Hallo werte Forumsbetreiber, aktive und passive Forumsnutzer"
Wie bereits in meinem Thread "MEINE Beweggründe für die Teilnahme an diesem Forum" angekündigt, hier nun meine (Kranken-)Geschichte, die ich nach und nach ergänzen möchte.
Zur "Orientierung", ich bin Jahrgang 1962,
also 48 Jahre alt bei der Bestimmung der PSA-Werte und
fast 49 Jahre alt, bei der Diagnose "Prostatakrebs"
Im April 2010 habe ich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung meine PSA-Werte prüfen lassen.
Ergebnis 4,3 ng/ml
Da alle weiteren Untersuchungen keine beunruhigenden Ergebnisse hervorbrachten, hat mir der Hausarzt empfohlen, nach einem weiteren halben Jahr, die Werte erneut zu überprüfen.
Im Dezember 2010 fand dann die Kontrolluntersuchung statt.
Ergebnis 5,1 ng/ml
Daraufhin hat mich mein Hausarzt an einen Urologen überwiesen.
04. Januar 2011, Vorstellung beim Urologen:
Ultraschalluntersuchung und nochmals zusätzlich Tastuntersuchung
Ergebnisse:
- Tastuntersuchung unauffällig (ohne Befund)
- Transrektale Ultraschalluntersuchung: Prostatagröße 34ml,
linksseitig möglicherweise verändertes Gewebe (aber auch nur wegen der zu hohen PSA-Werte genauer "gesucht")
24.Januar 2011, Prostatastanzbiopsie (der Termin wurde deshalb etwas später angesetzt, da ich zwischenzeitlich einen grippalen Infekt hatte und ich die Biopsie nur "gesund" durchführen lassen wollte).
Es wurden 12 Stanzproben entnommen
abgesehen von einem leichten Druckgefühl in der Dammgegend, hatte ich keine Beschwerden, ebenso hatte ich nur wenig Blut im Urin festgestellt, eine Ejakulation am Abend ;-) war dann doch etwas schmerzhaft und richtig mit Blut durchsetzt.
25. und 26. Januar
Nur beim morgendlichen und dem darauf folgenden Toilettengang hatte ich etwas Blut im Urin festgestellt. Ansonsten war für mich im Urin kein Blut mehr erkennbar.
Beim morgendlichen Wasserlassen am 25. Januar, wurden einige geronnene Blutreste mit ausgespült.
27. Januar 2011
Morgens und den ganzen Tag über sichtlich Blut im Urin. Teilweise so stark, dass es auf mich erschreckend wirkte. Bin dann am Abend noch spontan und unangemeldet in die Sprechstunde meines Urologen gegangen um das mit dem Blut im Urin abchecken zu lassen.
"Mein" Urologe war zu diesem Zeitpunkt auf einen Kongress, aber da es sich um eine Gemeinschaftspraxis handelt, war sein Kollege anwesend.
Die Urinuntersuchung ergab keine Bakterien im Urin. Das noch bzw. wieder Blut im Urin ist sollte mich nicht beunruhigen, dass kann bis zu einer Woche dauern und selbst danach noch spontan auftreten.
Da das Ergebnis der Laboruntersuchung meiner Biopsie seit diesem Tag vorlag, der Arzt wollte mich nach der Sprechstunde anrufen, wurde mir diese auch gleich "eröffnet".
Ergebnis:
Positiv 10 von 12 Stanzen
allesamt Gleason-Score 3+3=6
(Mehr dazu weiter unten)
Das saß erst Mal!
Der Urologe hat mir dann noch in aller Ruhe erklärt, was es mit dem Score auf sich hat (hatte ja an diesem Tag noch keinerlei Ahnung davon -hatte ja auch gar keinen Grund mich mit diesem Thema zu befassen- ).
Er meinte noch, dass das "Gute" an meinem Befund ist, dass es sich dabei um einen "nicht so aggressiven" Tumor handelt und der Befall frühzeitig entdeckt wurde (aufgrund meiner PSA-Werte), so dass für eine "Heilung" gute Chancen bestehen.
Wie gesagt, dass saß erst Mal und ich hatte dann auch keine weiteren und vor allem tiefergründigen Fragen mehr.
Der vertretende Urologe hat mir dann noch zwei Informationsbroschüren über in Frage kommende Therapien mitgegeben und mir vorgeschlagen, gleich einen Gesprächstermin für ein umfassendes und "aufklärendes" Gespräch zu vereinbaren. Ich habe darum gebeten, diese Terminvereinbarung an einem anderen Tag zu machen, da ich jetzt erst mal etwas Zeit für mich brauchte.
Da ich die Tage nach der Biopsie dazu genutzt hatte, mir einen groben Überblick über die möglichen Behandlungsmethoden bei Prostatakrebs zu verschaffen, wusste ich, dass eine Möglichkeit die Entfernung der Prostata und somit des Tumors ist.
Bereits an diesem Abend habe ich für mich beschlossen "das Zeug muss aus meinem Körper raus! Sofern dies bei mir eine Therapiemöglichkeit ist!"
28. Januar 2011
Weiterhin Blut im Urin, den ganzen Tag über. Zwar nicht mehr ganz so besorgt, da es ja "ganz normal sei", trotzdem, letzte Zweifel bleiben. Im Übrigen fühle ich mich seit heute total "krebsig" (anders kann ich dieses Gefühl nicht beschreiben). Jedes Zwicken und Ziehen egal wo, interpretiere ich als weiteren Krebsbefall. Vor allem, wenn es in der Leistengegend "zwickt". (Dieses Gefühl verfolgt mich noch ein paar Tage lang).
Meine Recherchen haben begonnen. Zuerst im Internet. Dann mit den Buchempfehlungen der "Deutschen Krebsgesellschaft" ab in die Stadtbibliothek und gelesen. Und später wieder im Internet. Das ganze Wochenende über von Abends (meine Kinder sollten noch nicht so viel davon mitbekommen) bis spät in die Nacht.
Aufgrund der mir bekannten Werte und der wirklich guten Ausführungen auf der Internetpräsenz der Deutschen Krebshilfe hier vor allem die "Blauen Ratgeber, des Krebsinformationsdienst hier die Patientenleitlinie und des Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS) e. V. und hier im Forum, wusste ich bald, dass für mein Alter und meine Diagnose eine totale Entfernung oder eine Bestrahlung die vermutlich besten Behandlungsmöglichkeiten sind.
Kein Abwarten und Beobachten und auch keine Hormonbehandlung (im Fall des PCa natürlich ein Hormonentzug).
29. bis 31. Januar 2011
Weiterhin Blut im Urin, aber immer schwächer werdend. Morgens nur noch ganz wenig, tagsüber manchmal etwas mehr, manchmal gar keines.
Die Arbeit lenkt ab von dem Gedanken "Du hast Krebs!".
Die Stunden nach der Arbeit sind geprägt von Gesprächen mit meiner Frau, lesen im Internet -ich entdecke immer wieder (für mich) neue Seiten und Artikel-.
Irgendwann war dann die Zeit gekommen, ausführlich über diese Thematik mit meinem Urologen zu reden. Ich hatte mir ja eine "Auszeit" erbeten, ich musste die Diagnose erst mal für mich greifbar und mich "schlau" machen. Termin 02.02.2011, im Anschluß an die Sprechstunde um 18:00 Uhr.
Aufgrund meiner Recherchen und meiner Einstellung "ich will dieses Unwesen aus meinem Körper haben", war ich mir bald sicher, dass ich eine totale Entfernung (radikale Prostatektomie) durchführen lassen werde.
01. und 02. Februar 2011
Kein Blut mehr im Urin.
Allerdings habe ich sehr harten Stuhlgang und durch das Pressen(?) oder den Druck des Stuhls auf die Prostata kommt Blut aus der Harnröhre.
Meine Recherchen haben sich mittlerweile auf die Suche einer Klinik verlagert.
Uniklinikum Großhadern, Klinik der Barmherzigen Brüder, Klinik rechts der Isar, Urologische Klinik in Starnberg und in Planegg (wobei ich bei dieser davon ausgegangen bin, die nimmt nur Privatpatienten auf). Meine Tendenz war das Klinikum Großhadern, allerdings schreckte mich die Größe schon etwas ab, denn zur Genesung gehört für mich auch ein gewisser Wohlfühlfaktor.
02. Februar 2011
Gesprächstermin beim Urologen
Meine Recherchen wurden bestätigt. Unabhängig von diesen wurde mir erklärt, dass bei meiner Diagnose und bei meinem Alter vor allem eine totale Entfernung der Prostata oder eine Brachy-Bestrahlung sinnvoll und gleichwertig "erfolgreich" wären. Wobei seine Tendenz, gerade bei meinem Alter, in Richtung Entfernung gehe, da dann, falls später ein "Rückfall" erfolgt, eine Bestrahlung möglich wäre. Umgekehrt wäre es sehr schwierig, eine durch Bestrahlung behandelten Prostata zu entfernen, da das Gewebe sehr vernarbt bzw. (das ist jetzt meine Wortwahl) verschmort wäre und die Grenzen des Gewebes schwer zu definieren seien bei einer OP.
Somit hatte er mir, ohne dass er meine Entscheidung kannte, diese bestätigt, was ich ihm dann auch sagte.
Daraufhin fragte er mich, ob ich mir auch schon Gedanken darüber gemacht habe, in welcher Klinik ich den Eingriff durchführen lassen möchte und ich antwortete ihm, dass meine Tendenz zum Klinikum Großhadern geht. Er meinte, dass wäre auch eine sehr gute Wahl, er würde mir aber noch die Urologische Klinik Planegg (Castringus Klinik) empfehlen (die, von der ich ursprünglich annahm, die würden nur Privatpatienten aufnehmen).
Da ich ursprünglich, also kurz nachdem mir der Befund mitgeteilt wurde, die Behandlung so legen wollte, dass meine jüngere Tochter ihren Schulabschluß "hinter sich" hat, um sie damit nicht zu belasten, habe ich noch gefragt, bis wann die Behandlung durchgeführt werden sollte. Wobei ich selbst in den letzten Tagen von meiner ursprünglichen Planung weggegangen bin, da ich immer stärker spürte, ich will "das Zeug in mir" loswerden. Was sich mir durch seine Aussage, man sollte das so im Laufe der nächsten drei Monate durchführen lassen, weil es einem nur unnötig psychisch belastet, bestätigte.
Nachdem erst mal alles, für mich wesentliche, angesprochen wurde, wollte ich noch wissen, wie es nun weiterginge.
Mir wurde erklärt, dass noch Röntgenaufnahmen von meinen Nieren und den Harnleitern gemacht werden müssen (Termin wurde direkt nach dem Gespräch vereinbart ==> 07.02.11). Ansonsten müsste ich mir jetzt "nur" klar werden, welche Behandlung ich möchte und wo ich diese durchführen lassen möchte. Für Klärung entstehender Fragen stehe er mir jederzeit zur Verfügung, ich kann jederzeit anrufen oder vorbei kommen.
03. bis 06. Februar 2011
Kein Blut mehr im Urin, zumindest kann ich keines mehr erkennen.
Nur wenn ich einen harten Stuhlgang habe (und den habe ich seit der Biopsie öfter -da ist es wieder, dieses Gefühl, man ist gänzlich verkrebst- ) kommt Blut aus der Harnröhre. Aber auch das hat nachgelassen.
Die Ejakulationen schmerzen mittlerweile auch nicht mehr so stark, es entsteht nur ein, kurze Zeit bleibendes, Druckgefühl in der Dammgegend. Dass Ejakulat ist leider "unansehnlich" bräunlich eingefärbt durch "altes" Blut.
Habe weiterhin viel im Internet gelesen, vor allem auch hier im Forum.
Schließlich wollte ich all die Folgen und Nebenwirkungen der totalen Prostataentfernung kennen. Auch habe ich diese noch mal mit denen verglichen (abgewägt), die bei einer Strahlenbehandlung entstehen.
Nachdem die Folgen und auch die Nebenwirkungen bei beiden Behandlungsarten sehr ähnlich sind, auch wenn sie bei der Bestrahlung etwas später eintreten (sollen?), bin ich bei meinem ersten Entschluß geblieben und werde eine "radikale Prostatektomie" durchführen lassen.
Mir ist bewußt, -wobei man das sicherlich im Vorfeld nicht beurteilen kann, wie man dann, wenn es soweit ist, damit umzugehen vermag- dass die Wahrscheinlichkeit die Potenzfähigkeit zu erhalten bzw. zurück zugewinnen, bei der Ausdehnung "meines" Tumors in der Prostata, sehr gering ist.
Ich hoffe, das ich, falls es tatsächlich so eintrifft, in keine Depressionen verfalle.
Bezüglich der Kontinenz hoffe ich, dass ich diese nach der OP möglichst bald wieder erhalte. Denn dies wäre im Augenblick für mich die größere Einschränkung für die Zukunft.
Einer möglichen Verkürzung des Penis sehe ich jetzt erst mal gelassen entgegen, denn wenn es gar nicht mehr "funktionieren" sollte, dann ist es egal, wie lang "ER" ist ;-) und ansonsten,.... Hauptsache es funktioniert ;-)
07. Februar 2011
Röntgenaufnahmen der Nieren und ableitenden Harnleiter in der Praxis meines Urologen.
Vier Aufnahmen. Eine ohne Kontrastmittel, drei weitere mit Kontrastmittel, welches
a) sehr unangenehm durch den Penis in die Harnröhre eingespritzt wird (das brennt beim Einlaufen lassen und später beim Urinieren. Ich hatte an diesem Tag jedes Mal starkes Brennen beim Wasserlassen.
b) weniger unangenehm durch die Vene verabreicht wird
Diesen Termin nutzte ich noch, um ein paar Fragen zu klären. Vor allem kannte ich bisher nicht "meine" T-Klassifizierung, wobei ich mir diese aufgrund meines Biopsiebefundes selbst "zusammenreimen" konnte. Leider wurde diese von meinem Arzt auch so bestätigt: "T2c"
Nachdem ich mich bezüglich der Therapie bereits festgelegt habe und mich jetzt nur noch entscheiden muss, wann und in welcher Klinik ich den Eingriff durchführen lassen möchte, wurden mir die Röntgenaufnahmen und der histologische Befund der Biopsie übergeben, sowie eine Klinikeinweisung ausgestellt.
Sobald ich mich für eine Klinik entschieden habe, sollte ich in der Praxis anrufen, damit dann ein Termin mit der Klinik vereinbart werden kann. (Ich glaube, allzu lange werde ich nicht mehr warten!)
Da mir jetzt alle Daten vorliegen, will ich diese auch hier veröffentlichen:
PSA-Werte: 4,1 ng/ml April 2010 und 5,3 ng/ml Dezember 2010
Tumor-Klassifizierung (Ausdehnung): T2c
Biopsie-Befund:
Prostata...
rechts apikal, zwei Stanzzylinder, 15mm, Prostatagewebe mit kleinherdiger nur geringer atypischer mikroazinärer Proliferation
alle weiteren: Azinäres Adenokarzinom der Prostata, Gleason-Score 3+3=6
rechts medial, zwei Stanzzylinder, 17mm, Ausdehnung 3mm
rechts basal, zwei Stanzzylinder, 27mm, Ausdehnung 3mm
links apikal, zwei Stanzzylinder, 25mm, Ausdehnung in beiden Stanzzyl. insgesamt 6mm
links medial, zwei Stanzzylinder, 25mm, Ausdehnung in beiden Stanzzyl. insgesamt 3mm
links basal, zwei Stanzzylinder, 25mm, Ausdehnung 1mm
08. Februar 2011
Immer noch Brennen beim Wasserlassen, was sich aber bis zum Abend hin verbessert hat.
09. bis 10. Februar 2011
Keine Beschwerden mehr, beim Wasserlassen. Stuhlgang immer noch eher fest, aber kein Blut mehr aus der Harnröhre beim bzw. nach dem Pressen.
Ich fühle mich ungewöhnlich müde und erschöpft, was ich natürlich auf den Krebsbefall schiebe und mal wieder "mehr" Krebs vermute, als vorhanden ist. Was aber "Blödsinn" ist, denn mich plagen seit ein paar Tagen Rheumaschübe, die belasten den Körper eben in der Nacht und man findet keinen wirklichen Tiefschlaf. Das war auch früher schon.
Aber das zeigt mir, dass die Diagnose doch in meinem Unterbewußtsein schlummert und solche Gedanken hervorruft. Bewußt mache ich mir darüber fast keine Gedanken. Die "Suche" nach einer geeigneten Klinik und einem hervorragendem Operateur nehmen mich genug in Anspruch. Allerdings gerate ich langsam in Panik, weil ich mir dabei so schwer tue. Die Vielfalt an Kliniken ist fast schon erschreckend, dafür ist es umso schwerer Details über Operateure zu finden.
11. bis 12. Februar 2011
Es sind doch wieder ein paar Tropfen Blut während des Stuhlgangs aus der Harnröhre getröpfelt, was mich aber nicht weiter (bewußt ;-) ) belastet.
Gestern habe ich im Online-Urologiehandbuch geschmökert und mir die RPE "reingezogen" ;-)
Ja klar, kenne mich jetzt voll aus ;-) Ist eben ein Handbuch für Fachleute!!
Aber etwas Interessantes habe ich darin gelesen. Die Entfernung der Prostata soll frühestens acht Wochen nach einer Biopsie durchgeführt werden. Eigentlich beruhigend, da ich mir jetzt doch noch etwas Zeit nehmen darf/kann um meinen Operateur zu finden, andererseits empfinde ich diese Suche mittlerweile als "nervend und lästig". Während der Zeit in der nichts passiert, bezüglich der Therapie, fühle ich mich, als ob ich "etwas vor mir her schiebe", was ich eigentlich von meiner Seite aus schnellstens "erledigen" möchte. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben ;-)
Und ich spüre wieder Lebenslust in mir. Wobei ich die nicht wirklich verloren hatte, ganz im Gegenteil, für mich war klar, KEIN bewußter Gedanke an und KEIN Leiden wegen dem "Untier" in mir.
Habe Lust "auf Frau" und auf Erotik, und in mir entsteht der Gedanke "eigentlich müsste ich mich jetzt austoben, wer weiß was nach der OP ist".
Ich überlege mir bereits die eine oder andere Bergtour für dieses Jahr. Und dann kommt wieder etwas Unsicherheit auf,... kann ich "danach" überhaupt noch eine Bergtour machen?
Fortsetzung folgt,......
Grüße aus München
Dammerl
Wie bereits in meinem Thread "MEINE Beweggründe für die Teilnahme an diesem Forum" angekündigt, hier nun meine (Kranken-)Geschichte, die ich nach und nach ergänzen möchte.
Zur "Orientierung", ich bin Jahrgang 1962,
also 48 Jahre alt bei der Bestimmung der PSA-Werte und
fast 49 Jahre alt, bei der Diagnose "Prostatakrebs"
Im April 2010 habe ich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung meine PSA-Werte prüfen lassen.
Ergebnis 4,3 ng/ml
Da alle weiteren Untersuchungen keine beunruhigenden Ergebnisse hervorbrachten, hat mir der Hausarzt empfohlen, nach einem weiteren halben Jahr, die Werte erneut zu überprüfen.
Im Dezember 2010 fand dann die Kontrolluntersuchung statt.
Ergebnis 5,1 ng/ml
Daraufhin hat mich mein Hausarzt an einen Urologen überwiesen.
04. Januar 2011, Vorstellung beim Urologen:
Ultraschalluntersuchung und nochmals zusätzlich Tastuntersuchung
Ergebnisse:
- Tastuntersuchung unauffällig (ohne Befund)
- Transrektale Ultraschalluntersuchung: Prostatagröße 34ml,
linksseitig möglicherweise verändertes Gewebe (aber auch nur wegen der zu hohen PSA-Werte genauer "gesucht")
24.Januar 2011, Prostatastanzbiopsie (der Termin wurde deshalb etwas später angesetzt, da ich zwischenzeitlich einen grippalen Infekt hatte und ich die Biopsie nur "gesund" durchführen lassen wollte).
Es wurden 12 Stanzproben entnommen
abgesehen von einem leichten Druckgefühl in der Dammgegend, hatte ich keine Beschwerden, ebenso hatte ich nur wenig Blut im Urin festgestellt, eine Ejakulation am Abend ;-) war dann doch etwas schmerzhaft und richtig mit Blut durchsetzt.
25. und 26. Januar
Nur beim morgendlichen und dem darauf folgenden Toilettengang hatte ich etwas Blut im Urin festgestellt. Ansonsten war für mich im Urin kein Blut mehr erkennbar.
Beim morgendlichen Wasserlassen am 25. Januar, wurden einige geronnene Blutreste mit ausgespült.
27. Januar 2011
Morgens und den ganzen Tag über sichtlich Blut im Urin. Teilweise so stark, dass es auf mich erschreckend wirkte. Bin dann am Abend noch spontan und unangemeldet in die Sprechstunde meines Urologen gegangen um das mit dem Blut im Urin abchecken zu lassen.
"Mein" Urologe war zu diesem Zeitpunkt auf einen Kongress, aber da es sich um eine Gemeinschaftspraxis handelt, war sein Kollege anwesend.
Die Urinuntersuchung ergab keine Bakterien im Urin. Das noch bzw. wieder Blut im Urin ist sollte mich nicht beunruhigen, dass kann bis zu einer Woche dauern und selbst danach noch spontan auftreten.
Da das Ergebnis der Laboruntersuchung meiner Biopsie seit diesem Tag vorlag, der Arzt wollte mich nach der Sprechstunde anrufen, wurde mir diese auch gleich "eröffnet".
Ergebnis:
Positiv 10 von 12 Stanzen
allesamt Gleason-Score 3+3=6
(Mehr dazu weiter unten)
Das saß erst Mal!
Der Urologe hat mir dann noch in aller Ruhe erklärt, was es mit dem Score auf sich hat (hatte ja an diesem Tag noch keinerlei Ahnung davon -hatte ja auch gar keinen Grund mich mit diesem Thema zu befassen- ).
Er meinte noch, dass das "Gute" an meinem Befund ist, dass es sich dabei um einen "nicht so aggressiven" Tumor handelt und der Befall frühzeitig entdeckt wurde (aufgrund meiner PSA-Werte), so dass für eine "Heilung" gute Chancen bestehen.
Wie gesagt, dass saß erst Mal und ich hatte dann auch keine weiteren und vor allem tiefergründigen Fragen mehr.
Der vertretende Urologe hat mir dann noch zwei Informationsbroschüren über in Frage kommende Therapien mitgegeben und mir vorgeschlagen, gleich einen Gesprächstermin für ein umfassendes und "aufklärendes" Gespräch zu vereinbaren. Ich habe darum gebeten, diese Terminvereinbarung an einem anderen Tag zu machen, da ich jetzt erst mal etwas Zeit für mich brauchte.
Da ich die Tage nach der Biopsie dazu genutzt hatte, mir einen groben Überblick über die möglichen Behandlungsmethoden bei Prostatakrebs zu verschaffen, wusste ich, dass eine Möglichkeit die Entfernung der Prostata und somit des Tumors ist.
Bereits an diesem Abend habe ich für mich beschlossen "das Zeug muss aus meinem Körper raus! Sofern dies bei mir eine Therapiemöglichkeit ist!"
28. Januar 2011
Weiterhin Blut im Urin, den ganzen Tag über. Zwar nicht mehr ganz so besorgt, da es ja "ganz normal sei", trotzdem, letzte Zweifel bleiben. Im Übrigen fühle ich mich seit heute total "krebsig" (anders kann ich dieses Gefühl nicht beschreiben). Jedes Zwicken und Ziehen egal wo, interpretiere ich als weiteren Krebsbefall. Vor allem, wenn es in der Leistengegend "zwickt". (Dieses Gefühl verfolgt mich noch ein paar Tage lang).
Meine Recherchen haben begonnen. Zuerst im Internet. Dann mit den Buchempfehlungen der "Deutschen Krebsgesellschaft" ab in die Stadtbibliothek und gelesen. Und später wieder im Internet. Das ganze Wochenende über von Abends (meine Kinder sollten noch nicht so viel davon mitbekommen) bis spät in die Nacht.
Aufgrund der mir bekannten Werte und der wirklich guten Ausführungen auf der Internetpräsenz der Deutschen Krebshilfe hier vor allem die "Blauen Ratgeber, des Krebsinformationsdienst hier die Patientenleitlinie und des Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS) e. V. und hier im Forum, wusste ich bald, dass für mein Alter und meine Diagnose eine totale Entfernung oder eine Bestrahlung die vermutlich besten Behandlungsmöglichkeiten sind.
Kein Abwarten und Beobachten und auch keine Hormonbehandlung (im Fall des PCa natürlich ein Hormonentzug).
29. bis 31. Januar 2011
Weiterhin Blut im Urin, aber immer schwächer werdend. Morgens nur noch ganz wenig, tagsüber manchmal etwas mehr, manchmal gar keines.
Die Arbeit lenkt ab von dem Gedanken "Du hast Krebs!".
Die Stunden nach der Arbeit sind geprägt von Gesprächen mit meiner Frau, lesen im Internet -ich entdecke immer wieder (für mich) neue Seiten und Artikel-.
Irgendwann war dann die Zeit gekommen, ausführlich über diese Thematik mit meinem Urologen zu reden. Ich hatte mir ja eine "Auszeit" erbeten, ich musste die Diagnose erst mal für mich greifbar und mich "schlau" machen. Termin 02.02.2011, im Anschluß an die Sprechstunde um 18:00 Uhr.
Aufgrund meiner Recherchen und meiner Einstellung "ich will dieses Unwesen aus meinem Körper haben", war ich mir bald sicher, dass ich eine totale Entfernung (radikale Prostatektomie) durchführen lassen werde.
01. und 02. Februar 2011
Kein Blut mehr im Urin.
Allerdings habe ich sehr harten Stuhlgang und durch das Pressen(?) oder den Druck des Stuhls auf die Prostata kommt Blut aus der Harnröhre.
Meine Recherchen haben sich mittlerweile auf die Suche einer Klinik verlagert.
Uniklinikum Großhadern, Klinik der Barmherzigen Brüder, Klinik rechts der Isar, Urologische Klinik in Starnberg und in Planegg (wobei ich bei dieser davon ausgegangen bin, die nimmt nur Privatpatienten auf). Meine Tendenz war das Klinikum Großhadern, allerdings schreckte mich die Größe schon etwas ab, denn zur Genesung gehört für mich auch ein gewisser Wohlfühlfaktor.
02. Februar 2011
Gesprächstermin beim Urologen
Meine Recherchen wurden bestätigt. Unabhängig von diesen wurde mir erklärt, dass bei meiner Diagnose und bei meinem Alter vor allem eine totale Entfernung der Prostata oder eine Brachy-Bestrahlung sinnvoll und gleichwertig "erfolgreich" wären. Wobei seine Tendenz, gerade bei meinem Alter, in Richtung Entfernung gehe, da dann, falls später ein "Rückfall" erfolgt, eine Bestrahlung möglich wäre. Umgekehrt wäre es sehr schwierig, eine durch Bestrahlung behandelten Prostata zu entfernen, da das Gewebe sehr vernarbt bzw. (das ist jetzt meine Wortwahl) verschmort wäre und die Grenzen des Gewebes schwer zu definieren seien bei einer OP.
Somit hatte er mir, ohne dass er meine Entscheidung kannte, diese bestätigt, was ich ihm dann auch sagte.
Daraufhin fragte er mich, ob ich mir auch schon Gedanken darüber gemacht habe, in welcher Klinik ich den Eingriff durchführen lassen möchte und ich antwortete ihm, dass meine Tendenz zum Klinikum Großhadern geht. Er meinte, dass wäre auch eine sehr gute Wahl, er würde mir aber noch die Urologische Klinik Planegg (Castringus Klinik) empfehlen (die, von der ich ursprünglich annahm, die würden nur Privatpatienten aufnehmen).
Da ich ursprünglich, also kurz nachdem mir der Befund mitgeteilt wurde, die Behandlung so legen wollte, dass meine jüngere Tochter ihren Schulabschluß "hinter sich" hat, um sie damit nicht zu belasten, habe ich noch gefragt, bis wann die Behandlung durchgeführt werden sollte. Wobei ich selbst in den letzten Tagen von meiner ursprünglichen Planung weggegangen bin, da ich immer stärker spürte, ich will "das Zeug in mir" loswerden. Was sich mir durch seine Aussage, man sollte das so im Laufe der nächsten drei Monate durchführen lassen, weil es einem nur unnötig psychisch belastet, bestätigte.
Nachdem erst mal alles, für mich wesentliche, angesprochen wurde, wollte ich noch wissen, wie es nun weiterginge.
Mir wurde erklärt, dass noch Röntgenaufnahmen von meinen Nieren und den Harnleitern gemacht werden müssen (Termin wurde direkt nach dem Gespräch vereinbart ==> 07.02.11). Ansonsten müsste ich mir jetzt "nur" klar werden, welche Behandlung ich möchte und wo ich diese durchführen lassen möchte. Für Klärung entstehender Fragen stehe er mir jederzeit zur Verfügung, ich kann jederzeit anrufen oder vorbei kommen.
03. bis 06. Februar 2011
Kein Blut mehr im Urin, zumindest kann ich keines mehr erkennen.
Nur wenn ich einen harten Stuhlgang habe (und den habe ich seit der Biopsie öfter -da ist es wieder, dieses Gefühl, man ist gänzlich verkrebst- ) kommt Blut aus der Harnröhre. Aber auch das hat nachgelassen.
Die Ejakulationen schmerzen mittlerweile auch nicht mehr so stark, es entsteht nur ein, kurze Zeit bleibendes, Druckgefühl in der Dammgegend. Dass Ejakulat ist leider "unansehnlich" bräunlich eingefärbt durch "altes" Blut.
Habe weiterhin viel im Internet gelesen, vor allem auch hier im Forum.
Schließlich wollte ich all die Folgen und Nebenwirkungen der totalen Prostataentfernung kennen. Auch habe ich diese noch mal mit denen verglichen (abgewägt), die bei einer Strahlenbehandlung entstehen.
Nachdem die Folgen und auch die Nebenwirkungen bei beiden Behandlungsarten sehr ähnlich sind, auch wenn sie bei der Bestrahlung etwas später eintreten (sollen?), bin ich bei meinem ersten Entschluß geblieben und werde eine "radikale Prostatektomie" durchführen lassen.
Mir ist bewußt, -wobei man das sicherlich im Vorfeld nicht beurteilen kann, wie man dann, wenn es soweit ist, damit umzugehen vermag- dass die Wahrscheinlichkeit die Potenzfähigkeit zu erhalten bzw. zurück zugewinnen, bei der Ausdehnung "meines" Tumors in der Prostata, sehr gering ist.
Ich hoffe, das ich, falls es tatsächlich so eintrifft, in keine Depressionen verfalle.
Bezüglich der Kontinenz hoffe ich, dass ich diese nach der OP möglichst bald wieder erhalte. Denn dies wäre im Augenblick für mich die größere Einschränkung für die Zukunft.
Einer möglichen Verkürzung des Penis sehe ich jetzt erst mal gelassen entgegen, denn wenn es gar nicht mehr "funktionieren" sollte, dann ist es egal, wie lang "ER" ist ;-) und ansonsten,.... Hauptsache es funktioniert ;-)
07. Februar 2011
Röntgenaufnahmen der Nieren und ableitenden Harnleiter in der Praxis meines Urologen.
Vier Aufnahmen. Eine ohne Kontrastmittel, drei weitere mit Kontrastmittel, welches
a) sehr unangenehm durch den Penis in die Harnröhre eingespritzt wird (das brennt beim Einlaufen lassen und später beim Urinieren. Ich hatte an diesem Tag jedes Mal starkes Brennen beim Wasserlassen.
b) weniger unangenehm durch die Vene verabreicht wird
Diesen Termin nutzte ich noch, um ein paar Fragen zu klären. Vor allem kannte ich bisher nicht "meine" T-Klassifizierung, wobei ich mir diese aufgrund meines Biopsiebefundes selbst "zusammenreimen" konnte. Leider wurde diese von meinem Arzt auch so bestätigt: "T2c"
Nachdem ich mich bezüglich der Therapie bereits festgelegt habe und mich jetzt nur noch entscheiden muss, wann und in welcher Klinik ich den Eingriff durchführen lassen möchte, wurden mir die Röntgenaufnahmen und der histologische Befund der Biopsie übergeben, sowie eine Klinikeinweisung ausgestellt.
Sobald ich mich für eine Klinik entschieden habe, sollte ich in der Praxis anrufen, damit dann ein Termin mit der Klinik vereinbart werden kann. (Ich glaube, allzu lange werde ich nicht mehr warten!)
Da mir jetzt alle Daten vorliegen, will ich diese auch hier veröffentlichen:
PSA-Werte: 4,1 ng/ml April 2010 und 5,3 ng/ml Dezember 2010
Tumor-Klassifizierung (Ausdehnung): T2c
Biopsie-Befund:
Prostata...
rechts apikal, zwei Stanzzylinder, 15mm, Prostatagewebe mit kleinherdiger nur geringer atypischer mikroazinärer Proliferation
alle weiteren: Azinäres Adenokarzinom der Prostata, Gleason-Score 3+3=6
rechts medial, zwei Stanzzylinder, 17mm, Ausdehnung 3mm
rechts basal, zwei Stanzzylinder, 27mm, Ausdehnung 3mm
links apikal, zwei Stanzzylinder, 25mm, Ausdehnung in beiden Stanzzyl. insgesamt 6mm
links medial, zwei Stanzzylinder, 25mm, Ausdehnung in beiden Stanzzyl. insgesamt 3mm
links basal, zwei Stanzzylinder, 25mm, Ausdehnung 1mm
08. Februar 2011
Immer noch Brennen beim Wasserlassen, was sich aber bis zum Abend hin verbessert hat.
09. bis 10. Februar 2011
Keine Beschwerden mehr, beim Wasserlassen. Stuhlgang immer noch eher fest, aber kein Blut mehr aus der Harnröhre beim bzw. nach dem Pressen.
Ich fühle mich ungewöhnlich müde und erschöpft, was ich natürlich auf den Krebsbefall schiebe und mal wieder "mehr" Krebs vermute, als vorhanden ist. Was aber "Blödsinn" ist, denn mich plagen seit ein paar Tagen Rheumaschübe, die belasten den Körper eben in der Nacht und man findet keinen wirklichen Tiefschlaf. Das war auch früher schon.
Aber das zeigt mir, dass die Diagnose doch in meinem Unterbewußtsein schlummert und solche Gedanken hervorruft. Bewußt mache ich mir darüber fast keine Gedanken. Die "Suche" nach einer geeigneten Klinik und einem hervorragendem Operateur nehmen mich genug in Anspruch. Allerdings gerate ich langsam in Panik, weil ich mir dabei so schwer tue. Die Vielfalt an Kliniken ist fast schon erschreckend, dafür ist es umso schwerer Details über Operateure zu finden.
11. bis 12. Februar 2011
Es sind doch wieder ein paar Tropfen Blut während des Stuhlgangs aus der Harnröhre getröpfelt, was mich aber nicht weiter (bewußt ;-) ) belastet.
Gestern habe ich im Online-Urologiehandbuch geschmökert und mir die RPE "reingezogen" ;-)
Ja klar, kenne mich jetzt voll aus ;-) Ist eben ein Handbuch für Fachleute!!
Aber etwas Interessantes habe ich darin gelesen. Die Entfernung der Prostata soll frühestens acht Wochen nach einer Biopsie durchgeführt werden. Eigentlich beruhigend, da ich mir jetzt doch noch etwas Zeit nehmen darf/kann um meinen Operateur zu finden, andererseits empfinde ich diese Suche mittlerweile als "nervend und lästig". Während der Zeit in der nichts passiert, bezüglich der Therapie, fühle ich mich, als ob ich "etwas vor mir her schiebe", was ich eigentlich von meiner Seite aus schnellstens "erledigen" möchte. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben ;-)
Und ich spüre wieder Lebenslust in mir. Wobei ich die nicht wirklich verloren hatte, ganz im Gegenteil, für mich war klar, KEIN bewußter Gedanke an und KEIN Leiden wegen dem "Untier" in mir.
Habe Lust "auf Frau" und auf Erotik, und in mir entsteht der Gedanke "eigentlich müsste ich mich jetzt austoben, wer weiß was nach der OP ist".
Ich überlege mir bereits die eine oder andere Bergtour für dieses Jahr. Und dann kommt wieder etwas Unsicherheit auf,... kann ich "danach" überhaupt noch eine Bergtour machen?
Fortsetzung folgt,......
Grüße aus München
Dammerl
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