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Zusätzliche Strahlentherapie wirklich sinnvoll?

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    Zusätzliche Strahlentherapie wirklich sinnvoll?

    Wer hilft bei Entscheidungsfindung?

    Bei meinem Vater, 65 Jahre, wurde im Dezember 2010 Prostatakrebs festgestellt, im Februar 2011 wurde ihm die Prostata inkl. der Lymphknoten operativ entfernt. Vor OP war PSA bei 38.

    Werte sehen nach OP wie folgt aus: Gleason Score 4+5, Samenblasen und Lymphknoten 6 von 13 befallen, T 3b, bislang keine Fernmetastasen in Knochen oder Organen nachweisbar. Mittlerweile hat er sich von der OP soweit erholt und bekommt Hormonentzugstherapie in Tablettenform und per 3-Monatsspritze, sein PSA liegt bei 0,08.

    So, jetzt meine eigentlich Frage: der Arzt in der Rehaklinik hat ihm dringend empfohlen, jetzt noch eine Strahlentherapie anzuhängen (43 Sitzungen über 2 Monate). Anscheinend um das befallene Gewebe der Schnittränder noch zu zerstören. Währenddessen hat der Arzt in der operierenden Klinik von einer zusätzlichen Strahlentherapie abgeraten wegen den Nebenwirkungen. Ich frage mich wirklich auch, ob die Strahlentherapie nicht eine unnötige, zusätzliche Belastung darstellt? Ist Heilung theoretisch noch möglich? Welche Vorteile hätte die Strahlentherapie für seine weitere Prognose? Bin sehr dankbar über ehrliche Meinung.

    Vielen Dank.

    #2
    Guten Abend

    Auf Grund der pathologischen Angaben ist bei Deinem Vater mit Sicherheit von einer systemischen Erkrankung auszugehen; auch wenn durch bildgebene Verfahren bislang keine Metastasierung nachweisbar ist.
    Metastasen sind erst ab einer gewissen Größe nachweisbar; ich würde davon ausgehen, dass eine multiple Mikrometastasierung bereits vorhanden ist.

    Die Strahlentherapie ist eine lokale Therapie, die ausschließlich im Strahlenfeld wirkt. Die Krankheit Deines Vaters ist aber weiter fortgeschritten, so dass hier kaum ein Benefit zu erwarten ist.

    Ich würde bei dieser Situation auf eine Strahlentherapie verzichten, nicht wegen potentieller Nebenwirkungen, sondern mangels Erfolgsaussichten.

    Die Hormontherapie, in welcher Form auch immer, wird die Erkrankung sicher noch eine längere Zeit unter Kontrolle halten; eine Heilung halte ich bei -6- befallenen LK für ausgeschlossen.

    LG

    Spertel

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      #3
      Ich bin eher anderer Ansicht lieber Spertel. Zwar ist eine Mikrometastasierung gut möglich, jedoch nicht bewiesen. Daher wäre eine Strahlentherapie trotz der ungünstigen Konstellation durchaus sinnvoll. Ich würde diese jedoch nur empfehlen, wenn die OP gut überstanden ist und vor allem die Kontinenz wieder da ist.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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        #4
        Hallo Tochter,
        denke auch, man kann es versuchen.

        Kontinenz sollte sicher vorhanden sein, denn unter RT verschlechtert sich das meist. Vielleicht sollte man noch ein NaF-PET-CT machen, um Skelettbeteiligung zu erkennen, oder vorsorglich Zometa/Denosumab?

        Heilung ist vielleicht etwas überambitioniert, aber der PSA Wert von 0,08 ist schon mal nicht schlecht! Da kann man sicher noch sehr viel machen, dazu wünsche ich Euch viel Glück!
        Who'll survive and who will die?
        Up to Kriegsglück to decide

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          #5
          Das Problem sind eben die positiven Lymphknoten im Becken.
          Zur postoperativen Radiotherapie bei pT3 und/oder R1 gibt's mittlerweile 3 randomisierte Studien, die einen Vorteil für die Radiotherapie gezeigt haben. Allerdings waren in allen dieser 3 Studien Patienten mit positiven Lymphknoten ausgeschlossen.
          Daher basieren alle Aussagen zur Wertigkeit der Bestrahlung in dieser Situation auf retrospektive Daten. Dazu gibt's eine Studie, die einen Vorteil für die Bestrahlung versus alleinige Hormontherapie gezeigt hat:
          Our data showed excellent long-term outcome for node-positive PCa patients treated with radical surgery plus adjuvant treatments. This study is the first to report a significant protective role for adjuvant RT in BCR-free survival and CSS of node-positive patients.


          Daher der Vorschlag es zu versuchen. Bestrahlen sollte man die gesamten Beckenlymphbahnen (evtl. mit IMRT) und danach eine Dosisaufsättigung in der Prostataloge durchführen.
          Der Strahlentherapeut.

          Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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            #6
            Gut, Herr Schmidt, wenn Sie der Anfragenden eine Strahlentherapie empfehlen, dann sollte diese auf Grund Ihrer fachärztlichen Kenntnisse und Erfahrungen eher Ihren als meinen Rat befolgen.

            Sie sind der Fachmann, ich der Laie und kaum auf Augenhöhe, was die Beurteilung derartiger Krankheitsverläufe angeht.

            Allerdings bleibe ich der Meinung, dass -6- befallene LK eine erhebliche Hypothek darstellen und die Aussichten auf eine erfolgreiche Bestrahlung doch sehr ambitioniert erscheinen.

            Mehr als eine Delle im PSA-Verlauf würde eine Strahlentherapie meines Erachtens kaum bewirken, würde diese nicht durch eine begleitende Hormontherapie kaschiert werden.

            Wenn Tochter_1 Zweifel plagen, dann möge sie Ihren Rat befolgen und meinen ignorieren. Ich habe damit kein Problem.

            Gruss

            Spertel

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              #7
              Lieber Spertel

              Ich stimme Ihnen zu. Die Chance auf eine "Heilung" ist gering. Man wird jedoch mit der Strahlentherapie diese kleine Chance etwas erhöhen und mit grosser Wahrscheinlichkeit den PSA-Anstieg verzögern.
              Wie gesagt: Strahlentherapie ist in dieser Situation kein Muss. Wenn der Patient jedoch eine Behandlung wünscht, dann sollte man diese ihm nicht vorenthalten, solange eine (auch nur geringe) Chance auf Heilung da ist.
              Der Strahlentherapeut.

              Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                #8
                Vielen Dank an alle für die Informationen. Wir werden uns nochmal beraten bzgl. der Strahlentherapie. Eine kleine Frage habe ich allerdings noch: wäre es vertretbar noch einige Wochen/Monate zu warten, um die leichte Inkontinenz weiter zu verbessern? Oder verschlechtert dies die Ausgangssituation? Danke!

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                  #9
                  Warten ist absolut kein Problem. Ich persönlich bevorzuge eine portoperative Behandlung bei Patienten mit laufender Hormontherapie erst 3 bis 6 Monate nach der OP durchzuführen.
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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