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Fragen zur PKG meines Bruders

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    Fragen zur PKG meines Bruders

    Liebe Kollegen!

    Bereits wiederholt habe ich über die Situation meines Bruders (66) berichtet, der sich nach meiner Überzeugung nicht in besten ärztlichen Händen befindet, mit seinem bisherigen Verlauf aber auch viel Pech hatte. Erschwerend wirkt die Tatsache, dass er seinem Urologen seit 7 Jahren blind vertraut, sich selbst (zu) wenig Gedanken macht und aufgrund seiner Mentalität immer zu einer optimistischen Einschätzung neigt.

    Meine Versuche, dies zu ändern, hatten bisher nur bescheidenen Erfolg. Ich denke jedoch, es ist erforderlich, ihn zu einem Umdenken zu bringen, damit er den Ernst seiner Lage erkennt und selbst aktiver wird. Vor allem möchte ich erreichen, dass er eine Zweitmeinung einholt und den Urologen wechselt.

    Um möglichst überzeugend argumentieren zu können, suche ich Antworten auf eine Reihe von Fragen, zu deren Klärung ich Eure Mithilfe erbitte. Ich möchte aber auch selbst klarer beurteilen können, wo Behandlungsfehler vorlagen und was reines Pech war.

    Wenn es auch nicht mehr möglich ist, Versäumnisse nachzuholen, so könnte diese Krankengeschichte doch ein anschauliches Beispiel dafür liefern, worauf unbedingt geachtet werden sollte und damit auch anderen Betroffenen eine gewisse Orientierung bieten.

    Zum Verständnis zunächst eine Kurzform der PKG…..


    PKG - Kurzform

    2004 - 2009 Erhöhte PSA - Werte mit Schwankungen
    Höchstwert 27 ng/ml
    fPSA 5 - 6%
    Einstufung als chronische Prostatitis, Antibiotika

    07/04 Biopsie mit 12 Stanzen negativ
    03/05 Biopsie mit 14 Stanzen negativ
    02/08 MRT m. rektaler Spule negativ

    02/09 PSA 27!

    03/09 TURP Befund positiv, Stadium pT2a, GS 3 + 4 = 7
    PV 45 ml, entnommen 17 g, weniger als 5% infiltriert
    Szintigramm o.B.

    04/09 Start Hormonblockade, Zoladex + Cyproteronacetat Dura 100 mg

    10/09 REP Befund pT2a, GS 3 + 4 = 7, pN0 = (0/13)
    Sämtliche Grenzproben tumorfrei (R0)
    PK kurativ entfernt ohne nachweisliche LKM
    adjuvante Maßnahmen entbehrlich

    09.04.10 PSA 1,95
    26.04.10 PSA 2.55

    15.06.10 PET - CT Ulm, kein klarer Befund, (HB nicht rechtzeitig unterbrochen?)
    Vermutung Prostataloge, Empfehlung RT

    07 - 09/10 RT 40 Fraktionen
    Hyperthermie 7 x

    14.09.10 Reha Bad Durbach 3 Wochen

    14.09.10 PSA 2.25
    10.12.10 PSA 1.59
    10.01.11 PSA 1.34
    05.04.11 PSA 0.93
    07.07.11 PSA 0.52
    12.07.11 Letzte Depotspritze Zoladex + Cyproteronacetat
    26.09.11 PSA 0.37
    10.11.11 PSA 0.41
    12.12.11 PSA 0.38 T. unmessbar

    Hormonblockade von 04/09 bis 10/11 mit wiederholten Unterbrechungen
    Testosteron 12/11 erstmals bestimmt,
    Keine sonstigen Marker bestimmt
    Seit RT Strahlen-Proktitis, Abgang von Blut und Schleim
    10/11 Blut im Urin


    Ich bin der Meinung…..

    Man hätte früher weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um zu einer eindeutigen Diagnose zu kommen. (Biopsie mit Farbdoppler? PCA3 - Test? ANNA? TURP früher?)

    Der bei der TURP festgestellte PK-Anteil von 5% bei einem Pr.-Volumen von 45 ml passt nicht zu einem PSA-Wert von 27.
    Es ist vielmehr zu vermuten, dass in dem Restgewebe (immer noch fast 2/3) eine wesentlich höhere Krebsbelastung vorlag bzw. bereits eine Kapselüberschreitung stattgefunden hatte.

    Die Therapieentscheidung zur RPE mit kurativer Absicht war somit fragwürdig.

    Klinik und Operateur wurden vom Urologen empfohlen; weitere Informationen wurden nicht eingeholt.

    Wenn eine Prostatitis Ursache für die jahrelang erhöhten PSA - Werte gewesen wäre, hätte dies vom Pathologen festgestellt werden müssen.

    Eine Zweitbefundung des bei der TURP entnommenen Materials wäre nötig gewesen.
    Gleiches gilt für das OP - Material.

    Die am 15.06.10 durch geführte PET-CT-Untersuchung hätte vermutlich zu einem besseren Ergebnis geführt, wenn nicht 6 Wochen vorher noch Firmagon (1 Mon.) verabreicht worden wäre.

    Mit einem klaren Befund wäre u.U. eine schonendere Form der Bestrahlung (evtl. IMRT) möglich gewesen.

    Sowohl nach der OP wie auch nach der RT hätten Nachkontrollen stattfinden müssen.

    6 Monate nach RPE kann ein PSA - Wert von 2.55 nicht durch ein Lokalrezidiv begründet werden. Es ist vielmehr zu befürchten, dass schon längst ein systemisches Stadium eingetreten ist.

    Testosteron hätte schon viel früher bestimmt werden müssen, ebenso andere Marker, wie NSE, CGA, DEA, DHT etc.

    Das Gleiche gilt für Zometa als Knochenschutz.


    Für nachstehende Fragen suche ich eine Antwort:

    Wie verhält sich fPSA bei Prostatitis?
    Hatten die niedrigen Werte zu Beginn diagnostischen Aussagewert?

    Hätte bei der TURP (03/09) nicht mehr Gewebe entnommen und damit ein größerer Anteil des Tumors entfernt werden können?
    Zitat fs:
    Ich sehe in aller Regel bei meinen Patienten, wenn sie gut operiert sind - d.h. nur noch die Kapsel steht (sonografische Restprostata max. 10-12 Gr.), dass PSA unter 1.0 fällt.

    Welche Zuverlässigkeit kann man grundsätzlich bei pathologischen Befundenunterstellen?
    Wieviele Befundungen erstellt ein Pathologe am Tag?

    Wie kann der Operateur (Chefarzt) ein "kurativ entferntes Prostata-Karzinom" bestätigen, wenn keinerlei Form der Nachkontrolle stattfindet?

    Wie kommen Erfolgsquoten von Chirurgen, Radioonkologen und Kliniken zustande, wenn keine regelmäßigen Nachkontrollen stattfinden?

    Während der OP wurden 100 E Botox in den Blasenmuskel appliziert.
    Kann dies spätere Schwierigkeiten (Blutung) erklären?

    Wie lange wirkt eine Hormonblockade nach dem Absetzen nach?
    Kann es sein, dass die letzte Depotspritze (07/11) nach 5 Monaten noch für einen unmessbaren Testosteronwert verantwortlich ist, gleichzeitig aber auch PSA noch unterdrückt?

    Spricht das unmessbare Testosteron für Hormon-Sensibilität?

    Kann Blut im Urin nach 1 Jahr als Strahlenfolge auftreten?

    Welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sind jetzt sinnvoll?


    Sicher sind etliche der Fragen auch von allgemeinem Interesse.

    Für eine Stellungnahme wäre ich Euch sehr dankbar;

    Viele Grüße
    Helmut

    #2
    Hallo Helmut
    Ich vermisse in Deiner Anfrage den Hinweis darauf, dass Dein Bruder damit einverstanden sei.
    Wenn er seinen Ärzten vertraut, scheint mir das wichtiger zu sein, als irgendwelche mögliche
    nicht wahrgenommenen Alternativen oder Ergänzungen zu den durchgeführten Massnahmen.
    Hvielemi
    Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

    [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
    [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
    [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
    [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
    [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

    Kommentar


      #3
      Zitat von helmut (i) Beitrag anzeigen
      Welche Zuverlässigkeit kann man grundsätzlich bei pathologischen Befundenunterstellen?
      Wieviele Befundungen erstellt ein Pathologe am Tag?

      Wie kann der Operateur (Chefarzt) ein "kurativ entferntes Prostata-Karzinom" bestätigen, wenn keinerlei Form der Nachkontrolle stattfindet?

      Wie kommen Erfolgsquoten von Chirurgen, Radioonkologen und Kliniken zustande, wenn keine regelmäßigen Nachkontrollen stattfinden?

      Während der OP wurden 100 E Botox in den Blasenmuskel appliziert.
      Kann dies spätere Schwierigkeiten (Blutung) erklären?

      Wie lange wirkt eine Hormonblockade nach dem Absetzen nach?
      Kann es sein, dass die letzte Depotspritze (07/11) nach 5 Monaten noch für einen unmessbaren Testosteronwert verantwortlich ist, gleichzeitig aber auch PSA noch unterdrückt?

      Spricht das unmessbare Testosteron für Hormon-Sensibilität?

      Kann Blut im Urin nach 1 Jahr als Strahlenfolge auftreten?

      Welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sind jetzt sinnvoll?



      Helmut


      Hallo Helmut,

      eine Menge fragen. Die "rückwärtsgerichteten" Fragen möchte ich nicht beantworten, dass das ist "verschüttete" Milch und vieles würde sich im Bereich der Spekulation bewegen, die weder Ihnen noch Ihrem Bruder hilft.

      Die Zuverlässigkeit eines Pathologen wird bestimmt durch seine Erfahrung beim Prostatakrebs. Den pathologischen Befund kann man durch eine Zweitbefundung bei einem Referenzpathologen absichern lassen.

      Die Ausage des Chefarztes beruht auf dem pathologischen Befund nach der OP. Richtiger sollte sie heißen "in kurativer Absicht". Die Nachsorge übernimmt der niedergelassene Urologe. Nach der OP bringt der PSA-Wert eine zuverlässige Aussage. Die Verfolgung der regelmäßigen Nachsorge liegt in der Verantwortung Ihres Bruders. (in der Regel alle drei Monate!)

      Im Schnitt werden 7 von 10 Operierten engültig geheilt. Drei Operierte benötigen wie Ihr Bruder Nachfolgetherapien. Allerdings gibt es statitische Ergebnisse, die für einen besseren Verlauf und eine längere Überlebenszeit bei einer OP auch im fortgeschrittenen Stadium sprechen.

      Das unmessbare Testosteron macht keine Aussage über die Hormonempfindlichkeit der Prostatakrebszellen, sondern sagt nur, dass der Testosteronspiegel vermutlich durch die Spritze auf Kastrationsniveau gesenkt wurde.

      Zu Botox sollten Sie den Urlogen fragen, der mit dieser neuen Methode Erfahrung hat.

      Die Spritze kann nach ihrem Absetzten Monate lang nachwirken. Bei mir hat es 5 Monate gedauert, bis sich der Testosteronspiegel wieder erholt hatte.

      Das Blut im Urin kann ein Spätfolge der Bestrahlung sein. Das muss aber der Urologe abklären, da auch andere Ursachen die Gründe dafür sein könnten.

      Viel Möglichkeiten hat Ihr Bruder in der augenblicklichen Situation nicht. Entweder er hat die Nerven und läßt den PSA-Wert weiter ansteigen oder er setzt die Hormonblockade sofort wieder fort.

      Für eine Chemotherapie ist es aus meiner Sicht noch zu früh und die neuen Medikamente wie Cabzitaxel und Zytiga, die wir seit kurzem glücklicherweise haben, werden erst nach dem Versagen der Chemotherapie eingesezt.

      Gruß

      Hansjörg Burger

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        #4
        Hallo Forum!

        Ich bin von der mäßigen Reaktion auf meine Anfrage überrascht und etwas enttäuscht.
        Es werden schließlich über den Einzelfall hinaus Fragen von allgemeiner Bedeutung angesprochen.

        Natürlich hat es keinen Sinn, über verschüttete Milch zu lamentieren; dies ist auch nicht mein Anliegen. Vielmehr versuche ich zu klären, was ein mündiger, aufgeklärter und selbstbestimmter Patient besser hätte machen können.


        Dies soll die oft zitierte Notwendigkeit von Information und Eigeninitiative
        unterstreichen und könnte Anderen als Orientierung dienen.



        Ähnlich verhält es sich mit dem blinden Vertrauen zum behandelnden Arzt.
        Wenn 5 Jahre verstreichen, bis bei deutlich erhöhten PSA - Werten und erfolgloser Antibiotika - Behandlung durch eine diagnostische TURP Krebs festgestellt wird, dann liegen hier Versäumnisse vor, die einen Arztwechsel mehr als rechtfertigen.
        Vermutlich wurde die Chance auf eine kurative Behandlung durch das lange Zuwarten vertan.

        Schließlich sind einige grundsätzliche Fragen dabei, die mich selbst interessieren, weil ich bisher noch keine Antwort gefunden habe.

        Dazu gehört z.B. der diagnostische Aussagewert von fPSA bei Prostatitis.

        Auch die Frage nach der Zuverlässigkeit von pathologischen Befunden durch einen Klinik - Pathologenhabe ich mir - nicht ohne Grund - schon öfters gestellt. Bei der Vielzahl der zu begutachtenden Präparate steht er sicher unter enormem Zeitdruck und die Vielfalt der Krankheitsformen erfordert einen Universal - Experten.
        Warum wird denn die Zweitbefundung durch einen Spezialisten empfohlen und warum fällt der Befund dann nicht selten anders aus? Die Mehrzahl der Patienten weiß vermutlich weder von der Möglichkeit noch von der Zweckmäßigkeit einer Zweitbefundung, noch weniger, dass ein Anspruch darauf besteht.

        Ähnlich geht es mir mit der Statistik und Erfolgsquoten von Chirurgen und Kliniken, welche bei einer fälligen Therapieentscheidung als Maßstab dienen soll. Auf welchen Daten beruhen diese Zahlen, wenn der Chirurg bzw. die Klinik selbst keine Nachsorge betreibt oder mindestens vom weiteren Verlauf und damit vom wirklichen Ergebnis der Therapie eine Information erhält?

        Gruß
        Helmut

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