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Helmut Illini - 80 Jahre I

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    Helmut Illini - 80 Jahre I

    80 Jahre Helmut Illini

    Immer schon war Helmut ein Mann der eher leisen Töne. So mag es auch nicht überraschen, dass man von Helmuts 80. Geburtstag hier im Forum nichts mitbekommen hat. Lediglich einige Forumsbenutzer ließ Helmut etwas ausführlicher wissen, was ihn denn vor und auch nach diesem 80. Geburtstag bewegt und nachdenklich gestimmt hat.

    In wenigen Wochen werden 10 Jahre vergangen sein, als Helmut erfahren mußte, an Proststakrebs möglicherweise leiden zu müssen. Er war es denn auch, der bei Kisp unter "Texte/Therapieerfahrungen" einen detaillierten Bericht über die im DKFZ durchgeführte IMRT aufschlussreich formulierte.
    Ich konnte Helmut überreden, mir zu gestatten, auszugsweise einige seiner lesenswerten Gedankengänge hier publizieren zu dürfen.

    Der Botschaft zu den besinnlichen, vergangenen Tagen war zu entnehmen:

    Das Leben gleicht einer langen Reise,
    Wir ziehen ständig weiter, unauffällig und leise.

    Den Großteil des Wegs haben wir hinter uns gelassen,
    Es war eine schöne Reise, deren Bilder langsam verblassen.

    Das Ziel ist bekannt, die Ankunft noch offen,
    Was können wir von der Zukunft erhoffen?

    Niemand weiß es, darum bringt`s keinen Sinn,
    Geben wir uns trüben Gedanken hin.

    Sturm und Drang sind längst verstrichen
    Und einer gewissen Gelassenheit gewichen.

    Wir sollten versuchen, sie zu nutzen,
    Um Zukunftsängsten die Flügel zu stutzen.

    Kein Lebewesen macht sich solche Sorgen;
    Es kennt das Heute nur, nicht das Morgen.

    Nichts ist wichtiger, als anzustreben,
    Möglichst lange selbstbestimmt zu leben.

    Darum ist`s weise, alle Kraft und alles Denken
    Auf ein wichtiges Ziel zu lenken:

    Die uns verbleibende Zeit
    Auszufüllen mit Ruhe und Zufriedenheit.

    Unter der Überschrift "Ich bin 80" bekommt man Helmut mit Gattin mal richtig schön zu Gesicht, wie hier zu sehen ist.


    #2
    Helmut Illini 80 Jahre II

    Helmut belässt es aber nicht bei der obigen Darstellung, sondern hängt noch eine ganze Palette von Erkenntnissen an, die ich auszugsweise auch noch hinzufüge:

    Bereits seit längerer Zeit verspüre ich, dass mich das Thema - 80 zu werden - außergewöhnlich beschäftigt. Es ist eine Hürde zu nehmen, die ich bisher so noch nie erlebt habe. Nach meinem Empfinden kommt dieser Zahl ein besonderer Stellenwert zu. Sie steht für den Beginn eines weiteren Lebens - Jahrzehnts, welches mit Sicherheit deutliche Einschränkungen bringen und mit einiger Wahrscheinlichkeit das letzte sein wird. Wohl steigt die Zahl der Hochbetagten; die moderne Medizin ermöglicht zunehmend längeres Leben. Die Frage ist, mit welchen Abstrichen dies möglich ist und ob man es sich wünschen sollte, dieses Stadium zu erreichen.

    Die Vergangenheit bestimmt in hohem Maß unser erworbenes Weltbild, unsere Denk- und Handlungsweise, unsere Beziehung zu anderen Menschen, somit auch unsere Gegenwart. Empfindungen, Erlebnisse, Erfahrungen – auch Fehler – haben uns geformt und zu dem gemacht, was wir heute sind.

    Ein gewisses Maß an Glück ist erforderlich für eine positive Lebensbilanz, aber es ist lange nicht alles. Mindestens ebenso wichtig sind eigene Aktivität, Zielstrebigkeit, Disziplin und Moral. Wir haben uns lange Zeit ganz gut gehalten, mit dem Begriff „Alter“ kokettiert und uns als „Nachwuchs – Senioren“ gesehen. Sprüche wie: „Das Alter verschieben wir auf später“ haben uns angesprochen und motiviert. Aber irgendwann wird man von der Realität eingeholt, muss sich damit auseinandersetzen und versuchen, sich zu arrangieren.

    Der mit Abstand wertvollste Bereich in meinem Leben ist die nun seit 50 Jahren währende, äußerst harmonische Ehe. Ein halbes Jahrhundert mit einem geliebten Menschen zusammen zu sein und mit ihm alles zu teilen – Hoffnungen, Erwartungen, Freude, Erfolg, aber auch Enttäuschungen und Schmerz – dies ist eine Erfüllung, welche vielen Paaren heute nicht vergönnt ist. Lange Jahre intensiver Verliebtheit, eine wunderschöne Zeit mit den Kindern und eine ausgefüllte Zeit gemeinsamen Schaffens wurden ergänzt durch einen 20jährigen Ruhestand, der mit Reisen und weiteren Hobbys ausgefüllt, bis heute keinen Leerlauf aufkommen ließ. Gegenseitige Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft sowie uneingeschränktes Vertrauen sind die Schwerpunkte der heutigen Beziehung, die man ebenfalls als das Produkt von Glück und ständigem Bemühen betrachten kann.

    Der Versuch, die Zukunft zu bewerten, ist eine Mischung aus Hoffnung und Spekulation. Wir akzeptieren die Tatsache, dass unsere Rest – Lebenszeit begrenzt ist. Die biologische Uhr läuft und bestimmt den Rhythmus und das Ende. Es ist der natürliche Weg, um ein Leben zu vollenden. Äußerst wichtig ist uns der möglichst lange Bestand der ehelichen Gemeinschaft.
    Es fehlt uns die Vorstellung, wie der Verlust des Partners zu bewältigen, die entstehende Leere und Einsamkeit zu ertragen wäre. Ich betrachte mich weder als Optimisten noch als Pessimisten, sondern als Realisten.
    Als solcher unterschätze ich die Risiken des hohen Alters keinesfalls. Aber die Einsicht, dass ich wenig ändern kann, führen zu einem gewissen Fatalismus und dieser hilft (jedenfalls bis heute), diffuse Zukunftsängste zu vermeiden. Der Alterungsprozess ist nicht aufzuhalten; früher oder später erreicht er jeden mit unterschiedlicher Intensität. Er ist mit Verlust an Lebensqualität verbunden, dessen Ausmaß ebenfalls stark variiert.
    Es findet ein Anpassungsprozess statt, der einiges relativiert. Es ist nicht sinnvoll, unangenehme Themen verdrängen zu wollen. Vielmehr kann es hilfreich sein, sich mit der Realität auseinander zu setzen, Die Gestaltungsmöglichkeiten werden geringer; der Faktor „Glück“ gewinnt an Gewicht.

    Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte und erreicht habe.
    Mit Erstaunen erlebe ich, dass die Vergangenheit in der Rückschau an Bedeutung gewinnt. Es ist meine Vergangenheit, die mein Leben darstellt.
    Mein Leben findet nur ein Mal statt und ist somit im wahrsten Sinn des Wortes einmalig. Dies ist berechtigter Anlass, sich und das eigene Leben zu schätzen und auch für die Zukunft noch gewisse Erwartungen zu hegen. Ich wünsche mir, dass es mir gelingt, die relativ gelassene und positive Sichtweise auf mein Leben weiterhin aufrecht zu erhalten.
    Eine akzeptable Lebensqualität und ein selbstbestimmtes Leben zu Zweit
    für die verbleibende Zeit. Mein Leben in Würde und voller Dankbarkeit als Ganzes zu voll - enden, wenn meine Zeit abgelaufen ist, statt es mit Leid und Schmerzen zu be - enden. Dies wäre echtes Glück! Dieses Glück wünsche ich Allen, die mir nahe stehen.

    Das Thema 80 beschäftigt mich nun seit Monaten, der erste Entwurf zu diesem Text ist bereits einige Wochen alt. Das „große Ereignis“ ist vorüber und ich spüre, dass sich langsam etwas bewegt. Ich fühle die ersten leichten Ansätze, mich mit meinem neuen Status zu arrangieren.
    Wenn ich früher alte Menschen gesehen habe, kam spontan der Gedanke:
    „Oh Gott, bloß nicht so leben müssen!“ Heute gehöre ich dazu, weil es keine Alternative gab. Die Natur hat ihre Lebewesen mit einer hohen Anpassungsfähigkeit ausgestattet. Vielleicht gilt dies auch für das Altern.
    Ist es denkbar, dass es gelingt, die Ansprüche an sich und an das Leben permanent zurück zu nehmen und trotzdem einigermaßen zufrieden zu sein? Ich werde versuchen, diese Strategie einzuschlagen und mir einen gewissen Alters – Bonus einräumen. Wenn ich wieder einen Termin oder einen Namen vergesse, werde ich sagen:

    Na und? Ich bin 80!

    Lieber Helmut, ich bin absolut sicher, dass Du ziemlich locker auch mit 90 Jahren noch so lebendiges Gedankengut wirst einbringen können. Das wünsche ich Dir und Deiner Gattin am heutigen Tage.

    "Geburtstag ist noch lange kein Grund älter zu werden"

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