Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Tausend Fragezeichen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Tausend Fragezeichen

    Hallo an alle Forenmitglieder,
    ich hoffe Sie können uns helfen.

    Mein Mann (er 58; ich 45) weiß seit Oktober 2011, dass er Prostatakrebs hat (PSA 9) Weiter Untersuchungen folgten, Metastasen waren nicht festzustellen, Lyhmdrüsen sind geschwollen, genaueres müsste man nach der OP und der patologischen Untersuchung besprechen. Geäußert wurde auch, dass man die schonende Behandlung vergessen könnte, da es jetzt nur noch darum ginge, sein Leben zu retten.

    Wir haben dann das geeigneste Krankenhaus rausgesucht, Gronau. medizinisch sehr gut, menschlich für mich nicht nachvollziehbar. Das ist aber ein anderes Thema.

    Heute haben wir alle Ergebnisse bekommen. Eins darf ich noch erwähnen, mein Mann leidet an Depressionen, seit 2001, die er "im Griff" hat. Er weiß seit 3 Monaten, dass er kein "richtiger Mann" mehr sein wird. Sexuealleben gibt es nicht mehr!?

    Erste Frage an Sie: Ich bin sehr offen in solchen Dingen, kann mir jemand einen Tip geben, gibt es kein Sexualleben mehr nach einer männlichen Totaloperation?
    STOP! ICH würde ihn deswegen nie verlassen, dafür ist mir der Rest zu wichitg.

    Die heutigen Ergebnisse sahen so aus, Prostata ist in die Blase gewachsen, alles wurde entfernt. Befund, Ränder sind noch angegriffen, sprich Tumor ist an den Seitenränder der Blase noch vorhanden und von den Lyhmdrüsen wurden während der OP 20 entnommen und 5 sind positiv.

    Arztmeinung: Hormontherapie für die Drüsen und Bestrahlung auf den Rest des Blasengewebes.

    Frage: Warum Hormontherapie? Warum nicht auch Bestrahlung auf die Lymphdrüsen?

    Ich werde nächste Woche Termin mit Psychoterapheuten ausmachen, wegen seiner Depressionen und auch schon mal Termine für die Strahlenbehandlung. Was kann ich sonst noch machen?

    Und für die Zukunft, wie kann ich ihn aufbauen, was unser Sexualleben betrifft? Ich denke, da macht er sich nicht den meisten Kopf, aber es belastet ihn sehr.


    Ich habe gerade noch mal über den Text gelesen und wunder mich, dass man 3 Monate, so kurz zusammen fassen kann und dass dabei so weinig Gefühl rüberkommt.

    Ich kann Ihnen nur eins sagen, ich denke, und ich denke sie können es nachvollziehen, wenn man so eine Situation erlebt, kommt nur der Wunsch des Überlebens...., egal von welcher Seite.

    Ich hoffe auf ein paar hilfreiche Tips, und danke an den Administraor, der mich freigeschaltet hat, es tut gut darüber schreiben zu können.

    und den Tränen ihren freien Lauf

    danke fürs zulesen???

    Andrea
    Zuletzt geändert von RalfDm; 30.03.2012, 19:00. Grund: Tippfehler im Titel entfernt

    #2
    Liebe Andrea,
    zunächst mal mein Mitgefühl für Euch beide! Das kann einen erst mal umhauen - deshalb mal eine schnelle Reaktion.
    Zum rein medizinischen Teil kann ich nicht viel sagen, es wird in diesem Forum berufenere geben, die aber sicher für eine gute Antwort noch wissen wollen, wie der Gleason-Score aussieht. Wahrscheinlich kann Dein Mann, und das ist ja das wichtigste, vermutlich noch ziemlich lange leben.
    Du schreibst nichts davon, ob er eventuell nervschonend operiert werden konnte. Selbst wenn nicht, einen "richtigen Mann" macht ja nicht die Erektionsfähigkeit aus (Dein Mann müsste da vielleicht im Kopf einen Schalter umlegen, wenn er schon vor der OP wusste, er würde kein richtiger Mann mehr sein). Ich selbst war auch vor zehn Jahren exakt so alt wie Dein Mann. Hatte auch eine Operation, bei der nicht alles erwischt wurde - aber die Nerven, die man für eine Erektion braucht. Falls eine Hormontherapie tatsächlich angezeigt ist: es gibt auch die intermittierende Hormontherapie, da wird immer wieder eine längere Pause gemacht, bei der sich die Testosteronwerte wieder erholen - und damit auch die Lust.
    Hier hat mal ein süddeutscher Forumssteilnehmer daran erinnert: han ich noch Mund und Händ, bin ich nicht impotent. Wie vorher wird das Sexualleben vermutlich nicht mehr sein können. Aber Ihr könnt es Euch doch noch recht miteinander machen. Besonders wenn Du, wie Du schreibst, recht offen in sexualibus bist. In dieser Beziehung wäre es toll, wenn Du ihn da anstecken könntest. Übrigens, im Laufe der zeit gelingen mir immer wieder hübsche kleine Orgasmen, auch ohne Erektion oder natürlich Samenerguss. Mein Tip: das Thema Sexualität nur nicht abschreiben, sondern reden, reden... ohne Druck aufzubauen, aber Mut machend.
    Von diesem Aspekt mal abgesehen, kann das Leben noch sehr, sehr schön sein. Wenn der erste verständliche Schock mal vorüber ist und man merkt, das jeder Tag schön sein kann (Lungenkrebs wär viel blöder).

    Übrigens kann dein Mann froh sein, dass er eine Frau wie Dich hat. Gegen Depressionen, die ich auch kenne, ist es sehr hilfreich, sich selbst mit seiner Krankheit auseinanderzusetzen, Informationen zu sammeln und die Dinge in die Hand zu nehmen. Damit meine ich jetzt nicht den kleinen Herrn, der mutlos den Kopf hängen lässt. Aber den auch.

    Alles erdenkliche Gute, Giorgios

    Kommentar


      #3
      Hallo Andrea,

      es gibt noch ein Sexualleben nach radikaler Prostataentfernung, denn es wird in der Regel "nur" die Erektionsfähigkeit geschädigt, die Orgasmusfähigkeit bleibt erhalten. Ein Orgasmus entsteht, wenn der Mann eine sexuelle Anregung hat und die Penisspitze manipuliert wird. Das dauer bei einem Operierten etwas länger als beim gesunden Mann.

      Wenn Ihr Mann jedoch mit Hormonspritzen behandelt wird, dann wird er chemisch kastriert, in dem der Testosteronspiegel auf Kastrationsniveau herungergedrückt wird. Damit verliert er Libido und Orgasmusfähigkeit.

      Wenn Sie beide noch Interesse an einer sexuellen Beziehung haben, sollten Sie den Urologen darauf drängen, die Hormontherapie nicht mit Spritzen, sondern mit Tabletten, sogenannten Antiandrogenen (Bicalutamid) durchzuführen. Hier bleibt der Testosteronspiegel im Körper des Mannes erhalten und damit auch Libido und Orgasmusfähigkeit.

      Die Urologen greifen aus meiner Sicht aus alter Gewohnheit und falsch verstandenem Sicherheitsdenken zur Spritze, obwohl die S3-Leitlinien ausdrücklich bestätigen, dass die Behandlung mit Antiandrogenen gleichwertig ist mit bedeutend weniger Nebenwirkungen. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium, das mit einem PSA-Wert > 500 definiert wird, zeigt die Behandlung mit der Spritze Vorteile.

      Das alles können Sie im Patientenratgeber II, der auf den S3-Leitlinien basiert, auf den Seiten 49 - 50 selbst nachlesen:


      http://www.krebsgesellschaft.de/download/patientenleitlinie_pca2_100818.pdf

      Und noch ein Hinweis: Sollte Ihnen die "hessische" Variante des Sexuallebens mit
      Ersatzbefriedigung nicht gefallen, dann gibt es 5 Hilfsmittel, um auf künstlichem
      Wege wieder eine Erektion zu erzeugen. Das sollten Sie mit dem Urologen Ihres Mannes
      besprechen.

      Gruß

      Hansjörg Burger



      Kommentar


        #4
        Vielen Dank,

        ich möchte mich erstmal herzlich für die Antworten (auch die privaten) bedanken.
        Man ist im ersten Moment immer sehr hilflos der Situation gegenüber (wem sage ich das?!)
        Wenn mann nährer Infos hat, sieht es nicht mehr ganz so schlimm aus und diese habe ich hier im Forum erhalten.

        Morgen wird mein Mann entlassen und wir werden die weiteren Schritte dann in Angriff nehmen. Momentan sind wir sehr zuversichtlich, dass wir das gemeinsam hinkriegen und ich denke, hoffe und sage es auch immer wieder "Alles wird gut!"

        In diesem Sinne
        Andrea

        Kommentar


          #5
          Liebe Andrea

          Nachdem schon vieles gesagt worden ist, beschränke ich mich auf zwei Hinweise, wovon einer helfen mag, der andere wohl eher nicht:

          Ein Mann, der um sein Leben kämpft, ist ein "richtiger Mann", egal, ob er eine Erektion hinkriegt oder nicht. Mann- und noch viel mehr Mensch-Sein hängt nicht von diesem Detail ab. Auch wenn er darob in Depressionen verfällt, ist er immer noch ein "richtiger Mann", denn Männer sind Menschen, keine Übermenschen, wie sie gerne im Kino gezeigt werden.

          Du stehst zu ihm. Das hat wohl auch seinen Grund darin, dass er für Dich der Richtige Mann ist, diesmal ohne Gänsefüsschen. Lass ihn das immer wieder fühlen und wissen!

          Hier drin steht zu einem anderen, nicht ganz gleich gelagerten Lymph-positiven Fall der folgende Satz zu Deiner Frage nach der Bestrahlung der Lymphbahnen:
          Sicher eine schwierige Abwägung: Über ..,.. %* Grad 2 und 3-Nebenwirkungen an Darm und Harntrakt vs. ..,.. %* mehr krebsspezifisches Überleben nach 10 Jahren. Der alte Fritz liegt wahrscheinlich mal wieder richtig: Jeder sollte nach seiner Façon selig werden.
          *Die %-Werte hab ich rausgelöscht, weil im Thread auch andere Zahlen angegeben werden.

          Ich fürchte, dass wohl auch Deinem Mann nichts Eindeutiges in Aussicht gestellt werden kann bezüglich der Strahlentherapie auf die Lymphen.

          Ich wünsch Euch ein gutes Leben, auch mit dem Krebs

          Hvielemi
          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

          Kommentar


            #6
            Hallo an Alle, die sich für uns interessieren,

            ich habe diesen Beitrag am Freitiag geschickt, für mich brach die Welt zusammen, da ich nicht wußte, was zu tun ist, daher die tausend Fragezeichen. Heute weiß ich, dass mein mann keinen lymphdrüsenkrebs hat sonderne prostatakrebs, der in der Drüse zu finden ist. Man ist so angewiesen auf aussagen der ärzte! Ich bin eine gestandene Frau, habe in meinem Leben soviel gemacht und fühle mich total hilflos, wenn die "Götter in weiß" ihre Meinung äußern, sie so verständlich sind, dass du nicht mehr weißt was richitg ist!

            ich hoiffe, meine hilflosigkeit ist normal
            liebe grüße
            andrea

            Kommentar


              #7
              Hallo Andrea,
              Zitat von AndreaW. Beitrag anzeigen
              ich hoiffe, meine hilflosigkeit ist normal
              absolut! Jeder von uns hier hat eine Weile gebraucht, um zu verstehen, womit er (oder sie, bei betroffenen Ehefrauen/Partnerinnen/Töchtern usw.) es zu tun hat und gelernt hat, damit umzugehen.

              Ralf

              Kommentar


                #8
                Danke lieber Ralf,
                manchmal fühle ich mich ein Außerirdischer, ES KANN MICH NICHT BERTREFFEN, es sind sind immer die anderen

                Kommentar


                  #9
                  Hallo Betroffene,

                  zur Sexualität beim Prostatakarzinom gibt es einen elektronischen Sonderdruck für H. Burger. Hier bitte anklicken und dann auf die blau markierte Linkanzeige gehen.

                  "Suche Rat bei Gleichen, aber Hilfe bei Überlegenen"
                  (Aus Dänemark)

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X