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Zur Frage einer frühzeitigen Taxotere-Behandlung

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    Zur Frage einer frühzeitigen Taxotere-Behandlung

    Hallo:-

    Beim Lesen in dem früheren nicht mehr per Link zugänglichen BPS-Forum stoße ich auf einen von Dr. Frank Eichhorn übersetzten und ins Forum gestellten Aufsatz von Dr. M. Scholz, Onkologe und Prostatakrebsspezialist, zur kontrovers diskutierten Frage, ob eine frühzeitige Taxotere-Behandlung richtig ist.
    Da ich keine andere Möglichkeit sehe, habe ich den Beitrag kopiert und füge ihn nachfolgend ein.

    Dr. M. Scholz, der in Amerika große Reputation genießt und dessen Schriften auch ins Deutsche übersetzt wurden, vereint in seiner Lehre nicht nur großes theoretisches Wissen sondern hat auch praktische Erfahrung mit vielen Tausenden von an Prostatakrebs Erkrankten. Man muss seine Meinung nicht immer teilen, aber man muss sie ernst nehmen.

    Gruß, Reinardo

    Taxotere , Dr.F.E., 20.02.05, 11:27
    Liebes Forum !

    Dr. Mark Scholz, Onkologe und ehemaliger Partner von Dr. Strum hat kürzlich seine Erfahrungen mit Taxotere in einem kleinen Aufsatz zusammengefasst. Er neigt dazu Taxotere bei Risikopatienten frühzeitig einzusetzten – auch wenn noch kein androgenunabhängiges Prostatakarzinom vorliegt. Ich teile weitgehend seine Auffassung obwohl es für einige Betroffene eine „ Übertherapie“ sein könnte . Es gibt Männer die auf die ADT3 sehr gut ansprechen und in 3 Monaten einen PSA Nadir von 0,05 ng/ml erreichen. Diese Gruppe kommt auch für eine intermittierende ADT in Frage und hat im allgemeinen eine sehr gute Prognose.
    Ich habe den Aufsatz von Dr. Scholz für Sie übersetzt – weil ich ihn für wichtig halte.

    Alles Gute !

    Dr. F. Eichhorn




    Taxotere

    Von Dr. M. Scholz, Onkologe und Prostatakrebsspezialist,
    Marina del Rey, Californien

    Übersetzt von Dr. F. Eichhorn
    Urologe
    Naturheilverfahren
    www.psa-zu-hoch.de



    Taxotere ist das wirksamste Medikament gegen Prostatakrebs. Es ist auch das wirksamste Medikament in der Behandlung von Brustkrebs und Lungenkrebs.

    Zwei große randomisierte Studien, die im Jahr 2004 fertiggestellt wurden, zeigen ein längeres Überleben bei Männern mit Prostatakrebs, wenn sie mit Taxotere im Vergleich zu Mitoxantrone behandelt wurden, einem Medikament, das von der FDA (Food and Druck Administration) bereits zugelassen ist.

    Die FDA hat Taxotere umgehend zur Behandlung des Prostata-Karzinoms zugelassen, nachdem die erwähnten Studien veröffentlich waren. Wir selbst benutzen Taxotere „off label“ mit guten Ergebnissen in der Behandlung des Prostata-Karzinoms seit 1998 (An-
    Merkung des Übersetzers: Wir verwenden Taxotere in unserer Praxis seit dem Jahr 2000).

    Taxotere spielt bei Männern mit Prostatakrebs in zweierlei Hinsicht eine wichtige Rolle.
    In 1. Linie werden damit Männer mit einem fortgeschrittenen metastasierenden Prostata-Karzinom behandelt. In dieser Situation kann Taxotere alleine oder kombiniert mit anderen Medikamenten verwendet werden um seinen Antikrebseffekt zu verbessern. Es muss in jeder individuellen Situation festgelegt werden ob Taxotere allein oder in Kombination mit anderen Medikamenten verwendet werden soll.

    In 2. Linie findet Taxotere auch Verwendung als ein Medikament in der Behandlung des Prostatakrebsfrühstadiums, wenn das Krebsprofil ein hohes Risiko für ein Rezidiv oder ein hohes Risiko für die Entstehung einer Hormonresistenz vermuten lässt. Die Hormonblockade ist normalerweise die 1. Verteidigungslinie gegen eine Hochrisikoerkrankung. Es gibt aber Situationen, in denen die Hormonblockade allein eindeutig nicht ausreicht. Man nennt
    den Einsatz von Taxotere zusätzlich zur Hormonblockade „adjuvante Chemotherapie“.

    Die adjuvante Taxotere-Therapie wird bei Männern mit Lungenkrebs als Standart angesehen, wie auch bei Frauen mit Brustkrebs. Tatsache ist, dass das Vorenthalten einer adjuvanten Taxotere-Therapie bei jungen Frauen mit einem Brustkrebs im Frühstadium als Kunstfehler angesehen wird. Dies ist das Ergebnis von zahllosen Studien die belegen, dass Rezidivraten reduziert und das langfristige Überleben von Frauen die Taxotere bekommen, im Vergleich zu Frauen die kein Taxotere bekommen verbessert werden kann.

    Wissenschaftliche Studien die den „benefit“ einer adjuvanten Taxotere-Therapie bei Männern mit Prostatakrebs in einer Hochrisikokonstellation belegen sollen werden zurzeit durchgeführt. Wir erwarten, dass diese Studien beweisen, dass Taxotere die Fähigkeit hat, die Rezidivraten zu reduzieren und das Überleben bei Männern mit Prostatakrebs zu verlängern, wie bei Frauen mit Brustkrebs. Da diese Studien noch einige Zeit zur Fertigstellung benötigen werden wir endgültige Ergebnisse erst in einigen Jahren vorliegen haben.

    In der Zwischenzeit, während wir auf die Ergebnisse dieser Studien warten, sind Männer mit einem Hochrisiko-Karzinom vor die Wahl gestellt zu entscheiden ob sie eine adjuvante Taxotere-Therapie durchführen sollen oder nicht, obwohl die vorliegenden wissenschaftlichen Daten unvollständig sind. Wir möchten unseren Gedankengang darlegen der uns dazu bewegt, dass eine adjuvante Chemotherapie mit Taxotere bei Männern mit einer Hochrisikoerkrankung eine gute Idee sein könnte.

    1. Eine Chemotherapie einschl. Taxotere die gegen weiter fortgeschrittenen Krebs wirksam ist wirkt in früheren Stadien des gleichen Typs sogar noch besser. Beispiele für dieses bereits praktizierte Prinzip finden Sie bei Brustkrebs, Lungenkrebs, Lymphomen, Hirn-, Rachen-, Cervix- und Blasenkarzinomen sowie beim Darmkrebs (noch nicht bei Prostata-Ca).
    2. Die Effektivität von Taxotere beim fortgeschrittenen Prostatakrebs ist bewiesen. Es scheint deshalb wahrscheinlich, wie bereits bei vielen anderen Karzinomen nachgwiesen, dass Taxotere in einem früheren Stadium der Erkrankung noch effektiver sein wird.

    Wie wir bereits oben erwähnten, ist diese Logik den akademischen Zentren unseres Landes nicht verloren gegangen. Wissenschaftliche Untersuchungen wurden begonnen, aber die Ergebnisse stehen noch aus. Bis die Ergebnisse dieser Studien vorliegen, ist die adjuvante Therapie mit Taxotere für Männer mit einer Hochrisikoerkrankung eine logische Erwägung wird aber noch nicht als Standarttherapie betrachtet.

    Taxotere wird intravenös gegeben. Er gibt zwei populäre Behandlungsprotokolle mit höherer Dosis alle 3 Wochen oder eine niedrigere Dosis wöchentlich. Bei den weiter fortgeschrittenen Fällen ist es möglich, dass das Zweiwochenprotokoll effektiver ist. Aber die höheren Dosen verursachen eine höhere Rate von niedrigen weißen Blutkörperchen und häufiger ein Fatigue-Syndrom (Müdigkeit). Andererseits sind wöchentliche Infusionen unbequemer, weil sie eine größere Zahl von Arztbesuchen erfordern.

    Andere Nebenwirkungen von Taxotere können bei den verschiedenen Behandlungsprotokollen variieren. Ein reversibler Haarausfall scheint bei dem 3-Wochen-Protokoll schwerwiegender zu sein. Übelkeit kommt weder bei dem einen noch bei dem anderen Protokoll häufig vor, auch weil es höchst effektive Medikamente dagegen gibt.
    Taxotere kann die Geschmacksnerven beeinträchtigen. Dadurch können gewohnte Nahrungsmittel merkwürdig schmecken. Dieses Risiko scheint für beide Protokolle gleich hoch zu sein. Es scheint deshalb ratsam, die Zunge während der Behandlung bis eine Stunde nach der Behandlung mit Eis zu kühlen.

    Fingernägel können brüchig werden. Diese Nebenwirkung scheint bei dem einwöchentlichen Protokoll häufiger aufzutreten. Deshalb empfehlen wir die Fingerspitzen während der Infusion mit Taxotere bis kurz danach zu kühlen. Irritationen des Tränengangs sind eine andere Nebenwirkung die häufiger bei der wöchentlichen Taxotere-Gabe auftritt. Dieser Effekt wird normalerweise bemerkt, wenn die Männer vermehrt Tränenflüssigkeit produzieren, weil die Tränengänge nicht ausreichend drainieren. Um dieses Problem zu verhindern empfehlen wir die Anwendung einer künstlichen Tränenflüssigkeit während und nach jeder Behandlung. Taxotere kann so von der Augenoberfläche weggespült werden. Wenn jedoch eine unzureichende Drainage fortbesteht kann es notwendig werden vorübergehend eine Schiene in den Tränengang einzulegen, um eine langandauernde Narbenbildung zu vermeiden.

    Eine andere Nebenwirkung die sich im Laufe der Zeit entwickeln kann nennt man Neuropathie. Dabei handelt es sich um ein Taubheitsgefühl in den Fingern und Zehen. Generell sind diese Symptome wenig ausgeprägt und bilden sich mit der Zeit wieder zurück wenn Taxotere abgesetzt wird. Hohe Dosen von Glutamin, einer Aminosäure, können die Beschwerden lindern. Andere eher seltene Nebenwirkungen können bei beiden Behandlungsprotokollen auftreten z.B. Gesichtsrötung, Leberentzündung oder Durchfall. Diese Probleme verschwinden durch entsprechende Anpassung des Behandlungsplanes.

    Insgesamt wird Taxotere gut vertragen. Wir haben im Jahr 2001 eine Pilotstudie veröffentlicht, die auswertete wie Taxotere von älteren Männern vertragen wurde. Das durchschnittliche Alter dieser Gruppe war 78. Der älteste Mann war 87. Mit dem wöchentlichen Protokoll, so haben wir herausgefunden, wird Taxotere fast von jedem vertragen. In dieser Studie haben 17 von 20 Männern den gesamten Behandlungszyklus vollendet. Drei Männer entschieden sich die Behandlung abzubrechen bevor der Zyklus beendet war, weil sie sich sehr müde fühlten. Eine Kopie dieser Studie kann auf Anfrage von unserer Praxis bezogen werden.

    Zusammenfassend ist bewiesen dass Taxotere das Überleben der Männer mit Prostatakrebs verlängert. Eine weitere wirksame Waffe im Kampf gegen diese Erkrankung zu haben wird von allen die mit Krebs zu tun haben begrüßt. Weil dieses Medikament immer noch relativ neu ist, werden Fragen offen bleiben müssen welche Rolle es in einem Frühstadium bei Hochrisikopatienten spielt. Bis mehr Informationen zur Verfügung stehen wird der optimale Weg zur Nutzung von Taxotere nur im Rahmen einer partnerschaftlichen Besprechung zwischen Doktor und Patient entschieden werden können.

    #2
    Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
    Da ich keine andere Möglichkeit sehe, habe ich den Beitrag kopiert und füge ihn nachfolgend ein.
    Hallo Reinardo,

    die Mühe war unnötig. Der Artikel findet sich schon lange bei den KISP-"Texten".

    Ralf

    Kommentar


      #3
      Wissenschaftliche Studien die den „benefit“ einer adjuvanten Taxotere-Therapie bei Männern mit Prostatakrebs in einer Hochrisikokonstellation belegen sollen werden zurzeit durchgeführt. Wir erwarten, dass diese Studien beweisen, dass Taxotere die Fähigkeit hat, die Rezidivraten zu reduzieren und das Überleben bei Männern mit Prostatakrebs zu verlängern, wie bei Frauen mit Brustkrebs. Da diese Studien noch einige Zeit zur Fertigstellung benötigen werden wir endgültige Ergebnisse erst in einigen Jahren vorliegen haben.

      In der Zwischenzeit, während wir auf die Ergebnisse dieser Studien warten, sind Männer mit einem Hochrisiko-Karzinom vor die Wahl gestellt zu entscheiden ob sie eine adjuvante Taxotere-Therapie durchführen sollen oder nicht, obwohl die vorliegenden wissenschaftlichen Daten unvollständig sind. Wir möchten unseren Gedankengang darlegen der uns dazu bewegt, dass eine adjuvante Chemotherapie mit Taxotere bei Männern mit einer Hochrisikoerkrankung eine gute Idee sein könnte.
      Ich darf als Gegenbehauptung eine durchgeführte Studie der RTOG zitieren:


      Das ist eine Studie, bei der Patienten mit einer Bestrahlung aufgrund eines aggressiven Prostatakarzinoms (GS>6 + PSA 20-100 oder GS 8 + cT2 + PSA < 100) zusätzlich zu einer antiandrogenen Therapie mit Paclitaxel (auch ein Taxan wie Docetaxel=Taxotere), Etoposid und Estramustin erhielten.
      Die Studie musste nach Einschluss von knapp 400 Patienten geschlossen werden, da die Toxizität im Chemotherapiearm zu hoch war. Es fanden sich viele thromboembolische Ereignisse und einige Patienten im Chemotherapiearm entwickelten eine Leukämie oder ein myelodysplastisches Syndrom.

      Daher wurde dieses Konzept verlassen.
      Das war zwar eine Kombinationschemotherapie mit Paclitaxel, Estramustin und Etoposid, was mehr als Taxotere alleine wäre, allerdings wird durch diese Studien jedem Menschen klar, dass eine Übertherapie manchmal auch gefährlich und nicht vertretbar sein kann.

      Meiner Meinung nach darf man nicht vergessen, dass es auch hier um Geld geht. Es gibt einen sehr guten Grund, warum Taxotere nur für die Behandlung des hormonrefraktären Prostatakarzinoms zugelassen ist. Und dieser Grund ist die fehlende Evidenz.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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        #4
        Bin auch der Meinung, dass man, auch im Hochrisikobereich, nicht grundsätzlich neoadjuvant Chemo einsetzen sollte. Die NW sind schon erheblich, zumindest im Vergleich zu ADT. Was natürlich nicht heisst, dass man Chemo nicht frühzeitig einsetzen sollte, wenn sich ADT Versagen abzeichnet. Alle fortschrittlichen Onkologen verwenden heute ein Taxotere 'weekly-low-dose' Schema mit akzeptablen Nebenwirkungen. Das in der Studie eingesetzte TEE Schema (wer ist denn auf die Idee mit dem Etoposid gekommen???) ist wohl prinzipiell ungeeignet! Evt. kann der Erstlinieneinsatz von CABAZITAXEL das NW Profil weiter senken?!

        Andi

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          #5
          Zitat von Andi09 Beitrag anzeigen
          Bin auch der Meinung, dass man, auch im Hochrisikobereich, nicht grundsätzlich neoadjuvant Chemo einsetzen sollte. Die NW sind schon erheblich, zumindest im Vergleich zu ADT. Was natürlich nicht heisst, dass man Chemo nicht frühzeitig einsetzen sollte, wenn sich ADT Versagen abzeichnet.
          Das ist richtig.

          Alle fortschrittlichen Onkologen verwenden heute ein Taxotere 'weekly-low-dose' Schema mit akzeptablen Nebenwirkungen.
          Ich bin mir nicht so sicher, dass das wöchentliche Schema besser ist.
          Letztendlich darf man auch nicht vergessen, dass in der Zulassungsstudie für Taxotere
          When given with prednisone, treatment with docetaxel every three weeks led to superior survival and improved rates of response in terms of pain, serum PSA level, and quality of life, as compared with mitoxantrone plus prednisone.

          nur das 3wöchige Taxotere-Schema dem Mitoxantron überlegen war (und zwar signifikant mit p=0.009), während das wöchentliche Taxoetere-Schema nicht so gut abschnitt und nicht signifikant besser als Mitoxantron war (p=0.36).
          Die Patienten lebten auch mit der 3wöchigen Applikation länger (18.9 Monate) als mit der wöchentlichen Gabe (17.4 Monate).

          Ich weiss nicht, warum in diesem Forum die low-dose wöchentliche Gabe propagiert wird und wessen Idee es ist, dass sie besser als die 3wöchige Gabe sei.
          Beim Mammakarzinom ist es gezeigt worden, dass 3wöchige oder wöchentliche Schemata bei Paclitaxel ähnlich gut sind und dass die Nebenwirkungen anders je nach Gabe sind, zusammengerechnet aber nicht weniger.
          Streng evidenzbasiert aber, ist nur das 3wöchige Taxotere-Schema bislang als signifikant besser als Mitoxantron beim Prostatakarzinom gezeigt worden.



          Das in der Studie eingesetzte TEE Schema (wer ist denn auf die Idee mit dem Etoposid gekommen???) ist wohl prinzipiell ungeeignet!
          Ich glaube die Idee war, neuroendokrine entdifferenzierte Zellen zu erwischen, diese sprechen in der Regel gut auf Etoposid.
          Etoposid/Carboplatin wird auch oft bei Prostatakarzinom als second-line Chemotherapie eingesetzt, vor allem wenn Hinweise für neuroendokrine Entdifferenzierung da sind.
          Der Strahlentherapeut.

          Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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            #6
            Das die 3-wöchentliche Gabe von Taxotere (mono) wirksamer ist wie die wöchentliche bestreite ich nicht. Es hat sich aber gezeigt, dass die wöchentliche Gabe 'aussreichend' wirksam ist bei deutlich geringeren NW. Warum das nicht mal versuchen? Die Kombination von Taxotere mit Estramustinphosphat ist auch nicht 'evidenzbasiert' evaluiert, aber gängige Praxis.

            Bei NE Zellpopulationen hat sich Carboplatin als wirksam erwiesen, Etoposid - ist mir neu!

            Ich möchte auch nochmal auf die Kombinationsmöglichkeit von Taxotere mit Thalidomid hinweisen.

            Andi

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              #7
              "Bei NE Zellpopulationen hat sich Carboplatin als wirksam erwiesen,......"

              Hallo Andi,
              ab wann und wie lange macht man das? Und wie sieht man(n), dass die NE's wachsen? Erst durch die Bio-Marker? Dann ist doch wieder Zeit verloren gegangen.

              Malte

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                #8
                Malte,
                grüss Dich. Ja Neuroendokrine-Entartung ist eines der ganz grossen Probleme im fortgechrittenem Stadium. Er neigt dazu innere Organe wie Leber, Lunge, Hirn ect. zu befallen und ist nur bedingt durch die Blutmarker NSE und CGA vorhersagbar. Stätig steigende Werte sollten aber schon mal die Alarmglocken schrillen lassen. Wir haben hier doch immer wieder Kollegen gesehen, die uns unvermittelt, bei scheinbar niedrig-stabilem PSA, verlassen haben. Wer will das schon?!

                Zu Deiner Frage, wie, was, wer, wo Chemo mit Tax+Carboplatin. Da findest Du sicher etliche Beiträge im Netz. Schon Leibowitz hat das primär angewand, er nannte es TEC Schema. Komm doch zum Patiententag nach Muc am 16 Okt., da ist auch Bonkhoff anwesend. Ihn kannst Du dann ganz gezielt fragen. Das ist ein absoluter Spezialist!

                Was machen Deine Knochen?

                Andi

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von Andi09 Beitrag anzeigen
                  Das die 3-wöchentliche Gabe von Taxotere (mono) wirksamer ist wie die wöchentliche bestreite ich nicht. Es hat sich aber gezeigt, dass die wöchentliche Gabe 'aussreichend' wirksam ist bei deutlich geringeren NW.
                  Bitte zeigen Sie mir die Daten, die begründen, dass:
                  a) eine wöchentliche Gabe "ausreichend wirksam" sei
                  b) die Nebenwirkungen bei der wöchentlichen Gabe "deutlich geringer" als bei der 3wöchentlichen sind.

                  Ich wiederhole erneut, dass in der Zulassungsstudie für Taxotere, die wöchentlich Gabe schlecht war.
                  Falls die Zulassungsstudie damals nur mit der wöchentlichen Gabe gemacht wäre, dann wäre Taxotere nie zugelassen worden, da die wöchentliche Gabe, das Überleben im Vergleich zu Mitoxantron nicht gesteigert hat.


                  Die Kombination von Taxotere mit Estramustinphosphat ist auch nicht 'evidenzbasiert' evaluiert, aber gängige Praxis.
                  Estramustin an sich macht wenig Nebenwirkungen, somit kann man das locker mit Taxotere kombinieren.
                  Dass es einen zusätzlichen Benefit hat, bleibt fraglich.



                  Ich möchte betonen, dass man einen "Nebeneffekt" nicht vergessen darf:
                  Die wöchentliche Gabe ist lukrativer für jeden Onkologen, der diese verordnet. Man sieht den Patient 200% öfter und man muss (aufgrund der Ampullengrössen) mehr Ampullen verbrauchen. Da profitieren sowohl der Arzt, wie auch die Pharmaindustrie.
                  Diesen wichtigen Nebenaspekt darf man nicht vergessen, insbesondere in Fällen wo die "low-dose" Taxotere-Behandlung im nicht hormonrefraktären Stadium als off-label gemacht wird und privat abgerechnet wird.


                  Bei NE Zellpopulationen hat sich Carboplatin als wirksam erwiesen, Etoposid - ist mir neu!
                  Die Kombination aus Cisplatin oder Carboplatin und Etoposid, ist der heutige Standard bei der Behandlung des kleinzelligen Bronchialkarzinoms, des häufigsten und aggressivsten neuroendokrinen Karzinoms.
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                    #10
                    Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                    a) eine wöchentliche Gabe "ausreichend wirksam" sei
                    b) die Nebenwirkungen bei der wöchentlichen Gabe "deutlich geringer" als bei der 3wöchentlichen sind.
                    Vielleicht melden sich hier noch Betroffene, die selbst Erfahrungen über Ihre Chemotherapie einbringen können. Hier mal eine kleine Zusammenfassung von Studien zu Docetaxel/Taxotere basierter Chemotherapie. Gerade frühzeitig angewand und damit wirksamer wie (zu) spät verabreicht, ermöglicht ein wöchentliches Protokoll.

                    Das die NW vergleichsweise geringer sind, wird doch wohl nicht ernsthaft bestritten?! Die vertretbaren NW bieten auch Potential für Kombinationstherapien!

                    Eine spannende Frage zur Zeit (für mich), kann man wöchentliche Protokolle auch mit Cabazitaxel machen? FE scheint hier was zu planen, bin mal gespannt!

                    Andi

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                      #11
                      Alle von Ihnen zitierten Studien sind quasi "Ministudien" mit 30-50 Patienten jeweils, nicht randomisiert und teilweise auch nicht prospektiv erfasst.

                      Daher kann man keine Aussage darauf basierend zur Wirksamkeit von Taxotere treffen.


                      Die Evidenz ist klar:

                      1. Die wöchentliche Taxoteregabe bei hormonrefraktären Patienten ist der dreiwöchigen Gabe eindeutig unterlegen.
                      2. Die wöchentliche Taxoteregabe bei hormonrefraktären Patienten ist nicht wirksamer als Mitoxantron.

                      Ich zitiere einen schönen Übersichtsartikel:

                      "Weekly docetaxel (30 mg m−2 with prednisone 5 mg twice daily) was less effective than 3-weekly docetaxel, resulting in 37.4% of 207 men in the weekly arm experiencing a small but significant QoL deterioration, whereas this figure was only 29.1% (of 278 men) in the 3-weekly arm. OS in patients receiving weekly docetaxel was 17.4 months, which was not significantly different from that with mitoxantrone and prednisone. It was therefore suggested that weekly docetaxel should only be used first line in exceptional circumstances, for example, in men with compromised bone marrow reserves who are at high risk of septic neutropenia."
                      Der Strahlentherapeut.

                      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

                      Kommentar


                        #12
                        Vielen Dank für die erneute Klarstellung der Wirksamkeit von 3-wöchentlicher vs. wöchentlicher Tax Chemo. Ihnen scheint das besonders wichtig zu sein, sonst hätten Sie es nicht 3 mal wiederholt, obwohl es, zumindest von mir, nie widersprochen wurde.

                        Deutlich wird dabei natürlich die Limitierung der Möglichkeiten und Argumentationen allein auf die 3-wöchentliche TAX mono-Chemo. Das dies nicht die Lösung sein kann, haben schon Viele erkannt. Ansprechraten von jeweils knapp 50% sind einfach zu wenig. Wie bei anderen malignen Erkrankungen haben sich weltweit Kombinationstherapien durchgesetzt. Bei PCA sind dazu seit mehr als 10 Jahren Untersuchungen im Gange, die teilweise in die klinische Praxis übernommen wurden.

                        Fortschrittliche, nicht von Evidenzgrenzen gehinderte Onkologen haben div. Schematas entwickelt die uns Schwerbetroffenen Hoffnung vermitteln könnten. Wenn, ja wenn da nicht diese dusslige Evidenzgeschichte immer wieder als Totschlagargument rausgezogen würde. Am Ende gehts wieder mal ums Geld, da haben Sie Recht, tote Patienten sind einfach billiger.....frustrierend!

                        Kommentar


                          #13
                          Hallo Andi. Dein Beitrag zu den "fortschrittlichen, nicht von Evidenzgrenzen gehinderten Onkologen" mit dem Cartoon ist veröffentlichungswürdig und mir aus der Seele gesprochen. Es war das auch einer der Kritikpunkte, die ich bei der Reszension von Karl Lauterbachs Buch 'Gesund im kranken System' angeführt habe. Lauterbach, gleichfalls ein Verfechter der "evidenzbasierten Medizin" übersieht hier, dass nicht alle schulmedizinischen Fachrichtungen den gleichen hohen Leistungsstandard aufweisen wie beispielsweise die Kardiologie oder die Dentalmedizin. Wer deshalb die zwar evidenzbasierte, aber leider recht hinterfragungswürdige Prostatakrebstherapiekarriere nicht durchlaufen will, insbesondere bei bereits fortgeschrittener Erkrankung, tut gut daran, sich selbst zu informieren und einen eigenen Therapieweg zu suchen.

                          In der Sache müssen wir aber unterscheiden die Frage des wöchentlichen bzw. dreiwöchentlichen Behandlungsprotokolls und die Frage der frühzeitigen Chemotherapie. Leibowitz praktiziert 3 Wochen lang je eine Infusion, dann eine Woche Pause, und zwar ausschließlich mit der Begründung der besseren Verträglichkeit. Ich erinnere mich, dass vor Jahren einige Funktionäre des BPS Bob Leibowitz in seiner Praxis in Los Angeles besuchten und Gelegenheit hatten, mit Patienten im Infusionsraum zu sprechen, wo diese bestätigten, dass sie die Therapie gut vertragen würden. Schließlich ist die ganze Behandlungsstrategie von Leibowitz ja auch darauf ausgerichtet, nicht unter allen Umständen zu heilen sondern möglicht lange eine hohe Lebensqualität zu erhalten.
                          Und wenn es bei mir einmal dahin kommen sollte, dass ich Chemotherapie benötige, werde ich aus gleichem Grund das wöchentliche Protokoll wählen, unbeschadet der möglicherweise größeren Effektivität des Dreiwochenprotokolls. Da eine Heilung dann ohnehin nicht mehr möglich ist, möchte ich mir das Leben mit Nebenwirkungen nicht auch noch belasten.

                          Die frühzeitige Chemotherapie hingegen hat zur Grundlage die Idee, dass eine Therapie, die im sehr fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung gut wirkt, in einem früheren Stadium noch viel besser wirken müsse. Strum und Walsh denken hierbei insbesondere an Fälle bei Prostatektomie, wo Umstände wie z.B. hoher Gleason ein Rezidiv
                          wahrscheinlich machen. Leibowitz hat dieses Problem nicht, da er die Prostatektomie von vornhinein ablehnt. Er setzt die von ihm sogenannte "leichte" Chemotherapie schon gleich ein, wenn die DHB nicht den erhofften Erfolg brachte oder bei fortgeschrittener Erkrankung ein Erfolg nicht zu erwarten ist.

                          Gruß, Reinardo

                          Kommentar


                            #14
                            50% Ansprechraten mögen frustrierend erscheinen, sind aber leider üblich in palliativen Situationen in der Behandlung zahlreicher Krebserkrankungen.

                            Zu der Frade der wöchentlichen oder 3-wöchentlichen Infusion, kann ich nur meine These wiederholen:
                            3-wöchige Behandlung ist das effektivste Schema.
                            Der Strahlentherapeut.

                            Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

                            Kommentar


                              #15
                              Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
                              Ich erinnere mich, dass vor Jahren einige Funktionäre des BPS Bob Leibowitz in seiner Praxis in Los Angeles besuchten und Gelegenheit hatten, mit Patienten im Infusionsraum zu sprechen, wo diese bestätigten, dass sie die Therapie gut vertragen würden. Schließlich ist die ganze Behandlungsstrategie von Leibowitz ja auch darauf ausgerichtet, nicht unter allen Umständen zu heilen sondern möglicht lange eine hohe Lebensqualität zu erhalten.
                              Damit dürfte dieser Bericht gemeint sein.

                              Ralf

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