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    Schwierige Entscheidung

    Liebe Kollegen!

    Schon wiederholt habe ich über meinen Bruder berichtet, dessen Erkrankung nach wie vor einen sehr ungünstigen Verlauf nimmt.

    Nach OP (09), Rezidiv-Bestrahlung (10) und Hormonblockade bis Okt.11 wurde nun per PET-CT eine Metastase im Iliosakralgelenk festgestellt.
    Beängstigend ist der außergewöhnlich rasche PSA - Anstieg:
    25.04. 1.4
    29.05. 3.8
    14.06. 6.95

    Er steht nun vor der Entscheidung, die Metastase bestrahlen zu lassen oder eine erneute Hormonblockade zu beginnen, evtl. beides gleichzeitig.

    Ist es überhaupt denkbar, dass eine einzelne Metastase einen derart rasanten PSA - Anstieg verursacht?

    Ist es denkbar, dass eine umfangreiche Mikro - Metastasierung ursächlich ist?
    Diese Vermutung wird allerdings durch die Tatsache abgeschwächt, dass die PET-CT-Untersuchung mit modernster Technik in Heidelberg durchgeführt wurde.

    Ich bitte um Meinungen und evtl. Empfehlungen.
    Grüße
    Helmut

    (Was ich persönlich nie verstanden habe, ist die allgemeine Empfehlung, dass man Metastasen erst bestrahlt, wenn sie Beschwerden machen. Es ist doch davon auszugehen, dass sie ihrerseits weiter streuen!?!)

    #2
    Hallo Helmut.

    Ist das Krankheitsprofil Deines Bruders hier gespeichert?

    Der PSA-wert ist nicht immer gleichbedeutend mit Masse/Volumen von Krebs. Wenn nach Abbruch der Hormonbehandlung der PSA.Wert schnell steil ansteigt, dann signalisiert das nicht ein entsprechend schnelles Krebswachstum sondern nur die Wiederherstellung des PSA-Markers auf seinen "wahren" Wert. Das heisst, auch unter Hormontherapie hatte Dein Bruder zuletzt ein Krebsvolumen, dass einem PSA von 6.95 (+) entsprach.
    Es gibt Wissenschaftler, welche die These vertreten, dass Metatasen nicht metastasieren, dass jede Metastase ihren Urspung im Muttertumor hat und dessen genetische Werte mitnimmt. Die Quelle kann ich Dir mitteilen.
    Wenn das Pet CT eine Metastase angezeigt hat, scheint es sinnvoll, diese zu bestrahlen oder chirurgisch zu entfernen, falls dies möglich ist. Als weitergehende Behandlung wird eine erneute Hormontherapie zu kurz greifen, wird nur durch PSA-Abfall trügerische Beruhigung bringen. Die Leitlinien sehen als weiterführenden Behandlungsschritt die Taxotere-Therapie vor.
    Was sagen denn die Ärzte?

    Gruss und Deinem Bruder alles Gute, Reinardo

    Kommentar


      #3
      1. Die Theorien dazu, ob Metastasen streuen können oder nicht sind diffus. Man kann keine definitive Aussage dazu treffen.
      Im Tiermodell können Metastasen metastasieren, d.h. wenn Sie Tumorzellen aus einer Metastase eines Tiers einem anderen Tier spritzen, wachsen im anderen Tier auch Metastasen.

      2. Metastasen bestrahlt man in der Regel, wenn Sie Symptome machen oder drohen solche zu verursachen (z.B. bei Knocheninstabilität, Nervenkompression, etc.)
      Eine Metastase im Ileosakralgelenk kann man sicherlich gut bestrahlen und kann sehr oft zu Beschwerden (Schmerzen) führen, da dort eine Menge Nerven verlaufen.

      3. Der Weg die Metastase zu bestrahlen und den PSA-Verlauf abzuwarten, ehe man mit einer weiteren Hormon- oder Chemotherapie beginnt ist sicherlich machbar. Vermutlich ist diese eine Metastase nicht die einzige Aktive im Körper, wenn man den PSA-Verlauf anschaut. Allerdings kann es auch sein, dass der PSA-Wert nach der Bestrahlung abfällt und erst nach einigen Monaten steigt, womit Ihr Bruder einige zusätzliche Monate ohne Hormon- oder Chemotherapie "gewonnen" hat. Wenn man diesen Weg geht, sollte man sicherlich den PSA-Wert kontrollieren, z.B. alle 2 Monate.

      4. Eine umfangreiche Mikrometastasierung ist sehr gut möglich, auch wenn das PET-CT diese nicht gezeigt hat. Eine PET-CT sieht nur Tumorzellverbände oder "Cluster" um etwa eine Million Zellen, alles darunter bleibt unentdeckt bis es die entsprechende Grösse erreicht hat.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

      Kommentar


        #4
        Hallo Helmut,

        schade, dass nur die PET/CT gemacht wurde. Bei einer Kombi z.B. C11 oder F18, FDG, wären einige wertvolle Rückschlüsse aus dem SUV früh/spät zu entnehmen. Aber so ist das einmal im small budget Gesundheitssystem.

        Ist es überhaupt denkbar, dass eine einzelne Metastase einen derart rasanten PSA - Anstieg verursacht?
        Ja, es ist. Bei mir bei knapp 12mm Größe der M. und einem SUV Wert früh 4,2, spät 4,8. fast gleicher PSA Verlauf/Ergebnis.

        Da die derzeitige Lehrmeinung bei Metastasierung die Tumorlast nicht berücksichtigt, sondern lediglich den unheilbar systemischen Krankheitsverlauf palliativ angeht, bleibt es dem mündigen Betroffenen überlassen, sich zu bewegen.

        Wenn die Metastasen keine Schmerzen und Symptome machen, blieben diese unbehandelt, wenn es der Betroffene nicht besser weiß.

        Ich hoffe, dass diese Ausführung keinen Schock verursacht.

        Als lebensverlängernde Maßnahme gilt bei Einzelmetastasen immer noch der Grundsatz der Tumorlastsenkung und damit auch Reduzierung abgesiedelter Mikrometastasen.

        @Daniel Schmidt schrieb:

        1. Die Theorien dazu, ob Metastasen streuen können oder nicht sind diffus. Man kann keine definitive Aussage dazu treffen.
        Im Tiermodell können Metastasen metastasieren, d.h. wenn Sie Tumorzellen aus einer Metastase eines Tiers einem anderen Tier spritzen, wachsen im anderen Tier auch Metastasen.
        Es gibt mittlerweile genügend wissenschaftliche Publikationen, die sich mehr und mehr verdichten und auch schon hier im Forum diskutiert wurden, welche für die Metastasierung und Resistenzbildung die Tumorstammzellen im Verdacht haben.

        In Tiermodellen wurden Metastasen von Menschen nach Mäusen und Kaninchen transferiert und für Versuchszwecke des weiteren Metastasierungsverhaltens beforscht.

        Das dürfte ein kleiner Unterschied sein.

        Vielleicht könnten Sie uns aus ihrem Fundus der hypoxischen Bestrahlung, der oxygenierten Bestrahlungsmöglichkeiten, einer Strahlensensibilisierung durch Stoffwechseländerung, Erfahrungen mit Hyperthermie im Verbund mit RT etwas ausführen.

        Ich glaube, dass es von allgemeinem Interesse derjenigen wäre, die eine hohe Nutzenerwartung an der Bestrahlung haben, aber auch der RT zu höheren Erfolgsraten verhelfen könnte.

        Freundliche Grüsse
        Hans-J.
        Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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          #5
          Hallo,
          nützt es eine PET CT zu machen, wenn schon DHB angefangen wurde ?
          Gruss CArmen
          http://www.myprostate.eu/?req=user&id=441

          Kommentar


            #6
            Danke für die engagierten Antworten!

            @Reinardo:

            Dein Hinweis, dass der außergewöhnlich rasche PSA - Anstieg nicht zwangsläufig ein entsprechend schnelles Krebswachstum bedeuten muss, sondern als Wiederherstellung der durch die Hormonblockade überdeckten "echten" Situation zu verstehen ist, klingt interessant und entschärft die Befürchtung, dass es sich um einen besonders aggressiven Progress handelt. Ob die Gesamtsituation deshalb nennenswert günstiger zu bewerten ist, bleibt offen.

            Der Urologe meines Bruders hat gute Verbindungen nach Heidelberg und möchte ihn unbedingt in das neue PSMA - Programm bringen, obwohl die Heidelberger dies nach der erfolgten PET-CT zunächst abgelehnt haben. Die Wartezeit (inzwischen 9 Monate!) soll durch eine erneute Hormonblockade und Knochenschutz überbrückt werden.
            (Das Profil meines Bruders ist im Forum nicht hinterlegt.)


            @Daniel Schmidt:

            Die Tatsache, dass man beim heutigen Stand der Krebsforschung nicht mit Sicherheit weiß, ob Metastasen ihrerseits metastasieren oder nicht, ist schwer verständlich, muss aber offensichtlich akzeptiert werden.

            Eine Metastase im Ileosakralgelenk kann man sicherlich gut bestrahlen und kann sehr oft zu Beschwerden (Schmerzen) führen, da dort eine Menge Nerven verlaufen.
            Um Missverständnisse auszuschließen: Was kann zu Beschwerden führen, die Metastase oder die Bestrahlung?


            @Hans-J

            Berücksichtigt Deine Einschränkung, dass "nur" eine PET-CT gemacht wurde, die Tatsache, dass es sich um das neue PSMA - Programm handelt?

            Zitat:
            Die neue Substanz, eine Entwicklung der Abteilung Radiopharmazie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Kooperation mit den Nuklearmedizinern des Universitätsklinikums, zeichnet sich durch eine höhere Treffgenauigkeit als gängige radioaktive Kontrastmittel (Radiopharmaka) aus. Sie bindet ausschließlich an das Eiweiß PSMA (Prostata-spezifisches Membran-Antigen), das in Prostatakarzinomen und ihren Metastasen in bis zu zehnmal höherer Konzentration als in gesundem Gewebe gebildet wird. Je aggressiver der Tumor, desto mehr PSMA und damit mehr Bindungsstellen für das neue Radiopharmakon tragen die Tumorzellen an ihrer Oberfläche

            Die Vorgänge, die zu einer Metastasierung führen scheinen äußerst komplex zu sein.
            Die Hypothesen zur Existenz und Beteilung von Tumorstammzellen sind Neuland für mich, was bedeutet, dass ich mich damit beschäftigen muss.

            Ein "mündiger" Patient zu sein, wird zur Vollzeitbeschäftigung!

            Grüße Helmut

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