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Beginn einer Hormontherapie mit Spritze bei PSA 0,17 sinnvoll?

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    Beginn einer Hormontherapie mit Spritze bei PSA 0,17 sinnvoll?

    Guten Abend,
    bei einem Bekannten von mir soll jetzt, nach RPE vor 4 Jahren und RT vor 2 Jahren, bei einem von Dezember 2011 von 0,06 auf jetzt April 2012 gestiegenen PSA Wert von 0,16 mir einer Hormontherapie (Spritze) begonnen werden. Haltet ihr das für sinnvoll? Genauere Daten zum Verlauf habe ich im Moment nicht.
    Klaus
    http://www.myprostate.eu/?req=user&id=113

    #2
    Hallo Klaus:-

    Eigentlich ein Fallbeispiel dafür, wie unbedacht mit der Hormonentzugstherapie umgegangen wird und wie schlecht in medikamentöser Behandlung Urologen ausgebildet sind.

    Zunächst einmal hat der Hormonentzug schwere mögliche Nebenwirkungen, die im Patientenratgeber II auf Seite 49 aufgezählt sind: Antriebsschwäche, Hitzewallungen, Osteoporose, Verlust des sexuellen Interesses (Libido), Muskelabbau, Zunahme des Körperfetts, Blutarmut, Brustschmerz und Brustvergrößerung. Darüber müsste der Arzt mit dem Bekannten doch erst einmal sprechen, bevor er "einfach so" die Spritze empfiehlt.
    Auch ist die Dringlichkeit der Behandlung sehr abhängig vom Malignitätsgrad des entfernten Tumors. War dieser niedrig, bis 6, kann angenommen werden, dass das Rezidiv von der gleichen Art ist. In diesem Fall würde ich noch 1 oder 2 Messungen abwarten, bevor ich eine mit so schweren Nebenwirkungen belastete Therapie beginne. In diesem Fall würde ich auch erwägen, die Dauer der Therapie zeitlich zu begrenzen bzw. zu intermittieren.
    Bei hoher Malignität ist die Behandlung zwar dringlicher, die Erfolgsaussichten der Hormontherapie sind aber leider schlechter. Im Patienten-Ratgeber findet sich der zu Folgerungen führende Satz: "Die ärztliche Leitlinie empfiehlt den Hormonentzug, wenn der Tumor Beschwerden verursacht. wenn keine Beschwerden bestehen, kann er angeboten werden, ist aber nicht unbedingt angezeigt", und: ". . . ein Überlebensvorteil ist für einen frühzeitigen Hormonentzug nicht nachgewiesen." Man könnte zuwarten, bis das Rezidiv eine für Bilgebung notwendige Größe erreicht hat, um dann lokal zu therapieren (z.B. Lympfknoten entfernen).

    In beiden Fällen sind jedoch mehr Überlegung und gute Beratung notwendig.

    Gruß, Reinardo

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      #3
      HT bei PSA 0.16 wohl zu früh ...

      Zitat von klasch40 Beitrag anzeigen
      von Dezember 2011 von 0,06 auf jetzt April 2012 gestiegenen PSA Wert von 0,16 mir einer Hormontherapie (Spritze) begonnen werden.
      Dieser PSA-Anstieg ist schon recht heftig, aber noch auf sehr tiefem Niveau.
      Da bleibt viel Zeit, sich gut zu überlegen, ob man schon jetzt eine Androgenblockade machen will,
      oder ob man sich dieses wirksame Instrument auf später aufheben will.
      Denn das wirkt nur eine gewisse Zeit, die Leitlinien sprechen von "Irgendwann", werden
      dann im gleichen Satz etwas konkreter mit "etwa zwei Jahren", und dass es von der
      Geschwindigkeit abhänge, mit der der Tumor wachse.
      Also eine Verdoppelungszeit von 3 Monaten IST schnell.

      Dein Bekannter soll doch mal die Seiten 47ff der Patientenleitlinie PCa2 aufmerksam durchlesen.
      Was kommt, wenn die Hormontherapie nicht mehr wirkt, steht dann auf Seite 53 unter dem Titel
      "Chemotherapie":

      Irgendwann wird der Prostatakrebs unempfindlich gegen den Hormonentzug.
      Man sagt, er ist androgenunabhängig oder hormonresistent geworden.
      Das ist nach durchschnittlich etwa zwei Jahren der Fall, ist aber
      von Mann zu Mann sehr unterschiedlich. Es hängt vor allem von der Geschwindigkeit
      ab, mit der der Tumor wächst und neue Zellen bildet.
      Es ist wohl sinnvoll, sorgfältig zu überlegen, ob man die sehr wirksame, aber auch nebenwirkungs-
      reiche Hormontherapie (HT), die auch intermittierend nur eine gewisse Zeit wirkt, schon in einem so
      frühen Stadium verpuffen will, oder nicht doch erst mal ruhig zurücklehnt und mit weiteren
      PSA-Messungen guckt, ob das wirklich so heiss gegessen werde, wie die ersten beiden Messungen
      es gekocht haben (Du kannst ja an Deinen eigenen PSA-Werten 2010/11 nach HT eine Abnahme der
      anfänglichen VZ von etwa 3 auf 9 Monate feststellen; ich immerhin von 6 auf 10 Wochen).

      Ich habe die HT "adjuvant" unmittelbar an die RPE bekommen, weil entgegen den Erwartungen vor der
      RPE schon Lymphknoten befallen waren. Nach neun Monaten mit teils sehr heftigen, ja unakzeptablen
      Nebenwirkungen und Abklingen der Wirkung des letzten Spritze schoss der PSA erst mal rasch hoch,
      um sich nun, wie bei deinem Bekannten mit einer VZ von knapp 3 Monaten zu entwickeln.
      (Noch) nichts dagegen tun, erscheint mir schon wie ein Tanz auf dem Vulkan!
      Doch so gewinne ich Zeit mit der guten Lebensqualität, die ich derzeit geniesse - wenn die
      Depressionen das zulassen, doch die waren unter HT sehr viel heftiger.
      Ob die Erholung nach den nächsten 9 Monaten HT noch einmal so gut sein wird, weiss ich ja nicht.

      Nirgends habe ich gelesen, dass die Hormontherapie bei höherem PSA weniger wirksam sei, als
      bei sehr tiefen Werten. Diesen Pfeil kann man also ruhig im Köcher stecken lassen für spätere
      Verwendung. Ob dies bei einem PSA-Schwellenwert von2, 4 oder auch 10 ng/ml sei, bleibe mal
      dahingestellt, oder ob, wie in den Leitlinien s. 49 auch erwähnt, erst beim Eintritt von Beschwerden:

      Die ärztliche Leitlinie empfiehlt den Hormonentzug, wenn der Tumor Beschwerden verursacht.
      Wenn keine Beschwerden bestehen, kann er angeboten werden, ist aber nicht unbedingt angezeigt.
      Ich habe mich noch nicht entschieden, denn hier gilt für einmal nicht, dass der Zug abgefahren sei,
      sondern es kommt wieder ein Zug und dann noch einer ... Da kann man ruhig noch'n Kaffee trinken.

      Bitte beachte, dass dies lediglich der Rat eines Laien ist, der sich wegen eigener Betroffenheit
      nach und nach in diese Fragen einliest.


      Deinem Bekannten und auch Dir alles Gute!
      Hvielemi



      PS:
      'tschuldigung, da besteht eine Doppelspurigkeit mit Reinardos Beitrag. Immerhin fühle ich mich in
      etwa bestätigt, denn R. hat den gleichen Satz aus der Patientenleitlinie 2 zitiert wie ich
      @Reinardo: Bei einer unterjährigen VZ ist das Gleason-Score wohl höher als 6!
      Zuletzt geändert von Hvielemi; 23.04.2012, 15:30. Grund: Siehe PS
      Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

      [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
      [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
      [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
      [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
      [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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        #4
        Lieber Reinardo, lieber Hvielemi,
        vielen Dank für eure hilfreichen Antworten und Überlegungen. Ich habe sie an meinen Bekannten weitergegeben und ihm geraten, noch eine Kontrollmessung vornehmen zu lassen um einen Messfehler auszuschließen. Was mich betrifft (siehe mein Profil), so liegt mein PSA Wert jetzt auch bei 0,18. Bisher habe ich aber noch keine Strahlentherapie oder Hormontherapie erhalten und möchte warten bis sich in einem PET/CT etwas erkennen lässt: Nur ungern möchte mich auf Verdacht bestrahlen lassen (mit einer kurativen Erfolgsaussicht von 40 bis 50% wie ich hier im Forum mehrfach lesen musste). Am 2. Juni ist die nächste Kontrolle fällig. Man bangt und hofft.
        LG
        Klaus
        http://www.myprostate.eu/?req=user&id=113

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          #5
          Hallo Klaus. Dein günstiger Krankheitsverlauf wird sich auch über die nächsten Messungen hinweg fortsetzen und ich meine, Du liegst richtig, mit Folgetherapien vorsichtig zu sein. Das gilt auch für Bestrahlung, zumal einige Praktiker die Beobachtung gemacht haben, dass ein trotz Operation persistierender PSa-Wert auf ein systemisches Rezidiv hindeutet. D.h., eine Bestrahlung der Prostataloge wäre nicht kurativ.

          Gruß und alles Gute, Reinardo

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            #6
            Nicht Klaus in diesem Thread

            Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
            Hallo Klaus. Dein günstiger Krankheitsverlauf wird sich auch über die nächsten
            Messungen hinweg fortsetzen und ich meine, Du liegst richtig, mit Folgetherapien vorsichtig zu sein.
            @Reinardo
            Es geht hier nicht um Klaus' günstigen Verlauf, sondern um den ungünstigeren von dessen Bekannten.
            Ein Rezidiv nach zwei Jahren, RT und nochmals ein Rezidiv nach weiteren zwei Jahren und eine
            PSA-Verdoppelungszeit von 3 Monaten, wenn auch auf tiefem Niveau, ist nicht so besonders günstig.
            Angesichts der (noch) tiefen Werte ist es aber schon richtig, erst mal Folgemessungen abzuwarten,
            meint als med. Laie
            Hvielemi

            @Klaus
            Vielleicht wär es besser, Dein Bekannter würde sich hier selbst anmelden, mit Profil und so.
            Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

            [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
            [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
            [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
            [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
            [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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              #7
              Lieber Hvielemi,
              vielen Dank für Deine Antwort. Leider besitzt meine Bekannter keinen Computer und ist deshalb auch mit dem Umgang damit nicht vertraut.
              Allerdings habe ich ihn empfohlen, sich erst einmal die genauen Daten seines Krankheitsverlaufes geben zu lassen. Sobald er mir darüber mehr sagen kann, werde ich hier versuchen hier weiter Rat für ihn einzuholen.
              LG
              Klaus
              http://www.myprostate.eu/?req=user&id=113

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                #8
                Hallo Hvielemi:-

                Mit meinem Hinweis bezog ich mich auf den letzten Absatz im Beitrag von Klaus, wo er von sich selbst spricht, nicht von seinem Bekannten.

                Wie dem auch sei, wer immer in nicht kurativer Situation sich auf eine Hormontherapie einlässt, sollte sich gut überlegen, welchen Nutzen sie bringt und welche Risiken er eingeht. Er gerät auf jeden Fall in eine lose-lose-Situation, kann nur verlieren. Die Privatärzte, deren Position Lowroad in einem seiner Beiträge vehement vertreten hat, favorisieren die früh beginnende Hormonblockade, die sie dann über Jahre, ggfls. über mehr als 1 Dekade, kontinuierlich oder intermittierend fortsetzen, bis sie nicht mehr wirkt, d.h. bis zur Kastrationsresistenz. Dieser Strategie, die auch von den meisten niedergelassenen deutschen Urologen und Onkologen vertreten wird, liegt die Überlegung zugrunde, dass die Tumormasse möglichst gering gehalten werden muss, da ein ungehindertes Wachstum des Tumors viel Tumormasse erzeugt, aus welcher Mutationen zu Krebszellen höherer Malignität und Streuung derselben zu Metastasen führen würden. In seinem Kapitel "Debulking the tumor" im Primer Seite 74 stützt Stephen B. Strum diese These indirekt. Auch Leibowitz toleriert keine PSA-Anstiege, bekämpft diese u.U. mit frühzeitiger Chemotherapie.

                Die These ist in sich schlüssig, vernachlässigt aber Prozesse im Körper und im Krebs selbst, die außerhalb des oben geschilderten Wirkungsweges ablaufen.

                Da ist zunächst der auf das Skelett zerstörerisch wirkende Hormonentzug, der bei langzeitiger Anwendung zur Osteoporose führt, die Knochen schwächt und diese damit erst recht anfällig macht für das Ansetzen von Metastasen. Strum spricht in einem seiner Vorträge von einer schon unmittelbar nach Beginn der Hormontherapie einsetzenden Schädigung des Knochengerüsts. Leibowitz beschränkt die Zeitdauer seiner Therapie aus dem gleichen Grund auf maximal 13 Monate. Beide sind sich der Schädigung des Knochengerüsts voll bewusst, beschönigen diese nicht. Aber nur Leibowitz kommt hieraus auch zu Folgerungen für die Therapie.
                Ausgenommen das Knochensystem führt die Hormontherapie aber noch zu weiteren körperlichen Schäden, die ich hier nicht im Einzelnen beschreiben will, aber geeignet sind, das Abwehrsystem gegen den Progress der Krankheit generell zu schwächen.

                Ein zweites wichtiges Argument gegen frühzeitigen Hormonentzug ist die von Cytopathologen untersuchte Selektivität der Wirkungsweise des Hormonentzugs. Dieser vernichtet vorrangig Krebszellen geringer Malignität, deren Platz im Gewebe bei Abbruch, Unterbrechung oder nach Ende der Wirksamkeit des Hormonentzugs dann vorrangig von Krebszellen höherer Malignität, die dem Hormonentzug nicht zugänglich sind, eingenommen wird. Nach diesen Untersuchungen führt Hormontherapie zwar zu einer Schrumpfung der Krebsmasse mit einem zuweilen überraschend großen und schnellen PSA-Abfall, gleichzeitig aber auch zu einer höheren Malignität des Resttumors, wodurch Metastasenbildung wiederum begünstigt wird. Schon frühzeitig haben Versuche von Tavares, später insbesondere von Tribukait ergeben, dass aus diesem Grunde Patienten ohne Hormontherapie länger leben als Patienten, die mit Hormontherapie, gleich welcher Ausgestaltung, behandelt worden sind.. Derzeitig ist Professor Dr. Alfred Böcking der bekannteste Vertreter dieser Schule und hat dies in einem Schreiben an einen unserer Selbsthilfe-Gruppenleiter auch für Patienten verständlich beschrieben. In einem späteren Beitrag werde ich aus dem Brief zitieren, bin aber gern bereit, für jeden Interessierten den Brief zu kopieren und ihm per Email oder PN zuzusenden.

                So kann es jeder halten wie er will, sollte aber informiert sein. Für mich befolge ich den Rat von Dr. Patrick Walsh ("Guide to Surviving Prostate Cancer"), der in seinem Lehrbuch zur Hormontherapie erst dann rät, wenn der Krebs Beschwerden verursacht.

                Gruß, Reinardo

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                  #9
                  Brief von Prof. Böcking

                  Professor Dr. Alfred Böcking ... hat dies in einem Schreiben an einen unserer selbsthilfe-Gruppenleiter allgemein verständlich beschrieben

                  Danke, Reinardo
                  für Deine Erläuterungen, die meine Zurückhaltung gegenüber der Androgensuppression mehr als bestätigen.
                  Den Brief von Prof. Böcking würde ich natürlich sehr gerne studieren.

                  Kontaktinfos folgen per PN.

                  Hvielemi


                  PS: 'tschuldigung, ich hab den Bezug Deiner Antwort auf Post #4 von Klasch40, "Was mich betrifft", übersehen.
                  Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                  [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                  [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                  [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                  [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                  [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                    #10
                    Hallo Reinardo, Klaus und Hvielemi,

                    auch ich stehe wahrscheinlich vor der Entscheidung zu einer weiteren Therapie (hier Nr 124 und 126 habe ich meine Situation beschrieben) und bin daher an Informationen interessiert, was zu tun ist.

                    Die Probleme der Hormontherapie sind mir bekannt, dass allerdings Patienten ohne Hormontherapie länger leben als mit wußte ich bisher nicht, das wirft für mich ein ganz anderes Licht auf diese Therapieform. Mir ist aber nicht klar, Reinardo, welche Alternative Behandlung du stattdessen siehst. Du schreibt, Hormontherapie erst dann wenn Krebs Beschwerden macht, und bis dahin?

                    Auch ich bin sehr an den Informationen von Prof. Böcking interessiert und würde mich freuen, wenn du sie mir per PN zusenden könntest.

                    Schon mal vielen Dank
                    Roland
                    Meine Werte grafisch bei myprostate: hier
                    PSA Verlauf unter Metabloc und Metformin: hier #253

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                      #11
                      Hormontherapie

                      Hallo Roland,

                      dass, wie Reinardo erklärt, Patienten ohne Hormontherapie länger leben als solche mit, ist schlicht eine Behauptung, die durch die zitierten "Versuche" (!) von Tribukait & Co. nicht bewiesen ist. Wer wie ich mit PSA über 200 und Fernmetastasen diagnostiziert wird und nach nun etwa elfeinhalb Jahren immer noch munter ist und dabei drei Methoden der Hormontherapie erlebt hat, der darf sich gestatten, die kategorischen Aussagen Reinardos in Frage zu stellen.

                      Ich will hier keinen Glaubenskrieg anheben, darf aber doch darauf hinweisen, dass ich dem Urteil von Leuten wir Dr. Strum, Dr. Myers und anderen Spezialisten nicht zuletzt in Deutschland mindestens so viel Gewicht beimesse, wie den nur mit "Versuchen" belegten Äusserungen von Tribukait oder Böcking.

                      Ob für Dich die Hormontherapie die richtige Lösung sei, das hüte ich mich zu beurteilen. Ich kritisiere aber die einseitige Verbreitung unbewiesener Beurteilungen einer bestimmten Therapie, wie sie Reinardo (leider immer wieder) betreibt.

                      Gruss

                      Jürg
                      Zuletzt geändert von jürgvw; 25.04.2012, 19:56. Grund: Tippfehler
                      Meine vollständige PK-Geschichte findet sich hier:
                      http://www.myprostate.eu/?req=user&id=37

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                        #12
                        Zitat von RolandHO Beitrag anzeigen
                        Hormontherapie erst dann wenn Krebs Beschwerden macht, und bis dahin?
                        Ich hab dieses gestern geschrieben:
                        "Das therapielose Leben mit Krebs ist wohl wie ein Tanz auf dem Vulkan."

                        Während einer Androgensuppression (HT) von sagen wir mal 9 Monaten bist Du zwar frei von PSA,
                        aber nicht frei von Nebenwirkungen, die teils über die Therapiezeit hinaus anhalten, z.B.
                        Osteoporose, Muskelverlust, Aufbau von Fettgewebe, Depression ...
                        und - schlimmstenfalls dennoch Wachstum von Krebs, und zwar der aggressivsten
                        Variante der körpereigenen Sammlung. Das ist dann die Androgen-Unabhängigkeit.

                        Solange der Krebs keine Beschwerden macht, ist die Lebensqualität (LQ) 'hoch'.
                        Warum also diese LQ per HT kaputtmachen, und diese Lebenszeit hinterher mit reduzierter
                        LQ beziehen? Das ist die Idee hinter dem allfälligen Aufschieben der HT.
                        Der Preis: Es zerrt an den Nerven, einfach "nichts" zu tun.

                        Ob die HT nicht das Leben verlängert, oder gar verkürzt, ist wenig relevant.
                        Wichtig ist es, die Therapie so einzusetzen, dass die verfügbare Lebenszeit mit
                        bestmöglicher Lebensqualität erlebt werden kann. Das ist ja das erklärte Ziel
                        der Palliation.

                        Ich weiss zuwenig, um Dir in dieser Frage Rat zu geben, die mir selbst ja auch
                        unter den Nägeln brennt.
                        Vielleicht finden wir in Böcking-Papier eine Antwort?

                        Hvielemi
                        Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                        [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                        [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                        [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                        [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                        [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                          #13
                          Hallo Jürg:-

                          Ich selbst habe nichts erfunden, zitiere nur Forschungsergebnisse von Experten, die eine vom Mainstream abweichende Meinung haben. Die Abweichler fordern ja nicht die Abschaffung der Hormontherapie, sondern einen selektiveren, d.h. verantwortungsvolleren Umgang mit derselben, denn es geht doch nicht an, dass jeder nicht kurativ Heilbare zunächst einmal blind mit Hormontherapie behandelt wird solange, bis sie nicht mehr wirkt, weil in der Zeit bis zu diesem Endpunkt vielfache Einschränkungen der Lebensqualität hingenommen werden müssen und die Nebenwirkungen der Therapie in Wahrheit keine Nebenwirkungen mehr sind sondern sich zu mannigfachen Körperschäden entwickelt haben.

                          Es sind auch immer die biologischen Voraussetzungen des Patienten und die Art des Krebses in Betracht zu ziehen sowie die Frage zu stellen. mit welcher sonstigen Medikation eine Hormontherapie kombiniert wird.

                          DR. Patrick Walsh, auf dessen Schrift "Guide to Surviving Prostate Cancer" ich mich oft beziehe, firmiert in Amerika als "Distinguished Service Professor of Urology, The Johns Hopkins Medical Institutions". Er ist in Amerika bekannter und wird mehr gelesen als in Deutschland, weil er dort schon lange dabei ist und einer der Pioniere von nerverhaltenden Operationen war. Seine Ausführungen zur Hormontherapie, insbes. die These, dass frühe Hormontherapie keine Lebensverlängerung bringt sondern den Körper nur schwächt und anfallig macht für Komplikationen, basiert auf frühe, fast über eine Dekade sich erstreckende Langzeiterhebungen der Veterans Administration Cooperation Urological Research Group, von denen Walsh sagt, dass sie "rock solid" seien " . .and still hold up today".
                          Diese frühen Studien, ebenso wie die Langzeitstudien der Forschergruppe um Tribukait haben, jedenfalls für mich, den unschätzbarem Wert, dass sie unter "naiven" Voraussetzungen durchgeführt wurden, in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, während für spätere Studien das nicht mehr gilt, weil letztere in der Regel in Erwartung bestimmter und gewünschter Ergebnisse geplant und durchgeführt werden.

                          Gruß, Reinardo

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                            #14
                            Eine Hormontherapie ist kein Teufelszeug. Gegen all die genannten Nebenwirkungen kann und muß man etwas tun, wenn man sich für die ADT entscheidet.
                            Ich hatte mit PSA 49,4, einer Verdopplungszeit von ca. 1 Jahr und GS 7 (3+4) vor 5 Jahren eine ADT3 begonnen. Hätte ich es einfach „laufen lassen“, wäre mein PSA ganz schnell über 100 angewachsen und entsprechend das Tumorvolumen. Beschwerden wären da ganz schnell gekommen und die Mikrometastasen wären in bildnachweisbare Größen gewachsen – aus meiner Sicht eindeutig zu spät, um therapeutisch noch wirkungsvoll eingreifen zu können.
                            Nach 2 Zyklen steht mein PSA auf < 0,03, nun schon seit einigen Monaten.
                            Noch im ersten Zyklus hatte ich zu wenig für meinen Knochenschutz getan und es stellte sich Osteoporose ein. Im zweiten Zyklus habe ich die Osteoporose abwenden können und habe mit -0,1 bzw. -0,6 einen T-Score im grünen Bereich. Ich fühle mich in guter Verfassung. Für den Muskelerhalt hatte ich jedoch zu wenig getan und ein Kräfteverlust ist spürbar.

                            Bei mir hatte die DNA-Analyse eine tetraploide Verteilung mit vereinzelten x-ploiden Zellen ergeben, insgesamt also aneuploid und hier warnen Böcking u.a. generell vor der Anwendung einer ADT. Dies halte ich für grundfalsch. Das Gen für den Androgenrezeptor befindet sich auf dem X-Chromosom, dem Xq11-12. Soweit die Aberationen dieses Gen und die entsprechenden mRNAs nicht beeinträchtigen und der AR-Mechanismus erhalten bleibt, ist auch bei tetraploider Verteilung eine Langzeitwirkung des Androgenentzugs zu erwarten.
                            Reinardo schreibt:
                            Es sind auch immer die biologischen Voraussetzungen des Patienten und die Art des Krebses in Betracht zu ziehen sowie die Frage zu stellen, mit welcher sonstigen Medikation eine Hormontherapie kombiniert wird.
                            Dem kann ich zustimmen, wie auch der Forderung einer selektiven Anwendung des Androgenentzugs. Eine Totalverweigerung ist mit Sicherheit nicht richtig. Genau dieses wird jedoch von einigen glaubensfesten Analytikern postuliert. Ich habe das schriftlich vorliegen.
                            Grüße
                            Hartmut

                            Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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                              #15
                              Hallo Kollegen,

                              ich bin relativ neu hier und leider erst kürzlich auf dieses Forum gestoßen. Manche Entscheidung wäre sicher anders getroffen worden, hätte ich von ihren aufschlussreichen und interessanten Beiträgen eher Kenntnis gehabt. Nun muss ich jedoch mit der derzeitigen Situation leben, nachzulesen in der PK-Historie in meinem Profil. Die Frage, die sich mir stellt ist folgende: die S3-Leitlinie empfiehlt bei meinem Tumorstadium die Fortführung der Hormontherapie noch 2, besser 3 Jahre lang. Da ich, auch aufgrund der Ausführungen in diesem Forum, nachträglich bei Prof. Böcking eine DNA-Zytometrie habe machen lassen, kommen mir nach Studium ihrer Beiträge doch Zweifel an der weiteren Behandlung mit Trenantone. Vielleicht verstehe ich ja manche Beiträge falsch, aber da das PK eine peritraploide bzw x-ploide Verteilung aufweist oder vielmehr damals aufgewiesen hat, ist eine Hormontherapie wohl eher kontraproduktiv, da die peritraploiden Zellen vernichtet und die aggressiven Zellen übrig bleiben würden.
                              Mein Urologe meint, das Ganze wäre nicht gesichert und überlässt mich, wie immer, allein mit meinen Entscheidungen. Ich mache relativ viel Sport und die Hormontherapie hat mich unter anderem ganz schön Muskelmasse gekostet, so das sich meine Kameraden wundern, wo ich beim Halbmarathon bleibe. Außerdem sind die Gliederschmerzen und Hitzewallungen zwar erträglich, aber sehr lästig. Kann man denn an der bestrahlten Prostata mittels Feinnadelbiopsie feststellen, ob sich die Zellen zum Besseren verändert haben oder kann man noch operieren, einfach um eine Option mehr zu haben?

                              fränkische Grüße

                              Mikka

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