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Alleinige Therapie mit Bicalutamid ausreichend?

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    Alleinige Therapie mit Bicalutamid ausreichend?

    Hallo liebe Forumsteilnemer,

    mein Vater (67 Jahre) weiß seit ca 3 Monaten von der Diagnose PK.

    Hier kurz seine Geschichte:
    Anfang März: Biospie nach einem PSA-Wert von 9,6 - Gleason-Score 9
    ->07.04.09: RPE mit folgenden Befunden: pT3a,L0,M0
    -> Am 19.04. Entlassung aus Klinik, ihm geht es sehr gut. Laut Nachsorgepass Therpieempfehlung der Klinik LHRH-Therapie

    -> vor Aufnahme zur Anschlussheilbehandlung erfolgte nochmals eine Vorstellung beim Urulogen: Dieser schlug folgende Therapieschritte vor:
    Für die Zeit bis und während der Reha solle mein Vater das Präparat "Bicalutamid" einmal täglich nehmen. Direkt nach der Reha solle dann erstmals der PSA-Wert nach der OP gemessen werden und die erste 3-Monatsspritze verabreicht werden.

    ->05.05.09: Aufnahme zur stationären Anschlussheilbehandlung. Guter Verlauf, inzwischen fast vollständig kontinent

    -> 29.05.09 : Erneute Vorstellung beim Urologen: Nun teilt dieser mit, dass der PSA-Wert erst im Juli erstmalig bestimmt werden soll.
    Desweiteren will er plötzlich keine 3-Monatsspritzen mehr verabreichen. Mein Vater soll weiter lediglich das Präparat "Bicalutamid" nehmen, da diese Therapie weniger Nebenwirkungen mit sich bringt. Eine weitere Medikation erfolgt nicht.

    ---> Nun meine Frage: Ist die Vorgehensweise des Uruolagen nachvollziehbar? Reicht die alleinige Gabe dieses Medikaments aus oder sollte man nicht doch die stärkeren Nebenwirkungen in Kauf nehmen? Wir sind durch die verschiedenen Aussage etwas verunsichert.

    Vielen Dank für eure Antworten.....

    #2
    Alleinige Therapie mit Bicalutamid ausreichend?

    Grüß Dich BarbaraB,
    von BarbaraB.: Nun meine Frage: Ist die Vorgehensweise des Uruolagen nachvollziehbar? Reicht die alleinige Gabe dieses Medikaments aus oder sollte man nicht doch die stärkeren Nebenwirkungen in Kauf nehmen? Wir sind durch die verschiedenen Aussage etwas verunsichert.
    Leider nicht nachvollziehbar, Er sollte die 3-Monatsspritze weiter geben und unbedingt die Blutwerte PSA sowie Testosteron mit bestimmen lassen aber das nicht beim Urologen sondern in einem Labor die das PSA u. Testos. im ultrasensitiven Bereich messen können!

    Avodart sollte dein Vater jetzt für immer einnehmen, das senkt das DHT = Dihydrotestosteron, es ist genauso ein Futter für den Krebs wie das Testosteron nur noch besser!
    Alles Gute für euch Beiden
    Helmut

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      #3
      Im neoadjuvanten Ansatz zur "prohpylaktischen" Therapie nach radikaler Prostatektomie ist prinzipiell die Gabe von Bicalutamid 150 mg als einzelnes Med. wirksam und angemessen (aber nicht 50 mg) - die Gabe muss dann über mindestens 2 Jahre erfolgen.

      Also auch hier bei RPE mit negativen Lymphknoten - aber:
      es war ein Gleason 9 - da wäre ich sehr vorsichtig gewesen, hätte mit der Therapie erst NACH dem PSA-Nadir begonnen - dieser würde uns wertvolle Informationen geben, ob vermutlich "alles raus ist" = PSA-Nadir unter 0.01 und bleibt dort oder er sinkt nur bis z.B. 0.5 ab, dann weiss ich, dass positive Lymphknoten o.ä. nicht gefunden wurden und ich kann z.B. mit einer PET danach suchen und dann operieren/bestrahlen und desweiteren sehe ich danach die PSA-Verdopplungszeit beim Wiederanstieg, die über systemisch/lokal etwas aussagt.

      Leider wird aber in der Regel viel zu früh nach der OP bestrahlt oder in der Klinik schon mit einer Hormontherapie begonnen wird - was mich persönlich immer rasend macht, wenn die Patienten im Krankenhaus förmlich damit "überrumpelt werden".

      Jetzt muss man es so lassen, weil Bicalutamid frühestens in 12 Wochen wieder aus dem Körper wäre.

      Sollte aber UNTER dieser Therapie NICHT PSA 0.01 erreicht werden oder der Wert auch nur gering wieder ansteigen (z.B. 0.05) ist unverzüglich das Therapieregime auf eine maximale Androgenblockade zu verändern und am Besten vorher das OP-Präparat bei Bonkhoff zweitzubegutachten unter Berücksichtigung des Androgenrezeptorstatus und anderer Marker sekundärer Therapieoptionen (Bcl2, Her2neu, VEGRF, Cox2, Somatostatin etc).

      Gruss
      fs
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      Meine Kommentare stellen keine verbindliche Auskunft dar,
      sondern spiegeln meine PERSÖNLICHE Meinung und Erfahrung
      wider und können keine direkte Beratung und Behandlung
      vor Ort ersetzen

      Gruss
      fs
      ----------------------------------------------------------

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        #4
        Hallo Dr. fs,

        Zitat: Leider wird aber in der Regel viel zu früh nach der OP bestrahlt oder in der Klinik schon mit einer Hormontherapie begonnen wird - was mich persönlich immer rasend macht, wenn die Patienten im Krankenhaus förmlich damit "überrumpelt werden".

        Danke für die schöne, vernünftige Aussage. Wir kennen laproskopische "Operierer", die fast prinzipiel nach OP eine HB geben.Wir warnen vorort immer davor, nur wer glaubt uns Leien. Sie wollen anscheinend nicht das evtl. Versagen der OP gleich zeigen. Es gibt keinerlei Kontrollmöglichkeit der OP. Je früher HB, desto früher funktioniert diese nicht mehr. 5 Jahre Überleben und Beobachtung nach OP ist keine ausreichende Zeit.

        Gruß Konrad

        Kommentar


          #5
          Bei pT3a GS9 haben wir schon 2 Kriterien für eine postoperative Bestrahlung.
          Ich würde diese jetzt ins Auge fassen, vor allem weil der Vater relativ jung ist.
          Diese kann man parallel zur Bicalutamid-Therapie machen, somit würde man analog der RTOG 9601 Studie behandeln (allerdings war diese für Patienten mit PSA-Anstieg nach OP konzipiert)

          Eine Evidenz für die alleinige postoperative antihormonelle Therapie (ausser bei pN1) gibt es nicht.


          Ich habe noch ein paar Fragen zum OP-Befund:

          1. Wieviele Lymphknoten wurde entfernt? Waren welchen befallen?
          2. Was ist der Resektionsstatus? R0 oder R1?

          Leider wird aber in der Regel viel zu früh nach der OP bestrahlt oder in der Klinik schon mit einer Hormontherapie begonnen wird - was mich persönlich immer rasend macht, wenn die Patienten im Krankenhaus förmlich damit "überrumpelt werden".
          1. Für die frühe postoperative antihormonelle Therapie gibt es kaum Evidenz.
          2. Eine frühe postoperative Bestrahlung gilt aktuell nach den Erkentnissen der SWOG 8794 und EORTC 22911 Studien als eine gute Indikation. Man senkt damit das Rezidivrisiko und verlängert die Zeit bis zum Auftreten von Metastasen. Für einen Überlebensvorteil reichen die Nachbeobachtungszeiten nicht.
          Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man mit der Strahlentherapie bis zu:
          a) Kontinenz
          b) Erstem PSA-Wert nach OP
          abwarten sollte.
          Aufgrund der aktuellen Datenlage ist eine postoperative Strahlentherapie bei Patienten mit pT3a+ und/oder R1 generell zu empfehlen. Patienten mit höheren Gleason Scores und hohen PSA-Werten vor OP, sowie Patienten mit PSA-Persistenz nach OP ohne Hinweis für Metastasen sollten ebenfalls für eine adjuvante / additive Behandlung vorgemerkt werden.
          Der Strahlentherapeut.

          Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

          Kommentar


            #6
            Vielen Dank für die bisherigen Antworten.

            zu den Fragen von Daniel Schmidt:

            Bei der OP wurden 12 Lymphknoten entfernt, die alle nicht befallen waren.
            Es liegt eine R0-Situation vor?

            -> Würden Sie dennoch zur Bestrahlung raten? Wie gesagt: Bisher wurde nach der OP noch kein PSA-Wert getestet und so wie ich es nun verstanden habe, wird der Wert nun wohl auch durch die aktuelle Medikation "verfälscht".

            Danke für die Hilfe.

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              #7
              Würden Sie dennoch zur Bestrahlung raten? Wie gesagt: Bisher wurde nach der OP noch kein PSA-Wert getestet und so wie ich es nun verstanden habe, wird der Wert nun wohl auch durch die aktuelle Medikation "verfälscht".
              Tja, das ist nun eine ganz wichtige und schwierige Frage.
              Leitlinienkonform sollte man jetzt eine Strahlentherapie empfehlen. Allerdings gibt es hier 2 Faktoren zu beachten:
              1. Bei einer R0-Resektion und pN0 mit ausreichend operierten LK (12 sind genug) ist der Benefit durch eine sofortige Strahlentherapie jetzt vermutlich geringer als beim Durchschnittspatienten. Am meisten scheinen Patienten mit R1 zu profitieren.
              2. Bei der laufenden antihormonellen Therapie kann man den PSA als Verlaufsmarket vergessen, somit hat man auch aktuell keine Möglichkeit die Aktivität des Tumors zu bestimmen. Im Prinzip würde man also den Effekt einer Strahlentherapie auf den Tumor nicht messen können.

              Aktuell laufen Studien, die eine sofortige postoperative Bestrahlung versus einem abwartendem Verhalten und Bestrahlung erst beim PSA-Anstieg testen. Ergebnisse wird man in ca. 10+ Jahren haben.

              Ich denke die Entscheidung ist nicht einfach zu treffen und am Besten wäre es, wenn Ihr Vater (und Sie ggf.) ein Gespräch mit einem Strahlentherapeuten führen. Er wird Ihnen die Therapie erklären, möglich Nebenwirkungen erläutern und weitere Fragen beantworten.
              Wenn Ihr Vater mein Vater wäre, würde ich ihm zu einer Strahlentherapie raten.
              Der Strahlentherapeut.

              Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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