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Pest oder Cholera?

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    Pest oder Cholera?

    Hallo,

    seit 2003 hat mein Vater(86) Prostatakrebs und ich hatte hier im Forum auch schon darüber berichtet, wie -dank der Hilfe in diesem Forum- das Leben meines Vaters einem ignoraten Urologen entrissen und durch die kompetenten Hände der Chefärztin einer Krebsklinik in Frankfurt gerettet werden konnte.

    Zunächst wurde meine Vater mit Zometa und Trenatone behandelt. Das ging bis Herbst 2008 gut, aber dann stieg der PSA-Wert wieder an (ca.5). Ein MRT und Knocheszintigramm ergab keinen Befund, bis auf die schon immer etwas vergrößerten Lymphknoten in den Leisten. Da sich der PSA-Wert aber nicht beruhigen wollte und man ausserdem mit Gleasen 9 zu verhandeln hat, entschloss man sich zu eine Chemo mit 5FU.

    Diese Behandlung zeigte zwar keine Wirkung auf den Krebs, aber mein Vater, der durch eine beidseitige Macula-Degeneration sehr eingeschränkt sieht, staunte nicht schlecht als er plötzlich wieder die Zeiger der -zugegebenermaßen waschmaschinen großen- Wohnzimmerzuhr erkennen konnte.

    Und was musste ich zu meinem Erstaunen feststellen? 5FU wird von dem gleichen Herstellerkonsortium (Roch und Novartis) vertrieben, welcher auch das Macula-Mittel Lucentis herstelle. Mein Vater bekam 5 Injektionen Lucentis zu je ca. 1500 Euro; sein Zustand verbesserte sich etwas, stagniert aber nach der 4. Injektion.
    5FU kostet nicht mal ein Drittel von Lucentis, ist aber nicht für die Behandlung am Menschen beantragt, weil man sich damit den Lucentis-Markt kaputt machen würde. Glücklicherweise (naja ...) konnte er mit Hilfe seines Krebses diese Veweigerungshaltung der Pharmaindustrie umgehen und somit seine Sehfähigkeit dauerhaft verbessern. Man weiß also nie wozu auch die schlechtesten Dinge mal gut sind.

    Aber auch die verbesserte Sehfähigkeit war bei der Senkung des PSA, -stabil über die Chemo bei ca. 5- nicht hilfreich. Also entschloss man sich zum Einsatz des schweren Geräts mit Taxotere.

    Mein Vater bekam schon gleich zu Anfang der Chemos einen Port gesetzt, so das durch den agressiven Mix keine Kollateralschäden zu befürchten waren. Es wurde Taxotere, ein Antihistamin und noch das eine oder andere Magenberuhigungsmittel eingeleitet. Laut meinem Vater genoß er das Schläfchen währen der Chemo immer sehr, trotz das geräuschvoll schnarchenden Umfelds der anderen Taxotere-Kandidaten. So eine Antihistamin kann offensichlich eine ganze Abteilung ruhig stellen ...

    Anfangs gab es kaum Nebenwirkungen, dann wurden langsam die Hand-und Fußspitzen taub. Der Geschmack wurde immer unsensibler, es drang nur noch süß, sauer, salzig und herzhaft durch; aber laut Daddy gut für die Figur. Dann dünnte sich der bisher noch ziemlich dichte Haarschopf aus und verlieh meinem Vater eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Papagei in der Mauser. Aber trotz der inständigen Bitten meiner Mutter und mir, die kläglichen Rest doch auch noch zum Friseur zu tragen, klammerte er sich eisern an die noch stehenden Stengel mit der Begründung, er wisse ja nicht ob er jemals wieder eines seiner Haare zu Gesicht bekäme.

    Nach der 5.ten Taxotere-Chemo gab es einen Einbruch. Es begann mit Übelkeit und Durchfall, Magenkrämpfen und der Unfähigkeit etwas bei sich zu behalten. Der erste Besuch des Notarztes brachte Paspertin, der zweite die Einweisung in die Klinik. Dort wurde er sofort behandelt und mit allem gedopt was man gegen die Symptome verabreichen kann. Die behandelnde Ärztin meinte zu Recht, das sich mein Vater über die Spätschäden dieser Medikamente nicht mehr zu sorgen brauche. Er wurde nach 4 Tagen entlassen, nicht ohne ihn für seine Technik zu bewundern, mittels eines Fernglases und einem ca 50 cm vor ihm stehenden Fernseher das Weltgeschehen oder Kochrezepte zu diskutieren.

    Leider hatte dieser Anfall aber doch seine Spuren hinterlassen, er wurde bei den nächsten Chemos immer blasser, mit Augenringen wie ein Koala die sogar das Mitleid der wohl einiges gewöhnten Ärzte errangen. Die Blutwerte wurden ebenfalls schlechter und wollten sich trotz Aussetzens nicht so schnell wieder erholen. Somit wurde wegen seines Allgemeinzustandes und des gesunkenen PSA auf 1,9 auf die letzte Chemo verzichtet ( das waren dann mit den 5FU so in die 18 Chemos).

    Während der ganzen Behandlung trainierte mein Vater zwei mal die Woche im Schwimmbad. 45 min Schwimmen zum Aufwärmen, einen Kilometer in 43 min, am Ende der Chemos 45 min und danach noch 45 min Wassergymnastik. Ich wollte ich könnte das in meinem Alter! Da meine Mutter schwer herzkrank ist und im Rollstuhl sitzt, schmeißt er den ganzen Haushalt, mußte sich aber jetzt doch der Macula geschlagen geben und eine Dame engangieren, die den Schmutz in den Ecken besser sieht wie er. Dafür hat er jetzt Zeit gewonnen, sich beim Spaziergang mit meiner Mutter und dem zu schiebenden Rollstuhl weiter körperlich zu ertüchtigen.

    Den Sommer über blieb er also von allen Ärtzen, Nadeln und üblen Mixturen verschont, bis auf Zometa und die üblichen Blutuntersuchungen.

    Und gerade jetzt, wo die Haare wieder nachgewachsen sind, hat sich der der PSA-Wert wieder erhoben -wieder ca. 5- und es wurden wieder Chemos mit Taxotere angesetzt: mit verringerter Dosis, ich habe leider die genauen Daten nicht parat.
    Aber schon nach der ersten Chemo schoßen die Blutwerte in alle Richtungen aus den Normwerten heraus und die zweite Chemo wurde eben deshalb abgesagt. Morgen wird wieder gemessen und endschieden ob diesmal eine Fusion gesetzt werden kann oder nicht.

    Und jetzt kommen wir zu meinem "Pest oder Cholera": entweder der Krebs wird bekämpft und er leidet an den Auswirkungen der miserabeln und sich ständig verschlechternden Blutwerte, oder man gibt dem Blut die Chance sich wieder zu erholen und der Krebs ergreift die Chance meine Vater zu bekämpfen.

    Wie kann man die Erholung des Blutes beschleunigen?
    Wie viele Chemos kann man erhalten?
    Ab wann macht es vom objektiven Standpunkt aus keinen Sinn mehr Chemos zu durchleiden?

    Doch jetzt langsam ziemlich besorgt ...
    daddysgirl

    #2
    Ich vermute, dass es sich nicht um 5FU sondern um Avastin handelt.
    Der Strahlentherapeut.

    Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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