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Strahlentherapie nach RPE bei Befund R0???

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    Strahlentherapie nach RPE bei Befund R0???

    Liebe Kollegen!

    Ich suche Rat zur Situation meines Bruders (65), der im Oktober 09 operiert wurde und jetzt leider mit einem steigenden PSA konfrontiert wird.


    Kurz die Vorgeschichte:

    Seit längerer Zeit erhöhte PSA – Werte (bis maximal 29), die aber zeitweise auch wieder abfielen und als chronische Prostatitis eingestuft wurden, nachdem auch 2 Biopsien mit insgesamt 36 Stanzen keinen positiven Befund erbrachten.

    Erst eine im März 09 durchgeführte TURP erbrachte die Diagnose PK Stadium pT2a,

    GS 3 + 4, pN0, M0, R0 (post-TUR), Reizblase. Szintigramm o.B.

    OP im Oktober 09, begleitende HB bis November 09.

    Im OP – Bericht des ausführenden Chefarztes wird eine erweiterte pelvine Lymphdissektion erwähnt; unter „Histologie“ heißt es: Regressives Prostata - Karzinom pT2a, GS 3+4, pN0 (0/13); sämtliche Grenzproben tumorfrei (R0).

    Erste PSA – Messung Mitte Nov. 09 0.23, zweite Messung Mitte Jan. 0.30, dritte Messung Anfang April 1.95! Die erste Messung ist wohl kaum aussagekräftig, da die HB noch wirksam war; offen bleibt die Frage, ob diese auch im Januar noch Nachwirkungen zeigte.

    Tatsache ist eine PSAVZ von ca 30 Tagen für den letzten Zeitraum.

    Der Urologe rät zu einer Kontrollmessung in 3 Wochen und – bei Bestätigung des Anstiegs -

    zu einer Strahlentherapie.

    Meine Fragen:


    Was bedeutet „Regressiv“ in der Histologie des OP – Berichtes?


    Nach meinem Verständnis ist es in der gegebenen Situation nicht möglich, durch diagnostische Maßnahmen eindeutig zu klären, ob es sich noch um ein lokales Geschehen handelt oder ob bereits eine systemische Erkrankung vorliegt.

    Ist ein lokaler Ursprung überhaupt noch denkbar?
    Gibt es irgendwelche Parameter für Wahrscheinlichkeiten?
    Ist der rasche PSA – Anstieg ein Indiz?

    Mit welcher Gesamtdosis wird nach RPE bestrahlt?

    Nach welchen Gesichtspunkten wird in einem solchen Fall das „Zielvolumen“ definiert?
    Ist es denkbar, dass die Risikoorgane stärker betroffen werden, weil breiter gestreut werden muss?

    Wäre eine IMRT vorzuziehen?

    Ich kenne die Aussage eines radiologischen Chefarztes, der wörtlich sagte:
    „Selbstverständlich ist gerade die Situation nach RPE eine ganz wichtige Indikation zur IMRT. Da die Prostata fehlt, rutscht die Harnblase in die bestehende Höhle. Zwischen Harnblase und Mastdarm ist praktisch kaum noch eine Distanz. Das Zielvolumen stellt sich in diesem Fall keulenartig dar. Hier handelt es sich um eine ganz wichtige Arbeitswelt für die IMRT“.

    Ist eine Strahlentherapie überhaupt angebracht, wenn der postoperative Befund R0 richtig ist?


    Ist es denkbar, dass solche Befunde „geschönt“ werden oder dass einfach „schlampig“ gearbeitet wird? (Sicher eine sehr provokative Frage, aber bei der Erst – Diagnose scheint es nicht so selten zu sein; ich habe es selbst erlebt!).


    Ist auch für Operations – Präparate eine Zweitbefundung machbar und üblich?


    Viele Fragen, aber ich denke, der Anlass rechtfertigt sie. Für hilfreiche Antworten bedanke ich mich im Voraus.

    Viele Grüße
    Helmut

    #2
    Hallo Helmut

    Keine leichte Frage, die Du hier stellst, ich versuch´s trotzdem.....

    Bei Deinem Bruder ist offensichtlich vor der Op eine begleitende Hormontherapie indiziert worden, welchen Sinn dies hatte ist mir eigentlich unklar.
    Dies hatte zur Folge, dass das Ergebnis der pathologischen Aufarbeitung beeinflußt oder verändert worden ist. Dies bezeichnet man nach meinem Kenntnisstand als regressiv. Normalerweise stellt der Befund, den Dein Bruder erhalten hat, eine sehr günstige Prognose dar, wenn er den verläßlich bzw. validiert wäre. Dies scheint nicht der Fall zu sein, sonst wäre es nicht zu diesem doch rapiden PSA-Anstieg gekommen.
    Dies hat mich schlampiger Aufarbeitung allerdings wenig zu tun; die Hormontherapie hat sicher einige unangenehme Fakten der Erkrankung verschleiert.

    Ich würde im geschilderten Fall Deines Bruders nicht von einer lokal begrenzten Erkrankung ausgehen, sondern eher einen systemischen Progress vermuten. Der frühzeitige und rasante Anstieg des postoperativen PSA-Wertes läßt diese Vermutung zu.

    Da die Strahlentherapie - in welcher Form auch immer- eine rein lokal wirksame Therapieoption darstellt, ist die potentielle Wirksamkeit aus meiner Sicht in Frage zu stellen. Normalerweise wird die Prostataloge als Zielvolumen definiert, möglich ist auch die Bestrahlung der Lymphabflusswege, ob sie bei der Ausgangslage und des bereits ziemlichen hohen Wert noch kurativ wirken kann muss stark angezweifelt werden. Die übliche Dosis beträgt i. d. R. 66,6 Gy; ich habe mir 70,2 Gy zu Tagesdosen a´1,8 Gy verabreichen lassen, allerdings bei völlig anderer Ausgangslage.
    Eine Zweitbefundung des OP-Materials ist natürlich grundsätzlich möglich, ob sich daraus allerdings eine therapeutische Konsequenz ergibt, kann ich nicht beurteilen, ich glaube eher nicht.

    Fazit : Ich glaube, dass Dein Bruder um eine Hormontherapie nicht herum kommen wird; bei welchem Wert diese zu beginnen hat wird nach meinem Kenntnisstand unterschiedlich gesehen, ich schätze bei einem PSA-Wert zwischen 5-8 ng/ml.
    Ich würde ernsthaft darüber nachdenken, ob eine Bestrahlung bei dieser Ausgangslage überhaupt einen Sinn macht.

    Dies ist eine Einschätzung, die nicht den geringsten Anspruch auf Richtigkeit beinhaltet sondern nur die Ansicht eines Laien; also Vorsicht, werter Helmut. Vielleicht hilft es Dir wenigstens etwas weiter........

    Schönen Abend

    Spertel

    Kommentar


      #3
      Es spricht alles für ein systemisches Rezidiv

      Hallo Helmut,

      • PSA fiel nach der RPE nicht in den "nichtmessbaren Bereich"
      • Schnelle Anstiegsgeschwindigkeit des PSA
      • kurze Verdoppelungszeit

      Ich denke Spertel hat alles Wesentliche erwähnt.

      Bei allen Prognosen handelt es sich leider nur um Wahrscheinlichkeiten, es gibt keine passenden Studien zu dem Fall.

      Vermutlich wurde der GS zu niedrig bewertet - durch die Hormonbehandlung?
      Wie hat man deinem Bruder bei diesen Werten die begleitende Hormonbehandlung
      vor der RPE erklärt:

      im März 09 durchgeführte TURP erbrachte die Diagnose PK Stadium pT2a,
      GS 3 + 4, pN0, M0, R0 (post-TUR)


      Strahlentherapie macht eigentlich keinen Sinn, ich würde mich zur Hormonbehandlung eingehend beraten lassen.

      Als Laie kann ich leider nicht mehr beitragen.
      Gruß aus dem mittleren Neckarraum bei Stuttgart

      Frank


      Informationen und Wissen reduzieren
      Glück und Panik
      vor der Therapieentscheidung


      Kommentar


        #4
        Hallo Reinhard, hallo Frank!

        Danke für Eure Stellungnahme, mit welcher Ihr meine eigene Meinung bekräftigt. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte es sich um ein systemisches Geschehen handeln, sodass eine Strahlentherapie nicht angebracht erscheint.

        Die Hormonblockade wurde zur Verkleinerung der Prostata vor der OP empfohlen.
        PV vor TURP betrug 45 ml, 17 g Späne wurden entnommen.

        Nun stehe ich allerdings vor einem großen Problem: Mit welcher Deutlichkeit soll ich meinem Bruder – der mehr emotional als rational agiert – diesen Sachverhalt bewusst machen? Es drängt mich dazu, aber die zwangsläufige Folge wäre eine große Verunsicherung und die Beschädigung seines (starken) Vertrauens zu seinem Urologen.

        Hier wird eine kritische Frage aktuell: Sollen bzw. dürfen wir einen Patienten verunsichern, weil wir über etwas mehr Wissen und Erfahrung verfügen, letztlich aber doch Laien bleiben!?!

        Grüße Helmut

        Kommentar


          #5
          Ich bin auch der Meinung, dass vermutlich ein systemisches Problem vorliegt. Allerdings kann es sich auch um ein Lokalrezidiv handeln. Dementsprechend wäre es vielleicht sinnvoll weitere Untersuchungen jetzt zu machen um diesen Verdacht zu verifizieren. Ich halte ein Becken-MRT und eine Skelettszintigraphie für angebracht.
          Falls beide negativ ausfallen würden, würde ich die Prostataloge bestrahlen und dazu eine antihormonelle Therapie beginnen. Falls nur Metastasen zu finden wären, dann wäre eine alleinige Hormontherapie sinnvoll. Bei einem sichtbaren Lokalrezidiv würde ich Hormontherapie und Bestrahlung kombinieren.
          Der Strahlentherapeut.

          Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

          Kommentar


            #6
            Hallo D. Schmidt!

            Zunächst vielen Dank für Ihre Stellungnahme, die jedoch zu einigen Fragen führt:

            Besteht überhaupt eine Chance, durch die vorgeschlagene Diagnostik bei einem PSA – Wert < 2 einen aussagekräftigen Befund zu erhalten? Nach meinem Verständnis bietet selbst eine PET-CT erst ab höher liegenden Werten eine Chance dafür.

            Sie schreiben, es könne auch ein Lokalrezidiv vorliegen. Bedeutet dies, dass der pathologische Befund R0, pN0 auch falsch sein kann?

            Sie schreiben ferner, Sie würden die Prostataloge bestrahlen und eine HB beginnen, wenn die Diagnostik negativ ausfällt. Bedeutet dies, die Bestrahlung würde „auf Verdacht“ erfolgen?

            Danke für einen nochmaligen kurzen Bescheid.
            Helmut

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              #7
              Liebe Kollegen!
              Ich möchte nochmals auf die aktuelle Situation meines Bruders zurückkommen, der relativ kurz nach RPE trotz eines R0 – Befundes mit einem steigenden PSA – Wert konfrontiert wird.

              Wichtig für das weitere Vorgehen ist die Frage, ob weitere Diagnostik im aktuellen Stadium
              Sinn machen könnte, wenn ja, welche?

              Daniel Schmidt hat in seiner Antwort vom 21.04. eine Becken - MRT und eine Skelett – Szintigrafie empfohlen, auf meine Rückfrage, ob überhaupt eine Chance besteht, durch diese Maßnahmen bei einem PSA – Wert <2 einen aussagekräftigen Befund zu erhalten, leider nicht mehr geantwortet.

              Ein weiterer Strahlentherapeut (Chefarzt), mit welchem ich Kontakt aufgenommen habe, empfiehlt ebenfalls MRT oder PET/CT mit der für mich neuen Aussage, dass z.B. befallene Becken - Lymphknoten – im Gegensatz zum Muttertumor – auch bei niedrigem PSA – Wert zu erkennen sein müssten.

              Ist dieser Sachverhalt bekannt?

              Daniel Schmidt spricht davon, dass es auch ein Lokalrezidiv sein könnte.
              Wo könnte die Ursache bei R0 liegen???

              Bei Sichtung der OP – Unterlagen ist mir aufgefallen, dass der pathologische Befund nur eine Samenblase erwähnt; bedeutet dies, dass die zweite belassen wurde?
              Falls ja, gibt es dafür einen nachvollziehbaren Grund; könnte auch hier eine Ursache zu suchen sein?

              Danke für hilfreiche Hinweise.
              Helmut

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                #8
                Grüß Dich Helmut,

                nach Durchsicht des Profils ist mir folgendes aufgefallen. PSA-Verlauf nach IMRT lag der Nadir im Oktober 2006 bei 1,02 ng/ml und danach ging es stetig aufwerte und das kann der Hinweis für ein Lokalrezidiv durchaus sein und könnte nur mit einem PET-CT bestätigt werden aber nicht mit einem MRT!

                >Bei Sichtung der OP – Unterlagen ist mir aufgefallen, dass der pathologische Befund nur eine Samenblase erwähnt; bedeutet dies, dass die zweite belassen wurde?<
                Das glaube ich nicht, wenn dann schon alles!

                Eine ADT mit nur Bicalutamid 150 mg würde ich jetzt unbedingt empfehlen!

                Alles Gute
                Helmut

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                  #9
                  PET-CT vs. MRT bei Lymphknotenmetastasen

                  Hallo Helmut,

                  über PN hast Du mich darauf aufmerksam gemacht, daß das Profil nicht von deinem Bruder stammt und damit zu deiner Frage nicht hergenommen kann, das leuchtet mir ein.

                  >Ein weiterer Strahlentherapeut (Chefarzt), mit welchem ich Kontakt aufgenommen habe, empfiehlt ebenfalls MRT oder PET/CT mit der für mich neuen Aussage, dass z.B. befallene Becken - Lymphknoten – im Gegensatz zum Muttertumor – auch bei niedrigem PSA – Wert zu erkennen sein müssten.<

                  Sorry, Helmut, ich bezweifle, daß ein MRT einen oder unter Umständen mehrere Lymphknoten bei einem PSA Wert von 2 ng/ml erkennen kann! Bei einem guter Bekannter, wurde vor nicht langer Zeit im Klinikum Großhadern eine Lymphadenektomie vorgenommen zuvor wurde auch ein MRT gemacht und zur Sicherung ein PET-CT aber die Grösse des Lympfknotens lag bei über 4 cm und der PSA Wert bei über 5 ng/ml!

                  Ein MRT mit 3 Tesla und ein spezielles Kontrastmittel ist es eventuell möglich aber Bitte, frag mich jetzt nicht welches Kontrastmittel!

                  Gib doch mal bei Google ein "PET-CT vs. MRT bei Lymphknotenmetastasen"

                  Übrigens, mein Bekannter bekam mit einer "Überweisung" -nicht Einweisung- im Klinikum Großhadern ein PET-CT gemacht!

                  Herzliche Grüsse
                  Helmut

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                    #10
                    Helmut(i),
                    PET-CT oder PET-MRT ist als Diagnose sinnvoll. Dazu noch die Knochenmarker BAP/Ostase bzw. Crosslaps/Crosslinks. Sind ossäre Metastasierungen auszuschliessen kann evt. eine Chemo/RT Kombi noch mit kurativer Intention eingesetzt werden. Ihr solltet die Chance nicht vergeben!

                    Andi

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                      #11
                      Lieber Helmut (i), es fällt mir schwer, zugeben zu müssen, dass ich auf Deine Fragen zum Tumorgeschehen bei Deinem Bruder keine wirklich überzeugende Antwort parat habe. Sicher hast Du diesen Beitrag von mir im Zusammenhang mit dem ultrasensitiven postoperativen PSA-Wert mitbekommen. Du hast auch verfolgen können, dass man aus Mannheimer Expertensicht der MR-Spektroskopie eine gewisse Aussagefähigkeit hinsichtlich der Erfassung tumoröser Areale auf Grund der vom menschlichem Körper produzierten Cholin- bzw. Citrat-Anteile, wenn auch noch experimentell, bescheinigt. Bislang allerdings ist die Cholin-11-PET wohl nach dem Wegfall von Sinerem noch die aussagefähigste Methode, Karzinom-Areale nachzuweisen. Sicher ist Dir auch bekannt, dass die bei mir durchgeführte IMRT, wenn auch IGTR gesteuert, mehr oder weniger auch ins Blaue oder auf Gut-Glück ablief. Prophylaktisch die Lymphareale und dann die Prostata. Auf meinen Wunsch auch ohne Unterstützung per Hormonblockade. Wenn eine Radiatio nicht oder noch nicht geplant ist, würde ich mich zunächst nur auf eine Hormonblockade mit einem Antiandrogen beschränken, um den Testosteronspiegel nicht zu beeinträchtigen. Eine MR-Spektroskopie mit endorektaler Spule in einem 3-Tesla-Gerät ergibt schon sehr viele Hinweise und ist letztlich weniger belastend als ein PET/CT. Ich wünsche Deinem Bruder, dass er schon sehr kurzfristig eindeutige Hinweise über den Standort eines evtl. möglichen Rezidivs bekommt.

                      "Wer nicht handelt, dem wird der Himmel nie helfen"
                      (Sophokles)

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