Hallo Fortgeschrittene,
ich fürchte, auch diese Forschungsrichtung ist hier noch nicht diskutiert worden, würde mich aber freuen, wenn ich irgendwo einen entsprechenden Diskussionsfaden übersehen hätte und den dann erstmal lesen, bevor ich weitermache.
Jedenfalls ergibt die Suche nach "Lisanti" im Forum nichts.
Suche ich im PubMed nach "Lisanti", gibts 541 Einträge. Die Vornamen registrierend (Michael P.), suche ich nach "MP Lisanti" und bekomme immerhin noch 400 Treffer, davon 282 fulltexte. Also allerhand zu lesen, um herauszufinden, wer Lisanti ist :-))
Wer also issser?
Da es so viele fulltexte gibt, ist für jedermann nachzulesen, der sich mit ein wenig Englisch in die Lektüre hineinbegibt, dass das, was diese Gruppe veröffentlicht, supertoll in unsere hier im Forum etwas breiter geführte Debatte über Krebsentstehung und über die Besonderheiten des Krebs-Stoffwechsels hineinpasst.
Passt in die Warburg-Debatte,
passt in die Oxidativer-Stress-Debatte,
passt in die Mitochondrien-Debatte,
passt in die Tumor-Stroma-Debatte (Prof. Reichle wird den Lisanti kennen ...),
passt sogar in die kürzlich angefangene Metformin-Debatte.
Um mit dem letzteren anzufangen:
In einem jetzt im Dezember erschienenen Papier werden die therapeutischen Effekte von Metformin im Tumor-Gewebe visualisiert.
("Visualizing the therapeutic effects of metformin in tumor tissue")
Diese Gruppe hypothetisiert, dass
a) Krebszellen H2O2 (Hydrogenperoxid) ins umgebende Bindegewebe abgeben aufgrund von oxidativem Stress;
b) Zellen des Bindegewebes (Fibroblasten) daraufhin in einen katabolen Stoffwechsel verfallen, also abbauend, Autophagy betreiben, sprich sich selbst auffressen und so aber
c) den Krebszellen jede Menge Energie-Substrate zum Frass vorwerfen, Laktat, Ketonkörper, Glutamin, Fettsäuren.
So dass insgesamt Krebszellen/ Krebstumore eine parasitäre Existenz haben.
Auf S. 15 von dem o.a. Papier ist das graphisch veranschaulicht.
Der entsprechende Text im Diskussions-Abschnitt dieses Papiers fängt so an:
Over the past 85 years, it has been a hotly debated topic as to whether aggressive cancer cells contain functional mitochondria,
and undergo oxidative phosphorylation, or derive their energy from aerobic glycolysis.47
In den letzten 85 Jahren wurde heiss diskutiert, ob aggressive Krebszellen noch über funktionierende Mitochondrien verfügen und OXPHOS betreiben können oder ob sie ihre Energie über aerobe Glykolyse produzieren (47).
However, glycolysis is an inherently inefficient process for generating energy, resulting in the production of only 2–4 ATPs per glucose molecule.48-50
Glycolyse ist nämlich an sich schon ein ineffizienter Energie-Gewinnungs-Prozess, mit nur 2 bis 4 ATP-Molekülen pro Glucose-Molekül als Ergebnis (48-50).
Nevertheless, it has been argued that cancer cells (with exceedingly high energy demands) use aerobic glycolysis (a.k.a., the Warburg Effect) almost exclusively.48-50
Gleichwohl wurde argumentiert, dass Krebszellen (die ja eine ausserordentlich hohen Energie-Bedarf haben) fast ausschliesslich aerobe Glykolyse benutzen (auch bekannt als "Warburg-Effekt") (48-50)
Recently, we proposed an alternative explanation for Warburg’s observations that tumors show a shift toward aerobic glycolysis.18
More specifically, we showed that cancer cells induce aerobic glycolysis in adjacent cancer-associated fibroblasts, via oxidative stress.20,21
Wir haben kürzlich eine alternative Erklärung für Warburgs Beobachtungen vorgeschlagen, dass Tumoren einer Veränderung hin zur aeroben Glykolyse unterliegen (18). Genauer haben wir gezeigt, dass Krebszellen aerobe Glykolyse in benachbarten Krebs-assoziierten Fibroblasten induzieren, mittels oxidativem Stress (20,21).
Oxidative stress in fibroblasts then drives autophagy and mitophagy, resulting in aerobic glycolysis, due to mitochondrial dys-function.
These glycolytic fibroblasts, in turn, produce L-lactate to “feed” hungry cancer cells, resulting in a form of “parasitic” stromal-epithelial metabolic coupling (Fig. 19).22,51
Oxidativer Stress führt dann in Fibroblasten zur Autophagie und Mitophagie und führt zur aeroben Glykolyse, aufgrund mitochondrialer Disfunktion.
Diese glykolytischen Fibroblasten produzieren wiederum L-Laktat um hungrige Krebszellen zu "füttern", was in eine Form von "parasitärem" Stroma-Epithel-Stoffwechsel mündet (Fig. 19) (22,51).
In this scenario, epithelial cancer cells then use lactate to perform oxidative mitochondrial respiration, driving the formation of 36–38 ATPs per glucose molecule.52
This model, termed “The Reverse Warburg Effect,” would help resolve the paradox of the conventional “Warburg Effect,” which states that cancer cells with exceedingly high metabolic needs apparently use an inefficient process (aerobic glycolysis) to produce ATP.3,39
Nimmt man dieses Szenario, so nutzen daraufhin die Krebszellen das Laktat für die oxidative mitochondriale Atmung, was zur Bildung von 38 bis 38 ATP-Molekülen pro Glucose-Molekül führt (52).
Dieses Modell, "Umgekehrter Warburg-Effekt" genannt, kann helfen, das Paradox des konventionellen "Warburg-Effekts" aufzuklären, das darin besteht, dass Krebszellen mit ausserordentlich hohem Energiebedarf einen ineffizienten Stoffwechsel (aerobe Glykolyse) zur ATP-Produktion benutzen (3,39).
In 1931, Otto Warburg was awarded the Nobel Prize in Physiology “for his discovery of the nature and mode of action of the respiratory enzyme” (https://www.nobelprize.org/nobel_pri...laureates/1931).
Today, “Warburg’s respiratory enzyme” is known as Cytochrome C Oxidase (COX) or Complex IV (http://enzyme.expasy.org/EC/1.9.3.1).
Otto Warburg bekam 1931 den Nobelpreis in Physiologie "für seine Entdeckung der Natur und der Arbeitsweise des Atmungsferments".
Heutzutage ist "Warburgs Atmungsferment" bekannt als Cytochrom C Oxidase (COX) oder Komplex IV.
Es gibt in diesen Papieren VIEL zu entdecken und allerhand Anlass, an einer Reihe von Stellen umzudenken.
Viel Spass dabei!
Rudolf
ich fürchte, auch diese Forschungsrichtung ist hier noch nicht diskutiert worden, würde mich aber freuen, wenn ich irgendwo einen entsprechenden Diskussionsfaden übersehen hätte und den dann erstmal lesen, bevor ich weitermache.
Jedenfalls ergibt die Suche nach "Lisanti" im Forum nichts.
Suche ich im PubMed nach "Lisanti", gibts 541 Einträge. Die Vornamen registrierend (Michael P.), suche ich nach "MP Lisanti" und bekomme immerhin noch 400 Treffer, davon 282 fulltexte. Also allerhand zu lesen, um herauszufinden, wer Lisanti ist :-))
Wer also issser?
Michael Phillip Lisanti, M.D., Ph.D.
Jefferson Professor of Cancer Biology
Professor of Medical Oncology
Professor of Biochemistry and Molecular Biology
Leader, Program in Molecular Biology and Genetics of Cancer
Kimmel Cancer Center
Thomas Jefferson University
Appointed: 2006
Jefferson Professor of Cancer Biology
Professor of Medical Oncology
Professor of Biochemistry and Molecular Biology
Leader, Program in Molecular Biology and Genetics of Cancer
Kimmel Cancer Center
Thomas Jefferson University
Appointed: 2006
Passt in die Warburg-Debatte,
passt in die Oxidativer-Stress-Debatte,
passt in die Mitochondrien-Debatte,
passt in die Tumor-Stroma-Debatte (Prof. Reichle wird den Lisanti kennen ...),
passt sogar in die kürzlich angefangene Metformin-Debatte.
Um mit dem letzteren anzufangen:
In einem jetzt im Dezember erschienenen Papier werden die therapeutischen Effekte von Metformin im Tumor-Gewebe visualisiert.
("Visualizing the therapeutic effects of metformin in tumor tissue")
Diese Gruppe hypothetisiert, dass
a) Krebszellen H2O2 (Hydrogenperoxid) ins umgebende Bindegewebe abgeben aufgrund von oxidativem Stress;
b) Zellen des Bindegewebes (Fibroblasten) daraufhin in einen katabolen Stoffwechsel verfallen, also abbauend, Autophagy betreiben, sprich sich selbst auffressen und so aber
c) den Krebszellen jede Menge Energie-Substrate zum Frass vorwerfen, Laktat, Ketonkörper, Glutamin, Fettsäuren.
So dass insgesamt Krebszellen/ Krebstumore eine parasitäre Existenz haben.
Auf S. 15 von dem o.a. Papier ist das graphisch veranschaulicht.
Der entsprechende Text im Diskussions-Abschnitt dieses Papiers fängt so an:
Over the past 85 years, it has been a hotly debated topic as to whether aggressive cancer cells contain functional mitochondria,
and undergo oxidative phosphorylation, or derive their energy from aerobic glycolysis.47
In den letzten 85 Jahren wurde heiss diskutiert, ob aggressive Krebszellen noch über funktionierende Mitochondrien verfügen und OXPHOS betreiben können oder ob sie ihre Energie über aerobe Glykolyse produzieren (47).
However, glycolysis is an inherently inefficient process for generating energy, resulting in the production of only 2–4 ATPs per glucose molecule.48-50
Glycolyse ist nämlich an sich schon ein ineffizienter Energie-Gewinnungs-Prozess, mit nur 2 bis 4 ATP-Molekülen pro Glucose-Molekül als Ergebnis (48-50).
Nevertheless, it has been argued that cancer cells (with exceedingly high energy demands) use aerobic glycolysis (a.k.a., the Warburg Effect) almost exclusively.48-50
Gleichwohl wurde argumentiert, dass Krebszellen (die ja eine ausserordentlich hohen Energie-Bedarf haben) fast ausschliesslich aerobe Glykolyse benutzen (auch bekannt als "Warburg-Effekt") (48-50)
Recently, we proposed an alternative explanation for Warburg’s observations that tumors show a shift toward aerobic glycolysis.18
More specifically, we showed that cancer cells induce aerobic glycolysis in adjacent cancer-associated fibroblasts, via oxidative stress.20,21
Wir haben kürzlich eine alternative Erklärung für Warburgs Beobachtungen vorgeschlagen, dass Tumoren einer Veränderung hin zur aeroben Glykolyse unterliegen (18). Genauer haben wir gezeigt, dass Krebszellen aerobe Glykolyse in benachbarten Krebs-assoziierten Fibroblasten induzieren, mittels oxidativem Stress (20,21).
Oxidative stress in fibroblasts then drives autophagy and mitophagy, resulting in aerobic glycolysis, due to mitochondrial dys-function.
These glycolytic fibroblasts, in turn, produce L-lactate to “feed” hungry cancer cells, resulting in a form of “parasitic” stromal-epithelial metabolic coupling (Fig. 19).22,51
Oxidativer Stress führt dann in Fibroblasten zur Autophagie und Mitophagie und führt zur aeroben Glykolyse, aufgrund mitochondrialer Disfunktion.
Diese glykolytischen Fibroblasten produzieren wiederum L-Laktat um hungrige Krebszellen zu "füttern", was in eine Form von "parasitärem" Stroma-Epithel-Stoffwechsel mündet (Fig. 19) (22,51).
In this scenario, epithelial cancer cells then use lactate to perform oxidative mitochondrial respiration, driving the formation of 36–38 ATPs per glucose molecule.52
This model, termed “The Reverse Warburg Effect,” would help resolve the paradox of the conventional “Warburg Effect,” which states that cancer cells with exceedingly high metabolic needs apparently use an inefficient process (aerobic glycolysis) to produce ATP.3,39
Nimmt man dieses Szenario, so nutzen daraufhin die Krebszellen das Laktat für die oxidative mitochondriale Atmung, was zur Bildung von 38 bis 38 ATP-Molekülen pro Glucose-Molekül führt (52).
Dieses Modell, "Umgekehrter Warburg-Effekt" genannt, kann helfen, das Paradox des konventionellen "Warburg-Effekts" aufzuklären, das darin besteht, dass Krebszellen mit ausserordentlich hohem Energiebedarf einen ineffizienten Stoffwechsel (aerobe Glykolyse) zur ATP-Produktion benutzen (3,39).
In 1931, Otto Warburg was awarded the Nobel Prize in Physiology “for his discovery of the nature and mode of action of the respiratory enzyme” (https://www.nobelprize.org/nobel_pri...laureates/1931).
Today, “Warburg’s respiratory enzyme” is known as Cytochrome C Oxidase (COX) or Complex IV (http://enzyme.expasy.org/EC/1.9.3.1).
Otto Warburg bekam 1931 den Nobelpreis in Physiologie "für seine Entdeckung der Natur und der Arbeitsweise des Atmungsferments".
Heutzutage ist "Warburgs Atmungsferment" bekannt als Cytochrom C Oxidase (COX) oder Komplex IV.
Viel Spass dabei!
Rudolf
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