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Bisphosphonat und Osteonekrose - eine Nachricht von Dr. Strum

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    Bisphosphonat und Osteonekrose - eine Nachricht von Dr. Strum

    Liebe Mitstreiter,

    diese Übersetzung einer Stellungnahme von Dr. Strum zur möglichen Entwicklung von Kiefernekrosen nach Bisphosphonat Therapie, ihrer Kontrolle und Vermeidung der Nekrose, zu Eurer Information.

    Günter Feick


    Liebe Leute,

    viele von Euch haben Ihre Angst mitgeteilt, eine Kieferknochenschädigung, Osteonekrose des Kiefers (ODK)durch die Einnahme eines Bisphosphonates zu erleiden. Seit Jahren nutze ich Bisphosphonate in der Therapie mehrerer hundert Patienten, und keiner meiner Patienten entwickelte eine ODK. Längere Zeit habe ich versucht mir zu erklären, warum diese potentielle Komplikation bei der Behandlung mit Bisphosphonaten bei meinen Patienten niemals auftrat. Die folgenden zwei möglichen Erklärungen habe ich hierfür während der letzten Konferenz in Washington und an anderer Stelle genannt

    Erste Erklärungsmöglichkeit -

    Bisphosphonate reduzieren das Kalzium im Serum, und Patienten, die nicht hingewiesen wurden auf die Notwendigkeit einer umfassenden Supplementierung für die Gesundheit der Knochen, können einen zu geringen Kalziumspiegel erfahren mit einer Erhöhung des Parathyroidhormon oder Parathormons (PTH). Eine PTH Stimulierung ist nicht günstig für Krebspatienten, weil PTH als ein kausaler Faktor für Krebswachstum bei Prostatakrebs und möglicherweise auch bei Brustkrebs erkannt wurde.

    Tumorzellen versuchen durch Produktion von Zellstoffen zu überleben, die das eigene Wachstum anregen und/oder Proteine bzw. Enzyme vermehren, welche Zellen in ihrer Umgebung ansprechen. So z. Bsp. ist uPA (urokinase Plasminogen Aktivator)eine Schlüsselsubstanz, welche von Tumorzellen produziert wird und sowohl eben diese als auch die Osteoblasten in ihrer Nähe stimulieren kann. Das Parathyroidhormonbezogene Protein steht mit dem uPA in ähnlichem Zusammenhang. Parathyroidhormon ist einer von zwei Hauptregulatoren des Kalziums, aber es stimuliert ebenfalls Knochenzerstörung. Das Parathyroidhormonbezogene Protein wird ebenfalls ausgeschüttet von den PCa neuroendokrinen Zellen, welche CGA (Chromogranin A) produzieren. Das Parathyroidhormonbezogene Protein agiert mit den Osteoblasten, um Interleukin-6 abzugeben und agiert zusammen mit uPA, um IGF-1 (insulin-like growth factor) abzugeben. Diese Faktoren erhöhen die Osteoklasten Aktivität und Förderung der Vorläuferzellen der Osteoklasten. Es ist mir deshalb unerklärlich, warum so viele Ärzte Bisphosphonate anwenden und ihre Patienten nicht instruieren eine umfassende Supplementierung für die Gesundheit der Knochen gleichzeitig zu beginnen. Meine bevorzugten Ergänzungsmittel sind Jarrows Bone Up. Bone Assure von Life Extension ist dem sehr ähnliche. Ich empfehle 1.000 mg Kalzium pro Tag nicht zu überschreiten.

    Zweite Erklärungsmöglichkeit

    ODK ist eine nicht-vaskuläre Nekrose, in anderen Worten – ein Element der Antiangiogense wird berührt - Bisphosphonate haben eine antiangiogenetische Aktivität. Diejenigen von Euch, die antiangiogen wirkende Medikamente einnehmen, wie z. Bsp. Avastin, Thalidomid und sogar die Medikamente einer Androgendeprivations Therapie, welche auf die Angiogenese einwirken und gleichzeitig die Osteoklasten aktivieren, sollten unbedingt eine Knochenschutz Supplementierung durchführen, jedenfalls im Zusammenhang mit der vorher beschriebenen Spekulation. Außerdem empfehle ich Euch allen Euer Parathyroidhormbezogenes Protein zusammen mit Eurem Kalzium und vielleicht dem ionisierten Kalzium messen zu lassen. Bitte, beachtet auch, daß der Gebrauch von Vitamin D in Form von Vitamin D-3 oder Calcitriol die Absorption des Kalziums aus dem Magen verstärkt. Weil Gesundheit in besonderer Weise mit Balance und Kommunikation zu tun hat, unterstreiche ich hier noch einmal das Messen des Serumkalziums, ionisierten Kalziums und des Urinkalzium/Kreatinin Verhältnisses. Vielleicht ist hierbei das Urinkalzium vs. Kreatinin Verhältnis eine einfache/günstige Methode die sichere Menge der Kalziumsupplementierung zu bestimmen. Leider enthält die derzeitige Literatur nur Hinweise über nicht ausreichende Kalziumspiegel. Ein Forscher in diesem Gebiet, den ich gerne zitiere ist Dr. Vieth. Er definiert das günstige Urinkalzium/Kreatinin Verhältnis als < 0,37 mg, in der Zeit einer Vit D Supplementierung.

    Im März 2006 haben Ardine M, Generali D, Donadio M, et al im Annals of Oncology dieses publiziert –

    Können eine Langzeitexistenz von niedrigem Kalzium im Serum und hohen Parathyroidhormon Spiegeln während einer Bisphosphonatbehandlung bei metastasischem Brustkrebs, Patientinnen in die Situation einer Osteonekrose des Kiefers führen? (Ardine M, Generali D, Donadio M, et al: Could the long-term persistence of low serum calcium levels and high serum parathyroid hormone levels during bisphosphonate treatment predispose metastatic breast cancer patients to undergo osteonecrosis of the jaw?) Annals of Oncol 8:8, 2006. [PMID:16524968])

    Diese Arbeit stammt von einer Gruppe von Ärzten, die von Alfredo Berruti angeführt wird. Ich habe Berruti sehr oft zitiert im Zusammenhang mit seiner hervorragenden Arbeit über das Chromogranin-A, Knochenresorptionsmarkern and ihre Verbindung zu Metastasen. Bitte beachtet auch die Referenzen am Ende dieses Beitrag, die sich auf diesen Exponenten unter den Prostatakrebsspezialisten beziehen.

    Ich glaube diese wichtigen Studien bestätigen meine persönlichen Erfahrungen mit PCa Patienten, welche eine Bisphosphonat Therapie erhalten. In der Aufstellung aus der Ardine Studie ist zu erkennen, daß bei den Patienten bei denen sich eine ODK entwickelt hatte, die Serumkalziumwerte niedriger und die Parathyriodhormonspiegel höher waren als bei den Kontrollpatienten. Obwohl diese Studie Brustkrebspatientinnen untersuchte, ist die Ähnlichkeit der Erkrankungen dergestalt, daß die Ergebnisse bei PCa Patienten bestimmt bestätigt werden würden.

    Gerne würde ich eine gemeinsame Publikation der PCa Spezialisten in den USA und Deutschland (Scholz, Lam, Tucker, Leibowitz, Tisman, Myers, Eichhorn, Berruti, und andere) zu diesem Thema sehen. Ich werde viele von Euch bitten Eure Parathyroidhormonspiegel und andere Tests der Kalzium Homeostase vornehmen zu lassen, um sicher zu sein, daß Ihr nicht zuviel Parathyroidhormon produziert, als Ergebnis eines Kalziummangels. Denkt daran – es ist die Balance die wir erreichen wollen, nicht zuviel und nicht zu wenig.

    Grüße an alle

    Stephen Strum
    Onkologe, spezialisiert auf Prostatakrebs
    Zuletzt geändert von Günter Feick; 25.07.2006, 23:59.

    #2
    Lieber Günter,

    danke für diese wichtige Übersetzung!

    Freundliche Grüße und alles Gute,

    HorstK

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