder weniger große Probleme mit der Erektion. Hängt natürlich auch davon ab, wie es vorher war. Wenn's vorher schon Probleme gab, kann es nachher auch nicht besser gehen.

Schöne Grüße und alles Gute
Jürgen

[Hajoke]

Orgasmusfähigkeit, Brachytheraphie

Hallo FrankH,
was Juergen aus Hamburg über die Seedimplantation schrieb, kann ich vollkommen bestätigen. Schau in mein Profil und da wirst Du sehen, dass ich im jetzigen Alter von 74 Jahren und über 4 Jahre nach der Implantation immer noch ohne Hilfsmittel (Viagra u.a.) auskomme.Zwar ist das Ejakulat nicht mehr so umfangreich und mit Samenflüssigkeit durchsetzt, aber es reicht meiner Partnerin vollkommen aus.
Aus Deinen Werten entnehme ich, dass die Seedimplantation mit den eindeutig geringsten Nebenwirkungen und der Erhaltung der vollen Lebensqulalität auch für Dich die Therapie der Wahl ist.
Solltest Du noch mehr über die Seedimplantation erfahren wollen, dann melde Dich per PM.
MfG
Hajoke