Hallo zusammen,
Nach unendlich vielen lesenden Stunden in diesem Forum mit wahrlich kompetenten Beiträgen zum gemeinsamen Problem, die mir viel in meinen Entscheidungen geholfen haben, möchte ich nun auch gerne schreibend tätig werden, um vielleicht dem ein oder anderen eine künftige Orientierungshilfe zu sein.
Vielen Dank zunächst für alle Beiträge, die Ihr in dieses Froum eingestellt habt und mir das Gefühl gegeben haben, selbst das Richtige getan zu haben.
Im Profil sind die offiziellen Werte hinterlegt, die emotionale Komponente wird im Folgenden ergänzt.
Die sich abzeichnende Odyssee beginnt vor ca 4 Monaten (Dez. 10) nach zunächst jahrelangen unauffälligen Tast-, PSA und Sonografiebefunden mit einem erhöhten PSA-Wert (3,97). Die ersten Konsequenzen werden schlichtweg verdrängt: Messfehler bzw. "Dir passiert so etwas nicht". Die Kontrolluntersuchung 6 Wochen später wird dann allerdings doch konkreter (3,97) aber immer noch mit dem Gedanken, "klar, Entzündung, kriegt man weg mit Irgendwas". Man war ja noch nie ernstlich krank.
Also 1 Woche Ciprofloxacin geschluckt aber mit zunehmend beklemmendem Gefühl. Dann kommt dennoch die Gewissheit: da ist doch etwas, PSA 4,01. Nicht die Höhe des PSA ist beunruhigend sondern die Anstiegsgeschwingigkeit. Der Stammurologe lässt mir wenig Bedenkzeit, er hat schon eine Biopsie veranlasst, zwar nicht diese Woche aber 1 Woche später mit einem 3-tägigen Aufenthalt in einem Krankenhaus. Wie bitte, ich denke, Biopsieen können doch auch ambulant gemacht werden; der Urologe drängt, ich sage zu und sehe schon beim Verlassen der Praxis die mitleidigen Blicke der Praxishelferinnen.
Der Tag vergeht mit reichlich Internetrecherche, das Wochenende auch. Ich entscheide mich für eine MRT-gestützte Biopsie in der Alta-Klinik aus folgenden Gründen:
- auch eine 24fache Stanzung verspricht nicht 100%-ige Treffsicherheit (bei einem Bekannten hat erst die 54. Stanze getroffen)
- die Klinik verspricht eine 1x Biopsie mit geringer Stanzzahl absolute Treffsicherheit
- die ganze Sache läuft schmerzfrei ohne oder geringes Infektionsrisiko
2 Tage später steht der Termin mit der Alta-klinik, abends 19:00 Uhr, der Krankenhaustermin ist längst abgesagt. Die Beklemmungen nehmen zu, die Geschwindigkeit auch (irgendwo 27 km/h zu schnell, 100 € und 3 Punkte in Flensburg sind fällig). Nach der 45-minütigen MRT-Sitzung und genauer Lokalisation steht es fest: da ist was, 1 cm im linken Lappen, wahrscheinlich alles in der Kapsel. Der Termin zur Biopsie wird festgelegt und 2 oder 3 Tage später durchgeführt.
Erneut sind 400 km fällig mit einer Übernachtung in Gütersloh. Abends um 18:00 Uhr gehts los: Aufklärung, Unterschriften, Beruhigungsmittel, bäuchlings auf den MRT-Schlitten, lokale Betäubung in die Pobacke, ein paar Minuten später ist die Hohlnadel in der Pobacke, begleitet von der "Musik" der Magnete. Man spürt leicht die 6 Stanzungen, nach 20 min. und einem Pflaster auf dem Hintern ist alles vorbei. Die Gewissheit kommt ein paar Tage später mit einem Gleason-Score 3+4 und der endgültigen niederschmetternden Erkenntnis, dass man Krebs hat. Man verpricht mir Hilfe in Form einer HIFU-Therapie, bei einem Gleason bis 7 und ein paar Tage in der Klinik ist das nichts anderes "wie bei einer Grippe".
Meine Frau und ich schöpfen Hoffnung, "noch einmal davon gekommen zu sein". HIFU wird wieder per Internet recherchiert, eine weitere Meinung in einer nahe liegenden Uni-Klinik eingeholt und dann wird die Befürchtung zur Gewissheit: keine HIFU, da nicht genügend gesicherte Ergebnisse sondern statt dessen radikale retropubische Prostatektomie. Der Prof. der Uni-klinik würde gerne operieren (schon 1 woche später), allerdings stören mich die Aussagen zur Kontinenz und Potenz sowie der wuselige Betrieb in dem vor ein paar Jahren privatisierten Klinikmonster, dessen Aussehen mich fast an einen Reaktorblock eines Kernkraftwerks erinnert, nur mit Balkon. (bei einer anderen Gelegenheit hat hier die Wartezeit bis man sich anmelden durfte schon mal 1 Stunde gedauert).
Von da an steht es für uns fest, es kommt nur Hamburg in Frage. Nach einem Telefonat können wir ein paar Tage später zur Vorbesprechnung in die Martini-Klinik kommen. Ein drohender Bahnstreik zwingt uns, schon um 3 Uhr morgens zur Bahnstation, das Glatteis stellt unser Auto schon in unserer Einfahrt quer, wir schaffen es dennoch rechtzeitig und müssen das letzte Stück nur von Harburg mit den Stadtbussen weiter fahren.
In der Martini-Klinik empfängt uns die schon sprichtwörtliche Freundlichkeit. Nach vielen Unterschriften und einer Aufnahmemappe mit Ablaufinformationen und Fragebögen, erläutert uns Prof. Heinzer die Operationsmethode und gibt uns Hoffnung: wahrscheinlich kein Kapseldurchbruch, Schnellschnitt mit möglicherweise beidseitigem Nervenerhalt, sehr hohe Wahrscheinlichkeit von Kontinenzerhalt. Zur HIFU weist er uns auch auf die ungesicherten Ergebnisse hin. Wir entscheiden uns hier sofort und können glücklicherweise schon 4 Tage später zur Operation erscheinen, da ein anderer Patient abgesagt hat.
Soweit mein Entscheidungsweg bis zur RRP. Ich habe bis heute das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Erst recht die Entscheidung in die Martini-Klinik zu fahren.
Bis später
Dieter
Nach unendlich vielen lesenden Stunden in diesem Forum mit wahrlich kompetenten Beiträgen zum gemeinsamen Problem, die mir viel in meinen Entscheidungen geholfen haben, möchte ich nun auch gerne schreibend tätig werden, um vielleicht dem ein oder anderen eine künftige Orientierungshilfe zu sein.
Vielen Dank zunächst für alle Beiträge, die Ihr in dieses Froum eingestellt habt und mir das Gefühl gegeben haben, selbst das Richtige getan zu haben.
Im Profil sind die offiziellen Werte hinterlegt, die emotionale Komponente wird im Folgenden ergänzt.
Die sich abzeichnende Odyssee beginnt vor ca 4 Monaten (Dez. 10) nach zunächst jahrelangen unauffälligen Tast-, PSA und Sonografiebefunden mit einem erhöhten PSA-Wert (3,97). Die ersten Konsequenzen werden schlichtweg verdrängt: Messfehler bzw. "Dir passiert so etwas nicht". Die Kontrolluntersuchung 6 Wochen später wird dann allerdings doch konkreter (3,97) aber immer noch mit dem Gedanken, "klar, Entzündung, kriegt man weg mit Irgendwas". Man war ja noch nie ernstlich krank.
Also 1 Woche Ciprofloxacin geschluckt aber mit zunehmend beklemmendem Gefühl. Dann kommt dennoch die Gewissheit: da ist doch etwas, PSA 4,01. Nicht die Höhe des PSA ist beunruhigend sondern die Anstiegsgeschwingigkeit. Der Stammurologe lässt mir wenig Bedenkzeit, er hat schon eine Biopsie veranlasst, zwar nicht diese Woche aber 1 Woche später mit einem 3-tägigen Aufenthalt in einem Krankenhaus. Wie bitte, ich denke, Biopsieen können doch auch ambulant gemacht werden; der Urologe drängt, ich sage zu und sehe schon beim Verlassen der Praxis die mitleidigen Blicke der Praxishelferinnen.
Der Tag vergeht mit reichlich Internetrecherche, das Wochenende auch. Ich entscheide mich für eine MRT-gestützte Biopsie in der Alta-Klinik aus folgenden Gründen:
- auch eine 24fache Stanzung verspricht nicht 100%-ige Treffsicherheit (bei einem Bekannten hat erst die 54. Stanze getroffen)
- die Klinik verspricht eine 1x Biopsie mit geringer Stanzzahl absolute Treffsicherheit
- die ganze Sache läuft schmerzfrei ohne oder geringes Infektionsrisiko
2 Tage später steht der Termin mit der Alta-klinik, abends 19:00 Uhr, der Krankenhaustermin ist längst abgesagt. Die Beklemmungen nehmen zu, die Geschwindigkeit auch (irgendwo 27 km/h zu schnell, 100 € und 3 Punkte in Flensburg sind fällig). Nach der 45-minütigen MRT-Sitzung und genauer Lokalisation steht es fest: da ist was, 1 cm im linken Lappen, wahrscheinlich alles in der Kapsel. Der Termin zur Biopsie wird festgelegt und 2 oder 3 Tage später durchgeführt.
Erneut sind 400 km fällig mit einer Übernachtung in Gütersloh. Abends um 18:00 Uhr gehts los: Aufklärung, Unterschriften, Beruhigungsmittel, bäuchlings auf den MRT-Schlitten, lokale Betäubung in die Pobacke, ein paar Minuten später ist die Hohlnadel in der Pobacke, begleitet von der "Musik" der Magnete. Man spürt leicht die 6 Stanzungen, nach 20 min. und einem Pflaster auf dem Hintern ist alles vorbei. Die Gewissheit kommt ein paar Tage später mit einem Gleason-Score 3+4 und der endgültigen niederschmetternden Erkenntnis, dass man Krebs hat. Man verpricht mir Hilfe in Form einer HIFU-Therapie, bei einem Gleason bis 7 und ein paar Tage in der Klinik ist das nichts anderes "wie bei einer Grippe".
Meine Frau und ich schöpfen Hoffnung, "noch einmal davon gekommen zu sein". HIFU wird wieder per Internet recherchiert, eine weitere Meinung in einer nahe liegenden Uni-Klinik eingeholt und dann wird die Befürchtung zur Gewissheit: keine HIFU, da nicht genügend gesicherte Ergebnisse sondern statt dessen radikale retropubische Prostatektomie. Der Prof. der Uni-klinik würde gerne operieren (schon 1 woche später), allerdings stören mich die Aussagen zur Kontinenz und Potenz sowie der wuselige Betrieb in dem vor ein paar Jahren privatisierten Klinikmonster, dessen Aussehen mich fast an einen Reaktorblock eines Kernkraftwerks erinnert, nur mit Balkon. (bei einer anderen Gelegenheit hat hier die Wartezeit bis man sich anmelden durfte schon mal 1 Stunde gedauert).
Von da an steht es für uns fest, es kommt nur Hamburg in Frage. Nach einem Telefonat können wir ein paar Tage später zur Vorbesprechnung in die Martini-Klinik kommen. Ein drohender Bahnstreik zwingt uns, schon um 3 Uhr morgens zur Bahnstation, das Glatteis stellt unser Auto schon in unserer Einfahrt quer, wir schaffen es dennoch rechtzeitig und müssen das letzte Stück nur von Harburg mit den Stadtbussen weiter fahren.
In der Martini-Klinik empfängt uns die schon sprichtwörtliche Freundlichkeit. Nach vielen Unterschriften und einer Aufnahmemappe mit Ablaufinformationen und Fragebögen, erläutert uns Prof. Heinzer die Operationsmethode und gibt uns Hoffnung: wahrscheinlich kein Kapseldurchbruch, Schnellschnitt mit möglicherweise beidseitigem Nervenerhalt, sehr hohe Wahrscheinlichkeit von Kontinenzerhalt. Zur HIFU weist er uns auch auf die ungesicherten Ergebnisse hin. Wir entscheiden uns hier sofort und können glücklicherweise schon 4 Tage später zur Operation erscheinen, da ein anderer Patient abgesagt hat.
Soweit mein Entscheidungsweg bis zur RRP. Ich habe bis heute das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Erst recht die Entscheidung in die Martini-Klinik zu fahren.
Bis später
Dieter
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