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    Lokales Prostata-Karzinom (PCA) – Meine Sicht

    Ein PCA manifestiert sich entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht immer durch Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung. Nicht zuletzt deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ratsam, spätestens ab Mitte 40.

    Standard kurativer Therapien eines nach Biopsie diagnostizierten lokalen PCA ist eine OP und/oder eine Strahlentherapie (perkutan, Brachytherapie, seeds), sofern noch keine Metastasen vorliegen (Nieren, Blase, Thorax, Skelettszintigramm ohne Befund) – eine OP im Übrigen, soweit das Alter (individuelle Konstitution) des Patienten und/oder seine medizinische Vorgeschichte diese große, mehrstündige OP noch zuläßt.
    Gebräuchliche OP-Technik ist die Eröffnung der Bauchdecke (RRP) oder die „Schlüssellochmethode“(da Vinci). Da es eine diffizile OP ist, sollte ein geübter Operateur gewählt werden. Eine OP hält bei einem späteren Lokalrezidiv die Option einer Strahlentherapie offen – umgekehrt nicht.

    Bei Patienten, die wg. einer früheren Leistenherniotomie ein Netzimplantat haben, können bei der Prostatektomie Komplikationen auftreten; dazu gehört eine Minderung der Heilungschance, weil eine pelvine Lymphadenomektomie dann evtl. nicht möglich ist. Dann ist der behandelnde Urologe oder ein Strahlentherapeut zu fragen, ob nicht eher eine Strahlentherapie (RT) angezeigt ist.

    Das Risiko, nach einer OP auch nach einer REHA-Maßnahme inkontinent zu bleiben, liegt statistisch bei etwa 10%. Die Heilungschance einer OP liegt bei 60%. Bei 40% der Operierten ist wegen eines Lokalrezidivs eine anschließende Strahlentherapie (Heilungschance 50%) indiziert, deren Heilungschancen bei einer Kombination mit einer androgenen Deprivation oder einer antiandrogenen Therapie auf 60% steigen sollen. 15% der prostatektomierten Männer entwickeln im weiteren Verlauf Harnröhrenstrikturen, die spätestens nach zwei Schlitzungen (UTI nach Sachse) mittels einer Harnröhrenplastik mit Mundschleimhaut therapiert werden sollten (OP-Dauer ca. 3 Stunden).

    Bei der heute üblichen urologischen Praxis einer androgenen Deprivation zur palliativen Behandlung eines Rezidivs (oder aus Altersgründen oder wegen medizinischer Vorgeschichte anstelle einer OP) werden inzwischen die Risiken dieser Therapie von Ärzten mehrerer Fachrichtungen hervorgehoben. („Standpauke“ eines Chefarztes einer Urolog. Klinik und eines Orthopäden im Ruhrgebiet). Eine androgene Deprivation sollte angesichts der Latte möglicher gravierender Nebenwirkungen (nachlassende mentale Leistungsfähigkeit, Diabetis, Osteoporose, erhöhtes Darmkrebsrisiko etc.) nur bei fortgeschrittenem Alter (75 Jahre plus) oder bei einem Rezidiv nach OP und RT als palliative Therapie gewählt werden. Früher oder später spricht diese Therapie bekanntlich nicht mehr an. Es besteht sogar ein begründeter Verdacht, daß diese Therapie eine Metastatisierung fördert. Immerhin aber kenne ich einen 90jährigen, der nach einer Prostatektomie seit 15 Jahren mit einer einfachen androgenen Deprivation lebt, ohne daß es bisher zur Ausbildung einer kastrationsresistenten Mutation oder zu gravierenden Nebenwirkungen gekommen ist.

    Für eine Chemotherapie zur Behandlung von Metastasen gilt wohl weiterhin eine infauste Prognose und ein schmerzensreicher Leidensweg.


    Mein persönliches Fazit

    Kurative Therapien haben Vorrang, soweit Altersgründe oder medizinische Vorgeschichte nicht dagegen sprechen. Insbesondere eine bildgeführte, perkutane RT scheint mir hinsichtlich möglicher Folgen bei etwa vergleichbaren Chancen weniger risikobehaftet zu sein als eine OP. Als Erstmaßnahme ist sie dann allerdings die einzige kurative Option.

    Die Bewertung der Chancen, Risiken und Ängste bleibt immer eine ganz persönliche Entscheidungsgrundlage, die auch situativ bestimmt sein kann.

    Andere kurative Therapien wie eine Hyperthermie oder eine Behandlung mit hochintensiv-fokussiertem Ultraschall (HIFU) sind bisher rein experimentelle Behandlungen, für die hinsichtlich der Heilungserfolge und möglicher Risiken noch keine Studien vorliegen. Für beide Therapien kenne ich bisher je einen Erfolgsfall.

    Ansonsten ist sorgfältig, altersspezifisch individuell abzuwägen, ob man eine androgene Deprivation nicht erst nach Ausschöpfung aller kurativen Optionen wählen sollte – um so mehr, je jünger man ist.
    Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die Du nicht trägst. (Simbabwe)

    #2
    Eine OP hält bei einem späteren Lokalrezidiv die Option einer Strahlentherapie offen – umgekehrt nicht.
    Hallo Herbert,
    das verstehe ich nicht. Meinst du, dass nach einer Bestrahlung keine Operation mehr möglich ist?
    Bin noch neu in dem Thema. Schlappohr67 ist meine Schwester. Und wir sind wegen unseres Vaters hier.
    Gruß Silvia

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      #3
      Hallo Silvia,

      eine OP nach Bestrahlung ist nicht gänzlich unmöglich, aber sie ist immer schwierig, weil nicht in das bestrahlte Gewebe geschnitten werden kann – es verheilt nicht mehr. Der Operateur muss darum großräumig im nicht bestrahlten Gewebe schneiden, und dann kann der Betroffene Kontinenz und Potenz auf jeden Fall vergessen. Kein Operateur macht einen solchen Eingriff gern,weil er damit den Kreis seiner zufriedenen Patienten jedenfalls nicht erweitern wird, und es gibt wohl auch nur wenige Operateure, die dazu überhaupt bereit sind.

      Ralf

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        #4
        Hallo Herbert,
        in deiner Zusammenfassung gängiger Erstinformationen schreibst du u.a. zur Androgendeprivation:
        Es besteht sogar ein begründeter Verdacht, daß diese Therapie eine Metastatisierung fördert.
        Dies habe ich noch nirgends gelesen, geschweige denn eine Studie, die den Verdacht begründen könnte. Sorry, aber ich halte diese These für Unsinn. Da gibt es eher begründete oder zumindest diskussionswürdige Hinweise, dass eine RPE Metastasierungen fördern könnte.
        Grüße
        Hartmut

        Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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          #5
          Zitat von HerbertK
          Lokales Prostata-Karzinom (PCA) – Meine Sicht
          Hallo Herbert, man darf Dir bescheinigen, dass Du Wissen aus 6 Jahren, in denen Du wohl mehr oder weniger regelmäßig einen Blick ins Forum geworfen hast und natürlich auch aus anderen Recherchen hier aus Deinem Blickwinkel zusammengetragen hast. Es ist Deine Sicht und Dein Fazit, das ich nicht detailliert bewerten möchte, weil ich nicht in allen Punkten mit Dir einig gehe.

          Zitat von HerbertK
          Für eine Chemotherapie zur Behandlung von Metastasen gilt wohl weiterhin eine infauste Prognose und ein schmerzensreicher Leidensweg.
          Zu infauste Prognose dies.

          Obwohl ich hoffentlich nicht mehr in die Verlegenheit kommen werde, mich einer, wie auch immer gearteten Chemotherapie unterziehen zu müssen - die ich und auch meine Frau, sofern sie nur der minimal zu erwartenden Lebensverlängerung bei gleichzeitig erheblich verschlechterter Lebensqualität dient, ablehnen würde- finde ich diese Einblendung eher vernachlassigungswürdig. Obwohl ich keinen Kontakt zum Himmel habe, kommt mir jetzt spontan das folgende Zitat in den Sinn:

          "Ich weiß nicht, wohin Gott mich führt; aber wenn er diese Richtung beibehält, schlage ich vor, dass er allein weitergeht"
          (Bruno Bettelheim)

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            #6
            Hallo Hartmuth,

            anbei eine Literaturstelle:

            Höheres Darmkrebsrisiko durchProstatakrebs-Therapie

            PZ / Eine antiandrogene DauerTherapie bei Prostatakrebs kann das Risiko für Darmkrebs
            erhöhen. Das ergab eine Datenauswertung von mehr als 100 000 Patienten, die nun im
            »Journal of the National Cancer Institut« (doi: 10.1093/jnci/djq419) veröffentlicht wurde.
            Danach stieg die Darmkrebs-Inzidenz von 3,7 pro 1000 Personenjahre bei Männern ohne
            Hormontherapie auf 4,5 bei Männern, die mit Gonadotropin-realeasing-Hormon-Agonisten
            (GnRH-Agonisten) behandelt wurden, und sogar auf 6,3 bei Männern, bei denen eine
            Entfernung der Hoden vorgenommen wurde. Bei den mit GnRH-Agonisten behandelten
            Patienten ließ sich zudem eine Dosis-Abhängigkeit der Risikoerhöhung feststellen. Nach
            Bereinigung der Daten ergab sich eine relative Risikoerhöhung von etwa 30 Prozent bei
            einer Behandlung mit GnRH-Agonisten und knapp 40 Prozent bei einer Entfernung der
            Hoden.

            Pharmazeutische Zeitung 155. Jahrgang 18.11.2010 Seite 4322 Meldungen
            http://www.pharmazeutische zeitung.de/index.php?id=35949&no_cach...

            mfg
            Herbert
            Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die Du nicht trägst. (Simbabwe)

            Kommentar


              #7
              Hallo Silvia,

              nur zur Bestätigung dessen, was Ralf Dir über eine OP nach Strahlentherapie (Salvage-OP) erläutert hat: Ich kenne nur einen Urologen (Uniklinikum Aachen), der bereit ist, eine Salvage-OP durchzuführen. Dieser Urologe hat bei mir nach der Strahlentherapie eine HR-Plastik mit Mundschleimhaut eingesetzt. Mein Strahlentherapeut hatte mich vorher gewarnt, daß auch Jahre nach diesem Eingriff noch Wundheilungsstörungen auftreten können. Aber ich hatte nicht die Wahl, eine OP zu umgehen. Bisher ging alles gut - hoffentlich bleibt das so.

              mfg
              Herbert
              Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die Du nicht trägst. (Simbabwe)

              Kommentar


                #8
                Zitat von HerbertK Beitrag anzeigen
                Hallo Hartmuth,

                anbei eine Literaturstelle:

                Höheres Darmkrebsrisiko durchProstatakrebs-Therapie

                PZ / Eine antiandrogene DauerTherapie bei Prostatakrebs kann das Risiko für Darmkrebs
                erhöhen. Das ergab eine Datenauswertung von mehr als 100 000 Patienten, die nun im
                »Journal of the National Cancer Institut« (doi: 10.1093/jnci/djq419) veröffentlicht wurde.
                Danach stieg die Darmkrebs-Inzidenz von 3,7 pro 1000 Personenjahre bei Männern ohne
                Hormontherapie auf 4,5 bei Männern, die mit Gonadotropin-realeasing-Hormon-Agonisten
                (GnRH-Agonisten) behandelt wurden, und sogar auf 6,3 bei Männern, bei denen eine
                Entfernung der Hoden vorgenommen wurde. Bei den mit GnRH-Agonisten behandelten
                Patienten ließ sich zudem eine Dosis-Abhängigkeit der Risikoerhöhung feststellen. Nach
                Bereinigung der Daten ergab sich eine relative Risikoerhöhung von etwa 30 Prozent bei
                einer Behandlung mit GnRH-Agonisten und knapp 40 Prozent bei einer Entfernung der
                Hoden.

                Pharmazeutische Zeitung 155. Jahrgang 18.11.2010 Seite 4322 Meldungen
                http://www.pharmazeutische zeitung.de/index.php?id=35949&no_cach...

                mfg
                Herbert
                Diese Art von Fliegenbeizählerei finde ich wenig hilfreich. Selbst wenn man hier einen Zusammenhang vermuten dürfte: Es wäre dies kein Metastsierungsphänomen. Bei Darmkrebs handelt es sich um keinen Prostatakrebs im Darm. ADT ist kein Honigschlecken und kann vielerlei Nebenwirkungen haben. Aber es ist noch immer die wirksamste Therapie gegen PK-Metastasen. Da ist die Studienlage eindeutig.
                Grüße
                Hartmut

                Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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                  #9
                  Hallo Herbert,

                  dass dieser: http://www.pharmazeutische zeitung.de/index.php?id=35949&no_cach...

                  Link nicht aufgehen kann, wenn man die pharmazeutischezeitung in pharmazeutische zeitung trennt, hättest Du doch schon bei der Eingabekontrolle bemerken müssen. Ansonsten ist der Inhalt der in Rede stehenden Seite auch für mich wenig überzeugend.

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                    #10
                    Danke, Herbert, dass Du uns allen mal wieder gesagt wurde, wo es richtig lang geht. Reinardo

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                      #11
                      Lieber Reinhard,

                      eine neue Variante von Dir, etwas charmant zu unterstreichen. Das ist es, was ich fürderhin am liebsten von Dir lesen würde. Ein Reinardo im neuen Gewand, leicht ironisch und doch zutreffend

                      "Der Wunsch, klug zu erscheinen, verhindert oft, es zu werden"
                      (Francois de La Rochefoucauld)

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