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Neue Tumormarker für die Diagnose des Prostatakarzinoms

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    Neue Tumormarker für die Diagnose des Prostatakarzinoms

    Hallo Forum, Prof. Dr. Markus Müller vom Prostatakrebszentrum Rheinpfalz, Direktor der Urologischen Klinik vom Klinikum Ludwigshafen/Rhein war gestern Abend Gast der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar. Seit Jahren versuchen Ärzte die eingreifenden Biopsien (Gewebeentnahmen) zum Abklären auf Prostatakrebs durch Marker zu ersetzen. Der Titel des Vortrages von Prof. Müller lautete denn auch: "Neue Tumormarker für die Diagnose des Prostatakarzinoms". Um es gleich vorweg zu nehmen, das PSA, obwohl eigentlich als Tumormarker nicht überall als zuverlässiger Marker anerkannt, erweist sich nach Meinung von Prof. Müller doch als bislang bester Marker, um einen Krankheitsverlauf zu verfolgen. Der am Anfang des Vortrages eingestreute Satz "Prostatakrebs ist auch ein Geschäft" erweckt aus dem Munde eines Klinikchefs Vertrauen. Es ist die ehrliche Aussage eines Mediziners, der nun schon 5 Jahre in Ludwigshafen aktiv ist, nachdem er lange Zeit an der Charit'e in Berlin und auch im Klinikum München tätig war.
    Der unlängst für 1.8 Millionen € angeschaffte Da Vinci S Roboter der neuesten Generation mit Vierarmsystem und HD-Technik für noch bessere Optik wurde stolz auf der Leinwand mit dem Chirurgenteam präsentiert.
    Es wurden Zahlen aus amerikanischen Studien zur PSA-Velocity (jährliche Zunahme/Abnahme) angezeigt, die wohl einen Mittelwert von 0.409 ng/ml/Jahr ergaben. Tafeln über Altersstandardisierte Prostatakarzinommortalitäten in Tirol/Österreich ab 40-79 Jahre waren zu sehen. Waren 1985 noch 70% primär metastasiert, so waren es 2000 nur noch 24% und 2010 könnte es auf 1% heruntergegangen sein. Es wurde natürlich erneut auf die hohe Anzahl negativer Biopsien hingewiesen. Studien ergaben immerhin, dass durch Screening die Todesraten um 20% reduziert werden konnten.
    Medizinische Entscheidungshilfen werden benötigt für Diagnostik, den natürlichen Krankheitsverkauf und für die adjuvante Therapie. Lösungsmöglichkeiten böten molekulare Diagnostik, also PCR-Technologie (genetische Information), Mikro arrays, Expressionsmarker, prognostische Biomarker und Exprimaturin. Prof. Müller meinte zum DiaPat-Test ohne weitschweifende Erklärungen schlicht, dass es noch nicht taugt. Dem PCA3 Test bescheinigt er aber immerhin eine relativ gute zusätzliche Aussage zum möglichen Vorhandensein eines Prostatakarzinoms. Hier einige Angaben zum PCA3-Test, vorgestellt beim EAU-Kongress 2007 in Berlin durch Alexander Haese (Co-Autoren u.a. Prof. Stenzl und Prof. Huland):
    Bei einem cut-off von 35 (hat sich bei der Studie als optimaler Wert gezeigt): Sensivität 57% und Spezifität 73%. Was ergibt sich daraus?
    Nach einer negativen Biopsie (hierfür wird der Test vor allem angeboten)
    rechnet man in 25% der Fälle mit einem positiven Ergebnis der Zweitbiopsie. Man kann also annehmen: bei 1000 Patienten haben ca. 250 ein PCa. Durch den Test erhält man 250 * 0.57 = 143 richtig positive Ergebnisse. 107 Ergebnisse sind falsch negativ. Der Prostatakrebs würde nicht erkannt.Hier würde als keine weitere Biopsie gemacht.
    750 * 0.73 = 548 Ergebnisse wären richtig negativ, aber 202 Ergebnisse wären falsch positiv. Hier würde man vergebens noch einmal biopsieren.
    Ohne den Test würde man 1000 Biopsien machen, mit dem Test nur 345 dafür aber 1000 Tests. 107 Erkrankungen würden nicht erkannt.
    Zu Sarcosin meint Prof. Müller nur, dass es sich noch im Versuchsstadium befindet. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie dämpft denn auch die Erwartungen. Für den Einsatz in der Routinediagnostik des Prostatakarzinoms sei es noch zu früh, so Professor Axel Semjonow, DGU-Experte auf dem Gebiet der Prostatakrebs-Marker.
    Es gibt etliche Hemmschuhe für neue Marker. Die Ansprüche sind viel zu hoch, Patentschutz für neue Marker, Kosten für Testentwicklung und Kosten für Zulasssung. Prof. Müller hält auch nichts von den zusätzlichen Bonkhoff-Markern, weil sie in der täglichen urologischen Praxis keine Anwendung fänden. Das Bundesministerium für Gesundheit stellte im Juni 2008 den Nationalen Krebsplan zur Prävention vor. Hier ist unter Prostatakarzinom vermerkt: "Rektale Tastuntersuchung". 95% der amerikanischen Männer kennen ihren PSA und in Deutschland?
    Auch in Amerika wird Wildwest bei den Angeboten für Tumormarker festgestellt und kritisiert, wenn es da lautet "anyone can stake claims"
    Bleibt weiter nur zu hoffen, dass irgendwann mal ein entscheidender Durchbruch gelingt.

    "Wenn man so sieht, was der liebe Gott auf der Erde alles zulässt, hat man das Gefühl, dass er immer noch am experimentieren ist"
    (Peter Ustinov)

    #2
    Hallo Hutschi,

    wir kennen uns.

    wie beurteilst Du das Histoscanning.

    Bei mir wurde ein PSA Test durchgeführt (9,....) seit einem Jahr gleichbleibend.

    Dann eine Biopsie ohne Ergebnis

    PCA3 Test mit Score 38

    Jetzt schlägt man mir ein Histoscanning vor.

    Ich bin 48 Jahre alte und hatte nie Probleme mit der Prostata, auch in der Familie keine.

    Den PSA Test habe ich nur zur Vorsorge machen lassen.


    Gruß


    Josef

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      #3
      Zitat von Hutschi Beitrag anzeigen
      Es gibt etliche Hemmschuhe für neue Marker. Die Ansprüche sind viel zu hoch, Patentschutz für neue Marker, Kosten für Testentwicklung und Kosten für Zulasssung. Prof. Müller hält auch nichts von den zusätzlichen Bonkhoff-Markern, weil sie in der täglichen urologischen Praxis keine Anwendung fänden.
      Hallo Hutschi,

      ich hatte Prof. Dr. Müller so verstanden, dass die Bonckhoff-Marker "ein alter Hut seien, sicher an die 50 Jahre alt" und kaum Aussagekraft hätten. "Wenn sie Aussagekraft hätten, dann hätten sie Einzug in die urologische Praxis gefunden". Andererseits entnehme ich den zahlreichen Berichten in diesem Forum, dass doch einiges ausgesagt werden kann.

      Gruß
      Günter
      "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
      Johann Wolfgang von Goethe

      Meine Geschichte unter myProstate

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        #4
        Histoscanning

        Hallo Josef, siehe diesen Beitrag.

        Kommentar


          #5
          Zitat von Günter55 Beitrag anzeigen
          Hallo Hutschi,

          ich hatte Prof. Dr. Müller so verstanden, dass die Bonckhoff-Marker "ein alter Hut seien, sicher an die 50 Jahre alt" und kaum Aussagekraft hätten. "Wenn sie Aussagekraft hätten, dann hätten sie Einzug in die urologische Praxis gefunden". Andererseits entnehme ich den zahlreichen Berichten in diesem Forum, dass doch einiges ausgesagt werden kann.

          Gruß
          Günter
          Hallo Günter,

          so hat es Prof. Müller nicht gesagt.

          Mit dem "alten Hut" meinte er die DNA-Ploide.

          Zu den Bonkhoff-Markern habe ich ihn so verstanden, dass er skeptisch sei, weil es aus seiner Sicht noch keine Marker gibt, die den Erfolg oder Mißerfolg einer bestimmtenTherapie voraussagen können.

          Gruß

          Hansjörg Burger
          Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar e.V.

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            #6
            Bonkhoff-Marker

            Hallo Günter, hallo Hansjörg, erst in der Fragestunde hat Prof. Müller auf den Hinweis von Hansjörg zu einem Berliner Pathologen, auf dessen Zweitbefunde häufig Wert gelegt wird, zum Ausdruck gebracht, dass er von diesen ihm natürlich bekannten zusätzlichen Markern nichts hält, weil er hierfür keine Verwendung hätte und er auch überhaupt eine Zweitbefundung für überflüssig erachtet. Auch bei einem Professor als Chef der Urologie bleibt es nicht aus, dass er im Laufe seines Berufslebens in eine bestimmte Richtung gedrängt wird und er letztlich auch Leitlinien zu folgen hat und möglichen Vorbildern nacheifert. Das ändert aber natürlich alles nichts daran, dass von Prof. Bonkhoff viele wertvolle Hinweise stammen, die der eine oder andere fortschrittliche Urologe wohl auch berücksichtigen oder sogar als Hilfe für seine Entscheidungen einsetzen wird. Prof. Müller geht davon aus, dass der in seinem Klinikum tätige Pathologe ihm die Daten liefert, die er für seine Bewertung benötigt. Es wird grundsätzlich jetzt mit 10 Stanzen und unter Narkose biopsiert - bei mir war es noch in diesem Klinikum unter der Leitung von Prof. Stockamp eine Oktantenbiopsie ohne Betäubung und enormem Blutverlust und bis heute leider dadurch verbliebener chronischer Proktitis, die ich täglich im Stuhl zur Kenntnis nehmen darf -. Prof. Müller hat dann meinem Hinweis, dass die GS-Befundungen subjektiv seien, spontan widersprochen, und da blieb es dann natürlich auch nicht aus, wie von Hansjörg oben erwähnt, dass die auch von mir eingeschobene Frage zur Ploidie-Bestimmung als alter Hut abgetan wurde. Es war trotzdem alles in allem ein interessanter Vortrag, wenn es auch für etliche Besucher nicht viel Neues beinhaltete.

            "Die Fähigkeit, schneller zu lernen als die Konkurrenz, ist vielleicht der einzig wirkliche Wettbewerbsvorteil"
            (Arie De Geus, Topmanager)

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              #7
              Hallo Hutschi, hallo alle zusammen!

              Das Thema "neue Krebsmarker" scheint derzeit doch sehr aktuell zu sein. Hierzu hat z.B. jemand an der hiesigen Uni 2006 habilitiert und dafür den Maximilian Nitze-Preis der deutschen Gesellschaft für Urologie bekommen:

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                #8
                Hallo, bin operiert, trinke gerne und meine Zunge ist schon ganz wund. Aber ich lebe noch.

                Ansonsten ist dieser Scheißkerbs bei jedem unterschiedlich
                DIES IST DIE ANSICHT EINES BETROFFENEN UND KEINE FACHÄRZTLICHE AUSKUNFT
                Antworten beziehen sich nur auf meine eigenen Erfahrungen

                Gruß vom Neckar und eine glückliche Hand bei der Wahl der richtigen Therapie,
                Konrad

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                  #9
                  Hallo Hutschi!

                  danke, dein Gedächtnis ist besser als meines -schäm-

                  Die Antwort von Prof. Dr. Müller hat mich deshalb verunsichert, da ich auch vorhabe, die Ploidie meiner Stanzprobe bestimmen zu lassen. Leider habe ich bis jetzt nur ein bescheidenes Halbwissen.

                  Gruß
                  Günter
                  "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
                  Johann Wolfgang von Goethe

                  Meine Geschichte unter myProstate

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                    #10
                    Hallo Günter,

                    als seit 4,5 Jahren entdifferenzierter PCaler mit einem schon damaligen x-ploiden Tumor kann ich dir nur empfehlen unbedingt eine DNA-Z Untersuchung aus dem Stanzmaterial machen zu lassen. Wie bekannt ist mein PCa inzwischen multiploid mit einer immer noch vorzüglichen Lebensqualität. Ich war an keinem Tag wegen einer Therapie in einem Krankenhaus und bin immer noch gut drauf. Andere Freunde leider nicht mehr.
                    Eiige von uns teilweise lokal und hochtherapiert haben es leider nicht so weit gebracht.

                    Es ist davon aus zu gehen, daß die 1 HB von der PSA Absenkung her abgesehen, nicht ausreichen wird und dir längerfristig keinen großen Vorteil bringen wird.

                    Höre nicht aus die Operierten, bei denen diese lokale Therapie alleine auch nicht funktionierte. Diese haben noch meist Hormonrezeptoren, wir mit höherer Malignität von Anfang an, kaum mehr. Höre schon gar nicht auf die Ärzte die sich aufspielen und es gar nicht so genau wissen wollen um unbedingt operieren und therapieren zu können. Unabhängig davon ob unter- oder übertgerapiert.

                    Diese Erfahrung haben viele machen müssen, nur wissen sie ohne DNA-Z. nicht warum.

                    Gruß Konrad

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                      #11
                      Gedächtnis?

                      Hallo Günter,

                      Zitat von Günter
                      danke, dein Gedächtnis ist besser als meines -schäm-
                      schämen ist nicht nötig, denn dank meines alten Steckenpferdes Stenografie hatte ich zeitweise jedes Wort zu Papier gebracht. Ergänzend könnte man wohl noch bemerken, dass auch ein Professor seinen Aufgaben erschöpfender gerecht werden kann, wenn er sich nicht zu sehr mit Nebensächlichkeiten belastet. Soll heißen, zwar nützliches Neues inhalieren; aber keinen Ballast anhäufen. Zu viele Tumormarker bedeuten auch zu viele Imponderabilien.

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