Tumorvolumen 90%, kontrolliertes abwarten, oder sofort handeln ?

[Jhomel]

Hallo,
bin 67, und vor 6 wochen wurde bei einer Biopsie in 2 nebeneinander liegenden Stanzen (von 16) ein Tumorvolumen
von 90% festgestellt.
Die weiteren Werte:
Malignitaetsgrad G-2
Gleason Score:3:3
Karzionom:T1c
PSA:3,6 (vor 1 Jahr PSA:3,2)

Mein Urologie meinte ich habe hoechstens noch 3 Monate, bevor der Tumor durchbricht, und
empfahl sofortige Roboter assistierte radikale Prostatektomie.
Mein 2. Urologe empfahl abzuwarten und vorerst alle 3 Monate PSA Werte zu kontrollieren.
Bei drastischem Anstieg sofort LDR Brachy Therapie.

Hat jemand Erfahrungen oder Empfehlungen ?

Vielen Dank
Gruss Juergen

[BurgerH]

Hallo Juergen,

die S3-Leitlinien empfehlen Active Surveillance nur, wenn das Tumorvolumen je Stanze < 50% ist!

Gruß

Hansjörg Burger

[Jhomel]

Hallo Hansjoerg,

die S3 Leitlinien waren mir bekannt, und meinen 2.Urologen (Strahlentherapeut) habe ich gezielt
darauf angesprochen, dennoch empfahl er mir die Active Surveillance.
Kann vielleicht die Lage der entsprechenden Stanzen noch ein kriterium sein ?
Beurteilung der Stanzen:
Prostatastanzzylinder in beiden Zylindern der Fraktion VIII (links basal)mit einem maessig differenzierten invasivem
Adenokarzinom (Tumorvolumen 90%) (I-VIII)
Gruss Juergen

[BurgerH]

Hallo Juergen,

ich glaube nicht. Die Leitlinien sind da eindeutig: Tumorvolumen in jeder Stanze < 50%!

Ganz vorsichtige machen vor einer AS eine Rebiopsie, um ganz sicher zu sein, dass sie die Kriterien erfüllen. Das wurde sowohl auf dem EAU 2011 in Wien als auch auf dem AUA 2012 in Atlanta diskutiert.

Gruß

Hansjörg Burger

Gruß

Hansjörg

[Daniel Schmidt]

Ich wäre auch mit AS vorsichtig in einer solche Situation.

Eine MRT der Prostata könnte mehr Informationen zum Tumorsitz & Volumen liefern.

[Hajoke]

Hallo Juergen,
ich würde an Deiner Stelle den Hinweisen von Daniel Schmidt folgen und mich schon mal mit der Seedimplantation-Therapie zur Behandlung eines frühzeitig erkannten PCa beschäftigen.Wenn die Prostatagröße noch unter 50 cm3 liegen würde, dann kann ich Dir diese nebenwirkungsarme Therapie nur empfehlen.
Weiteres siehe: www.brachtherapie.de
Gruß
Hans-Joachim

[Jhomel]

Hallo ,
vielen Dank fuer Eure Informationen.
Gehe fuer ca.9 Monate ins Aussereuropaeische Aussland
und nach nochmaliger Ruecksprache mit meinem Urologen lasse ich dort alle 3 Monate meinen PSA wert checken.
Sollten sich die werte drastisch verschlechtern, lasse ich mich hier sofort behandeln.
ansonsten werde ich in 9 Monaten wieder Berichten.
Nochmals Vielen Dank.
Gruss Juergen

[Hvielemi]

Gehe fuer ca.9 Monate ins Aussereuropaeische Aussland
und nach nochmaliger Ruecksprache mit meinem Urologen lasse ich dort alle 3 Monate meinen PSA wert checken.
Sollten sich die werte drastisch verschlechtern, lasse ich mich hier sofort behandeln.
ansonsten werde ich in 9 Monaten wieder Berichten.

Hallo Jürgen

Dein PSA-Anstieg von 3.2 auf 3.6 (gleiches Labor?) innerhalb eines Jahres bedeutet eine Verdoppelungszeit von 71 Monaten, also knappe 6 Jahre.
Du möchtest wohl wie jedermann gerne etwa 90 Jahre alt werden. Bei der jetzigen (mit nur zwei Messungen recht unsicheren) Dynamik würde das auf rund vier Verdoppelungen hinauslaufen, also
von 3.6 auf ca. 7.5 - 15 - 30 - 60.

Das würde aber voraussetzen, dass Dein Krebs sich an die Spielregeln für "Haustiere" hält und nicht einen aggressiveren Stamm entwickelt. In neun Monaten wird der PSA bei gleichbleibender Dynamik noch nicht bei 4 liegen. Mit einer 3-Monatigen Kontrolle wirst Du die Entwicklung im Griff haben.
Ein Problem allerdings ist, dass sich die Werte im Ausland kaum mit jenen Deines Labors zuhause vergleichen lassen. Eine Abweichung von +/- 20% wird bei der ersten Messung zu berücksichtigen sein. Ich würde daher unmittelbar vor der Abreise und dann wieder sobald Du an Deinem Reiseziel bist, je eine Messung machen lassen, um die neuen Werte mit den bisherigen ins Verhältnis setzen zu können.

Diese 3-Monats-Durchbruch-Panik des ersten Urologen war wohl etwas alarmistisch, aber mittels MRT die Lage des Tumors festzustellen, wäre schon sinnvoll, bevor Du Deine Reise antrittst. Je mehr Du von deinem Krebs weisst, umso besser können Du und Deine Ärzte die Sache abschätzen.
Ungemütlich bleibt diese Abwartende Beobachtung auf alle Fälle.

Ich wünsche Dir starke Nerven und eine erfolgreiche Mission auf fernem Kontinent.

Hvielemi