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Outen oder besser Verschweigen?

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    Outen oder besser Verschweigen?

    Hallo,

    zunächst möchte ich mich bei allen Aktiven dieses Forums herzlich bedanken! Es bietet so viele hilfreiche Informationen für alle Neubetroffenen, einfach genial, danke dafür!!

    Mich würde noch interessieren zu hören, welche Erfahrungen jüngere Betroffene gemacht haben als sie Anderen von ihrer Erkrankung erzählten (Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz...). Haben sie es im Nachhinein bereut so offen gewesen zu sein , oder war es sogar hilfreich für die Bewältigung? Mit Ende 40 ist die Diagnose doch noch selten und löst beim Gegenüber evtl. stärkere Reaktionen aus, befürchte ich zumindest....


    Viele Grüße
    Inge

    #2
    Hallo Inge,

    zwar gehörte ich im Zeitpunkt der Diagnose nicht mehr zu den jüngeren. Aber meine Erfahrungen sollst Du trotzdem kennen. Ich informierte natürlich die Familie (engerer Kreis, also jene, mit denen man immer wieder zusammenkommt). Im Betrieb den Vorgesetzten und die engsten Mitarbeiter und schliesslich die guten Freunde. Schlechte Erfahrungen habe ich nie machen müssen.

    Alles Gute!

    Jürg
    Meine vollständige PK-Geschichte findet sich hier:
    http://www.myprostate.eu/?req=user&id=37

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      #3
      Hallo Inge,
      die Sache ganz zu verschweigen dürfte schwierig sein. Krankenhaus, Therapien, Reha etc. werfen im privaten und beruflichen Umfeld Fragen auf, denen eigentlich nur mit ausweichenden oder falschen Antworten zu begegnen ist. Die Personen, die Deinen Mann aber näher kennen, werden ohnehin an seinem eigenen Verhalten merken, das da mehr dahintersteckt. Auf Dauer dürfte das nicht funktionieren und dürfte auch der eigenen Psyche nicht gut tun.
      Umgekehrt macht auch ein großes Hinausposaunen der Krankheit keinen Sinn, es wird sich sowieso herumsprechen. Nach meiner Erfahrung vermeiden die Leute, die nicht mit diesem Thema umgehen können, auch Fragen dazu - und diejenigen, die es können, sprechen einen taktvoll an. Aber es kommt am Arbeitsplatz natürlich auch immer auf die individuelle berufliche Situation oder Position an, wie viel man diesem oder jenem erzählen kann oder besser auch nicht.
      Ich war sogar überrascht, von wieviel Leuten ich aus Bekannten- und Kollegenkreis um persönlichen Rat gefragt wurde. Sogar von Kolleginnen, deren Männer betroffen sind! Die Krankheit ist eben doch sehr verbreitet, auch wenn die Betroffenen meist etwas älter sind.
      Alles Gute,
      Peter

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        #4
        Lieber Jürg, lieber Peter
        Danke Euch für Eure Meinungen/Erfahrungen!
        Es entspricht so ziemlich dem, was ich selbst erwarten würde. Wahrscheinlich wird sich alles ziemlich natürlich ergeben. denn wie ihr sagt, das Ausmaß (zeitlich u. physisch/psychisch) ist einfach zu gravierend als dass man so tun könnte, es wäre nicht viel dahinter. Ich hoffe für uns, dass wir dann ebenfalls eher positiv überrascht sein werden. Leider Gottes ist ja schon genug Negatives mit allem verbunden...
        Viele Grüße
        Inge

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          #5
          Hallo Inge!

          Auf jeden Fal outen! Es entlastet dich und deinen Mann. Ihr müsst euch nicht mehr fragen, weiß er`s oder weiß er`s nicht (der Andere natürlich). Ein paar dumme Antworten gibt es so oder so. Oder irgendwelche Gerüchte könnt ihr ersticken. Die meisten Reaktionen waren mehr als positiv. Sie haben mir in vielen dunklen Stunden geholfen. Ich habe ein neues, anderes, positives Verhältnis zu alten Freunden wieder gefunden.

          Liebe Grüße
          Günter
          "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
          Johann Wolfgang von Goethe

          Meine Geschichte unter myProstate

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            #6
            Hallo Inge,

            ich für mich habe entschieden, mich nur gegenüber meinen nächsten Verwandten zu outen und mir versprachen, Stillschweigen zu bewahren, da ich mehrfach unangenehme Erinnerungen in einer anderen Sache hatte, die mich läuterten. So ist es nicht nur einmal vorgekommen, dass man mich quer über die Straße fragte, nein schon fast brüllte: "Ei, was macht denn dein ....?" Dieses "liebvolle" Nachfragen nach der persönlichen Situation, ist häufig genug die pure Neugier und möglicherweise auch Missgunst, die mich haben erschrecken lassen, künftig anders mit solchen Situationen umzugehen.

            Ich stehe -zwar nur gering, aber doch etwas- in der Öffentlichkeit und lebe in einem kleinen Dorf, von dem ich mir nicht verspreche, dass mein Outen etwas positives bewirken könnte. Dieser Tratsch zieht dann schon sehr schnell weite Kreise und man wird zweifellos stigmatisiert. Dies wollte ich mir -bisher erfolgreich- ersparen. Selbst die größten "Brüller über die Straße" haben nichts mitbekommen. Gegenüber einer kleinen Anzahl Arbeitskollegen habe ich mich aber dennoch geoutet, da ich 1. der festen Überzeugung bin, dass sie nicht tratschend alles breit treten, und 2. denen auch eine hilfestellung anbieten wollte, falls Sie selbst zu einer Diagnose Prostatakrebs kommen.

            Wesentlich scheint mir nur die individuell zu beantwortende Frage zu sein: "Warum sollte ich mich outen"

            Schöne Grüße
            dieter
            meine PK-Historie: http://de.myprostate.eu/?req=user&id=254

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              #7
              Hallo Inge
              was mich angeht.. "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold"

              gruss, dillinger

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                #8
                Hallo Inge,
                ich habe mich auch freimütig geoutet - aus den oben genannten Gründen. Inzwischen nervt es mich doch manchmal, wenn man mich mit großen Augen fragt: UND, wie geht es Dir/Ihnen GESUNDHEITLICH??? Wenn ich dann sage, "gut", werde ich zudem manches Mal ungläubig gemustert. Darauf kann ich gern verzichten, aber kann es auch wegstecken. Das ist dann eben mit der Krankheit auch vermacht und vielleicht das kleinste Übel. Überlegen würde ich aber heute schon etwas genauer, wem bzw. wem nicht, ich es sagen würde.
                Gruß, Ernstt

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                  #9
                  Outen

                  Hallo Inge,

                  Du hattest nach den etwas Jüngeren gefragt: ich war 54, als ich von der Diagnose erfuhr. Also noch nicht "so" alt.
                  Ich halte "Outen" für den besseren Weg, wobei ich das Wort selbst als nicht besonders positiv empfinde, ich würde eher formulieren, dass man "offen" mit der Diagnose und der Krankheit umgehen sollte. Wobei immer zu berücksichtigen ist, wie man sich selber dabei fühlt.

                  Meine eigene Erfahrung ist:
                  Meine Familie, meine Freunde und Bekannten, meine Arbeitskollegen finden es durchweg gut, dass sie Informationen bekommen haben; um es genau zu sagen, ich hatte bisher keine einzige negative Erfahrung machen müssen. Im Gegenteil! Durch den vielen Zuspruch, den ich bekommen habe und noch bekomme, bin ich in der Lage, sehr viel positiver in die Zukunft zu schauen.

                  Ein Weiteres: meinem Arbeitgeber bin ich es schon insofern schuldig, als dass er meine krankheitsbedingten Fehlzeiten einordnen kann. Gleichzeitig gebe ich ihm Gelegenheit, mich nicht unwissentlich zu überpordern.

                  Ich bin der Meinung, jeder der mich kennt und nach mir fragt oder jeder, der mich Kennen lernen möchte, sollte wissen, dass ich Krebs habe. Es ist ein Teil von mir. So wie mein Humor ein Teil von mir ist, oder andere Sachen eben. Mich bekommt man nur "mit dem Tumor". Ob meine Ansicht auf jeden anderen übertragbar ist wage ich zu bezweifeln. Dies muss jeder für sich selber ausmachen, wichtig ist ja nur, das er sich mit seinem Verhalten wohl fühlt. Und ich glaube, dass ich mit meiner "Offenheit" auch positiv auf andere wirke; bei ihnen nicht den Eindruck erwecke, ich würde mich aufgeben.

                  Es gab eine Zeit, in der ich sehr viel in mich "reingefressen" habe. Mich nicht "offen" dargestellt habe. Erst als meine Psyche kaputt war, habe ich erfahren müssen, dass dies der falsche Weg war. Und ich habe sehr lange gebraucht, um da wieder rauiszukommen. Jetzt weiß ich für mich: "offen" ist der bessere Weg. Ich fühle mich "offen" sehr viel wohler. Für mich selber und für meine Psyche gilt: ich muss mir keine Gedanken darüber machen, wem ich wieviel oder was erzählt habe; ich muss mich nicht damit belasten, vieviel ich verschweigen muss oder was ich mitteilen kann oder darf. Ich bringe einen "Gegenüber" nicht in die Verlegenheit, vielleicht aus "Unwissenheit" etwas Falsches zu sagen.

                  Natürlich sollte man mit seiner Krankheit, mit seinem Befinden nicht hausieren gehen. Andererseits sollte man aber auch auf die Frage, wie es einem geht, einfach das sagen können, was man in dem Moment empfindet. Man muss nichts beschönigen, mann muss auich nicht übertreiben. Nicht immer wird der "Gegenüber" passende Antworten finden, manche sind vielleicht auch damit überfordert. Aber in erster Lnie geht es doch zunächst um einen selbst. Und da sollte man in sich hineinhorchen und sich fragen, wie es einem selber am besten geht, mit "Offenheit" oder mit "Verschwiegenheit". Und offen damit umgehen heißt ja nicht um Mitleid betteln. Offen damit umgehen heißt einfach nur selbstbewusst zu sein, vielleicht auch zeigen, dass man den Krebs besiegen möchte. Oder wenn es einem gerade schlechter geht sagen, dass man gerne in Ruhe gelassen werden möchte.

                  Wenn einem ein Mensch begegnet, der mit einem Gipsbein mehr schlecht als recht an Krücken läuft, ist jedem sofort klar: diese Person ist krank, ist zuim Teil behindert, hat Schmerzen, braucht vielleicht Hilfe. Diese Person kann seine "Krankheit" im Grunde nicht verheimlichen, wenn er am öffentlichen Leben teilnimmt. Warum sollten wir "Krebskranke" es also tun. Es steht zunächst mal nicht auf unserer Stirn geschrieben. Also, nur weil man es uns nicht automatisch ansieht, sollte man es verheimlichen? Ich denke nicht.

                  Natürlich soll auch niemand über seinen Schatten springen. Sich mitteilen heißt natürlich auch immer, etwas von sich Preis zu geben. Wenn man davor Hemmungen hat, sollte man diesem Gefühl auch Rechnung tragen. Wie schon erwähnt: es ist wichtig, wie man sich selber dabei fühlt.

                  Viele Grüße

                  Detlev

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                    #10
                    Hallo Inge,

                    ich erhielt Anfang 2008 mit damals 45 Jahren die Diagnose PK. Für mich stand außer Frage, dass ich mich mit meiner Familie über meine Krankheit austausche. Nachdem ich dann wieder zu mir selbst gefunden haben, habe ich auch mit meinen Kollegen über die Krankheit gesprochen, denn ich war ja für die nächsten Wochen oder Monate außer Gefecht gesetzt. Der Zuspruch, der mir von allen Seiten zuteil wurde, hat mir sehr geholfen.

                    Auch nach der OP, als ich nach 3 Monaten wieder an den Schreibtisch zurückkehrte, hat sich das nicht ins Negative verändert. Im Gegenteil, da ich beruflich im Kundenkontakt stehe und ich seit Jahren einen festen Kundenstamm betreue, kamen natürlich auch von dieser Seite Fragen nach meiner Gesundheit und auch solche: "Sie waren ja jetzt über 3 Monate krank, darf ich mal fragen was Sie hatten?" Auch diesen Fragen bin ich nicht ausgewichen, sondern ich habe mich auch hier offen gegeben.

                    Mit dem zeitlichen Abstand von jetzt mehr als 3 Jahren kann ich sagen, dass meine Entscheidung richtig war und mir die Offenheit sogar geholfen hat, die Krankheit besser zu verarbeiten.

                    Lg.
                    Winfried

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                      #11
                      ohne outen hätte ich wahrscheinlich viele dinge nicht erfahren.
                      wenn die sache erstmal raus, kann man erstmal sehen wer sich damit alles beschäftigt hat oder muss.
                      man bekommt viele wertvolle tipps, die einem bei allen möglichen zu treffenden entscheidungen wirklich helfen.
                      bei mir war das outen die angenehmste seite der ganzen angelegenheit. wenn man nichts zu verheimlichen hat, lebt es sich speziell unter der belastung krebsdiagnose leichter. ist aber überall im leben so.

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