Die vom ÄZQ auch von Betroffenen erbetenen Stellungnahmen sind, soweit es welche gab, in der Plauderecke gelandet, wofür ich auch selbst verantwortlich bin. Ich habe mir daher erlaubt, hierfür diesen Thread neu zu eröffnen und würde mich freuen, wenn weitere Meinungen, die sich nicht nur mit der DNA-Zytometrie befassen müssen, hierzu eingehen. Hier mein eigener Beitrag:
An das
Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin - ÄZQ
Wegelystr. 3 / Herbert-Lewin-Platz
10623 Berlin
Sehr gehrte Damen, sehr geehrte Herren, vor einigen Tagen erfuhr ich von einem Bekannten, der wie ich unter Prostatakrebs leidet, dass kürzlich neue urologische Leitlinien für alles, was mit diesem Männerkrebs zu tun hat, manifestiert wurden. Ich konnte über einen Internet-Kontakt Einblick in diese umfangreichen Leitlinien bekommen und habe dabei gleichzeitig erfahren, dass auch Patienten ihre Meinung hierzu kund tun bzw. sogar Hinweise auf möglicherweise fehlende Passagen abgeben können. Nach sorgfältiger Durchsicht ist mir dann allerdings aufgefallen, dass man zur Diagnosefindung bzw. Beurteilung der Malignität von Prostatatumorzellen nach vorgenommener Biopsie lediglich den sog. Gleason-Score als aussagefähige, aber leider nach meiner Ansicht doch subjektive Methode der Bewertung festgeschrieben hat. Ich vermisse die absolut objektive Auswertung der Stanzbiopsate auch durch eine DNA-Zytometrie. Diese biologische, neutrale, weil nicht von der alleinigen menschlichen Beobachtungsgabe eines Pathologen abhängige Diagnosefindung, deren Auswertung in Deutschland sogar Kassenleistung ist, gehört nach meinem Verständnis unbedingt als zusätzliche Malignitätsbeurteilung in die urologischen Leitlinien zum Prostatakarzinom. Abgesehen von der jederzeitigen Reproduzierbarkeit und der exakten Abschätzung der Proliferantionsrate erlaubt diese Methode auch relativ gute Aussagen über evtl. notwendige Therapien.
Im Zusammenhang mit der in letzter Zeit immer mehr in den Vordergrund tretenden Entscheidung zu WW oder AS bietet sich zudem an, für die jährlichen Verlaufskontrollen neben der DNA-Zytometrie auch wieder die Feinnadelaspirationsbiopsie zu berücksichtigen, die nahezu nebenwirkungsfrei und vor allem fast schmerzlos, wie ich an mir selbst erfahren konnte, vorgenommen werden kann. Auch für die schon laufende HAROW-Studie, an der ich mich leider nicht mehr beteiligen konnte, ergäbe das eine sinnvolle Ergäzung, um die jährlichen Biopsien per Stanze auf ein Minimum zu reduzieren.
Warum hat die DNA-Zytometrie bislang keine wissenschaftlich bestätigte Anerkennung gefunden und wurde deshalb wohl bislang noch nicht in die S3-Leitlinien einbezogen? Gibt es denn für das PSA und für den Gleason-Score Studienergebnisse, die deren absolute Aussagerichtigkeit unter Beweis gestellt haben? Ich würde mich über eine Antwort nicht nur zu meinen 2 Fragen sehr freuen, um auch meine zahlreichen Leidensgenossen informieren zu können.
Mit freundlichen Grüßen H.H.
P.S.: Beim Stöbern im Internet fand ich auch die Sonderausgabe Nr. 2/07 der Gesellschaftspolitischen Kommentare. Hier wird unter der Überschrift "Krebs(früh)erkennung ohne Mythos" auf Seite 23 dokumentiert:
DNA-Zytometrie
Einzig die DNA-Zytometrie wurde als viel versprechender Marker eingestuft, der in extensiven biologischen und klinischen Studien seinen Stellenwert als Prognosefaktor gezeigt hat. Insbesondere durch die Arbeiten von Tribukait (1993, 2006) konnte gezeigt werden, dass mit der DNA-Zytometrie die prognostische Einschätzung deutlich verbessert werden kann. Zusätzlich erlaubt sie auch eine Beurteilung, ob ein fortgeschrittener Krebs auf bestimmte Medikamente (z.B. Hormonentzugstherapie) anspricht oder nicht. Beides ist eine Voraussetzung für die im Einzelfall zu treffende, risikoadaptierte Therapieentscheidung. Dies hat auch die WHO anerkannt und empfohlen, dass neue Behandlungsmethoden für den Prostatakrebs nur unter Mitführung einer DNA-Zytometrie geprüft werden sollen (Schröder u.a. 1994). Die DNA-Zytometrie hat bislang allerdings nicht den Stellenwert erlangt, der ihr auf Grund der obigen Ausführungen zukommen sollte. Dabei ist sicherlich zu berücksichtigen, dass nicht ausschließlich medizinische Argumente eine Rolle spielen bei der Verbreitung von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Fachliche Interessen und Vergütungsaspekte sind dabei oftmals auch entscheidend.
Der letzte Satz irritiert mich. Es wäre für mich eine ganz traurige Botschaft, zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass möglicherweise das zu geringe Entgelt sowohl für die Urologen als auch für die Pathologen für die bisherige nach meiner Meinung Blockade der DNA-Zytometrie als Diagnoseinstrument verantwortlich wäre.
Hier der Link für die komplette Sonderausgabe: http://www.bv-pathologie.de/dokument...herkennung.pdf
"Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann"
(Antoine de Saint Exupèry)
P.S.: Das Zitat bekamen die Berliner Experten natürlich nicht zur Erbauung.
An das
Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin - ÄZQ
Wegelystr. 3 / Herbert-Lewin-Platz
10623 Berlin
Sehr gehrte Damen, sehr geehrte Herren, vor einigen Tagen erfuhr ich von einem Bekannten, der wie ich unter Prostatakrebs leidet, dass kürzlich neue urologische Leitlinien für alles, was mit diesem Männerkrebs zu tun hat, manifestiert wurden. Ich konnte über einen Internet-Kontakt Einblick in diese umfangreichen Leitlinien bekommen und habe dabei gleichzeitig erfahren, dass auch Patienten ihre Meinung hierzu kund tun bzw. sogar Hinweise auf möglicherweise fehlende Passagen abgeben können. Nach sorgfältiger Durchsicht ist mir dann allerdings aufgefallen, dass man zur Diagnosefindung bzw. Beurteilung der Malignität von Prostatatumorzellen nach vorgenommener Biopsie lediglich den sog. Gleason-Score als aussagefähige, aber leider nach meiner Ansicht doch subjektive Methode der Bewertung festgeschrieben hat. Ich vermisse die absolut objektive Auswertung der Stanzbiopsate auch durch eine DNA-Zytometrie. Diese biologische, neutrale, weil nicht von der alleinigen menschlichen Beobachtungsgabe eines Pathologen abhängige Diagnosefindung, deren Auswertung in Deutschland sogar Kassenleistung ist, gehört nach meinem Verständnis unbedingt als zusätzliche Malignitätsbeurteilung in die urologischen Leitlinien zum Prostatakarzinom. Abgesehen von der jederzeitigen Reproduzierbarkeit und der exakten Abschätzung der Proliferantionsrate erlaubt diese Methode auch relativ gute Aussagen über evtl. notwendige Therapien.
Im Zusammenhang mit der in letzter Zeit immer mehr in den Vordergrund tretenden Entscheidung zu WW oder AS bietet sich zudem an, für die jährlichen Verlaufskontrollen neben der DNA-Zytometrie auch wieder die Feinnadelaspirationsbiopsie zu berücksichtigen, die nahezu nebenwirkungsfrei und vor allem fast schmerzlos, wie ich an mir selbst erfahren konnte, vorgenommen werden kann. Auch für die schon laufende HAROW-Studie, an der ich mich leider nicht mehr beteiligen konnte, ergäbe das eine sinnvolle Ergäzung, um die jährlichen Biopsien per Stanze auf ein Minimum zu reduzieren.
Warum hat die DNA-Zytometrie bislang keine wissenschaftlich bestätigte Anerkennung gefunden und wurde deshalb wohl bislang noch nicht in die S3-Leitlinien einbezogen? Gibt es denn für das PSA und für den Gleason-Score Studienergebnisse, die deren absolute Aussagerichtigkeit unter Beweis gestellt haben? Ich würde mich über eine Antwort nicht nur zu meinen 2 Fragen sehr freuen, um auch meine zahlreichen Leidensgenossen informieren zu können.
Mit freundlichen Grüßen H.H.
P.S.: Beim Stöbern im Internet fand ich auch die Sonderausgabe Nr. 2/07 der Gesellschaftspolitischen Kommentare. Hier wird unter der Überschrift "Krebs(früh)erkennung ohne Mythos" auf Seite 23 dokumentiert:
DNA-Zytometrie
Einzig die DNA-Zytometrie wurde als viel versprechender Marker eingestuft, der in extensiven biologischen und klinischen Studien seinen Stellenwert als Prognosefaktor gezeigt hat. Insbesondere durch die Arbeiten von Tribukait (1993, 2006) konnte gezeigt werden, dass mit der DNA-Zytometrie die prognostische Einschätzung deutlich verbessert werden kann. Zusätzlich erlaubt sie auch eine Beurteilung, ob ein fortgeschrittener Krebs auf bestimmte Medikamente (z.B. Hormonentzugstherapie) anspricht oder nicht. Beides ist eine Voraussetzung für die im Einzelfall zu treffende, risikoadaptierte Therapieentscheidung. Dies hat auch die WHO anerkannt und empfohlen, dass neue Behandlungsmethoden für den Prostatakrebs nur unter Mitführung einer DNA-Zytometrie geprüft werden sollen (Schröder u.a. 1994). Die DNA-Zytometrie hat bislang allerdings nicht den Stellenwert erlangt, der ihr auf Grund der obigen Ausführungen zukommen sollte. Dabei ist sicherlich zu berücksichtigen, dass nicht ausschließlich medizinische Argumente eine Rolle spielen bei der Verbreitung von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Fachliche Interessen und Vergütungsaspekte sind dabei oftmals auch entscheidend.
Der letzte Satz irritiert mich. Es wäre für mich eine ganz traurige Botschaft, zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass möglicherweise das zu geringe Entgelt sowohl für die Urologen als auch für die Pathologen für die bisherige nach meiner Meinung Blockade der DNA-Zytometrie als Diagnoseinstrument verantwortlich wäre.
Hier der Link für die komplette Sonderausgabe: http://www.bv-pathologie.de/dokument...herkennung.pdf
"Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann"
(Antoine de Saint Exupèry)
P.S.: Das Zitat bekamen die Berliner Experten natürlich nicht zur Erbauung.
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