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Wenn nichts mehr geht, ist noch viel zu machen

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    Wenn nichts mehr geht, ist noch viel zu machen

    Unter dem obigen Titel mit dem Zusatz "Möglichkeiten der Palliativmedizin bei fortgeschrittenen Erkrankungen" hat PD Dr. Adelheid Weiss am vergangenen Dienstag vor der SHG Prostatakrebs-Rhein-Neckar einen Vortrag gehalten.

    Frau Dr. Weiss ist Leiterin der Palliativmedizinischen Akademie, UMM Universitätsmedizin Mannheim. Sie ist von ihrer Ausbildung her in erster Linie Hämatologin und Onkologin.

    Der Eid des Hippokrates ist vielen Menschen bekannt geworden, hängt er doch manchmal in gedruckter Variante auch an den Wänden ärztlicher Praxen. Frau Dr. Weiss hat die folgende Aussage, die Hippokrates vor 2400 Jahren traf, an den Anfang ihres Vortrages gestellt. "Denn der Arzt muss dafür sorgen, dass das Heilbare nicht unheilbar wird; er muss wissen, wie man die Entwicklung zur Unheilbarkeit verhindern kann. Im Unheilbaren aber muss er sich auskennen, damit er nicht nutzlos quäle."
    Die demografische, soziale und medizinische Entwicklung in Deutschland macht einen Ausbau von Palliativstationen, stationären Hospizen und ambulanten Palliativdiensten dringend notwendig. Zwar ist es in den letzten Jahren zu einem stetigen Anstieg der Zahl dieser Institutionen gekommen, noch ist der Bedarf aber nicht gedeckt. Gesetzgeberische Maßnahmen der letzten Jahre erleichtern die positive Entwicklung vor allem im ambulanten Bereich.
    Frau Dr. Weiss führte aus:Palliativmedizin ist keine neue Disziplin, aber ein neuer Weg, der umfassende Begleitung erfordert, er bejaht das Leben und akzeptiert den Tod als einen normalen Prozess. Er beschleunigt oder verzögert den Tod nicht und lindert Schmerzen und belastende Symptome. Er integriert psychologische, seelische, sowie geistige Dimensionen in Behandlung und Pflege und bietet unterstützende Massnahmen an, damit Patienten bis zuletzt so aktiv wie möglich leben können. Er unterstützt Familien während der Krankheit des Patienten sowie auch im späteren Trauerprozess. Er nutzt ein multiprofessionelles Team, um den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden und wahrt die Kontinuität der Behandlung durch vernetzte Strukturen. Er kann in einem frühen Stadium der Krankheit, zusammen mit anderen Therapien, die lebensverlängernd wirken – wie Chemo- und Radiotherapien – eingesetzt werden und ermöglicht dem Patienten am Ort seiner Wahl zu leben und zu sterben (zu Hause, im Hospiz etc.). Es sind einfach umfassende Kenntnisse über die Bedürfnisse von Schwerstkranken und Sterbenden notwendig, um in dieser Disziplin der Palliativmedizin bestehen zu können. Auch Empathie ließ Frau Dr. Weiss anklingen, das sich in die Lage eines Kranken Hineinversetzenkönnen. Beim Schwerstkranken die Akzeptanz des Todes als Teil des Lebens zu erwecken, dürfte manches zusätzliche Gespräch notwendig machen.
    Die hauptsächlichsten Gründe für einen Aufnahmeantrag zur Belegung der nur gering zur Verfügung stehenden Plätze, nämlich 4 Doppelzimmer und 8 Einzelzimmer waren die unerträglichen Schmerzen; wobei 72% der aufgenommenen Patienten in die höchste Schmerzstufe einzuordnen waren. Die mit Abstand stärkste Patientengruppe beiderlei Geschlechts betraf den Bereich Gastroenterologie, also Magen, Darm, Galle, Leber etc., während der urologische Anteil an Betroffenen den 3. Platz ausmachte. Am Beispiel eines 73-Jährigen an Prostatakrebs erkrankten Mannes, den die Ärzte mehr oder weniger aufgegeben hatten, demonstrierte Frau Dr. Weiss, dass man diesem Patienten ermöglichte, immerhin noch 2 Jahre und letztlich so gut wie schmerzfrei zu leben, um dann schließlich in dem Armen seiner Frau daheim friedlich zu sterben. Per FNB wurden mit sonografischer Hilfe von der Leber Proben entnommen und ein kleinzelliger Tumor entsprechend den Werten für CGA + NSE bestätigt gefunden. Die Metastasen im BWS und LWS mit Radiatio behandelt. Die Schädelkalotte wurde mit einer Bisphosphonattherapie behandelt. Mit dem ACO-Schema in reduzierter Dosis nach Radiatio wurde insgesamt eine Verbesserung des Gesamtzustandes erzielt. Auch eine Fortecortin-Therapie wurde integriert. Natürlich war es trotz Rückgang der Knochenschmerzen nach der Bestrahlung auch weiterhin umumgänglich, Morphin und Novalgin zu verabreichen.
    Frau Dr. Weiss stellte an das Ende ihres Vortrages den berühmten Satz von Cicely Saunders, der da lautet:
    "Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben."

    "Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel herumirrt"
    /Gotthold Ephraim Lessing)

    #2
    Respekt

    Hallo Hutschi!

    Vielen Dank für diesen wirklich guten Bericht. Dank deiner Fähigkeiten entspricht er der vorgetragenen Präsentation vollkommen.

    Gruß
    Günter
    "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
    Johann Wolfgang von Goethe

    Meine Geschichte unter myProstate

    Kommentar


      #3
      Hallo Hutschi,

      einer Deiner besten Beiträge. Danke.


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      Zuweilen ist weniger mehr. GeorgS
      Bei www.myProstate.eu ist meine Geschichte hier einsehbar.

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