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Rezidiv nach Prostatektomie

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    Rezidiv nach Prostatektomie

    Liebe Forumsteilnehmer,
    vor einiger Zeit wurde eine Mitteilung/Veröffentlichung von Prof.Dr.Michel vom Klinikum Mannheim erwähnt, daß eine intermittierende Hormonblockade mit z.B. Casodex + Avodart einer kompletten Hormonblockade vorzuziehen sei und die gleichen Ergebnisse zeigt.
    Wo kann man dies nachlesen ?
    Herzliche Grüße Ulli 007

    #2
    Hallo Ulli!

    Zunächst möchte ich dich auf folgenden Beitrag verweisen:

    http://forum.prostatakrebs-bps.de/sh...apie&highlight=

    Diese These vertrat Prof. Michel schon der ersten Veranstaltung des neugegründeten ZUT (Zentrum urologischer Tumorerkrankunen) am 26.1.2010. Ich versuche mal aus dem Gedächtnis widerzugeben, was Prof. Michel während seines Vortrages zur Behändlung des fortgeschrittenen PK`s sagte:

    Man muss sich überlegen, ob man Patienten lebenslang mit einer Hormonblockade behandelt. Eine intermittierende Hormonblockade hat zwar noch keinen Nachweis für ein längeres Überleben erbracht, kann aber die Lebensqualität deutlich steigern. Auf Rückfrage bestätigt Prof. Michel, dass keine Nachteile beim Überleben zu erwarten seien.

    Schriftlich habe ich dazu noch nichts gesehen. Vielleicht kann Hansjörg Burger noch etwas dazu beitragen.

    Liebe Grüße
    Günter
    "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
    Johann Wolfgang von Goethe

    Meine Geschichte unter myProstate

    Kommentar


      #3

      Hallo,
      aus Mannheim habe ich keine Informationen vorliegen. Vielleicht hilft eine Veröffentlichung der Martini-Klinik, Hamburg.



      Intermittierende Androgen-Deprivation bei lokal fortgeschrittenen und metastasierten Prostatakarzinomen: Ergebnis einer randomisierten Phase-III-Studie der südeuropäi-schen uro-onkologischen Gruppe


      Da Silva et al., European Urology 2009, 55: 1269-1277

      Abstract: Wenige randomisierte Studien haben die intermittierende Hormontherapie mit einer kontinuierlichen Therapie zur Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms verglichen.

      Ziel: Feststellen, ob eine intermittierende Therapie mit einer kürzeren Zeit bis zur Progression assoziiert ist

      Material und Methodik: 766 Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinom erhielten für drei Monate eine Induktionstherapie. Die 626 Patienten, bei denen der prostataspezifische Antigenspiegel (PSA) unter 4 ng/ml oder um über 80% des Initialwertes abfiel, wurden randomisiert.

      Intervention: Patienten erhielten für zwei Wochen 200 mg Cyproterone acetate (CPA) und dann monatliche Depotinjektionen eines LHRH-Analogons plus 200 mg Cyproterone acetate pro Tag während der Induktionsphase. Patienten, die im intermittierenden Arm randomisiert wurden, stoppten die Therapie, während die Patienten, die im kontinuierlichen Therapiearm randomisiert wurden, 200 mg CPA täglich plus ein LHRH-Analogon erhielten.

      Endpunkt: Primär gemessener Endpunkt war die Zeit bis zur subjektiven oder objektiven Progression, sekundärer Endpunkt war das Überleben sowie die Lebensqualität. Die Zeit ohne Therapie im intermittierenden Arm wurde ebenfalls erfasst.

      Ergebnisse und Limitationen: 127 Patienten im intermittierenden Arm und 107 aus dem kontinuierlichen Arm waren progredient mit einer Risikorate von 0,81 (95 % Konfidenzintervall (CI): 0,63 - 1,05, p = 0,11). Es gab keinen Unterschied im Gesamtüberleben mit einer Risikorate von 0,99 (95 % CI: 0,80 - 1,23) und 170 Todesfällen im intermittierenden Arm und 169 Todesfällen im kontinuierlichen Arm. Die größere Anzahl von karzinombedingten Todesfällen in der intermittierenden Gruppe (106 versus 84) wurde ausgeglichen durch eine größere Anzahl von kardiovaskulären Todesfällen im kontinuierlichen Arm (52 versus 41). Nebenwirkungen waren ausgeprägter im kontinuierlichen Arm. Männer, welche eine intermittierende Therapie erhielten, berichteten über eine bessere Sexualfunktion. Die mediane Zeit ohne Therapie für die intermittierend behandelten Patienten betrug 52 Wochen (95 % CI: 39,4 - 65,7).

      Schlussfolgerung: Die intermittierende Hormontherapie sollte in der täglichen Routine berücksichtigt werden, da sie
      • nicht mit einem erniedrigten Überleben,
      • nicht mit klinisch bedeutungsvollen Einschränkungen der Lebensqualität,
      • verbesserter sexueller Aktivität und
      • einem erheblichen ökonomischen Benefit für den individuellen Patienten und die Gemeinschaft

      assoziiert ist.
      Kommentar: Wir haben diese Publikation ausgesucht, da hier eine prospektiv randomisierte Studie von hoher Qualität dargestellt wird. Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinom wurden intermittierend oder kontinuierlich mit einer Hormontherapie behandelt. Fazit der Studie war, dass das progressionsfreie Überleben durch eine kontinuierliche Hormontherapie verbessert werden kann, das Gesamtüberleben jedoch aufgrund der kardiovaskulären Nebenwirkungen einer kontinuierlichen Hormontherapie nicht positiv beeinflusst wird.
      Die Autoren schlussfolgern, dass die Therapie gleich effektiv ist, dass aber aufgrund des verbesserten Nebenwirkungsspektrums und natürlich auch aufgrund ökonomischer Gesichtspunkte eine intermittierende Hormontherapie in der Routinetherapie berücksichtigt werden soll.

      Diese Beobachtung spiegelt sich auch in den aktuellen Leitlinien wider; in der aktuellsten Version der europäischen Leitlinien wird die intermittierende Hormontherapie nun auch erstmals als eine nicht mehr experimentell anzusehende Therapie bewertet. In den deutschen Leitlinien wird darauf verwiesen, dass man dem Patienten zum jetzigen Zeitpunkt noch daraufhin weisen sollte, dass Langzeitüberlebensraten fehlen, dass diese Therapie aber nach entsprechender Aufklärung angewendet werden kann. Da viele Urologen schon seit vielen Jahren die intermittierende Hormontherapie in der täglichen Routine einsetzen, war es uns wichtig zu apportieren, dass sich die Datenlage zur Therapieeffektivität mehr und mehr verdichtet.

      Natürlich bleiben wie immer einige Fragen offen; zu erwähnen ist hier beispielsweise, dass die Induktionstherapie anders als in weiteren Studien, die zu intermittierenden Hormontherapien bislang gelaufen, sind relativ kurz waren. Die Induktion fand nur über drei Monate statt und dann begann die Randomisierung. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass die Patienten, deren PSA-Wert deutlich abfiel (hier wurde ein Wert von unter 2 ng/ml als cut off verwendet), auch einen Überlebensvorteil hatten. Dies kann ein praktikabler Endpunkt sein, mit dessen Hilfe man entscheiden kann, ob man eine kontinuierliche Hormontherapie weiter durchführen sollte oder ob man tatsächlich die Therapie absetzen kann.

      Sicherlich auch noch erwähnenswert ist die Tatsache, dass es sich hierbei um lokal fortgeschrittene bzw. metastasierte Prostatakarzinome gehandelt hat. Solche Daten sind selbstverständlich nicht zwingend übertragbar auf Patienten mit einem frühen Prostatakarzinom, welche man auch hormontherapiert. Es wäre hier zu erwarten, dass die Nebenwirkungen der Hormontherapie bei solchen Patienten im Langzeitverlauf noch einen größeren Impetus haben als bei solch aggressiven Tumoren, die hier behandelt wurden. Also gerade, wenn Patienten bei einem Frühprostatakarzinom hormontherapiert werden möchten, stellt die intermittierende Hormontherapie eine gute Alternative dar.

      Hier zum Ausdrucken herunterladen
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        #4
        Hallo,

        hier aus den S3-Leitlinien:

        6.22 Nach vorheriger Aufklärung über die noch fehlenden
        Langzeitdaten kann die intermittierende Androgendeprivation
        eingesetzt werden.


        Die Leitlinien sagen aber auch und schon aus diesem Grund kann man, glaube ich, dass man beim Vorliegen der Voraussetzungen bedenkenlos eine intermittierende Hormonblockade machen kann:

        6.18 Bestandteil der Aufklärung über eine Androgendeprivation
        sollen insbesondere folgende Punkte sein:
         der palliative Charakter der Therapie;
         Einfluss auf die Lebensqualität;
         die mit einer Androgendeprivation verbundenen
        unerwünschten Wirkungen;
         die Verlängerung des progressionsfreien Überlebens;
        dass eine Verlängerung des Gesamtüberlebens fraglich ist.


        Gruß

        Hansjörg Burger

        Kommentar


          #5
          Hallo,

          vielleicht sollte ich noch folgendes aus den S3-Leitlinien ergänzen:

          6.15 Die Hormontherapie ist beim PSA-Rezidiv oder bei PSAProgress
          keine Standardtherapie.


          6.8 Bei Patienten mit PSA-Rezidiv und günstigen prognostischen
          Kriterien (siehe Hintergrundinformationen) ist das abwartende
          Verhalten eine Option.


          Zu Statement 6.8
          Der natürliche Verlauf bei PSA-Rezidiv nach Prostatektomie und bei PSA-Progress
          nach Strahlentherapie kann ohne jede Therapieintervention sehr langfristig sein und
          in vielen Fällen werden Patienten mit PSA-Rezidiv bzw. PSA-Progress keine
          klinisch relevanten Symptome erleiden.


          Das zum Nachdenken!

          Gruß

          Hansjörg Burger

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            #6
            Liebe Mit-Betroffene;
            Herzlichen Dank für die Antworten auf meinen Beitrag.
            Hatte selbst in 2000 RPE (T3,N0,M0- R1 , Gleason-Score 8), 2002 Nachbestrahlung, 2008 PSA bis 7,5. Danach Casodex 50 + Avodart über 6 Monate, PSA weit unter 1, jetzt wieder Anstieg auf 7, deshalb wieder Casodex + Avodart.
            Habe mich sehr intensiv mit aller Literatur befaßt und bin zu dem Ergebnis gekommen,daß es beim lokalen Rezidiv bzw Wiederanstieg des PSA zahlreiche unterschiedliche und literaturmäßig belegteTherapieempfehlungen gibt ( schon dies spricht dafür, daß es keinen "Königsweg" gibt, aber die komplette Hormonblockde doch erhebliche Nebenwirkungen hat und zu keiner Heilung oder zumindest sicheren Lebensverlängerung führt.
            Nachden schon Strum (sequentielle Hormonblockade), auch Tunn in Offenbach eine intermittierende Hormonblockade mit Casodex und Avodart empfehlen, habe ich mich dazu entschlossen, diese durchzuführen und durfte erleben, daß das PSA immer auf weit unter 1 absank ( was erfreulich ist, wenn man glaubt, daß das PSA mit der Tumorgröße korreliert (??)).
            Umso erfreuter war ich jetzt, daß auch Michel in Mannheim von einem Paradigmenwechsel bei der Behandlung des PSA-Rezidivs spricht und auf die fehlenden Nebenwirkungen mit Verbesserung des Allgemeinbefindens etc spricht, wobei auch keine Verkürzung der Lebenserwartung gegenüber der allgemein vertretenen chemischen Kastration mit LHRH-Gabe zu erwarten ist.
            Es bleibt jetzt nur noch die Frage, ob man während der Casodex-Pause das Avodart weiternimmt (hierdurch soll die Zeit bis zum Wiederanstieg des PSA erheblich verlängert werden) und ab welchen PSA-Wert ( diskutiert wird zwischen 8 und 20) man mit Casodex wieder anfängt.
            Herzliche Grüße - Ulli

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              #7
              Hallo Ulli,

              Prof. Tunn empfielt bei RPE mit Rezidiv (darauf dürften Deine Werte und Behandlungen ja hinauslaufen), einen Wiedereinstieg in die ADT bei PSA > 3 ng/ml (hier schon mal zitiert).

              Viele Grüße

              Detlev

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