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Zehnjahresüberleben mit Prostatakrebs

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    Zehnjahresüberleben mit Prostatakrebs

    Nüchtern betrachtet ist es eigentlich nichts Besonderes, auch mit diagnostiziertem Prostatakrebs noch über einen längeren Zeitraum relativ unbeschwert weiter leben zu können. Mehrere Forumsbenutzer haben uns das in diesem Forum beweisen können. Doch die Krankheitsverläufe mit einem Prostatakarzinom sind mit unendlich vielen und unterschiedlichen Imponderabilien behaftet, so dass es fast immer aussichtslos ist, auch nur halbwegs aussagefähige resp. hoffnungsvolle Prognosen abzugeben, und etliche Forumsbenutzer, die uns an dem Verlauf ihrer Therapien durch ihre Beiträge teilhaben ließen, haben uns inzwischen oft nach langem Kampf verlassen müssen. Mein Schutzengel hat mich bis heute nicht im Stich gelassen. Ich bin in der glücklichen Lage, feststellen zu dürfen, 10 Jahre mit Prostatakrebs einigermaßen gut überstanden zu haben. Das ist mir Anlaß genug, einen Rückblick in losem Erzählstil zu halten.

    Im Frühjahr 2000 konsultierte ich letztmals einen als Hausarzt geltenden Internisten für Allgemeinmedizin. Dieser dokumentierte auf 2 DIN-A-4-Seiten auch: Durchgeführte Krebsvorsorge ergab eine kleine flache Prostata. Die Tumormarker CEA mit 19.9 und PSA mit 6.4 ng/ml sind unauffällig. Man wusste es wohl nicht besser, sonst hätte man mich wohl warnen müssen, und ich selbst hatte damals noch keinen Grund, diesen schriftlich fixierten Aussagen eine besondere Bedeutung beizumessen. Im Klinikum meinte der dortige Professor anläßlich einer Darm-Endoskopie knapp 1 1/2 Jahre später, dass er eine Überprüfung der Prostata bei seinem Kollegen der Urologie für sinnvoll erachte, weil ihm diese suspekt erschien. Wegen der guten Kontakte fand diese Untersuchung wenige Tage später statt.

    Ein schriftlicher Hinweis auf ein möglicherweise bei mir vorhandenes Prostatakarzinom überraschte mich nach Rückkehr von einer Urlaubsreise.
    Eine eher trotzige Reaktion war zunächst die Folge. Tränen sind Destillate der Hilflosigkeit, und eine seelische Entblößung kam für mich auch nicht in Frage. Aber es galt, eine noch uninformierte Frau vorsichtig mit dieser neuen Situation vertraut zu machen. Meine Frau machte es mir eher leicht, obwohl sie aus verständlicher Fürsorge darauf drang, Nägel mit Köpfen zu machen, was ganz klar aus ihrer vom tüchtigen Urologen unterstützten Sicht bedeutete, mich sofort mit einer Prostatektomie einverstanden zu erklären. Ich bin auch heute noch ehrlich genug, um zuzugeben, dass meine sprichwörtliche Angst vor einem scharfen metallenen Gegenstand, mit dem man bei mir an irgendeiner Stelle meines Körpers etwas aufschneiden würde, hauptsächlich dazu beitrug, mich gegen eine Operation zu entscheiden. Nach einer mir lediglich zur Abklärung des tatsächlichen Vorhandenseins eines PCa empfohlenen Biopsie sind nun inzwischen 10 Jahre vergangen. Meine Prostata ist immer noch da, und das wird sich auch bis zu meinem Tod nicht mehr ändern.

    Im Zeitraffer kann man diese 10 Jahre mit überwiegend guter Lebensqualität wie folgt umreißen: 2 Jahre trotz hoher und steigender PSA-Werte das Tumorgeschehen beobachten und abwarten. Etwas mehr als 3 Jahre herumlaborieren mit einfacher, zweifacher und auch noch dreifacher Hormonblockade nach Dr. Bob Leibowitz. Diese Hormontherapien waren wohl in erster Linie für gelegentliche Schwindelattacken verantwortlich. Vor etwas mehr als 4 1/2 Jahren wurde dann das Tumorwachstum durch eine bildgeführte IMRT zunächst zum Stillstand gebracht. Für mich bedeutete das aber keineswegs, mich nun für immer total beruhigt in den Schaukelstuhl zu setzen. Ganz im Gegenteil forcierte ich meine ohnehin schon umfangreichen Aktivitäten in Richtung Bewegung. Mehrstündige Wanderungen und auch längere Bergtouren in begehbarem Gelände mit angepassten Übernachtungen haben mit dazu beigetragen, dass die Knochensubstanz sich erneuern konnte. Die immer vehement geforderte totale Ernährungsumstellung habe ich nur teilweise nachvollzogen. Meine hier in der Pfalz entstandene besondere Vorliebe für täglichen Konsum von gutem Rotwein haben sicher den bekannt günstigen Einfluß auch auf das Tumorgeschehen bewirkt. Eine aufgezwungene Identität ist mir zuwider. Da ich durch die Radiatio bis heute außer einer chronischen, kaum störenden Proktitis keinerlei Nebenwirkungen in Kauf nehmen mußte, reagiere ich auf "ich muß - ich darf - ich sollte" eher ablehnend. Auch die Fragestellung "was wäre wenn" würde ich lieber durch "was ist" ersetzen, denn was jetzt ist, ist ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen. Fazit aus meiner Erfahrung für zukünftig Betroffene: "Jeder ist seines Glückes Schmied" Aber letztlich gehört auch wirklich etwas Glück dazu, um bislang doch relativ gut abgeschnitten zu haben. Wer selbst nicht in der Lage ist, die vermeintlich richtige Entscheidung mit zu beeinflussen, sollte sich wahrlich nicht scheuen, beharrlich jede nur mögliche Informationsquelle anzuzapfen. Die Ärzteschaft ist durchaus bereit, einen mündigen Patienten zu akzeptieren, der letztlich durch sein neu erworbenes Wissen mit dazu beitragen kann, dass der Behandlungsablauf im beiderseitigen Einvernehmen ablaufen kann. Nur in einem harmonischen Umfeld kann ein möglicher Therapieerfolg erreicht werden.
    Dieses Forum bietet eine enorme Fülle an Informationen, die letztlich auch durch die Forumsbenutzer selbst zusammengetragen und dankenswerterweise durch die Administration gesammelt und gespeichert wurden. Mein heutiges Wissen verdanke ich zu einem Großteil auch dem regelmäßigen Kontakt zu diesem Forum. Unvergessen bleibt allerdings für meine PKH - Prostatakrebshistorie - die erste Begegnung mit der hiesigen SHG-Prostatakrebs, die meinen Weg, zu einem mündigen Patienten zu werden, tatkräftig unterstützte. Die damals noch von Uwe Peters zusammengestellten ersten Hinweise in Form einer Lose-Blätter-Zusammenheftung zu allem, was mit PCa zusammenhing, und die man in fotokopierter Form gegen einen festen Obolus, den ich als Spende empfand, erwerben konnte, kannte ich bald auswendig. Sie waren die erste Richtschnur für den vorerst eingeschlagenen Weg einer möglicherweise erst späteren Therapieentscheidung. Der Kontakt zum Forum kam dagegen erst sehr viel später. Das lag vor allem auch daran, dass ich erst relativ spät in der Lage war, mit einem PC umzugehen. Und heute dünkt es mich, ich wäre schon von Anfang an dabei gewesen.

    Rückblickend erinnere ich mich immer wieder gern an so manche Kabbelei um des Kaisers Bart, oder an die Frozzeleien besonders zwischen WW und HansiB oder an die inhaltsreichen Beiträge von Carola-Elke. Es klingt nach Sentimentalität, die ich hiermit vielleicht unbewußt oder sogar bewußt erzeuge. Es läßt sich nicht so einfach umschreiben, warum so ein Forum auch dabei helfen kann, mit dem Prostatakrebs fast unbekümmert leben zu können. Er gehört fast schon zum Tagesablauf. Man hat sich an ihn gewöhnt und erwartet nicht mehr täglich neue Hiobsbotschaften. Das nunmehr nur noch halbjährliche Überprüfen der aktuellen Blutwerte ist schon fast Routine und man erwartet insgeheim keine Überraschungen mehr. Manche Formulierungen, die sich in Vorträgen oder spontanen Berichten niederschlugen, blieben im Gedächtnis, wie z.B. aus dem von Dr. Bob Leibowitz in Montabaur gehaltenen Vortrag, diese etwa so lautende Eingangspassage: "Wenn Ihnen also Ihr Urologe erzählt hat "da haben wir ja gerade nochmal Glück gehabt, dass wir den Tumor noch rechtzeitig entdeckt haben", dann hat er Ihnen schon das erste Mal etwas Falsches gesagt, denn wenn er - der Urologe - es schon feststellen konnte, dann hatte dieser Tumor schon viele Jahre früher zu wachsen angefangen".

    Diese ulkige, schwer nachzuvollziehende Einlage vom leider inzwischen verstorbenen Hans-W. ergab sich aus dem Thread "Darum heißen Kliniken auch "Krankenhäuser": Hallo Hutschi,
    dazu fällt mir die neueste ausgedachte Super-OP der Schlüssellochoperateure ein, die sogenannte transanale Tonsilektomie. Außer ein bisschen Halsweh durch Darmbakterien kann man sich auch tolle Infektionen auf dem Weg vom Auspuff bis zu den Mandeln verpassen lassen. Oder noch besser für uns Männer, die Rhinopeniostomie (chirurgische Verbindung zwischen Nase und Penis). Diese OP würde bewirken, dass wir nie wieder nach dem Pinkeln abschütteln müßten. Nur hochschnüffeln und die Sache ist erledigt. Die Komplikation des Buckels würde man dann doch gerne in Kauf nehmen, oder? Und denke doch an das tolle Statussymbol für Privatpatienten, dass sich hierdurch von ganz alleine ergibt wenn die Nase tropft. Gruß, Hans-W.

    Und hier erscheint durch Schorschel erstmals ein Hinweis auf das geplante Treffen in Lütjensee, das die Aufmerksamkeit dieses Forums auf die Möglichkeiten der DNA-Zytometrie als ergänzende objektive Malignitätsbefundung neben der subjektiven Ermittlung nach der Methode des Dr. Gleason richten soll. Das Pro und Contra ist in diesem Forum oft mit harten Bandagen bis hin zu sehr persönlichen Angriffen auf die Befürworter behandelt worden. Und heute nach etwas mehr als 3 1/2 Jahren ist es gelungen, dank unerschütterlichen Bemühungen eines in diesem Forum nicht in Erscheinung getretenen SHG-Leiters eine Studie auf den Weg zu bringen, die beweisen soll, dass die inzwischen schon von führenden Pathologen anerkannte Möglichkeit der jederzeit reproduzierbaren Ploidie-Bestimmung bei der Tumor-Diagnose ihre Richtigkeit hat. Diese Studie ist auf der Home-Page des BPS mit einem Spendenaufruf versehen einsehbar. Es fehlen noch etliche Tausend Euro, um einen reibungslosen, durchgehenden Ablauf zu gewährleisten. Auch an dieser Stelle bitte ich höflich, der Studie doch durch eine Spende zum Erfolg zu verhelfen.

    Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. bittet um Unterstützung
    der Studie
    Vorhersage eines klinisch gutartigen Verlaufes durch die
    DNA-Bildzytometrie
    bei Niedrigrisikopatienten mit Mikrokarzinomen der Prostata
    mit einer Spende auf das Spendenkonto
    Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.
    Konto-Nr. 70 20 621 Sparkasse Hannover (BLZ 250 501 80)
    Für eine Überweisung aus dem Ausland verwenden Sie bitte
    die IBAN DE62250501800007020621 und die BIC SPKHDE2H
    Bitte geben Sie als Verwendungszweck "DNA-Zytometrie" an.




    Einige SHG-Leiter verfügen mittlerweile über eine eigene Homepage, wie z.B. unser Wolfhard: www.prostata-sh.info Dabei handelt es sich um einen wahren Schatz an Informationen zu allem, was mit Prostatakrebs zu tun hat. Und diese Homepage von Josef Dietz: : www.prostata-shg-bretten.de unter „Aktuelles“ ist besonders gespickt mit ausführlichen Erläuterungen zu allem was mit dem Thema DNA-Zytometrie zusammenhängt.

    "Nicht durch unsere Entdeckungen, sondern durch unsere Ahnungslosigkeit bewegen wir uns sicher durch das Leben"
    (Jean Giraudoux)
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