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Neuroendokrine Differenzierung beim PCa: Neuere Papiere

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    Neuroendokrine Differenzierung beim PCa: Neuere Papiere

    hallo Fortgeschrittene,
    insbesondere die Hormonblockade-Erfahrenen,

    aus gegebenem Anlass (diesmal bin ich selbst an der Reihe) beschäftige ich mich wieder mit neuroendokrinem PC-Tumorwachstum.

    Ein Update der Literatur-Suche im PubMed unter dem Suchbegriff
    "prostate cancer neuroendocrine differentiation" ergibt 465 Treffer; wenn ich nur die letzten 3 Jahre (2008-heute) nehme, sinds immerhin noch 73.
    Nehme ich von den 465 Treffern nur die fulltexte, bekomme ich 105, wovon 26 in den letzten 3 Jahren publiziert wurden. Wer macht mit, diese frei verfügbaren 26 Papiere zu lesen???

    Auch wenn die neuroendokrine "Entartung" des Prostatakarzinoms ein hässliches Thema bleibt, gibt es doch eine gewisse Ansammlung an Erkenntnissen, wenngleich noch kein Zuwachs an geeigneten und für jeden Betroffenen zugänglichen Therapien.

    Wir kennen ja seit Jahr und Tag (Dr. Strum, Prof. Bonkhoff) den CGA-Wert, Chromagranin A, im Serum und im Gewebe messbar - ein Marker für neuroendokrine Zellen, von dem wir ja wissen, dass er im Kontext einer Hormonblockade immer wieder ansteigt, aber nach Beendigung der HB auch wieder zurückgehen kann.
    Wenn vor Jahren Strum u. Bonkhoff noch einsame Rufer in der PCa-Diagnostik-Wüste waren, so kann man der aktuellen Literatur entnehmen, dass z.B. der als "Bonkhoff-Marker" verunglimpfte CGA-Wert allgemein anerkannt ist und es etliche Papiere gibt, in denen der starken prognostischen Bedeutung von CGA und den NE-Zellen hervorgehoben wird.
    Hier ist z.B. die Autopsie-Studie eines schwedischen Pathologen bemerkenswert, hier nachzulesen.

    Neben CGA ist auch schon länger das Hormon Somatostatin und sein oft auf neuroendokrinen Zellen vorhandener Rezeptor diskutiert worden. Hier mangelt es nicht an interessanten Therapie-Ansätzen, es mangelt nur an der Überführung dieser medikamentösen Möglichkeiten in die alltägliche klinische Praxis.

    Aber es gibt viel mehr:
    Das mir im Moment wichtigste ist, ausgehend von der Erkenntnis, dass es sich bei neuroendokrinen Zellen, auch in der Prostata, um eine Sub-Populationen von sympathischen und parasympathischen Neuronen handelt (s. die Diss von Roland Gerull von 2002), dass man den besonderen Stoffwechsel von Neuronen oder auch neuroendokrinen Zellen möglicherweise therapeutisch nutzbar machen kann. Ich meine damit den Schutz vor oxidativem Stress, den Nervenzellen generell, die sich so gut wie nicht mehr teilen, regelmässig aufbauen und sich damit von normalen, häufiger teilenden Zellen unterscheiden. Hier kann man Vaughn&Deshmukh aus 2008 lesen, die in nature cell biology dargelegt haben, wie durch erhöhte Glutathion-Produktion aus dem Pentose-Phosphat-Stoffwechsel heraus das Freisetzen des cytochrom c aus den Mitochondrien, mit dem die Apoptose eingeleitet würde, verhindert wird und so die Zellen weiterleben.

    Wir haben ja das Problem, dass bei neurendokrinem Progress des PCa multirestente Tumorpopulationen entstehen und es heisst, wenn überhaupt hilft nur noch spezielle Chemo, mit Platinderivaten oder sonst so einem hässlichen Zeugs.
    Strahlenresistent, Androgenresistent, Chemoresistent. Pech.
    Dann heisst es:
    "Das vorliegende Prostatakarzinom zeigt eine multifokale (signifikante) neuroendokrine Differenzierung. Die Tumorzellen des Prostatakarzinmoms sind multiresistent und haben Stammzelleigenschaften."

    Im wesentlichen besteht die Resistenz darin, dass übliche Wege des programmierten Zelltods (Apoptose) nicht mehr funktionieren, wie ja bei den meisten Krebszellen auch sonst nicht.

    Wenn man nun Mechanismen (Medikamente, Nahrungsumstellung, Nahrungsergänzungsmittel) hätte, die diesen besonderen Schutz vor oxidativem knockout aufheben, wäre die Zelle wieder angreifbar, z.B. durch ionisierende Strahlung, die ja per oxidativer Schädigung die Zelle killt.
    In einem aktuellen Papier der schwedischen Gruppe um den Urologen Per Anders Abrahamsson wird der Nachweis geführt, dass der HIF1-Faktor im Prostatagewebe bzw. PCa-Gewebe reichlich vorkommt. HIF = hypoxia inducible factor, der spielt eine Rolle bei der Umschaltung der Energieverwertung aus der Glucose vom aeroben in den anaeroben Stoffwechsel. Wenn HIF1alpha (oder beta, es gibt 2 Isoformen) hochgeschaltet ist, ist nicht mehr viel mit oxidativem Angriff. Wenn man jetzt ein HIF1-Hemmer einsetzen würde, könnte z.B. Strahlentherapie wieder wirken.
    Beim Pankreas-Ca ist das schon gezeigt worden, mit dem HIF1-Hemmer PX-478, was auch immer das ist.

    Und es gibt weitere Neuigkeiten, aber erstmal Schluss.

    Rudolf
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