Diagnose: Prostatakrebs, was tun?, bin erst 56 Jahre

[PS1954]

Hallo liebe Mitbetroffene,

seit ein paar Tagen habe ich die traurige Gewissheit, an Prostatakrebs erkrankt zu sein. Meine genauen Werte habe ich ins Profil gestellt. Mein Arzt hat mir zur sofortigen Radikaloperation geraten. Doch durch stundenlanges Lesen im Internet und auch des Buches von Peter Weitzel ist mir erst bewusst geworden, dass die OP-Folgen Impotenz (und auch Inkontinenz) sehr wahrscheinlich sein werden, und der Gedanke daran ist für mich fast genauso unerträglich als an den Krebs selbst, schließlich bin ich erst 56 Jahre alt.
Ich habe nun gelesen, dass es auch andere schonendere Therapieformen gibt, z. B. Hyperthermie( St. Georg, Bad Aibling) oder HIFU (München-Harlaching), die zwar auch manchmal einen Potenzverlust bedeuten, aber lange nicht so häufig. Mein Arzt hält allerdings nichts davon, nicht mal von einer OP im Da Vinci-Verfahren, da man "durch einen offenen Bauch" einfach mehr sehen kann, und weniger die Gefahr bestehen würde, dass man Krebszellen beim Entfernen "vergisst", die dann munter weiterwachsen. Natürlich steht in erster Linie mein Leben im Vordergrund, aber ein normales Liebensleben ist halt auch sehr, sehr wichtig für mich.
Außerdem schreckt mich auch der langwierige Krankheitsverlauf bei einer OP, mit Reha. Ich bin selbständig (handwerklicher Bereich mit körperlicher Arbeit), und wenn ich so lange ausfalle und nichts verdiene, wovon soll meine Familie leben?
Was würdet Ihr mir raten? Was soll ich tun, bin ganz verzweifelt. Ich weiß auch nicht, wie eilig eine OP bei meinen Werten ist. Kann ich in Ruhe noch eine andere Therapie probieren oder setze ich dadurch mein Leben aufs Spiel? Für Eure Antworten schon mal ganz herzlichen Dank.
LG, Peter

[gerhard29]

Hallo Peter,

ja, ich bin auch erst 56 und Mitbetroffener. Bei mir wurde Prostata-Krebs letztes Jahr im Mai diagnostiziert. Die OP liegt hinter mir und wie es weitergeht, ich weiß es nicht, bin aber guter Hoffnung. Den Umständen entsprechend geht es mir gut und ich kann heute alles wieder machen. Manchmal dauerts halt ein bischen länger.

Nun zu Deiner Sache. Ob Du an einer OP vorbeikommst? Bei den Werten eher nicht. Vermutlich wirst Du an eine RPE denken müssen.
Ein langwieriger Krankheitsverlauf muss nicht unbedingt anstehen. OP und AHB zusammen ca. 6 Wochen. Und hinterher wirst Du die ersten Monate auch nicht gerade Bäume ausreißen können. Ich kann Dir in der Sache nachfühlen, ich bin auch selbständig. Das ist in der Situation schon eine Crux.

Es werden sich noch viele Mitstreiter melden, und Dir Ratschläge und Hilfe in schriftlicher Form anbieten. Lies es aufmerksam durch und lass Dir die Dinge durch den Kopf gehen. Und bei der Entscheidung viel Glück. Ich melde mich nochmals, aber als Selbständiger muss ich jetzt leider wieder aus dem Haus.

Grüße aus Oberschwaben

Gerhard

[Nettie]

Hallo Peter,
mein Partner ist auch erkrankt und wird im Mai in der Martini-Klinik in Hamburg operiert. Auch wir haben lange hin und her überlegt, was die beste Lösung sein kann.Auch ihm war die drohende Impotenz das Schlimmste. Aber mit der Zeit hat der Aspekt, vielleicht wieder ganz gesund weiterzuleben, den Ausschlag gegeben. Zuletzt haben wir uns dann doch für die Operation entschieden. Mein Partner ist auch selbständig und in der gleichen Situation wie du. Die Anschlussheilbehandlung kann er schon nicht machen, nun ist auch noch ein wichtiger Mitarbeiter abgesprungen. Ich weiß auch nicht, wie das weitergehen soll. Er muss einfach weitermachen, um seine Kunden nicht zu vergraulen. Die körperliche Arbeit muss dann sein Sohn teilweise übernehmen, aber so recht weiß er nicht, was auf ihn da zukommt. Er ist körperlich sehr fit, vielleicht macht es das einfacher. Er selber will hier nicht im Forum schreiben. Ich fände es übergriffig, hier seine Daten einfach reinzustellen. Aber wer mehr wissen möchte, kann unter dem Thread "Schon wieder Prostatakrebs" einiges nachlesen.
Ich wünsche dir, dass auch du für dich die richtige Entscheidung findest und dann zieh es durch.
Liebe Grüße Nettie

[premme]

Hallo Peter,
ich begrüße dich in diesem Forum.
Du wirst noch viele Antworten bekommen, einige von Fachleuten, und einige von Betroffenen. Alle Antworten haben das gleiche Gewicht, und sollen dir helfen, eine Entscheidung zu treffen. Denn zum Schluß mußt du selbst wissen, wofür du dich entscheidest.
Nun zum Thema. Habe mir dein Profil angesehen, mit deinen Werten. Du bist noch sehr jung.
Mein Vorschlag, (so habe ich es gemacht), nimm deine Unterlagen, und hole dir eine Zweitmeinung ein. Denn eine total OP ist am sichersten, denn es sollten keine Krebsreste in deinem Körper bleiben. Denn ob nervenschonend oder nicht, kann nur bei der OP entschieden werden.
Und BITTE, für die Zweitmeinung sollte kein Weg zu weit sein.
Die berufliche Ausfallzeit ist auch bei jedem verschieden, bei einem klappt alles schneller, bei anderen nicht.
Deshalb, es geht um deine Gesundheit, dein weiteres Leben.

Gruß premme

[Bernhard A.]

Hallo Premme !

Von Dir ein Zitat:

Denn eine total OP ist am sichersten, denn es sollten keine Krebsreste in deinem Körper bleiben.

Und warum müssen sich 30-40 % der Patienten einer Nachbestrahlung unterziehen !?
Ein weiteres Zitat:

Denn ob nervenschonend oder nicht, kann nur bei der OP entschieden werden.

Warum dieses Risiko ? Bei einer LDR-Brachy gibt es nur ganz selten Probleme mit ED.
Ein weiteres Zitat:

Die berufliche Ausfallzeit ist auch bei jedem verschieden, ….

Warum nicht ambulant (LDR-Brachy) behandeln lassen. Nach hause fahren und 2 Tage später wieder arbeiten !?

Hallo Peter !

Schau auf diesen Link: Dort kannst Du Dir einen guten Überblick über die LDR-Brachy einholen:
http://www.myprostate.eu/?req=irradiation

Nachstehend noch ein Bericht über LDR-Brachy (Seeds) meiner Klinik:

EINLEITUNG:
Wir berichten über die lokale Tumorkontrolle und korrelieren diese zu dosimetrischen Daten bei Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom nach 125-Iod LDR-Monotherapie mit einem Follow-Up von bis zu 7 Jahren.
MATERIAL UND METHODEN:
651 Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom erhielten zwischen Dezember 2000 und Dezember 2004 eine perineale Seedimplantation mit realtime-modifizierter Dosisplanung als Monotherapie. 501 (77%) Patienten hatten ein niedriges Risiko, 148 (23%) ein mittleres Risiko und 2 waren in der Hochrisikogruppe. 599 Patienten (92%) wiesen einen Gleason-Score 6 oder weniger auf, die Verteilung der klinischen Stadien war 2,4% T1a-b, 68,7% T1c, 27,8% T2a und 1,1% T2b.
ERGEBNISSE:
Die mediane Nachbeobachtungszeit war 52,7 Monate (Range: 35.3-84.0). Das 5-Jahres-PSA-rezidivfreie Überleben (PRFS) für Patienten mit niedrigem und mittleren Risiko betrug 97,5% und 94%. Es wurden eine mediane V100-Prostata von 98% und eine mediane D90-Prostata von 177 Gy erreicht. Die D90-Prostata war >130/140/150/160 Gy in 98,2/93,9/90,4 und 85,6% der Patienten. Die mediane D30-Urethra betrug 199,3 Gy und die mediane D10-Rektum 88,2 Gy.
Patienten mit PSA-Rezidiv hatten eine mediane D90-Prostata von 167,8 Gy, bei Patienten ohne Rezidiv betrug sie 175,9 Gy. Die Patienten wurden nach PSA-Nadir <0,5 oder >0,5 ng/ml stratifiziert (98,2% und 87,6%). Eine Subanalyse der Gruppe mit niedrigem Risiko zeigte ein 5-Jahres PRFS für PSA-Nadir <0,5 oder >0,5 ng/ml von 98% und 92%.

Gruß
Bernhard A.

[PS1954]

Hallo Bernhard,


danke für Deine Antwort. Das mit den Seeds habe ich auch schon in Betracht gezogen, aber ich meine, gelesen zu haben, dass man dies nicht anwenden kann, wenn Probleme beim Wasserlassen bestehen (und die habe ich ja schon länger, in letzter Zeit verstärkt), da sich durch die Seeds die Prostata ja nicht verkleinert. Oder habe ich da was falsch verstanden?

Gruß, Peter

[Bernhard A.]

Hallo Peter !

Das hast Du richtig gelesen. Da können Dir nur, die auf Seeds spezialisierten Ärzte, durch eine persönliche Untersuchung sagen, ob es möglich ist. Alternativ ist dann noch die HDR-Mono zu überlegen. Sie kann auch ambulant oder mit einem Tag Krankenhaus durchgeführt werden. Nach meinem Kenntnistand ,sind bestehende Probleme mit dem Wasserlassen, bei dieser Therapie nicht so gravierend.

Gruß
Bernhard A.

[RalfDm]

Mein Arzt hält allerdings nichts davon, nicht mal von einer OP im Da Vinci-Verfahren, da man "durch einen offenen Bauch" einfach mehr sehen kann, und weniger die Gefahr bestehen würde, dass man Krebszellen beim Entfernen "vergisst", die dann munter weiterwachsen.

Hallo Peter,

diese Aussage Deines Arztes bezweifele ich. Beim da-Vinci-Verfahren sieht der Operateur das Operationsfeld in bis zu zwanzigfacher Vergrößerung, und zwar stereoskopisch, also räumlich. Da kommt keine Lupenbrille mit, und in die Bauchhöhle steigen, um möglichst dicht am Objekt zu sein, kann der kleinste Operateur nicht. Mich erinnern solche Äußerungen immer an die Fabel von dem Fuchs und den Weintrauben.

Richtig ist, dass in Deutschland mit der da-Vinci-Methode noch keine Zehn-Jahres-Ergebnisse vorliegen können, weil das Verfahren erst seit 2006 angewendet wird, nämlich im Prostatazentrum Nordwest in Gronau, das damit die längsten Erfahrungen und mit über 1.500 Operationen die höchsten Fallzahlen in Deutschland hat. Hier kannst Du Dir einen 46-minütigen Film über da Vinci in Gronau ansehen.

Eine gute Entscheidung - wie immer sie ausfällt - wünscht Dir

Ralf

[premme]

Hallo Bernhard A.,
habe in meinem Beitrag an Peter, meine Lage beschrieben. Den bei mir kommen, laut Aussage des Doc, keine Seeds in Frage, betreff der Aushobelung. Es wäre nicht genugend Material vorhanden. Das nervenschonende habe ich erwähnt, das es doch einige gibt, die darauf pochen, und " Ihn" dann nicht los sind.
Wie geschrieben, ich habe Peter meine Ansicht mitgeteilt.
Vermutlich liegt es auch daran, mich so schriftlich zu äußern, weil ich von meinem Weg überzeugt bin. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte ich alles vergessen.
Wie in meiner ersten Antwort erwähnt, muß Jeder seine eigene Entscheidung treffen. Der eine ist für Seeds, der eine für OP, usw.

Gruß premme

[Wycliff]

Mein Arzt hält allerdings nichts davon, nicht mal von einer OP im Da Vinci-Verfahren, da man "durch einen offenen Bauch" einfach mehr sehen kann,

.. also wie Ralf Dm schon geschrieben hat .. diesen Arzt wuerde ich sofort wechseln .. der denkt nur an sein Geld ..

[Mayk46]

Hallo Peter,

bei Deinem Befund hast Du sicherlich mehrere Optionen offen. Neben den operativen Methoden könnten für Dich sicher auch Seeds in Frage kommen, für AS bist Du mit 3 positiven Stanzen wahrscheinlich schon eher ein Grenzfall - aber selbst das könnte bei einem stabilen Nervenkostüm eine Option sein.

Wäge die Vor- und Nachteile der einzelnen Behandlungsmethoden sorgfältig gegen einander ab, genügend Zeit dafür hast Du. Innerhalb von 3 Monaten nach der Biopsie solltest Du Dich für eine Therapie entscheiden.

Für die normale Bauchschnitt-OP gibt es in Deiner Nähe sehr gute Spezialisten: Dr. Praetorius und Dr. Dudek vom Klinikum Starnberg, ich meine Dr. Manuel Praetorius ist sogar auch in Augsburg tätig. Ich würde Dir empfehlen, dort wenigstens eine Termin zu machen und Dir auch für diese Methode einen Meinung zu bilden. Wenn alles gut läuft, bist Du nach 4-6 Woche wieder auf dem Damm, vielleicht kannst Du das in die Handwerkerferien legen.

Keine leichte Entscheidung für Dich als Selbstständigen, auch ich bin in einer Handwerkerfamilie groß geworden und weiß wie wichtig dauernde Präsenz ist. Ich stand vor 9 Monaten mit damals 46 vor dem gleichen Problem und bin froh, meine Entscheidung erst nach mehreren Arztbesuchen getroffen zu haben. Du hast nur diese eine Prostata und nur dieses eine Leben. Nimm Dir die Zeit dafür, dann findest Du auch den für Dich optimalen Weg.

Viel Erfolg für die richtige Therapiewahl.

Alles Gute vom Bodensee,
Gruß Mayk

[Wycliff]

Was würdet Ihr mir raten?

hallo Peter .. wenn ich das lese .. Gleason Score 3+3=6 > , Gleason Score 3+3=6, erinnert es mich an meine eigenen Werte, was hat mir mein Arzt gesagt : "die deutschen Aerzte warten sehr oft viel zu lange mit einer Operation" .. gut , diese Aussage kann man diskutieren , denn und das ist ja auch ein Problem, jede andere nicht operative Behandlung ist nicht 100%ig und dann dieses staendige Bangen und daran denken und hoffen, dass hoffentlich keine Krebszellen mehr auftreten, und die weiteren staendigen Facharztbesuche und evtl. Krankenhausbesuche, das sollte auch ueberlegt sein .. darum habe ich mich persoenlich entsprechend entschieden .. dies soll nur ein kleiner Denkanstoss von mir sein ..

[premme]

hallo Peter .. wenn ich das lese .. Gleason Score 3+3=6 > , Gleason Score 3+3=6, erinnert es mich an meine eigenen Werte, darum habe ich mich persoenlich entsprechend entschieden .. dies soll nur ein kleiner Denkanstoss von mir sein ..

Hallo Wycliff,
entschuldige, könnte jetzt alles durchblättern, aber wie lautete deine Entscheidung.
Gruß premme

[wanderfreund]

Hallo an alle in der Runde,

an solchen Beispielen [könnte jetzt alles durchblättern, aber wie lautete deine Entscheidung.] zeigt sich, wie gut es ist, wenn die Daten bei "myProstate.eu" eingestellt werden.
Nochmals: Wir sind doch durch die Beteiligung am Forum schon "gläserne Patienten", warum scheuen sich dann manche der Betroffenen ihre Historie zum Nutzen vieler auf dieser neuen Website, die ja aus dem Forum entstanden ist, zu veröffentlichen? Natürlich ist das Privatsache, aber Verschwiegenheit hilft hier nicht weiter.

Mit freundlichen Grüßen und danke für die "Statistik", wo man sich über die eigenen Werte auch einmal freuen kann und daraus Hoffnung schöpft!

Roland der "wanderfreund"

[premme]

Nun aber ran

Hallo an alle in der Runde,
an solchen Beispielen [könnte jetzt alles durchblättern, aber wie lautete deine Entscheidung.] zeigt sich, wie gut es ist, wenn die Daten bei "myProstate.eu" eingestellt werden.
Roland der "wanderfreund"

Kann nur zustimmen, denn im Forum unter Profil ist ja auch nicht`s zu finden.

Gruß premme