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Die Grenzen der evidenzbasiserten Medizin (EBM)

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    Die Grenzen der evidenzbasiserten Medizin (EBM)

    Allenthalben wird sich auf die evidenzbasierte Medizin (EBM) bezogen. Was nicht "evidenzbasiert" ist, wird ausgesondert.

    Ich lese gerade 3 Sachen, um mir einen begründeteren Standpunkt in diesen Fragen zu erarbeiten,
    und möchte das hier nur angeben, vielleicht hat ja jemand Lust, mitzumachen:

    Ein Standard-Papier aus dem Jahre 1996, ins Deutsche übersetzt, "Was ist EbM und was nicht?", David L. Sackett et al.
    Ein Kritik-Papier aus Dezember 2011, "Evidence-Based Medicine: Neither Good Evidence nor Good Medicine", Hickey/Roberts
    Ein Kritik-Buch von dengleichen Autoren, das ich jetzt bekommen habe: "Tarnished Gold - The Sickness of Evidence-based Medicine"

    Im ersten Durchlauf hatte ich neulich dazu eine Seite angefangen, da sind auch die links auf die o.a. Papiere zu finden,
    würde mich freuen, wenns da demnächst ein Update geben könnte.

    Grüsse,
    Rudolf

    #2
    Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
    Allenthalben wird sich auf die evidenzbasierte Medizin (EBM) bezogen. Was nicht "evidenzbasiert" ist, wird ausgesondert.
    Ein Lob für deine Seite, Rudolf.
    Die „Evidenz“ läuft Gefahr, allzu oft eher Unglück denn Hilfen zu verbreiten, weil sie ihre unkritischen Apologeten leicht zu Bequemlichkeiten verleitet und u.U. dogmatisch kaschiert, worauf es ankommt.
    Auf deiner Seite steht es richtig: Es geht im Kern um Wahrscheinlichkeiten, dass ein Ereignis eintritt, nicht mehr und nicht weniger. Wirkt eine therapeutische Maßnahme bei 65% des getesteten Patientenkollektivs, so ist eine „Evidenz“ gegeben. Aber: Bei 350 von 1000 Patienten bleibt folgerichtig die Wirkung aus, und dieser Fakt ist ebenso evident. Oder andersherum: Eine therapeutische Maßnahme wirkt nur bei 35%. Null Evidenz sagt uns die EBM und schiebt die Maßnahme verächtlich zur Seite, obwohl sie bei 350 von 1000 Patienten Erfolg hatte. Eine Therapie ohne Evidenz ist nicht generell ohne Evidenz.
    Die ärzliche Kunst besteht in der personalisierten Herangehensweise, nicht in der schematischen Heranziehung und Umsetzung von Evidenzen als wären diese heilsbringend für alle. Gegen diese „Kochbuch“-Mentalität hat sich schon David Sackett entschieden gewandt. Die Frage ist doch, warum wirkt eine Therapie beim einen und beim anderen nicht, unabhängig von der Wahrscheinlichkeitsverteilung. Das konkrete Individuum muß die Grundlage sein, nicht die Masse.
    Zugegeben, eine personalisierte Medizin ist umso schwieriger umzusetzen, je weiter der medizinische Fortschritt vom Erfassen des individuellen biologischen Profils eines Patienten entfernt ist, vor dessen Hintergrund die Therapie individualisiert und damit erfolgreicher angegangen werden könnte. Hier sind in der Onkologie durchaus Fortschritte erzielt worden, weil die Molekularbiologie eine beachtliche Entwicklung nahm. Doch die wenigen Fortschritte sind aus der Standarddiagnose ausgeklammert und bleiben i.d.R. ohne therapeutische Konsequenz.
    Evidenz zu klären und zu beachten ist wichtig für den medizinischen Alltag, da ist schon mal ein „Korridor“ vorgezeichnet. Mir stinkt es jedoch jedesmal gewaltig, wenn die Evidenz arrogant daherkommt und zum Killerargument verkommt.
    Grüße
    Hartmut

    Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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