Interview mit Kassenärzte-Chef

[marsjürg]

Hallo
Zitat aus der Rheinischen Post von heute:
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Leonard Hansen,beklagt, dass deutsche Patienten kein Kostenbewußtsein haben.
Als Beispiel für überflüssige Untersuchung nennt der KV-Chef den routine-
mäßigen PSA Test,mit dem Männer sich auf eigene Kosten auf Prostatakrebs untersuchen lassen.Der alleinige PSA Test ist zwar ein gutes Geschäftsmodell für Urologen. Doch tatsächlich ist der Test als Routineuntersuchung ungeeignet, da er zu oft falschen Alarm gibt, sagt Hansen.Zudem sei Prostata-Krebs in der Regel kein tödlicher Krebs. 80 Prozent der 80-Jährigen hätten ihn, ohne daran zu sterben.
Ich hätte eigentlich gedacht die Urologen wären froh über ein gutes Geschäftsmodell das ihr Budget nicht belastet.
Gruß Jürgen

[Heribert]

Hallo Jürgen,

möglicherweise siehst Du nicht die Zusammenhänge, die in diesem Beitrag veröffentlicht sind. Hansen will die Praxisgebühr bei Hausärzten wegfallen lassen um die Überweisung zu Fachärzten (in diesem Fall Urologen) mit einer doppelten Praxisgebühr zu belegen. Die Routinemäßige PSA-Messung kostet den Kassen keinen Cent, weil IGeL. Die Routinemäßige Überweisung zum Urologen aber 36 EURO pro Quartal. Wenn der Hausarzt die IGeL erbringt fallen diese 36 EURO weg. Ob der Hausarzt die fachliche Kompetenz hat, die PSA-Werte in Verbindung mit einer Klinischen Untersuchung richtig zu bewerten, scheint dem NRW-KV-Fürsten zweitrangig.

Gruß Heribert

[Anonymous1]

Bevor nur über Teilinhalte getalkt wird, sollte man doch besser das gesamte Interview zugrundelegen:

http://nachrichten.rp-online.de/article/titelseite/Deutsche-gehen-zu-oft-zum-Arzt/60664

[Günter55]

Hallo!

Die Sorge, die Leonhard Hansen umtreibt, ist, dass die Kassen-Ärzte ev. nicht genug verdienen. Durch die Deckelung gehen vor allem teure Medikamente und Therapien auf Kosten der Kassen-Ärzte. Ihn treibt ganz sicher nicht die Sorge um Schwerkranke um.

Der PSA-Test ist leider fast der einzige Indikator, dass sich an der Prostata etwas tut. Man sollte lieber über Übertherapien und ungenügende Diagnosen nachdenken. Mit besserer Schulung der Ärzte gibt es auch bessere Ergebnisse beim PSA-Test.

Wenn ich das gleiche Medikament in Spanien zu einem Drittel des Preises gegenüber Deutschland bekomme, dann müssen sich Krankenkassen und KVA überlegen, wie gut sie als Groß-Abnehmer verhandeln bzw. ob unser Gesundheits-System in diesem Bereich in Ordnung ist. Deutschland ist ein Paradies für Pharmahersteller, da die Krankenkasse bereit sind jeden Preis zu zahlen.

Gruß
Günter

[marsjürg]

Hallo Heribert,
Du hast recht, dass ich zwischen den generellen Aussagen; der PSA Test sei eine Überflüssige Untersuchung und im übrigen als Routineuntersuchung ungeeignet oder Prostatakrebs sei in der Regel keine tödliche Krankheit, keinen Zusammenhang zu der Kostenproblematik bei einer Überweisung durch den Hausarzt an den Urologen gesehen habe. Man kann ja auch direkt zum Urologen gehen und da die Praxisgebühr bezahlen.
Es wird ja immer über die mangelnde Bereitschaft, einen PSA Test machen zu lassen geklagt. Die Aussage der Test sei überflüssig und ungeeignet schafft da sicher keine Abhilfe.
Gruß Jürgen
Gruß Jürgen

[Anonymous1]

Hansen schlägt vor, dass Patienten beim Hausarzt keine Praxisgebühr mehr zahlen müssen. Wer jedoch ohne Überweisung den Facharzt aufsucht, soll dort 20 Euro zahlen.

Ich verstehe gar nicht, wie man diese 2 Sätze so missdeuten kann. Ist doch logisch, dass man nur ohne Überweisung die 20 € bezahlen soll, nicht jedoch mit Überweisung.