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Zwei Dampfplauderer zum Gruseln: Hackethal und Rothauge im Spiegel 40/1978

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    Zwei Dampfplauderer zum Gruseln: Hackethal und Rothauge im Spiegel 40/1978

    Fast hätt ich es gestern, am ersten April gepostet.
    Einfach unfassbar, dass solche Egotripper einmal den Diskurs über den Krebs dominierten:

    Sie Schreibtischmörder! Medizinverbrecher!

    Streitgespräch der Professoren Julius Hackethal und Carl-Friedrich Rothauge über Prostata-Krebs

    im Spiegel 40/1978

    Ich gehe davon aus, dass die heutigen Ärzte ihre Verantwortung gegenüber den Patienten höher gewichten, als diese beiden Dinosaurier in Weiss. Beachtlich finde ich auch, dass wir Patienten heute mehr wissen über "unsere" Krankheit, als damals die Koryphäen.

    Wer das Gruseln lernen will, sollte den Link anklicken und lesen, ...

    ... findet
    Hvielemi






    Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

    [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
    [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
    [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
    [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
    [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

    #2
    Hallo Hvielemi,

    jetzt bin ich gespannt, wie Reinardo dies ihm sicher nicht geläufige Streitgespräch bewerten wird. Verzeih mir bitte, lieber Reinhard; aber ich weiß, dass Du von Hackethal auch heute noch überzeugt bist. Das zumindest hast Du hier und da im Forum anklingen lassen.

    "Wer seine Gedanken nicht aufs Eis zu legen versteht, soll sich nicht in die Hitze des Streits begeben"
    (Friedrich Nietzsche)

    Kommentar


      #3
      Hallo Hvielemi,

      also das is ja wirklich arg, was man da liest... tssss...

      Aber - bitte versteht mich jetzt nicht falsch! - irgendwie erinnert mich der Dialog an Loriot... an einer seiner Fernseh-Diskussions-Sketche. Er war schon ein bemerkenswerter Beobachter, der liebe Loriot...
      Unglaublich, welche Egomanen es gibt...

      Und ich bewerte jetzt nicht den Inhalt ihrer Aussagen, denn das Thema ist mehr als traurig... ich spreche nur von ihrer Art zu Formulieren, von ihrer mehr als seltsamen Diskussionskultur und ihrer Wortwahl...

      LG
      Kathi

      Kommentar


        #4
        Hallo Hvielemi,

        Das ist schon ein Dokument aus vergangenen Zeiten. So ein "Streitgespräch" ist heute einfach unvorstellbar.

        Und trotzdem:

        In dem Gespräch wird von ca. 7.500 Prostata Krebstoten 1978 gesprochen. Heute reden wir von 12.000 Toten pro Jahr.

        Sicher wurde 1978 noch nicht jeder Prostata Krebstote auch als solcher gezählt. Auch ist die Bevölkerung durch die neuen Bundesländer größer geworden, und auch insgesamt älter.
        Aber Ruhmreich ist diese Entwicklung bei dem großen medizinischen Fortschritt nicht.

        Irgendwie verstehen kann man vor diesem Hintergrund schon die Äußerung von Prof. Hackethal: "Wenn Sie einen Urologen sehen. laufen Sie, so schnell Sie können."

        LG
        Klaus
        Meine Geschichte auf www.myProstate.eu

        Kommentar


          #5
          Hackethal war halt ein Vertreter der "ethischen Medizin" mit Gedankengängen neben der "Norm". Leider sind heute die ethischen Grundsätze oftmals komplett verloren wenn es um medizinische Behandlungsstrategien geht.

          Unsere Medizin kennt heute keine Grenzen mehr zwischen medizinisch machbaren und ethisch vertretbaren.

          Etwas Hackethal würde manchem Mediziner ganz gut tun....

          Tom

          Kommentar


            #6
            Zitat von tom aus lu Beitrag anzeigen
            Hackethal war halt ein Vertreter der "ethischen Medizin" mit Gedankengängen neben der "Norm".

            Etwas Hackethal würde manchem Mediziner ganz gut tun....
            Ha, lieber Tom, ein Grosses Wort!

            Der Rothauge hat das Dilemma der Krebsmedizin schlicht, kurz und grob dargelegt:

            Zitat von Prof. Rothauge
            Denn immerhin sterben jedes Jahr in der Bundesrepublik rund 7500 Menschen an einem Prostata-Karzinom. Diese Menschen gehen unter furchtbaren Qualen zugrunde.

            Wo bitte ist angesichts dieser Tatsache die ethische Grundlage dafür, einem Patienten zu raten, wegzulaufen?
            Aus dem Auge, aus dem Sinn?
            Die Bankrotterklärung der Medizin?
            Ist palliative Medizin verwerflich?
            Darf ein Arzt nur noch eingreifen, wenn er sicher ist, dass er entweder heilt - oder tötet?

            Zitat von Rothauge
            Wenn ein 70jähriger Patient mit einem hoch ausdifferenzierten Prostata-Karzinom in den Anfangsstadien kommt, lassen wir ihn zunächst unbehandelt; denn auch unbehandelt hat er eine durchschnittliche Überlebenszeit von sieben Jahren, und das entspricht der Lebenserwartung auch eines gesunden 70jährigen.
            Ganz anders ist die Situation bei den entdifferenzierten Karzinomen. Diese Patienten sterben alle, wenn sie unbehandelt bleiben, innerhalb von weniger als zwei Jahren. Bei diesen Patienten muß man also unter allen Umständen das gesamte therapeutische Repertoire. das uns zur Verfügung steht, einsetzen, um sie vor einem qualvollen Tod zu retten.
            Nun, was es Rothauge damals erwähnte, ist in den Richtlinien heute als "Watchful Waiting" etabliert, ergänzt um die "Aktive Überwachung" auch für jüngere Jahrgänge, die allerdings zu Zeiten des tumultuösen Spiegel-Gesprächs nie etwas von ihrem Karzinom gewusst hätten.
            Doch das Ziel, Patienten mit "entdifferenzierten Karzinomen" vor "einem qualvollen Tod zu retten" (Es geht wohl ums Sterben, nicht um den Tod - der ist erst hinterher und indifferent) ist bis heute nicht im Ansatz erreicht, wird aber bezüglich den Einsatz der Mittel nicht mehr so absolut und grobschlächtig gesehen.
            Was zwischenzeitlich geschehen ist, sind neue, teils auch differenzierte Möglichkeiten palliativer Therapie, die dieses leidvolle Sterben (und damit auch den davon erlösenden Tod) um Wochen, Monate oder auch Jahre verzögern.

            Dass diese neuen Therapien im Bewusstsein dessen, dass sie "palliativ" sind, rege nachgefragt werden, kann man dem Unterforum "Fortgeschrittener Prostatakrebs" täglich entnehmen. Diese Patienten bzw. ihre Angehörigen, diskutieren hier im Internet, profitieren von Aufklärung durch Ärzte, Patientenrichtlinien und Austausch mit Mitbetroffenen, wie es nie zuvor möglich war. Sie wissen so viel wie Patienten nie zuvor wussten über die begrenzten Aussichten ihrer Therapien bezüglich Pallation, Nebenwirkungen und Lebensverlängerung.
            Und dennoch wählen sie diese Therapien.
            Und dennoch laufen sie nicht weg - wohin denn?

            Hackethal hat sich nicht darum gekümmert, was mit diesen Krebspatienten geschehe, wenn sie dann mal vom Urologen weggelaufen wären. Er konnte niemals eine Alternative aufzeigen ausser seine mittlerweile hinreichend widerlegte Behauptung, erst die Biopsie mache aus dem "Haustierchen" das "Raubtier" (Metastasierung wird heute nicht als mechanischer, sondern als biologischer Vorgang verstanden). Und hinterher hat er in seiner Klinik dann doch noch Geld genommen für ... naja. Das Sterben war bei Dem kein bisschen fröhlicher, als in einem Unispital, vielleicht etwas früher und vor Allem noch etwas teurer.


            Es ist nicht die Aufgabe der Medizin, Alternativen zum Leben aufzuzeigen. Allenfalls darf sie abwägen zwischen Lebensdauer und -qualität.
            Jedenfalls müsste mehr angeboten werden, als einfach Hackethalsches "weglaufen" - Das Leben hat keinen Notausgang, hinter dem es irgendwie besser weitergehe.
            Nein, da ist der Tod, und der ist, im Gegensatz zum Sterben, nicht Gegenstand der Medizin.
            Dazu braucht es eine andere, ethisch unabhängige Instanz.
            Ich weiss nicht, wie das hier erörtert werden soll in einem Forum, in dem Menschen um ihr bitteres Leben ringen.
            Verzeiht bitte, dass ich es angesprochen hab - es bewegt mich halt.

            Hvielemi
            Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

            [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
            [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
            [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
            [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
            [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

            Kommentar


              #7
              Hallo Hvielemi,

              mein Beitrag hat sich nicht im speziellen auf das Fachgebiet der Urologie und dem Hackethalschen Standpunkt zum Prostatakrebs bezogen. Er war eher global zu den ethischen Grenzen der Medizin gedacht. In diesem Bezug bin ich auch heil froh um die riesen Fortschritte in und um die Erkenntnisse der Palliativmedizin.

              Du hast es selbst gesagt: "Es ist nicht die Aufgabe der Medizin, Alternativen zum Leben aufzuzeigen. Allenfalls darf sie abwägen zwischen Lebensdauer und -qualität.". Die Aussage trifft genau den Punkt. Entscheidend ist welche Lebensqualität eine Therapie erbringen kann. Diese höchst persönliche Empfindung darf bei keiner ärztlichen Entscheidung außer acht gelassen werden. Auch dieses Forum sollte sich im Bezug auf Ratschläge an diesen Grundsatz halten. Leider verfolge ich hier immer wieder Beiträge wo meines Erachtens ethische Grenzen bereits überschritten werden. Todkranken Patienten und deren Angehörigen mit allen möglichen Empfehlungen Strohhalme gereicht werden die am Ende dann doch einknicken.

              Sicherlich hatte Hackethal auch kein Patentrezept, er hatte aber zum Nachdenken angeregt.

              Tut mir Leid wenn meine Meinung hier doch sehr kontrovers ist, ich war aber selbst über Jahre Bestandteil der rettungs- und intensivmedizinscher Maximalversorgung, habe viel menschliches Leid erleben müssen und kannte Zeiten bei denen in der Medizin Ethik ein Fremdwort war.

              Wir sind aber auf einem guten Weg, die Medizin wird sich in diesem Punkt weiter wandeln.

              Ein friedvolles, erholsames Osterfest wünscht aus der Pfalz

              Tom

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                #8
                Zitat von tom aus lu
                Auch dieses Forum sollte sich im Bezug auf Ratschläge an diesen Grundsatz halten. Leider verfolge ich hier immer wieder Beiträge wo meines Erachtens ethische Grenzen bereits überschritten werden. Todkranken Patienten und deren Angehörigen mit allen möglichen Empfehlungen Strohhalme gereicht werden die am Ende dann doch einknicken.
                Mit solchen pauschalierenden und kollektiven Vorwürfen sollte man sich auch als beruflich oder ehrenamtlich aktiv gewesener Sanitäter eher zurückhalten. In einem anderen Thread in diesem Forum ringt gerade eine Tochter um das Leben ihres Vaters. Die greift, ohne die Ethik vorher überprüfen zu lassen, nach jedem Strohhalm. Also bitte gerade in Anbetracht solcher Abläufe ein bißchen mehr Respekt.

                P.S.: Hier noch etwas zu Ethik.

                "Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: eine, die sie predigt, aber nicht anwendet, und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt"
                (Bertrand Russel)

                Kommentar


                  #9
                  Es ist wohl besser, den Hackethal ruhen zu lassen.

                  Zitat von tom aus lu Beitrag anzeigen

                  mein Beitrag ... war eher global zu den ethischen Grenzen der Medizin gedacht. In diesem Bezug bin ich auch heil froh um die riesen Fortschritte in und um die Erkenntnisse der Palliativmedizin.

                  ich war aber selbst über Jahre Bestandteil der rettungs- und intensivmedizinscher Maximalversorgung, habe viel menschliches Leid erleben müssen und kannte Zeiten bei denen in der Medizin Ethik ein Fremdwort war.
                  Lieber Tom

                  Ich hab auch nicht die Scheisse gemeint, die der Hackethal zeit seines Lebens zu Prostata- und anderem Krebs absonderte, sondern seine krude unkontrollierte ethische Einstellung zu Medizin und Tod.

                  Sicher war es eine schwere menschliche Belastung, in einem Apparat zu arbeiten, in dem 'Maximalversorgung' zulasten (?) der Patienten getrieben wurde. Aber ich geh davon aus, dass Du und die übrigen für die Pflege und Therapie der Patienten Verantwortlichen nicht eben mal zur Spritze griffen, wenn sie glaubten, die Qualen des Lebens (und dazu gehört das Sterben nun mal) gehe auf Zimmer 27, Bett 3 zu weit.

                  Hackethal mag viele Diskussionen angeregt haben, aber eben dieses 'Abspritzen' hat er auch praktiziert.

                  Damit hat er sich vom blossen mediengeilen Schwadroneur zum ethisch ausser Kontrolle geratenen Herrscher über Leben und Tod emporgeschwungen.
                  Ach, in einem Fall nur, oder in zweien, oder ...?
                  Diese Spritze gehört nicht in die Hände jener Ärzte und Pflegenden, die Patienten betreuen, und auch das 'Abschalten' nicht.
                  Das wär ja, wie wenn man dem Staatsanwalt zum Richter machte, und die Gesetze dazu würde er auch gleich noch schreiben.

                  Palliativ-Medizin in Spital und Hospiz und Sterbebegleitung waren vor Kurzem noch Tabu, nicht zuletzt auch wegen Hackethal mit seinen ungezügelten Vorstellungen, die er aus seiner Grundausbildung vor 1945 mitgebracht und mittels "Notapprobation" abgesichert hatte.
                  Das Abwägen von Lebensqualität und Lebensdauer bei der Wahl von Therapien, oder dem Verzicht darauf, also das Sterben-Lassen, ist bestimmt eine ärztliche Aufgabe, auch wenn der Patient nicht mehr selbst mittun kann. Und bei jedem neuen medizinischen 'Fortschritt' wird sich wieder die Frage nach der Ethik von Anwendung und Verweigerung stellen.
                  Der tragische Suizid von Dr. Mechthild Bach hat da ein starkes Signal gesetzt.

                  Alles was darüberhinausgeht in Richtung 'Sterbehilfe' ist nicht Sache der Medizin, sondern der Gesellschaft als Ganzes.
                  Die muss das aber auch anpacken.
                  Vielleicht reicht es ja, für passive Sterbehilfe an handlungsfähigen Sterbewilligen unabhängige Vereine mit hoher ethischer Kontrolle (?) zu dulden, wie das in der Schweiz der Fall ist (Angesichts der krassen eugenischen Tradition in diesem Land zweifle ich, obwohl ich selbst dort Mitglied bin).

                  Aber aktive Sterbehilfe!?
                  Also einen Sterbenden - das ist ein schwerst leidender Mensch - 'abspritzen', Totmachen?
                  NEIN, und falls irgendwie doch, kann dafür die selbstherrliche, krude Vermischung von Medizin und Tötung à la Hackethal niemals Richtschnur sein (und war es nicht, als in den Benelux-Ländern die Sterbehilfe gesetzlich geregelt wurde).

                  Die Ethik des Sterbens und der Hilfe dazu ist keine Plauderei für Ärzte, die ihre ethische Grundlage im 3. Reich bezogen.
                  Es ist wohl besser, den Hackethal so ruhen zu lassen, wie er ist - tot.



                  Auch friedvolle Frühlingsfesttage wünscht
                  Hvielemi
                  Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                  [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                  [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                  [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                  [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                  [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

                  Kommentar


                    #10
                    Zum Thema Hackethal kann ich auch eine kleine Episode beitragen:


                    Nach meiner PK - Diagnose im Jahr 2000 suchte ich intensiv nach Therapie - Optionen und entsprechenden Adressen. Dabei nahm ich auch Kontakt mit der von Hackethal gegründeten Park - Klinik in Oberbayern auf. Ich geriet an Hackethal`s Witwe, die mich telefonisch intensiv bedrängte, doch in ihre Klinik zu kommen. Sie pries ihre Ärzte in den höchsten Tönen; sie seien z.B. imstande, das Stadium der Erkrankung "mit dem Finger" genauestens zu diagnostizieren und damit eine Biopsie überflüssig zu machen.

                    Obwohl mein Wissensstand damals noch sehr bescheiden war, schien mir dies recht abenteuerlich; außerdem störte mich der aufdringliche Versuch der Beeinflussung, von den zu erwartenden Kosten ganz zu schweigen. So blieb es bei dem Telefongespräch, welches mir jedoch noch gut in Erinnerung ist.

                    Grüße Helmut

                    Kommentar


                      #11
                      Hallo hvielemi:-

                      Dein harsches Urteil über Hackethal teile ich nicht.

                      Vor 10 Jahren bei meiner Diagnose haben wir hier im Forum nach Alternativen zu den damals üblichen Therapien gesucht. Die nerverhaltende Operation war noch seltene Ausnahme, wurde von einigen Pionieren in Amerika praktiziert. Moderne Formen der gezielten Bestrahlung gab es nicht. Zur Zeit Hackethals waren die Möglichkeiten der Diagnostik und die Behandlungsmöglichkeiten noch schlechter. Wer damals den Urologen in die Hände geriet, musste mit kruder Behandlung rechnen.

                      Die Bücher Hackethals habe ich alle gelesen und Hackethal nur als ernsthaften, engagierten, das Wohl seiner und aller Patienten achtender Mediziner erlebt.

                      In seinen Memoiren schreibt er als Resumé seiner Beobachtungen, dass er Prostatakrebs nur palliativ behandeln würde, da es keine vernünftigen, keine ethisch vertretbaren Therapien gäbe.
                      Das hier zitierte Spiegel-Gespräch ist eine Verzerrung, eigentlich nur eine oberflächliche Behandlung der Thematik.
                      Nach wie vor ist die Vorsorgeuntersuchung, obgleich schon mittels PSA-Diagnostik, sehr umstritten. Warum ist sie umstritten? Nicht, weil sie an sich schlecht ist, sondern weil das dahinter stehende medizinische System nicht in der Lage ist, mit den Ergebnissen angemessen umzugehen.

                      Nimm dann mal die Sterbe-Statistik, die heute in fast jedem Aufsatz zitiert wird, um Vorsorge-Untersuchungen und Therapien zu rechtfertigen. Wie fragwüredig das alles ist. Wenn die Therapien so gut wären, wie behauptet, würden so viele Menschen an Prostatakrebs doch nicht sterben, denn diejenigen, die sterben, haben die Therapien (bis auf sehr seltene Ausnahmen) ja alle durchlaufen.
                      Hackethal hat die Sterbestatistik in einem seiner Bücher analysiert und ad absurdem geführt, kommt zu dem sarkastischen Schluss, dass die Urologen mit ihren Vorsorgeprogrammen offenbar den Tod an sich abschaffen wollen.
                      Hackethal hat sich auch für neue Methoden interessiert, hat Dr. Willet Whitmore in Amerika besucht, die Anfänge der heute akzeptierten Brachytherapie kennengelernt.

                      Nein, lieber Hvielemi, Julius Hackethal war ein unabhängiger Denker, ein talentierter und erfolgreicher Arzt, ein guter Beobachter, der sich ungeachtet beruflicher Nachteile vorbehaltlos für das Wohl von Patienten engagiert hat. Es war ein Glücksfall in der Medizin-Geschichte, dass Hackethal auch schriftstellerisch begabt und seinen Widersachern im Medizinbetrieb rhetorisch überlegen war. So ist ihm das Schicksal anderer Querdenker wie z.B. des Mediziners Issel erspart geblieben.

                      Gruß, Reinardo

                      Kommentar


                        #12
                        Hackethal als Warnung

                        Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
                        Nein, lieber Hvielemi, Julius Hackethal war ein unabhängiger Denker, ein talentierter und erfolgreicher Arzt, ein guter Beobachter, der sich ungeachtet beruflicher Nachteile vorbehaltlos für das Wohl von Patienten engagiert hat.
                        Das mag sein, und z.B. sein Artikel in der grossen Spiegel-Serie zum Krebs (Spiegel 44/1978) bringt diese Seite Hackethals zum Vorschein.
                        Ein Beobachter, Mahner und auch Polemiker ("Atomsprühfeuer-Kanonade"), wie er mir eigentlich liegen sollte.
                        Ich brauch die Polemik ja auch ganz gerne, siehe Titel dieses Threads

                        Skepsis gegenüber phantasielos, um nicht zu sagen stumpfsinnige abgewickelter Schulmedizin hat ja auch heute noch ihre Berechtigung, doch oft erweist sich bei näherem Hinschauen, dass eben gerade die Leitlinien NICHT beachtet worden sind.
                        guck z.B.: Leichtfertiger Umgang mit PSA-Wert

                        Hackethal hat zweifellos Anstoss gegeben, das sei hier wertgeschätzt.
                        Was mich stört, ja erschreckt an diesem Mann habe ich in Beitrag #9 dargelegt (Auszug):

                        Ich hab auch nicht die ... gemeint, die der Hackethal zeit seines Lebens zu Prostata- und anderem Krebs absonderte, sondern seine krude unkontrollierte ethische Einstellung zu Medizin und Tod.
                        Dieser Thread begann mit meinem Erschrecken über ZWEI Professoren.
                        Dieser Erz-Schulmediziner Rothauge, von mir ebenfalls als "Dampfplauderer" tituliert, ist vergessen. Spuren hat er im öffentlichen Bewusstsein und wohl auch in der Medizin wenige bis keine hinterlassen. Hackethal hingegen wird noch heute, und sicher auch noch nach uns weiter diskutiert. Das wenigstens spricht dafür, dass er etwas bewegt habe, mal ganz ohne Wertung.

                        In der Sterbehilfe hat er die Diskussion nicht angeregt, sondern abgewürgt, indem er von vornherein unmögliche Postitionen bezog.
                        Anstössig, ja verwerflich ist seine Einstellung dazu bis heute. Dass die Sterbehilfediskussion in Deutschland schwieriger ist als in den Nachbarländern, ist auch auf Prof. Hackethal zurückzuführen, der in seiner Unbeherrschtheit nicht bereit war, zwischen seiner vor 1945 geprägten Einstellung dazu und der Ethik einer zutiefst verletzten Gesellschaft abzuwägen.

                        Im Zug der Sterbehilfe blockierte sein Geschwätz und sein Tun vor allem mal den ethischen Notbremshebel - in gezogenem Zustand.
                        Es ist Zeit die Bremsen vorsichtig zu lösen und das Thema unter einer strikten Trennung von Therapie und Sterbehilfe endlich zu klären.
                        Hackethal mag dabei als Warnung dienen vor dem, was nicht geht.
                        Auch das ist was wert.

                        Hvielemi
                        Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                        [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                        [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                        [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                        [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                        [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                          #13
                          Hier ist nachzulesen, dass Hackethal ein Befürworter der Sterbehilfe war.

                          "Unser Mißverständnis beruht auf Worten"
                          (Michel de Montaigne)

                          Kommentar


                            #14
                            Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
                            Hier ist nachzulesen, dass Hackethal ein Befürworter der Sterbehilfe war.
                            In diesem Wikipedia-Artikel wird auf einen weiteren Spiegel-Artikel (18/1984) verwiesen, der das damalige Fragenfeld um die Sterbehilfe weit aufzieht.
                            Die schwierige, noch nicht beantwortete Frage ist ja nicht, "ob", sondern "wie und wer".

                            Ich zweifle, ob die Diskussion seither viel weitergekommen sei und lasse das ansonsten mal unkommentiert.

                            Hvielemi
                            Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                            [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                            [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                            [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                            [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                            [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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