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Erhöht eine HB die Wirksamkeit einer RT?

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    Erhöht eine HB die Wirksamkeit einer RT?

    Die Fragestellung ergibt sich aus der Situation meines Bruders, der – wie berichtet – ein halbes Jahr nach RPE mit einem Lokalrezidiv konfrontiert ist. Eine PET-CT + MRT in Ulm hat diesen Befund ergeben; einer systemische Erkrankung scheint unwahrscheinlich.

    Eine RT ist angesagt. Sein Urologe empfiehlt die Durchführung mit begleitender HB; die Stellungnahme des Strahlentherapeuten steht noch aus, jedoch scheint die Kombination häufig praktiziert zu werden.

    Ich persönlich stehe der Empfehlung ablehnend gegenüber aus folgenden Überlegungen…

    1.) Eine RT schädigt die DNA der Krebszelle und damit deren unbegrenzte Teilungsfähigkeit.
    Die Zelle erleidet den reproduktiven Zelltod. Die Strahlungssensibilität ist jedoch nur in einem bestimmten Stadium ihres Teilungszyklus gegeben. Es bedarf mehrerer „Treffer“, um Teilschäden zu einem Gesamtschaden zu machen. Das bedeutet im Klartext, möglichst alle Krebszellen – die sich in unterschiedlichen Stadien ihres Teilungszyklus befinden - müssen im strahlensensiblen Stadium wiederholt getroffen werden, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Eine HB verzögert den Teilungszyklus und vermindert somit die Erfolgschancen.

    Zitat Prof. Böcking:
    „Eine die Strahlentherapie parallel begleitende HB ist kontraproduktiv, da sie die Teilungsraten der Tumorzellen reduziert“.

    2.) Meine persönlichen Erfahrungen in Heidelberg unterstützen diese These. Ich wurde im DKFZ bestrahlt, wo hochkarätige Experten tätig sind. Eine begleitende HB wurde abgelehnt.

    3.) Mein Bruder hat bereits zur Vorbereitung und Durchführung der RPE eine HB über
    8 Monate und nach RPE erneut vorübergehend durchgeführt. Allgemein wird empfohlen, sich die Option HB für etwaigen späteren Bedarf aufzusparen, da sie durch die Möglichkeit einer entstehenden Hormonresistenz nicht ewig „hält“.

    4.) Der Erfolg der RT lässt sich nicht – bzw. erst mit deutlicher Verzögerung - kontrollieren.

    Eure Meinung würde mich interessieren.

    Viele Grüße
    Helmut

    #2
    Zitat von helmut (i) Beitrag anzeigen
    Die Strahlungssensibilität ist jedoch nur in einem bestimmten Stadium ihres Teilungszyklus gegeben.

    Viele Grüße
    Helmut
    Wage ich zu bezweifeln, Helmut.
    Für Chemotherapien trifft das zu, also für Zellgifte.
    Deshalb wirken diese ja besonders gut bei "schnellen" Tumoren, bzw. bei den "schnellen" Haarwurzeln.

    Bei einer PSA-Verdoppelungszeit von z.B. einem Jahr hat man bei einer 6-wöchigen Bestrahlungsdauer oder gar bei 3 mal HDR-Brachy Boost-Betrahlungen garantiert nicht alle Zellen nur im Teilungsstadium vorgefunden.
    Damit wäre eine Bestrahlung nie kurativ und den Boost könnte man sich sparen.
    Bei einem Bekannten wurde nach OP noch im Krankenhaus mit der einfachen HB begonnen und 3 Monate später 6 Wochen bestrahlt.

    Du siehst - so richtig "wissen" tun Ärzte auch nichts.

    Gruss Ludwig
    Wer nichts weiß ist gezwungen zu glauben.

    https://drive.google.com/file/d/1IVQ...w?usp=drivesdk

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      #3
      Prinzipiell kann man sagen, dass eine parallel laufende antihormonelle Behandlung (sowohl als LHRH-Analogon oder peripheres Antiandrogen) die Wirksamkeit der Strahlentherapie erhöht.

      Die bislang durchgeführten Studien haben dies belegt, waren randomisiert, haben allerdings allesamt Patienten mit primärer Strahlentherapie behandelt, d.h. nicht operierte Patienten.

      Bei Patienten, die bereits operiert wurden, und aufgrund eines PSA-Anstiegs eine Strahlentherapie der Prostataloge durchgeführt wird, handelt es sich meistens um mikroskopische Tumorreste, es geht hier um eine quasi "blinde" Bestrahlung der Prostataloge, bei Verdacht auf Lokalrezidiv, ohne dass man den Tumor selbst sieht.
      In dieser Situation gibt es keine randomisierten Studien, die einen Überlebensvorteil durch eine parallel laufende antihormonelle Behandlung gezeigt haben.

      Wenn nun das Rezidiv im PET nachgewiesen wurden, geht es darum wie gross dieses ist.
      Geht es hier nur um eine Cholin-Speicherung ohne makroskopisches Korrelat (z.B. im CT, Ultraschall und in der digitalen rektalen Untersuchung) dann kann man analog zu den Daten der mikroskopischen PSA-Rezidive eine allenige Strahlentherapie durchführen. Wenn das Rezidiv allerdings makroskopisch ist, dann würde man eine parallele antihormonelle Behandlung empfehlen, wie bei den primären Radiohormontherapien der Prostata.
      War das verständlich für Sie?
      Eins ist sicher: Durch eine parallel laufende antihormonelle Behandlung verliert man jede Information dazu, ob die Strahlentherapie was getroffen hat oder nicht, denn der PSA geht auf jeden runter durch die antihormonelle Behandlung.

      Es läuft aktuell in Grossbritannien eine Studie zu dieser Fragestellung, namens RADICALS. Ergebnisse werden in ca. 10 Jahren erwartet.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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        #4
        Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
        Wenn nun das Rezidiv im PET nachgewiesen wurden, geht es darum wie gross dieses ist.
        Geht es hier nur um eine Cholin-Speicherung ohne makroskopisches Korrelat (z.B. im CT, Ultraschall und in der digitalen rektalen Untersuchung) dann kann man analog zu den Daten der mikroskopischen PSA-Rezidive eine allenige Strahlentherapie durchführen. Wenn das Rezidiv allerdings makroskopisch ist, dann würde man eine parallele antihormonelle Behandlung empfehlen, wie bei den primären Radiohormontherapien der Prostata.
        War das verständlich für Sie?
        .
        Teilweise.
        Die angerisse Unklarheit war:
        Geht die bestrahlte Tumorzelle bzw. deren Nachkommen unter Androgenentzug leichter in den Zelltod oder schwerer oder hat der Androgenentzug auf sie keinen Einfluss.

        Dass im makroskopischen Bereich (ganze Prostata oder grosses Lokalrezidiv) der Androgenentzug wegen oft schon vorhandener Mikrometastasierung keine oder verzögerte biochemische Rezidive zeigt, kann auch eher der systemischen Wirkung des Hormonentzuges und seiner auch apoptotischen Wirkung geschuldet sein.

        Gruss Ludwig
        Wer nichts weiß ist gezwungen zu glauben.

        https://drive.google.com/file/d/1IVQ...w?usp=drivesdk

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          #5
          Geht die bestrahlte Tumorzelle bzw. deren Nachkommen unter Androgenentzug leichter in den Zelltod oder schwerer oder hat der Androgenentzug auf sie keinen Einfluss.
          Anhand der klinischen Daten geht man davon aus, dass die parallel laufende Hormontherapie sowohl "extra" Tumorzellen umbringt als auch Tumorzellen empfindlicher für die Bestrahlung macht.
          Erster Effekt ist ganz klar für jeden denke ich. Hormontherapie kann Tumorzellen kaputtmachen, egal ob mit oder ohne Bestrahlung.
          Der zweite Effekt beruht auf Veränderung des Tumormikromilieus und vermutlich, Verbesserung der Tumoroxygenierung und Bremsung der Tumorzellrepopulierung. Letztere Effekte kann man natürlich im Patienten nur schwer nachvollziehen, denn sie passieren auf der zellulaären Ebene, allerdings sind solche Effekte im Labor gezeigt worden, so dass diese Erklärung plausibel erscheint.
          In den bislang durchgeführten Studien haben Patienten, die eine Hormontherapie vor und parallel zur Strahlentherapie erhielten besser als solche abgeschnitten, bei denen die Hormontherapie erst nach der Bestrahlung gegeben wurde.

          Dass im makroskopischen Bereich (ganze Prostata oder grosses Lokalrezidiv) der Androgenentzug wegen oft schon vorhandener Mikrometastasierung keine oder verzögerte biochemische Rezidive zeigt, kann auch eher der systemischen Wirkung des Hormonentzuges und seiner auch apoptotischen Wirkung geschuldet sein.
          Das wäre eine plausible Erklärung. Allerdings hat sich in den Studien gezeigt, dass die lokale Kontrolle (in der Prostata und mitbestrahlten Lymphknoten) besser war mit als ohne Hormontherapie. Dazu gibt es eine Reihe randomisierter Studien.
          Der Strahlentherapeut.

          Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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            #6
            Hallo,

            etwas Verspätet noch meine Frage und Einlassung zu dem Thema.

            Es gibt aber auch eine Publikation von Pollack&Co, ( 2003 ) dass die zeitliche Zusammenlegung von AHT und RT beim PCa nicht vorteilhaft sei.

            Er begründet dies, mit der verzögerten Tumorzellteilung unter AHT, damit bestünde die Gefahr, dass Tumorzellen den tödlichen Strahlen entgehen könnten.


            Grüsse
            Hans-J.
            Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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              #7
              Dies ist auch die Aussage von Prof. Böcking! (s.Beitrag Nr. 1)
              Gruß Helmut

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                #8
                Sehe ich auch so wie unser Herr "Schmidt"



                Ganz allegmein zur salvage RT hier eine Zusammenfassung:

                http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/arti...5/?tool=pubmed

                schaut mal unter "Salvage Radiotherapy Plus Androgen Ablation Therapy for PSA Relapse"

                Andi

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                  #9
                  Es gibt aber auch eine Publikation von Pollack&Co, ( 2003 ) dass die zeitliche Zusammenlegung von AHT und RT beim PCa nicht vorteilhaft sei.
                  Die bislang durchgeführten randomisierten Studien zeigen etwas anderes.

                  Ich wäre interessiert diese Publikation zu lesen. Haben Sie einen Link dazu?
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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