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Strahlentherapie: Rezidiv nach 6 Jahren?

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    Strahlentherapie: Rezidiv nach 6 Jahren?

    10 Jahre nach meiner PK - Diagnose, 8 Jahre nach einer DHB als Ersttherapie und 6 Jahre nach einer intensitätsmodulierten Strahlentherapie werde ich nach gängiger Definition (Nadir + 2) mit dem Verdacht auf ein biochemisches Rezidiv konfrontiert.

    Die Entwicklung zeichnet sich natürlich schon länger ab, sodass sie mich nicht wirklich
    überrascht.

    Zunächst ein paar Daten:

    IMRT 10/04 PSA 6.7 PV 18 ml

    Nadir 01/06 PSA 0,98

    Schwankungen bis 11/09 PSA 2,07

    Anstieg bis 12/10 PSA 2,94 PV 25 ml

    Verdoppelungszeit ab Nadir 37 Monate

    Verdoppelungszeit ab 11/09 25 Monate

    Es ist bekannt, dass sich nach einer RT über Jahre hinweg PSA - Schwankungen durch Entzündungen und absterbende Krebszellen einstellen können. Es gibt Berichte über Einzelfälle, in denen sich erst nach 8 - 10 Jahren ein niedrigeres, stabiles Plateau einstellte.Die Wahrscheinlichkeit, zu diesen seltenen Fällen zu zählen, erscheint mir jedoch relativ gering. Denkbar wäre noch eine chronische Prostatitis als Folge der RT, deren Diagnose und Therapie lt. unserem Urologen fs jedoch schwierig ist.

    Ich sehe die Situation relativ gelassen. Diese Gelassenheit beruht auf der Hoffnung, dass ein weiterer Progress mit einiger Wahrscheinlichkeit so langsam verläuft, dass er mir in meinem Alter (81) keine ernsthaften Schwierigkeiten mehr macht. Schon seit längerer Zeit hat sich bei mir der Vorsatz entwickelt, im Fall eines Rezidivs keine massiven Maßnahmen mehr zu ergreifen.

    Deshalb wird die weitere Strategie abwartendes Beobachten sein; erfreulicherweise ist mein Urologe der gleichen Ansicht. Eine Option, mit der ich mich arrangieren könnte, wäre die Hemmung der 5alpha-Reduktase mit Proscar, der mildesten Form einer Hormonblockade.


    Gerne würde ich jedoch einige Zusammenhänge besser verstehen.

    Offensichtlich weiß niemand so recht, was in einer bestrahlten Prostata abläuft.

    Sinn einer fraktionierten Bestrahlung ist u.a. die Tatsache, dass sich die benignen Zellen in den Pausen regenerieren können, was Krebszellen nicht oder deutlich schlechter gelingt.

    Wird die Prostata wieder völlig normal durchblutet?

    Werden abgestorbene Zellen restlos entsorgt?

    In welchem Maß sind Epithel-, Muskel- und Bindegewebe noch funktionsfähig oder aber vernarbt?

    Bilden die sekretorischen Zellen die gleichen PSA - Mengen wie vorher?

    Findet die PSA - Diffusion ins Serum im gleichen Maß statt wie vorher oder hat sich der "Leckfaktor" geändert, evtl. erhöht?

    Haben verbliebene Krebszellen in dem veränderten Milieu unveränderte Wachstumsbedingungen (Nähr- und Sauerstoffversorgung)?

    Für hilfreiche Informationen und Meinungen wäre ich dankbar.

    Viele Grüße
    Helmut

    #2
    Hallo Helmut !

    Du hast sehr interessante Fragen gestellt. Ich bin auch gespannt auf die Antworten der Fachleute !
    Aus Deinem Profil habe ich mal die PSA-Werte herauskopiert, wo Du auch Testosteron hast messen lassen. Ich habe den Eindruck, das möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den beiden, gleichzeitig ansteigenden, Werte-Reihen besteht !?

    07/05 1.16 T. 343
    10/05 1.43 T. 340
    01/06 0.98 T. 304
    04/06 1.18 T. 384
    01/07 1.34 T. 380
    02/08 1.58 T. 358
    02/09 1.77 T. 367
    08/09 2.09 T. 495


    Gruß
    Bernhard A.

    Kommentar


      #3
      Wird die Prostata wieder völlig normal durchblutet?
      Nein, oft entstehen Narben.

      Werden abgestorbene Zellen restlos entsorgt?
      Nein, nicht restlos.

      In welchem Maß sind Epithel-, Muskel- und Bindegewebe noch funktionsfähig oder aber vernarbt?
      Kein Ahnung.

      Bilden die sekretorischen Zellen die gleichen PSA - Mengen wie vorher?
      Sie meinen die nicht-tumorbefallenen sekretorischen Zellen, oder?
      Dann nein.

      Findet die PSA - Diffusion ins Serum im gleichen Maß statt wie vorher oder hat sich der "Leckfaktor" geändert, evtl. erhöht?
      Beim Zelluntergang gibt's oft ein Leck, daher auch die Bumps.

      Haben verbliebene Krebszellen in dem veränderten Milieu unveränderte Wachstumsbedingungen (Nähr- und Sauerstoffversorgung)?
      Ja.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

      Kommentar


        #4
        Du hast sehr interessante Fragen gestellt. Ich bin auch gespannt auf die Antworten der Fachleute !
        Aus Deinem Profil habe ich mal die PSA-Werte herauskopiert, wo Du auch Testosteron hast messen lassen. Ich habe den Eindruck, das möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den beiden, gleichzeitig ansteigenden, Werte-Reihen besteht !?
        Macht doch auch Sinn, oder?
        Sowohl Hormontherapie (als auch IMRT manchmal) bewirken einen Abfall der Testosteronwerte.
        Diese können sich aber mit der Zeit wieder erholen.

        Das Problem in meinen Augen war, dass man die IMRT damals alleine und nicht in Kombination mit einer Hormontherapie gemacht hat.
        Der Strahlentherapeut.

        Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

        Kommentar


          #5
          Zitat
          Aus Deinem Profil habe ich mal die PSA-Werte herauskopiert, wo Du auch Testosteron hast messen lassen. Ich habe den Eindruck, das möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den beiden, gleichzeitig ansteigenden, Werte-Reihen besteht !?
          Was kann man daraus schließen?
          Unterstreicht es die Sinnhaftigkeit einer 5alpha-Reduktasehemmung, um das wesentlich potentere DHT zu unterbinden?


          Zitat
          Das Problem in meinen Augen war, dass man die IMRT damals alleine und nicht in Kombination mit einer Hormontherapie gemacht hat.
          Hierzu gibt es unverständlicherweise sehr unterschiedliche Aussagen von Experten.

          Grundsätzlich gilt, dass Tumorzellen umso strahlenempfindlicher sind, je schneller sie sich teilen.

          Eine Tumorzelle kann nur in einem bestimmten Stadium ihres Teilungs-Zyklus wirksam getroffen werden. Dies gilt vor allem für die sich schnell teilenden, besonders bösartigen Zellen.

          Die weniger bösartigen Zellen bleiben dagegen länger am Leben; der Tumor verringert also seinen Malignitätsgrad.

          Eine die Strahlentherapie begleitende Hormonblockade ist daher kontraproduktiv, da sie die Teilungsraten der Tumorzellen reduziert.

          So erklärt z.B. Prof. Böcking wörtlich:

          "Man sollte keinesfalls parallel zur Strahlentherapie eine hormonelle durchführen. Dies ist dadurch zu erklären, dass die antihormonellen Therapie die Zellteilungsrate senkt, welche die Tumorzellen aber benötigen, um überhaupt auf die Bestrahlung reagieren zu können. Man schaltet also durch die parallele HB die Strahlenwirkung praktisch aus".

          "Eine zusätzliche HB ist frühestens dann sinnvoll, wenn der Effekt der Strahlentherapie eingetreten sein kann".

          Dies klingt logisch und ist nachvollziehbar.

          (Trotzdem kenne ich im näheren Umfeld 2 Fälle, in denen es anders praktiziert wurde.)

          Weitere Stellungnahmen wären interessant, denn oft weiß der Patient nicht, woran er sich orientieren soll.

          Grüße
          Helmut

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            #6
            Hierzu gibt es unverständlicherweise sehr unterschiedliche Aussagen von Experten.
            Nein. Hierzu gibt es evidente und nicht evidente Meinungen.
            Die evidenten Meinungen stehen in den Leitlinien drin. Und diese besagen, parallel zur Strahlentherapie eine Hormontherapie bei intermediäre und hohem Risikokarzinom durchzuführen.

            Grundsätzlich gilt, dass Tumorzellen umso strahlenempfindlicher sind, je schneller sie sich teilen.
            Eine Tumorzelle kann nur in einem bestimmten Stadium ihres Teilungs-Zyklus wirksam getroffen werden. Dies gilt vor allem für die sich schnell teilenden, besonders bösartigen Zellen.
            Das ist ein schönes Märchen, das nut teilweise wahr ist. Zwar sind sich schnell teilende Zellen empfindlicher auf Strahlentherapie, oft besteht jedoch das Problem, dass die schnelle Teilung der Zellen die Strahlentherapie "überholt".
            Denn je schneller sich die Zellen teilen, desto mehr Zellen können über Nacht wachsen, so dass die Strahlentherapie gar nicht hinterher kommen kann.

            Eine die Strahlentherapie begleitende Hormonblockade ist daher kontraproduktiv, da sie die Teilungsraten der Tumorzellen reduziert.
            Es gibt mindestens ein Dutzend randomisierte Studien, die genau diese Fragestellung untersucht haben. Alle haben rausgefunden, dass die Kombination aus Strahlen- und Hormontherapie effektiver als die alleinige Bestrahlung ist.
            Ein paar Beispiele:
            Immediate androgen suppression with an LHRH analogue given during and for 3 years after external irradiation improves disease-free and overall survival of patients with locally advanced prostate cancer.

            http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18212313?dopt=Abstract
            The addition of 4 months of ADT to EBRT appears to have a dramatic impact on clinically meaningful end points in men with locally advanced disease with no statistically significant impact on the risk of fatal cardiac events.


            Weitere Stellungnahmen wären interessant, denn oft weiß der Patient nicht, woran er sich orientieren soll.
            Nicht an den Pathologen!
            Seine theoretische Überlegungen und Beobachtungen unter dem Mikroskop und im Reagenzglas mögen interessant sein. Wenn allerdings randomisierte klinische Studien seine Schlussfolgerungen wiedersprechen, dann hat man sich an die Evidenz zu halten.
            Zuletzt geändert von RalfDm; 18.12.2010, 23:15. Grund: Schließendes Quote-Tag korrigiert
            Der Strahlentherapeut.

            Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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              #7
              Mein Eindruck, dass über den Zustand und die Funktionsfähigkeit einer bestrahlten Prostata wenige Erkenntnisse vorliegen, scheint sich zu bestätigen. Etwas verwundert mich dies schon, denn es gibt doch reichlich Diagnostikmöglichkeiten, Kontrollbiopsien, Autopsien und - wenn auch in geringem Umfang - selbst RPE nach erfolgter RT.

              Ich habe mir noch Gedanken über die Aussagekraft der allgemein empfohlenen regelmäßigen Bestimmung des PSA - Wertes als wichtigste Form der Kontrolle in der Nachsorge gemacht.

              Kritisch zu prüfen ist die Frage, ob ein PSA - Wert nach einer Therapie dieselbe Aussagekraft haben kann wie vorher.

              Wir sind dabei möglicherweise zu sehr auf die absoluten PSA - Werte fixiert und vernachlässigen elementare Zusammenhänge in der Beurteilung.

              PSA ist ein Enzym und steht ausschließlich im Dienst der Fortpflanzung.

              Im Blut hat es keinerlei biologische Aufgabe; es gelangt dorthin, weil geringe Mengen über die Zellmembran in die Blutbahn diffundieren. Mit zunehmendem Alter, vor allem aber bei Erkrankungen der Prostata steigt die Durchlässigkeit der Zellmembran und bewirkt einen Anstieg des PSA – Wertes im Blut.

              Nun ist es wichtig, sich die (groben) Größenordnungen vor Augen zu führen:

              Die Konzentration im Blut beträgt nur ein Millionstel der Konzentration im Sperma!

              Die Gesamtmenge des im Blut zirkulierenden PSA beträgt etwa ein Tausendstel der in der Prostata gebildeten und "vorgehaltenen" Menge.

              Dies bedeutet, nur etwa ein Tausendstel der in der Prostata "vorgehaltenen" PSA - Menge gerät durch Diffusion über die Zellmembran ins Blut.

              Ist es nicht nahe liegend, dass sich die Diffusion nicht nur durch Krankheit, sondern auch durch Therapien deutlich verändert?

              Ist es nicht denkbar, dass sich der "Leckfaktor" in einer bestrahlten Prostata verdoppelt und als Folge ein hoher PSA - Wert gemessen wird, der keinerlei klinische Bedeutung hat?

              Ist es umgekehrt nicht auch denkbar, dass von den teils vernarbten, teils regenerierten Zellen deutlich weniger PSA gebildet wird, sodass sich der gemessene Wert harmloser darstellt als er ist?

              Mit Sicherheit ist es problematisch, für die Bewertung die gleichen Kriterien wie vor der Bestrahlung anzusetzen.

              Sind wir wirklich solchen Unklarheiten ausgesetzt?

              Grüße
              Helmut

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                #8
                Hallo Helmut !
                Aus Deinem Profil habe ich mal die PSA-Werte herauskopiert, wo Du auch Testosteron hast messen lassen. Ich habe den Eindruck, das möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den beiden, gleichzeitig ansteigenden, Werte-Reihen besteht !?
                Was kann man daraus schließen?
                Unterstreicht es die Sinnhaftigkeit einer 5alpha-Reduktasehemmung, um das wesentlich potentere DHT zu unterbinden?
                Ich würde an Deiner Stelle nur engmaschig weiter den PSA-Wert kontrollieren !
                Immerhin ist auch eine kronische Prostata-Entzündung möglich !?
                Nimmst Du denn zurzeit einen 5alpha-Reduktasehemmung ?
                Was kann Dir mit 81 Jahren denn noch passieren ?

                Wenn der PSA weiter steigt läßt Du Dir ein oder zweimal eine HB (Casodex) als Einmonatsdepot geben. Und Du wirst voraussichtlich wieder einige Jahre weiter sein.

                Nach wie vor habe ich die Vermutung, daß Du kein Rezidiv hast, sondern der steigende Testostereon, zumindest ein Teilursache der steigenden PSA-Werte ist.

                Gruß
                Bernhard A.

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