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Die frühen Beobachtungen von Tavares

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    Die frühen Beobachtungen von Tavares

    Hallo:-

    Die Bedeutung von DNA-Analysen für die Bestimmung der Malignität, für die Prognose und für das Monitoring von Therapien ist schon frühzeitig erkannt worden.
    Ich nenne die Studie von Tavares, veröffentlicht in The Journal of Urology, Vol. 109, 1973, eine „Beobachtung“ und nicht eine "Studie", um nicht gleich all die Einwände auf den Plan zu rufen, welche man unter dem Vorwande von Wissenschaftlichkeit und ärztlicher Verantwortung gegen alles Gedankengut hervorbringt , das vorgeblich nicht durch jahrzehntelange Studien als „evidenz-basiert“ bestätigt ist, womit bei Prostatakrebs in Wahrheit aber nur ein Mangel an innovativem ärztlichem Denken und Handeln verschleiert werden soll.

    Die Forschergruppe um Tavares analysierte zunächst die DNA und Krankheitsentwicklung von 35 Prostatakrebs-Patienten, deren Prostata entfernt worden war, im Hinblick auf deren DNA-Stammlinien, auf das Ansprechen auf Östrogen-Therapie, auf Überlebenszeit und Lebenserwartung im Verhältnis zur Lebenserwartung portugiesischer Männer der Gesamtbevölkerung gleicher Altersgruppe. Die Ergebnisse führten zur Herausbildung von 2 Gruppen: zum einen eine Gruppe mit einer 3C-Stammlinie, welche auf Östrogen-Therapie schlecht ansprach, kürzere Überlebenszeiten post-operativ aufwies, und einer zweiten Gruppe mit 2C- oder 4C-Stammlinien, welche auf Östrogen-Therapie gut ansprach und deren Überlebenszeit fast identisch war mit der Lebenserwartung der männlichen portugiesischen Bevölkerung gleichen Alters.
    Dieses Ergebnis ermutigte Tavares, die Ergebnisse aus 1966 nochmals zu überprüfen und um weitere Fälle zu erweitern, so dass für eine zweite Analyse insgesamt 76 Fälle zur Verfügung standen. Von diesen 76 Fällen wiesen 45 Fälle 2C-Stammlinien, 21 Fälle 3C-Stammlinien, 8 Fälle 4C-Stammlinien und 2 Fälle 6C-Stammlinien auf.
    Die Gleichartigkeit von Ergebnissen erlaubte es, zwei divergierende Gruppen zu bilden, und zwar eine 2-4C-Gruppe und eine 3-6C-Gruppe.

    Bei einer im Dezember des Jahres 1970 erfolgten Überprüfung waren nur noch 6 von den ursprünglich 23 Patienten der 3-6C-Gruppe am Leben, hingegen 35 von ursprünglich 53 Patienten der 2-4C-Gruppe (= 26,4 zu 66%).
    Das ist zwar indikativ, statistisch aber nicht aussagefähig genug, da Daten über das individuelle Überleben keine Berücksichtigung gefunden hatten. Einen verlässlicheren Vergleich beider Gruppe versuchte Tavares durch einen Abgleich seiner Ergebnisse mit der Lebenserwartung der männlichen portugiesischen Gesamtbevölkerung gleicher Altersgruppen zu erzielen. Hierbei ist beachtenswert, dass 8 Patienten aus der 2-4C-Gruppe, aber nur 1 Patient der 3-6C-Gruppe nicht prostatabedingt verstorben waren. Hätte man diesen Umstand in den Vergleich übernommen, wären die Ergebnisse noch eklatanter ausgefallen.

    Ergebnisse:

    Das Durchschnittsalter der Patienten in der 2-4C-Gruoppe war bei ihrer Operation 69,7 Jahre alt und ihre Überlebenszeit war fast so gut wie die Lebenserwartung der übrigen männlichen portugiesischen Bevölkerung, zumindest während der ersten 10 Jahre nach der Operation. Ein Paradoxon war die sogar leicht höhere Überlebenszeit in dieser Gruppe gegenüber der Lebenserwartung der gesamten männlichen Bevölkerung gleichen Alters während der ersten 4 Jahre, was Tavares auf die zunächst bessere medizinische Versorgung der Operierten zurückführte.

    Das durchschnittliche Alter der Patienten in der 3-6C-Gruppe war 66,7 Jahre. Die post-operativen Überlebenszeiten waren bedeutend kürzer als die Lebenserwartung der männlichen Gesamtbevölkerung im Alter von 67 Jahren.

    Die durchschnittliche Lebenserwartung aller 70-Jährigen betrug 8,5 Jahre. Sie fällt ab auf 7,37 Jahre in der 2-4C-Gruppe.
    Die durchschnittliche Lebenserwartung aller 67-Jährigen betrug 8,8 Jahre und fällt ab auf 2,72 Jahre in der 3-6C-Gruppe.
    Prozentual errechnet Tavares ein Verhältnis von 31 zu 87 Prozent zu Ungunsten der 3-6C-Gruppe.

    Die von Tavares zur Verfügung gestellten Überlebenskurven kann ich aus technischen Gründen hier nicht kopieren. Die Kurve der 2-4C-Gruppe verläuft in den ersten 4 Jahren leicht oberhalb der Kurve der allgemeinen portugiesischen männlichen Bevölkerung, verläuft dann bis etwa zum 10 Jahr geringfügig darunter parallel, fällt nach dem 10. Jahr dann ab. Die Kurve endet bei etwa 13 Jahren.
    Bei der 3-6C-Gruppe kommt es schon von Anfang an, nach einer Abschwächung bei 2 Jahren. auch im Weiteren zu einem signifikanten Abwärtstrend. Die Kurve endet nach etwa 5 Jahren.

    Tavares schreibt, dass von den 40 Patienten in der 2-4C-Gruppe nur 3 Patienten auf die Östrogen-Therapie nicht ansprachen. Von diesen Patienten starben zwei Patienten 3 Jahre und ein Patient 1 Jahr nach der Operation. In der 3-6C-Gruppe hingegen sprachen nur 2 der 14 Patienten auf die Östrogen-Therapie an, davon 1 Patient 4 Jahre lang. Die Unterschiede in der Ansprechbarkeit auf Östrogen-Therapie vermutete Tavares im Vorhandensein bzw. dem Fehlen von Östrogen-Rezeptoren in der jeweiligen genetischen Disposition.

    Man kann die Beobachtungen von Tavares als einen Vorläufer der späteren
    cytopathologischen Forschungen unter Tribukait, Al-Abadi, Böcking u.a. sehen, welche diese frühen Arbeiten ergänzt und fortentwickelt haben, sodass sie nun auch klinisch verwertbare Relevanz besitzen. Es sei insbesondere auch hingewiesen auf die Forschungen Tribukaits zur Bedeutung der Proliferationsfraktion bei ungünstiger Prognose und die hieraus sich ergebenden Möglichkeiten zu deren Beeinflussung. Letztere sind für diejenigen unter uns, die eine ungünstige Prognose haben und einen eigenen, individuellen Behandlungsweg suchen, von großer Bedeutung. Die Beobachtungen von Tavares zeigen aber auch schon die geringe Wertigkeit der Hormontherapie bei ungünstiger Prognose. Hieraus folgt, dass in diesen Fällen frühzeitig nach anderen oder zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten gesucht werden muss.

    Reinardo


    Quelle: Correlation between Ploidy and Prognosis in Prostatic Carcinoma, Amandio S. Tavares, Joao Costa and Costa Maia, Department of General Pathology, Urology and Hygiene and Social Medicine, Oporto University, Oporto, Portugal (1973)


    #2


    Habe mir mal erlaubt die entspr. Grafik einzustellen...
    Andi

    Kommentar


      #3
      Lieber Reinardo,
      hallo Forum,

      Man kann die Beobachtungen von Tavares als einen Vorläufer der späteren
      cytopathologischen Forschungen unter Tribukait, Al-Abadi, Böcking u.a. sehen, welche diese frühen Arbeiten ergänzt und fortentwickelt haben, sodass sie nun auch klinisch verwertbare Relevanz besitzen. Es sei insbesondere auch hingewiesen auf die Forschungen Tribukaits zur Bedeutung der Proliferationsfraktion bei ungünstiger Prognose und die hieraus sich ergebenden Möglichkeiten zu deren Beeinflussung. Letztere sind für diejenigen unter uns, die eine ungünstige Prognose haben und einen eigenen, individuellen Behandlungsweg suchen, von großer Bedeutung. Die Beobachtungen von Tavares zeigen aber auch schon die geringe Wertigkeit der Hormontherapie bei ungünstiger Prognose. Hieraus folgt, dass in diesen Fällen frühzeitig nach anderen oder zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten gesucht werden muss.
      Deine Recherche ist vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung beachtenswert.

      Wenn einmal unterstellt wird, dass die Forschungsergebnisse 1973 veröffentlicht und die Beobachtungszeit ca. 10 Jahre betrug, dann hatte Tavares in der 60 er Jahren diese Überlegungen angestellt und dokumentiert.

      Dann muß auch die Frage erlaubt sein: Was hat sich denn an Weiterentwicklung in der Erforschung der Grundlagen ereignet?
      Vielleicht ist es nur mein subjektives Empfinden, aber ich kann für die nächsten 40 Jahre keine gravierende Weiterentwicklung erkennen, wo man sagen könnte, hier hat sich doch was getan.

      Somit hat sich die Mühe für den interessanten Rückblick schon gelohnt.
      Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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